Natürlich ändert sich Sprache (Musik ändert sich sogar noch viel schneller) - aber auch die Durchschnittsjugendlichen in meinem Umfeld benutzen erstaunlicherweise noch dieselben Buchstaben wie meine Großeltern. Würde man nämlich die Notation von Sprache ändern, könnte man irgendwann alte Texte nicht mehr lesen. Das Deutsche hat gegenüber dem globalen Englisch ein paar Eigenheiten - Umlaute beispielsweise. Selbst wenn wir die durch ae, oe und ue ersetzen würden, brächte das nichts. Da wir uns ja weiterhin mit den bestehenden Texten beschäftigen, müsste jeder die Umlaute so oder so lernen.
Also meine Großeltern schreiben ganz anders als ich, sowohl Rechtschreibung als auch Schreibschrift. Vergleiche doch mal die aktuelle vereinfachte Schulausgangsschrift mit dem Schriftbild aus 1930 oder so. Das ist schwer zu lesen (und meine Oma schreibt wie nen Laserdrucker) und das mag wie ein Nachteil wirken, aber die moderne Schrift und Rechtschreibung vereinfacht und homogenisiert doch immerns und das ist doch langfristig hilfreich.
Natürlich könnten meine Kinder lernen, wie die Oma zu schreiben. Nur wozu?
Geh mal bis zu Luther zurück.
* Über was hat er geschrieben? Viele Leute könnten nicht wenige seiner Sätze inhaltlich gar nicht mehr aus Anhieb deuten ohne eine entsprechende Ausbildung.
* Wie hat er syntaktisch geschrieben? Rechtschreibung mit vielen Dehnungs-Hs und seltsam anmutenden Silbenaufbau etc. Der Satzbau allgemein.
* Wie hat er darstellerisch geschrieben? Schriftbild...werden nahezu alle dran scheitern.
* Wie wurde es gedruckt? Alte Druckschrift...mach den Test, manche kommen damit ein wenig zurecht, viele nicht.
Und jede dieser Änderungen ist ähnlich weitreichend wie der Tausch von h gegen b in der Tonleiter.
Man wollte einfach vereinfachen. Und das ist aus meiner Sicht oft gelungen.
Das Bildnis "ganze Sprache austauschen" passt sowieso gar nicht. Ich will ja die Tonleiter jetzt nicht plötzlich mit Zahlen durchnummerieren oder mit chinesischen Schriftzeichen versehen und irgendein 36-er Tonsystem einführen oder sowas.
Das Gleichnis ist einfach unpassend und inhaltlich obendrein falsch.
In der Musik ist es ähnlich. Es ändert sich vieles, aber die Notation bleibt im Wesentlichen gleich. Dummerweise gibt es nun eine Menge bedeutender Musik, die nur mit dem H zu erklären ist. Aus dem Grund lernt sogar jeder amerikanische Musiker das H und seine Bedeutung. Und hat damit genauso wenig Probleme wie die angeblich überforderten deutschen Kinder.
Na dann haben wir uns bisher aber total missverstanden.
Eigentlich dachte ich, dass z.B. rolf und mick als Antworter auf meinen ersten Post dazu schreiben "das ist ja mal totaler Mist, das h braucht man wegen..."
Und da hätte ich dann etwas mehr erwartet als "haben wir schon immer so gemacht", "jetzt braucht man bes/bis und B-Dur" bzw. ändern die ihre Bedeutung. Das ist keine Gründe, das ist allenfalls Gewohnheit und Syntax.
Wenn dir das Schwierigkeiten bereitet, ist das natürlich bedauerlich. Aber noch lange kein Grund, das deutsche H aufzugeben.
Wow, da hast Du es mir jetzt aber gegeben. *schnarch*
Es ist übrigens auch total einfach Pfund in Kilogramm umzurechnen, ungefähr durch 2 teilen. Das kann jeder Affe.
Raketenwissenschaftler scheitern leider daran und werfen die Planetenforschung um Jahre zurück:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_Climate_Orbiter
Und auch dass man für Fuß zu Meter ungefähr durch 3 teilen muss weiß auch jeder deutsche Pilot. Das kannn sogar ein Erstklässler. Aber es gab dennoch genug Unfälle und beinahe-Unfälle dadurch.
Tsja...mentale Stolperfallen sind mentale Stolperfallen, Mr. Neunmalklug.
Nur mal zum Vergleich: Wenn ich die historisch gewachsene, aber auf den ersten Blick vielleicht unlogisch erscheinende Syntax einer Programmiersprache ändern will, werdet ihr Informatiker das ebenso lächerlich finden wie wir Musiker deinen Eifer, mit dem du hier für die Abschaffung des H plädierst.
Genau!
Also erst mal hast du mit dem "Genau" die Situation jetzt irgendwie nicht verbessert, dann auch dieses Programmier-Gleichnis ist falsch.
Programmiersprachen ändern sich andauernd.
Java 1.2 sieht massiv anders aus als Java 8, Generics, Annotationen, Default-Methoden ändern massiv, wie die Sprache aussieht und wie sie sich anfühlt. Als Nächstes kommen Module, man muss dann wirklich seine Programme anpassen, damit es funktioniert.
Bei Scala etc. muss man laufend seine Programme anpassen, weil neue Konzepte einzu halten.
Auch gestandene Sprachen wie Fortran oder C++ ändern sich, Fortran 77 sieht ganz anders aus als Fortan 95 und das beinhaltet inkompatible Änderungen.
Ganze Programmiersprachen werden aufgegeben z.B. Algol und Cobol, die mal sehr populär waren. Damit startet niemand mehr Projekte.
Von laufend inkompatiblen Bibliotheken mit API- und Konzept-Changes ganz zu schweigen, die massiv wichtig sind bei heutigem Programmieren.
Warum macht man das? Weil man vereinfacht und homogenisiert, damit man weniger Fehler macht und effektiver wird.
Im übrigen weiß ich, dass andre73 das H im Deutschen nicht abschaffen wird.
Auch das hast Du total missverstanden.
Mein Satz dazu war "man muss nicht jeden Quatsch verteidigen" - der historisch gewachsen ist. Das ist dann nämlich Ereiferung im Stil von "Untergang des Abendlandes, o Gott o Gott".
Und um das abzuschließen wäre ich einfach nur glücklich zu erfahren, warum das H im deutschen derart wichtig ist und man diesen Homogenisierungs- und Vereinfachungsschritt nicht gehen darf.
Da wäre ich schon glücklich ;)