Flügel restaurieren von 1890

Sehe ich auch so. Die Choire nach Gerät zu stimmen funktioniert nicht. Nicht einmal mit den teuren Geräten. Das klappt lediglich in der obersten Diskantoktave.
Vorweg: Ich hab vom Klavier stimmen so gut wie keine Ahnung, aber sollte nicht das Abgleichen der drei Saiten (vorausgesetzt alle anderen Saiten sind abgedämpft und eine der drei ist bereits "richtig" gestimmt) eine der wenigen Vorgänge sein, bei dem man ein Stimmgerät verwenden kann? Und wieso ausgerechnet im oberen Diskant, wo das doch oft außerhalb des typischen Tonumfangs eines Stimmgeräts liegt?
Vielleicht kann das jemand erklären / begründen?
Ich hätte erwartet dass es wenn schon für die Mittellage funktioniert und für den tiefen Bass sowie auch den hohen Diskant schlecht bis gar nicht. Dass man die unterschiedlichen Töne untereinander nicht nach Stimmgerät stimmen kann ist mir klar, da eine Klavierstimmung ja bekanntlich nicht nach vorgegebenem mathematischen Schema erfolgt.
 
aber sollte nicht das Abgleichen der drei Saiten (vorausgesetzt alle anderen Saiten sind abgedämpft und eine der drei ist bereits "richtig" gestimmt) eine der wenigen Vorgänge sein, bei dem man ein Stimmgerät verwenden kann? Und wieso ausgerechnet im oberen Diskant, wo das doch oft außerhalb des typischen Tonumfangs eines Stimmgeräts liegt?
Vielleicht kann das jemand erklären / begründen?

Wieso vorausgesetzt, dass eine der drei Saiten bereits "richtig" gestimmt ist? Der Gedanke war doch, dass man alle drei Saiten stumpf nach Gerät stimmt. Funktioniert aber nicht, weil die Inharmonizität der drei Saiten unterschiedlich ist. Das Gerät sucht sich einen (oder mehrere) Teiltöne der Saite aus, nach dem es sich richtet. Wenn aber dieser Teilton bei allen drei Saiten unterschiedliche Frequenzen hat, dann schwebt es hatl.

Dass man die unterschiedlichen Töne untereinander nicht nach Stimmgerät stimmen kann ist mir klar, da eine Klavierstimmung ja bekanntlich nicht nach vorgegebenem mathematischen Schema erfolgt.

Doch, voll mathematisch. Ein Stimmgerät benutzt man gerade dafür, nicht für die Chorreinheit.

In den letzten Diskanttönen funktioniert das mit der Choirreinheit nach Gerät deswegen, weil die höheren Teiltöne in einem Bereich liegen, den das Ohr eh nicht mehr so gut wahrnimmt. Das höchste A hat z.B. 3.520 Hz. Dessen vierter Teilton liegt da ja schon bei 14.080 Hz. Wenn nun der jeweils vierte Teilton von allen drei Saiten unterschiedlich ist, fällt das nicht mehr so auf. Und Profi Stimmgeräte haben eigentlich keine Probleme in dem Bereich.
 
Ok ihr habt ja recht. Ich hab den Druckstab unter dem Kapodaster genauer ausgerichtet und nochmal nachgestimmt. Erst zwei Saiten zusammen und dann alle drei.
Ist es jetzt besser?

View: https://youtu.be/XDjlWAiKjBs
 
Bis auf den 8. Ton sind alle unsauber. Der 8. ist am ruhigsten, aber von der Tendenz her so gestimmt, dass er nicht aufgeht, sondern klanglich nach dem Anschlag zu macht.

Hörst Du das, dass die ersten 7 wabbern?
 
Ich höre es schon, aber es geht nicht besser, ein bisschen "wabbelt" es immer, das ist ja auch normal.
 
Sehen das alle so? ich meine natürlich hat der Ton eine gewisse Schwingung (wabbeln), das ist doch normal. Beim 8ten Ton ist die dritte Saite vom Stimmkeil abgedeckt. Das alle nicht gut gestimmt sind kann ich kaum glauben. Ich werde mal einen Profistimmer fragen, er kommt nächste Woche.
 

Bis auf den 8. Ton sind alle unsauber. Der 8. ist am ruhigsten, aber von der Tendenz her so gestimmt, dass er nicht aufgeht, sondern klanglich nach dem Anschlag zu macht.

Hörst Du das, dass die ersten 7 wabbern?


Naja, viellicht die Wirbel derart reingedonnert daß sie knacken - da ist ne ordentliche Stimmung natürlich schwierig.

