Ist Tri-Sensor-Technik für ein E-Piano unerlässlich?

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Floppy

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18. Feb. 2017
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Hallo,
ich bin fortgeschrittener Anfänger und habe bisher auf einen richtigen Klavier gespielt. Nun ist es leider weg und ich stehe kurz vor der Anschaffung eines E-Pianos.
Deswegen war ich heute in einem Klavierladen. Der beratende Verkäufer meinte, dass ein E-Piano eine Tri-Sensor-Technik braucht, damit es nicht wie ein Keyboard klingt (abhängig von der Anschlagstärke).

Könnt ihr das so bestätigen, oder war es eher ein Verkaufsargument, da die E-Pianos ca. 1.000 EUR mehr kosten.

Danke & Grüße
 
Kannst Englisch?


View: https://www.youtube.com/watch?v=2rZAPpHCjRo


Tri-Sensor hat nix damit zu tun, ob es wie ein Keyboard klingt oder sich wie ein Keyboard anfühlt.
Wie es klingt hängt von Tonerzeugung ab, wie es sich anfühlt hängt von Mechanik ab (Federn, Hebel, Widerstände). Das ist unabhängig von 1/2/3-Sensor.

Es geht darum, dass Du mit 3-Sensor schneller eine Taste repetieren kannst, weil Du die Taste nicht ganz hochkommen lassen musst, damit Du sie erneut anschlagen kannst. So wie bei einem Flügel auch.

Jedes Mittelklasse-Digi hat 3-Sensor. Dass es 1000 Euro mehr kostet hat nicht nur was mit diesem einen Feature zu tun. Auch viele andere Dinge sind dann ggf. klar schlechter.
Und diese Dinge zusammen lassen es dann eher wie ein Keyboard wirken als wie ein gutes Digi, welches eine Flügel-Mechanik nachempfinden soll und nicht eine Reihe von Knöpfen.
 
Theoretisch ist das ein Gimmick. Aufrechte Klaviere kommen normalerweise auch ohne spezielle Repetier-Mechanik und niemand stirbt deswegen. Wenn der Verkäufer also darauf herumreitet, dann vergißt er die Dinge, die viel wichtiger sind: zum Beispiel die Interaktion zwischen Tastatur und Pedal. Dort gibt es nämlich gewaltige Unterschiede zwischen Keyboard und digitalem Klavier.

Nun kommen wir zu den praktischen technischen Fallstricken, die überhaupt nichts mit Repetiergeschwindigkeit zu tun haben: Die Trennung zwischen Hammer und Dämpfer beim Klavier.

Der Hammer sorgt für den Ton, der Dämpfer stellt ihn wieder ab. Im Flügel arbeiten diese Mechanismen völlig unabhängig voneinander, abgesehen davon, daß sie natürlich an dieselbe Taste gekoppelt sind.

Ein Digital-Piano hat nur einen Note-Off-Sensor. Passiert die Taste diesen, ist der Ton unwiderruflich weg. Senkt man die Taste vorher wieder ab, passiert diese erneut den Note-On-Sensor, allerdings weiß das Digitalpiano nicht, wie schnell das passiert ist und wie laut der erneut angeschlagene Ton ist. In Konsequenz muß man also zwangsläufig einmal am Note-Off-Sensor vorbei, bevor man einen neuen Ton mit derselben Taste erzeugen kann. Denn die Tasten- (und Hammer-)Geschwindigkeit wird mittels Zeitmessung zwischen zwei Sensoren ermittelt.

Übertragen auf einen Flügel oder ein Klavier würde das heißen, daß der Dämpfer erst vollständig auf die Saiten absenkt werden muß, bevor ein neuer Ton angeschlagen werden kann. Natürlich das ist Unfug, denn erforderlich ist bloß, daß der Hammer zurückfällt, wo der Dämpfer sich gerade befindet, ist hingegen völlig egal, der wird eh wieder angehoben. Die einzige Frage ist also, wie hoch man mit der Taste muß und daraus ergibt sich dann die Repetiergeschwindigkeit.

Beim Digitalpiano hingegen stellt hingegen mit Hochnehmen der Taste den Ton ab, dann geht die Taste erneut runter, kommt man Note-On-Sensor weiter unten vorbei und erst dann gibt es einen neuen Ton. Deshalb klingt es wie ein Keyboard, denn daß eine Taste einen Dämpfer kontrolliert, interessiert auch kein modernes Digitalpiano.

