Sitzen machen! (bei Kindern)

Ich weiß auch nicht, wie man von 1000€ im Monat eine 5-köpfige Familie ernähren kann, ohne arm zu sein. Davon gehen doch noch die Kosten für Miete, Nebenkosten, Telefon etc. ab. Selbst wenn ich die Kleidung nur über Flohmärkte und kik etc. kaufe, muss man doch schätzungsweise mindestens 300€ für Nahrungsmittel einkalkulieren oder nicht?

Man kann eine Zahl von 1000€ oder 2000€ nicht objektiv betrachten. Wie hier schon erwähnt wurde, hängen die Lebenshaltungskosten sehr stark von dem Ort ab, wo man wohnt (wir zahlen hier 1600€ Kaltmiete für ein freistehendes Haus von 125qm² und das ist auch nur so günstig (!), weil wir in einem Kaff ohne Supermarkt wohnen) . Nun kann man sagen, soll man doch woanders wohnen, aber so einfach ist es nicht, woanders sich eine Existenz aufzubauen und einen Job zu kriegen.

Ich möchte übrigens ausdrücklich sagen, dass ich die Stimmen hier - gerade auch fisherman, dessen Engagement und Mitfühlen man auch hier deutlich spüren kann - , die sich gegen ein Anspruchsdenken, gegen Forderungen nach dem Staat bei privaten Problemen, absolut verstehe. Aber wie Rose sagte: hier im Faden geht es doch um die Kinder. Und denkt ihr ernsthaft, dass die geschätzt auffälligen 20% der Grundschulkinder später gesunde starke Menschen werden, die dem Staat mit ihrer Arbeitskraft zur Verfügung stehen? Können wir wirklich etwas verlangen von Menschen, die schon früh von allen im Stich gelassen wurden? Und muss man deshalb das ganze Geld nicht in die frühe Ausbildung stecken und dafür sorgen, dass Kinder nicht benachteiligt werden? Was natürlich keiner tut, weil das erstmal kostet und die Früchte dieser Investition erst Jahre später zum Tragen kommen. Es ist z.B. ein Unding, dass Kinder aus Hartz4-Familien nichts für sich dazu verdienen können. Ihr verdientes Geld wird vom Familieneinkommen abgezogen. Allmählich scheint das aber durchzusickern und es ist beabsichtigt (oder schon gemacht?), zu versuchen, das zu ändern.

Ich habe übrigens auch in meiner Jugend die Blusen meiner Mutter in der Schule aufgetragen. Das war aber nicht so schlimm, denn die Einkommen waren doch sehr angeglichen. Aus meiner Sicht erheblich mehr als heute. Es gab nur wenige, die wirklich viel Geld hatten. Da war eher der Status, den die Eltern hatten (Handwerker oder Lehrer ....) ein Kriterium und nicht die finanzielle Situation.

Liebe Grüße

chiarina
 
Das kommt sicherlich auch auf die Einstellung der Menschen und wieviel Kraft sie haben. Was aber nicht heißt, dass am System alles gut ist. Hier ist es z.B. so, dass in dem Moment, wo Du Hartz-IV hast und sozusagen einen amtlichen Schein hast, bekommst Du neben der amtlichen Grundversorgung zusätzlich Zugang zu Lebensmittel von Tafel, Sozialtarif bei Rundfunkgebühr, Prozesskostenhilfe, Ermäßigung bei der Bibliothek, Ermäßigung bei Museen/Kinos/Konzerten, kostenlosem Instrumentalunterricht für die Kinder an der kommunalen Musikschule einschließlich Leihinstrument (Klavier eher weniger, aber Geige geht schon), kostenlosen Sportaktivitäten, Ferienausflüge usw. usw.

Diese "Mehrleistungen" hast Du nicht, wenn Du unter Extenzminimum bist, aber keinen Hartz Antrag stellst. Wenn man sich dennoch gegen Hartz-IV entscheidest, trotz Berechtigung, dann regelmäßig, weil man keine staatliche Vorgaben im Zusammenhang mit Hartz-Leistungen haben will (Bewerbungen schreiben, Kurse besuchen, 1-Euro-Jobs machen, umziehen usw.), weil die Armut vorübergehend ist, man ein Ziel hat und man nicht entmündigt werden soll oder sich verzetteln will.