LG
Henry
 
Ich habe ein absolut mießes Gehör und frage mich ständig, was der Stimmer denn da noch macht, weil es für mich bereits gut klingt. Aber das hier höre sogar ich (extrem ist 5 und 7 und ganz schlimm ist der Akkord).
Sorry, aber wenn ich das schon höre, dann muss die Stimmung wirklich sch... sein. :-)

Bei Deiner Einspielung habe ich es jedoch nicht so wahrgenommen.

eine gewisse Schwingung (wabbeln), das ist doch normal
Auch wenn ich davon keine Ahnung habe würde ich sagen: Nein. Ab und zu habe ich auch schon einzelne Chöre rein gestimmt und gemerkt, wie schwierig das ist und wie viel Übung das erfordert. Aber man bekommt es hin, dass ein Chor wie eine Saite klingt ohne (hörbar) zu schweben. Ist der Wirbel nicht richtig gesetzt und/oder die Saitenspannung nicht ausgewogen (klingender/nicht klingender Teil), reicht es schon 2x anzuschlagen, damit es wieder wabbelt.

Naja, viellicht die Wirbel derart reingedonnert daß sie knacken - da ist ne ordentliche Stimmung natürlich schwierig.
Dank Dir :teufel::teufel::lol:durfte ich ja kürzlich eine Saite wechseln. Da knackte es beim Stimmen durch die Reibung an den Agraffen. "Knack, zu hoch, Knack zu tief, knack knack knack....". Echt schwer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehen das alle so? ich meine natürlich hat der Ton eine gewisse Schwingung (wabbeln), das ist doch normal. Beim 8ten Ton ist die dritte Saite vom Stimmkeil abgedeckt. Das alle nicht gut gestimmt sind kann ich kaum glauben. Ich werde mal einen Profistimmer fragen, er kommt nächste Woche.
Wenn man den Ton ganz ohne Schwingung stimmt, dann klingt es bei manchen Instrumenten langweilig. Aber die Schwingung darf auf keinen Fall wabbeln. Als Wabbeln empfindet man es, wenn die Schingung eine Periode von deutlich kleiner als eine Sekunde hat. Das heißt, es wabbelt pro Sekunde mehrfach auf und ab. Angenehm ist es, wenn die Periode mehrere Sekunden lang ist. Das heißt, der Ton ist nicht starr, sondern verändert sich. Die Periode ist aber so lange, dass man kein Wabbern hört.

Auf diese Art kann man dann einen Chor so stimmen, dass der Ton nach dem Anschlag zu geht oder, was ich bevorzuge, dass er aufgeht und strahlt.

Liebe Grüße
Martin
 
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Dank Dir :teufel::teufel::lol:durfte ich ja kürzlich eine Saite wechseln. Da knackte es beim Stimmen durch die Reibung an den Agraffen. "Knack, zu hoch, Knack zu tief, knack knack knack....". Echt schwer.

Die Saite hätt ich Dir schon eingezogen wennst Dich bis zum Sommer geduldet hättest.
Sollte es tatsächlich an der Agraffenführung liegen, hilft ein Tropfen Protec dazwischen.
Knacken allerdings die Wirbel, wird´s schwierig - die kannst dann nur so lange drehen bis es passt.

LG
Henry
 
Danke @Tastenscherge für die Erklärung, mir war es nicht klar, dass die unterschiedlichen Schwingungseigenschaften der einzelnen Saiten das ursächliche Problem sind und hatte nur in Erinnerung dass bestimmte Intervalle gespreizt bzw. die ganze Stimmung irgendwie gestreckt wird. Heißt das also, dass die verschiedenen Saiten eines Tones eigentlich gar nicht zwingenderweise exakt den selben Grundton haben?
 
Heißt das also, dass die verschiedenen Saiten eines Tones eigentlich gar nicht zwingenderweise exakt den selben Grundton haben?

Jein.

Die Saiten haben ja nicht nur einen Grundton, sondern auch noch Teiltöne. Das Ziel beim Stimmen ist es, alle 3 Saiten möglichst schwebungsfrei zu stimmen. Wenn nun bei allen 3 Saiten aufgrund von Inharmonizität die Teiltöne leicht unterschiedlich sind, dann "wabert" es irgendwo. Bei geringer Inharmonizität kein Thema. Bei großer Inharmonizität schon. Dann muss der Stimmer sich entscheiden, welche Teiltonpärchen (auf Kosten von anderen Teiltonpärchen) schwebungsfrei gestimmt werden sollen. Das hängt dann davon ab, welche Teiltöne besonders laut sind und welche mangelnden Übereinstimmungen der Pärchen besonders auffallen. Wenn man sich dann für einen höheres Teiltonpärchen entscheidet, dann dürften die Grundtöne der 3 Saiten tatsächlich etwas unterschiedlich sein.

Gitarrenstimmgeräte messen soweit ich weiß nur den Grundton. Übrigens: bei allen Profigeräten wird in der obersten Oktave auch nur noch der Grundton gemessen.
 
Übrigens: bei allen Profigeräten wird in der obersten Oktave auch nur noch der Grundton gemessen.

Die billigen Gitarrenstimmgeräte erfassen diesen Bereich auch garnicht mehr. Nur in diesem Fall geht es ja erst einmal darum eine halbwegs saubere Mitte zu schaffen und da langen diese Billigdinger erst einmal - freilich, eine perfekte Stimmung wird es keinesfalls, aber zumindest besser als des greissliche Gejammer derzeit.

LG
Henry
 

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