Der dritte Sensor löst dieses Problem nicht, denn das besteht rein in der Software: Eigentlich müßte bei Passieren des Note-Off-Sensors und sofortigen erneuten Passieren des Sensors der Ton stehenbleiben, denn der Dämpfer ist wieder oben und Dämpfung passiert nicht in Nullzeit. Genauso ist es auch bei PC-Software, die das Problem mittlerweile gelöst hat. Beim Digitalpiano hingen ist der Ton weg und bleibt weg, egal was du im weiteren Verlauf mit der Taste anstellst.

Das Digitalpiano erwartet von dir, daß du beim Repetieren die Taste nicht ganz hochnimmst und nur am zusätzlichen dritten und am Note-On-Sensor vorbeiführst, um das Problem zu umgehen. Du mußt also zwingend eine dem Digitalpiano angepaßte Spieltechnik einsetzen, damit es nicht nach Keyboard (unrealistisch abgesetzte Töne) klingt. Das ist, was der Verkäufer dir vermitteln wollte.

Diese Spieltechnik solltest du dir aber beim langsamen Repetieren keinesfalls angewöhnen, wenn auch mal auf einem akustischen Instrument ohne Repetiermechanik (Klavier) spielen können willst. Du wirst also zwangsläufig mit dem "Keyboard-Klang" leben müssen, bis die Hersteller sich dazu bequemen die wirkliche Ursache beseitigen.

Fazit: Der dritte Tastensensor ist ein Hilfskonstruktion für einen Mangel in der Klangerzeugung von Digitalpianos, der dann mittels (meiner Einschätzung nach fehlerhafter) Spieltechnik umgegangen werden kann. Hochgeschwindigkeitsrepetitionen, die das Feature zwingend erforderlich machen, wirst du als Anfänger kaum ausführen.
 
Danke für Eure Antworten. Die Beiträge und das YT-Video haben mir sehr geholfen und mir gezeigt, dass ich falsch beraten wurde. Der Verkäufer bewarb die Unterschied zwischen den Single- zu Double-Sensor-Technik als Unterschied zwischen Double- zu Tri-Sensor-Technik. Sicher (hoffentlich) werde ich die Vorzüge derTri-Sensor-Technik irgendwann nutzen, aber bis da hin werde ich mir ein E-Piano mit zwei Sensoren kaufen. Ich habe das Yamaha YDP-142-R Arius ausgewählt, da es mir mein Klavierlehrer empfohlen hat und ich über dieses durchweg gute Tests gelesen habe.

Danke & Grüße
 
Es ist die alte Leier ;-), die unvermeidliche Frage, warum ein Digi?

Ich hätte beinahe eines gekauft, und bin jetzt mit einem Förster Flügel total glücklich.

Also, wenn es sich irgendwie ausgeht mit Platz und Budget, dann bitte ein akustisches Instrument, :heilig: idealerweise ein Flügel (ist nicht immer möglich...)
 
Es ist die alte Leier ;-), die unvermeidliche Frage, warum ein Digi?

Ich hätte beinahe eines gekauft, und bin jetzt mit einem Förster Flügel total glücklich.

Also, wenn es sich irgendwie ausgeht mit Platz und Budget, dann bitte ein akustisches Instrument, :heilig: idealerweise ein Flügel (ist nicht immer möglich...)
Ich weiß, der Ratschlag war nicht für mich. Es geht mich auch nichts an. Ich bin aber wirklich manchmal verblüfft.

Du hättest also beinahe ein Oberklasse Digi in der Größenordnung von 3000€ gekauft, Dich aber dann doch für einen schönen Flügel für <20.000€ entschieden. Das ist eine Anschaffung für's Leben. Da soll man nicht am falschen Ende sparen. Gratuliere dazu. Da kann ich mich ehrlich und ohne Neid ein weinig mit Dir mit freuen. Das ist etwas wirklich schönes.