Die andere Frage ist, welche von diesen Mehrleistungen werden von den Berechtigten wahrgenommen? Nicht selten scheitert z.B. der Besuch eines kostenlosen Geigenunterrichts daran, dass die Mutter nicht das Geld für die Busfahrt bezahlen kann oder will, um das kleine Kind zum Unterricht zu begleiten. Oder die Eltern sind nicht am Angebot interessiert.

Soweit ich mitbekommen habe, ist ein dauerhaftes Leben von Hartz-IV ein ziemlicher Vollzeitjob - da hockt man in Ämtern, füllt Formulare aus, holt Bankbelege ab, besucht diese und jene Kurse, wo alle wissen, dass sie zu nichts führen, fährt von einem Billigangebot zum Nächsten, und schon ist der Tag rum. Es ist ein Hamsterrad. Irgendwann mal resigniert man und gammelt nur zu Hause rum.

Sozialleistung wie Hartz-IV ist wichtig, weil jeder in eine Situation kommen kann, wo er unverschuldet in Not steht, wo er mit etwas Unterstützung da wieder selbst rauskommt, aber eben diese Unterstützung braucht. Das System sollte aber nicht so angelegt sein, dass den Menschen das Wegkommen erschwert wird.

Ob man mit einer 4-köpfigen Familie mit 1000 Euro im Monat auf Dauer klar kommt - das hängt ab. Solange man jung und gesund ist, kommt man auch mit ziemlich wenig klar, und zwar ohne dass man sich als arm oder elend fühlen muss. Das geht allerdings nur, weil man zu sich selbst Vertrauen haben kann, dass man - auch wenn man auf die Nase fällt - irgendwie wieder aufstehen kann oder vom Staat oder sonstwen aufgefangen wird. Es ist auch gefühlsmäßig ein Unterschied, ob die Familie mit 1000 Euro im Monat lebt, aber weiß, dass im Notfall ein Auffangmöglichkeit da ist (z.B. Sparkonto, einspringende Verwandte) - oder ob man Angst haben muss, dass man dann im Notfall aus der Mietwohnung fliegt samt Kinder.

Es ist aber traurig, wenn Firmen bei den Bewerbungen Jugendliche aus "sozial schwachsen" Stadtteilen schon wegen der Adresse aussieben, bevor sie sie überhaupt individuell kennen gelernt haben. Es ist nicht unbedingt das fehlende Geld, es ist die in der heutigen Gesellschaft allzuoft damit verbundenen Perspektivlosigkeit und die Zukunftsangst, was kaputt machen.

Um zum Thema Instrumentalunterricht zurückzukommen. Es gibt immer wieder Pläne, wonach Hartz-IV beziehende Instrumentallehrer im Rahmen der Wiedereingliederungsmaßnahme verpflichtet werden sollten, sozial schwachen Kindern im Rahmen des Bildungspaketes Unterricht zu geben. Im Klartext bekommen sollen die Hartz-IV-Kinder kostenlosen Unterricht vom Staat finanziert werden, dafür sollen "arbeitslose" qualifizierte Instrumentallehrer zu Hartz-IV-Tarif unterrichten. Da frage ich mich schon: warum wird kein System geschaffen, wo diese Instrumentallehrer wenigstens die Summe nicht als Sozialleistung sondern als normales Honorar als freie Mitarbeiter oder Angestellte ausgezahlt bekommen?

Hallo Lotusblume

Deine Einwände sind berechtigt.
Alleine das Beispiel der Tafeln zeigt auf in welchem Dilemma der Sozialstaat steckt.
Einerseits ist es für viele überlebenswichtig , ihre Mahlzeiten über die Tafel bestreiten zu können.
Andererseits entlassen wir den Staat aus der Verpflichtung, Sorge zu tragen das niemand hungern muss.

Es funktioniert nur über Hilfe zur Selbsthilfe.
Wenn ich möchte das Menschen einen Weg aus der Resignation finden, muss ich sie stärken,indem ich Wege aufzeige.

Was das Einkommen von Menschen betrifft,habe ich eine ganz persönliche Ansicht.
Unternehmen die Gewinne machen weil sie nur geringe Stundenlöne zahlen,haben keinerlei wirtschaftliche Berechtigung.
Menschen wollen und sollen für ihre Tätigkeit angemessen entlohnt werden.
Und dies in einem Umfang der staatliche Unterstützung unnötig macht.
 
[...]Ich habe übrigens auch in meiner Jugend die Blusen meiner Mutter in der Schule aufgetragen. Das war aber nicht so schlimm, denn [...]

Mach mal n PIC klar, chiarina :D

Komm, die sahen doch bestimmt nicht schlecht aus, oder ? So mit eingearbeitetem Schnürmieder ?? :D:D

Ihr wart da ja offener, als die Wessis. Oder ? :D

LG, Olli !
 
verarmte Kinder einerseits und Mitleid mit Steuerverbrechern oder Steuerflüchtlingen passen in meinem Weltbild nicht zusammen.

Nach meiner Beobachtung hat das auch niemand. Ob Steuerverbrecher noch gut schlafen können, jetzt wo im Halbjahresrhythmus Steuer-CDs auftauchen? Weiß nicht...

Mein Beispiel war übrigens ein Polizeidirektor und kein Polizeipräsident, was einen entscheidenden Unterschied ausmacht. Es sollte nur verdeutlichen, dass mit einem Hauptschulabschluss das Leben keineswegs vorgezeichnet sein muss, und schon gar nicht gleichbedeutend ist mit dem direkten Weg in die Armut.


Aber richtig, es geht hier um Kinder und Jugendliche.

Wer hält "arme Kinder" davon ab, sich in der Schule anzustrengen, um eine gute Ausbildung machen zu können und damit höchstwahrscheinlich ein besseres Leben führen zu können??? Sogenannte "Freunde"? Die bösen Medien, der PC, das Computerspiel? Oder gar die Eltern selbst?

Die Eltern haben kein Geld? Na und? Man kann selbst arbeiten. Hab ich auch gemacht, nicht, weil meine Eltern arm waren, sondern weil ich stets ein profundes Misstrauen gegen jede Form von Abhängigkeit hege, und erst recht von den Eltern. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Eltern für die Sonderwünsche ihrer Sprösslinge zahlen sollen. Ich erspare mir an dieser Stelle weitere Anekdoten aus meinem Bekanntenkreis, Stichwort: Sehr gut verdienende Eltern, und der Knirps geht fest davon aus, dass er aufgrund dessen "Anspruch" auf alles Mögliche hat, und deshalb hat "alles Mögliche" für den Knirps überhaupt keinen Wert, da kein eigenes Bemühen damit korreliert.

Nichts hat einen Wert, um was man sich nicht selbst bemüht bzw. für was man nicht selbst gearbeitet hat.

Was ich allerdings wirklich überhaupt nicht ausstehen kann, sind Klagen oder gar An-Klagen gegen diese Gesellschaft (vulgo: Den "Staat"), wo niemand hängengelassen wird.
 
Liebe Lotusblume

Volle Unterstützung!
 
Bevor jemand das für wohlfeiles akademisches Geschwätz hält: Ich rede aus Erfahrung. Nicht, weil meine Eltern arm waren. Sondern weil ich jede Form von Abhängigkeit vom Wohlwollen von wem-auch-immer für eine unerträgliche Einschränkung meiner Freiheit hielt und halte. Womit ich schon alles Geld verdient habe...
kicher.gif
Geht alles, man muss es nur wollen.
 
Lotusblume,

ich verstehe deine Einwände. Die Annahme, dass ein Großteil der Sozial- und Bildungsschwachen psychisch mühselig und beladen sei, erscheint mir hingegen deutlich überzogen. Mir wird hier zu viel pathologisiert. Es gibt viele Leute, die schlicht und ergreifend dumm, faul und neidisch sind.
 
Wer hält "arme Kinder" davon ab, sich in der Schule anzustrengen, um eine gute Ausbildung machen zu können und damit höchstwahrscheinlich ein besseres Leben führen zu können??? (...)
Was ich allerdings wirklich überhaupt nicht ausstehen kann, sind Klagen oder gar An-Klagen gegen diese Gesellschaft (vulgo: Den "Staat"), wo niemand hängengelassen wird.