Dir ist aber schon aufgefallen, dass Floppy ein DP in der Preisregion um 1000€ ins Auge gefasst hat? Das macht man normalerweise, wenn das Budget eben nicht mehr her gibt und in vielen Fällen gibt man bei so einer Anschaffung ohnehin mehr aus als man eigentlich dürfte. Dazu kommt, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, sich im Musik Salon des Nord Flügels akustisch auszutoben. Insofern ist es eher so, dass sich die Frage nach einem aktustischen Klavier oder Flügel bei vielen überhaupt nicht stellt. Gar nicht unvermeidlich.

In meinen Ohren klingt das in etwa wie "Ich hätte fast einen kleinen Hubschrauber gekauft, aber der neue LearJet ist einfach klasse. Der ist's dann geworden. Also falls es sich irgendwie ausgeht mit Platz und Budget..."

Ich weiß schon, dass Clavio ein Forum für die Upper Class ist. Es tut trotzdem weh, wenn man das immer wieder um die Ohren geschlagen bekommt. Besonders, wenn es so unschuldig daher kommt.

Für mich hat der Ratschlag in diesem Kontext durchaus etwas surreales und ich halte mich eigentlich nicht für unterprivilegiert.
:-(

Aber ich bin bestimmt heute nur etwas überempfndlich, weil am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist.

Nix für Ungut :blume:
Viel Freude mit dem neuen Flügel.
 
Ich weiß schon, dass Clavio ein Forum für die Upper Class ist. Es tut trotzdem weh, wenn man das immer wieder um die Ohren geschlagen bekommt. Besonders, wenn es so unschuldig daher kommt.

Der Luxus an einem Flügel ist nicht der Flügel an sich, sondern der Platz ihn aufzustellen. Zumindest hier in München und Umgebung;-)

Ansonsten muss ich Dir natürlich widersprechen, selbst ein Flügel der 40 k€-Klasse ist - über ca. 20 Jahre gerechnet - ähnlich teuer wie zu rauchen. Und das Laster findet man nicht nur in der "Upper Class".
 
Das mit dem Rauchen ist eh quatsch. Wenn man damit aufhört, hat man keinen Cent mehr, außer man legt das Geld wirklich konsequent zurück.
 
Das mit dem Rauchen ist eh quatsch. Wenn man damit aufhört, hat man keinen Cent mehr, außer man legt das Geld wirklich konsequent zurück.

Stimmt nicht ganz: Es reicht schon, wenn man nur einen kleinen Teil davon (10-99%) konsequent zurück legt. Schon hat man mehr Geld: So um die 120-20000€ in 10 Jahren :-)

Und gesünder ist es auch
 
Zuletzt bearbeitet:

Sry wenn das jemand in den falschen Hals gekriegt hat, das wollte ich wirklich nicht.
 
Sich über 40.000 € zu verschulden, nur um einen unerschwinglichen Luxusgegenstand zu erwerben, ist so ziemlich das Gegenteil von monetärer Disziplin.

Nachtrag: ;-), das ist natürlich eine spezielle Methode für Peter. Aber das mit dem 'unerschwinglich' gilt einfach nicht, falls ein Flügel DER Lebenstraum sein sollte, für den man bereit ist sich an anderer Stelle zu bescheiden. Und für den sollte man sich - besonders hier - auch nicht rechtfertigen müssen, zumal ein Flügel nach 20 Jahren auch nicht völlig wertlos wäre.

Alternativ kann man das Geld natürlich auch spenden... (Diesmal gleich mit ;-) )
 
Zuletzt bearbeitet:
Es müssen nicht 40.000€ sein, es gibt auch sehr gute gebrauchte Instrumente um relativ kleines Geld, aber ein Flügel kostet nun mal einen gewissen Betrag, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Die Mutter meines Schwagers nahm jedes Jahr einen Kredit, um in Urlaub zu fahren. Den stotterte sie bis zum nächsten Jahr ab, gespart hätte sie das Geld nie.

Alles eine Frage der Prioritäten. Ich staune sowieso immer wieder, wenn ich an einem Digi sitze, wie vergleichsweise gut die Dinger sind, auch die preisgünstigen. Deswegen bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, eines zu kaufen.
 
Ich lese jetzt schon längere Zeit in diesem Forum mit und möchte mich auch mal zu Wort melden.

In vielen Beiträgen findet man immer wieder, dass es das höchste Ziel ist ein akustisches Piano oder besser einen Flügel zu besitzen. Dem Digitalpiano haftet hier irgendwie etwas minderwertiges an.

Tja, bei mir war es nur umgekehrt. Ich hatte einen Flügel und habe diesen wieder verkauft und spiele mit großem Vergnügen ein Digitalpiano.

Der Grund, warum ich den Flügel wieder verkauft habe, war auch der Klang. Ich besitze nun leider kein so großes Haus, dass der Klang eines Flügels sich ungehindert und ohne Resonanzen ausbreiten kann. Ich hatte, um es mal technisch zu beschreiben, immer den Wunsch irgendwie mit dem Equalizer die Mittenbetonung des Flügels runter zu drehen und mehr Höhen rein. Ging aber leider nicht.

Auch der Pflegeaufwand, die sehr eingeschränkten Möglichkeiten die Höhe des Flügels und die Position der Pedale anzupassen, haben mir nicht gefallen.

Da es des Nachts auch mal vorkommt, dass ich nicht schlafen kann, kann ich jetzt mit dem Digitalpiano ohne Problem auch Nachts spielen. Wunderbar.

Klanglich gesehen empfinde ich das Digitalpiano auch um ein vielfaches besser als den Flügel. Entsprechende Lautsprecher vorausgesetzt. Die eingebauten Lautsprecher der Digis sind nicht so besonders, da soll man sich keiner Ilusion hingeben.

Mit dem Equalizer habe ich die Raumresonanzfrequenz von 125Hz kompensiert und damit kein Wummern mehr in diesem Bereich.

Ebenfalls mit dem Equalizer passe ich die Differenzen zwischen Kopfhörer und Lautsprecher an, sodass ich keine Umstellungsprobleme habe.

Mein Digi steht auf einem angepassten elektrisch höhenverstellbaren Bürotisch. Damit habe ich innerhalb von wenigen Sekunden Umstellzeit die Möglichkeit auch im Stehen zu spielen, wenn der Rücken sich mal wieder bemerkbar macht.

Die Pedalfunktion des Digis ist sehr gut gelöst, denn es handelt sich um ein "analog" arbeitendes Pedal, welches die "weiche" Benutzung des Pedals erlaubt. Die Simulation ist nahezu perfekt. Richtig toll wird es, wenn man Harpsichord spielt und das Dämpferpedal langsam los lässt. Dann bekommt man dieses typische Schnarren, wenn die Dämpfer sich langsam den schwingenden Saiten nähern und diese berühren. Perfekt!

Mit dem Piano-Designer habe ich mir auch das Piano so eingestellt, wie ich es mag. Da kann man so viele Feineinstellungen vornehmen! Als Beispiel sei nur genannt, die Umstellung zwischen Stretch-Tunning - User Mode - aus. Da erlebt man dann was Stretch-Tunning bedeutet. Auch die Möglichkeit mit verschiedenen Stimmungen zu spielen und diese zu erleben. Toll!

Ich brauche jedenfalls kein akustisches Piano mehr.
 
Darf man auch Modell und Marke des Digis erfahren?
 
Aber das mit dem 'unerschwinglich' gilt einfach nicht, falls ein Flügel DER Lebenstraum sein sollte, für den man bereit ist sich an anderer Stelle zu bescheiden.
Bei vielen Menschen mag dies stimmen, aber definitiv nicht bei allen. Es gibt nicht wenige Menschen, die definitiv keine Möglichkeit haben, sich den Traum vom Flügel zu erfüllen, egal wie sie sehr sich anstrengen.
 
Hallo Manuela, es ist ein FP-80 von Roland
 
@jujo, danke für die Antwort.

@DonMias, zum Glück träumen die meisten Menschen nicht von einem Flügel, weil sie nämlich überhaupt nicht Klavier spielen. Wenn man ausrechnet, was ein 2wöchiger Urlaub für 4 Personen kostet, so geht sich nach relativ wenigen Jahren ein Flügel der mittleren Preisklasse aus. Außerdem gibt es immer wieder geschenkte Flügel.

Bleibt das Platzproblem, das sich normalerweise nicht so schnell lösen lässt.

Summa summarum glaube ich, dass die Zahl der Menschen, die den ernsthaften, intensiven Wunsch nach einem Flügel haben und sie diesen Zeit ihres Lebens nicht erfüllen können, überschaubar ist. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, die Kinder sind aus dem Haus, vor 25 Jahren hatte ich ganz andere Prioritäten als einen Flügel.
 

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