Liebe Barrett,

ich muss dir hier leider vehement widersprechen. Denn es nützt nichts, den 20% auffälligen Grundschulkindern einfach zu sagen, sie sollen sich anstrengen. Genau das wird dauernd gemacht und es führt zu nichts, weil die Auffälligkeiten ein Spiegel einer für die entsprechenden Kinder schlechten Lebenssituation sind. Und die Schule, die ich jetzt mal als Stellvertreter des Staates nenne, lässt sehr wohl diese Kinder hängen! Lies vielleicht noch einmal das zweite Zitat meines letzten Beitrags. Es ist ein Irrtum, dass Faulheit dafür verantwortlich ist, wenn Menschen dauerhaft in Miseren landen und man müsse sich nur mal anstrengen, dann wird das schon. Leistungsbereitschaft muss erworben werden und wenn ein Mensch schon von frühester Kindheit an hauptsächlich Misserfolge hat, keine stabilen Bindungen kennt, kein Urvertrauen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erwirbt, dann wird es schwer. Es gibt sicher auch Faule, aber es ist doch kein Zufall, dass die Arbeitslosenquote seit Jahren deutlich sinkt. Viele wollen arbeiten, aber es gibt eben immer mehr Niedriglohnjobs, die gerade mal knapp über der Armutsgrenze liegen.

Liebe Grüße

chiarina
 

Aber richtig, es geht hier um Kinder und Jugendliche.

Wer hält "arme Kinder" davon ab, sich in der Schule anzustrengen, um eine gute Ausbildung machen zu können und damit höchstwahrscheinlich ein besseres Leben führen zu können??? Sogenannte "Freunde"? Die bösen Medien, der PC, das Computerspiel? Oder gar die Eltern selbst?

Hallo
das kann ich Dir sagen.
Müdigkeit weil der Fernseher bis spät in die Nacht lief und Papa oder Mama im Kinderzimmer am Pc bei voller Lautstärke Spiele daddeln.
Hunger weil sie, ohne zu essen,da Mama und Papa noch schlafen,morgens (zu spät) zur Schule kommen.
Wenig bis gar kein Schulmaterial, weil kein Geld dafür da ist.
Keine Hausaufgaben machen können, da sie mit teilweise acht Personen in einer Dreizimmerwohnung hocken und dadurch die Lautstärke zu hoch ist.
Außerdem müssen sie ihre kleinen Geschwister aus der Kita holen da Mama und falls vorhanden Papa schon wieder zu müde sind.
 
Hallo
das kann ich Dir sagen.
Müdigkeit weil der Fernseher bis spät in die Nacht lief und Papa oder Mama im Kinderzimmer am Pc bei voller Lautstärke Spiele daddeln.
Hunger weil sie, ohne zu essen,da Mama und Papa noch schlafen,morgens (zu spät) zur Schule kommen.
Wenig bis gar kein Schulmaterial, weil kein Geld dafür da ist.
Keine Hausaufgaben machen können, da sie mit teilweise acht Personen in einer Dreizimmerwohnung hocken und dadurch die Lautstärke zu hoch ist.
Außerdem müssen sie ihre kleinen Geschwister aus der Kita holen da Mama und falls vorhanden Papa schon wieder zu müde sind.

Solche Fälle gibt es, und sie sind ein Fall für das Jugendamt. Raus mit den Kindern aus solchen Familien. Sorgerecht entziehen wegen Gefährdung des Kindeswohls. Wird zu selten gemacht, leider.
 
Liebe Chiarina, liebe Rose, liebe Lotusblume,

es wird mit Sicherheit Fälle geben, die genau die von Euch vollkommen zu Recht angemahnten Hintergründe haben.

Ich bezweifle allerdings, dass sie die große Mehrheit ausmachen. Und falls sie es täten: Seht Ihr da nicht die Eltern in der Pflicht? Sind es nicht sie, die keine Veranlassung sehen, dass ihre Kinder "es mal besser haben sollen" als sie, da es ihnen so richtig schlecht gar nicht geht und man sich in der Misere - da man sie ohne jede Gegenleistung geschenkt bekommt - recht gemütlich einrichten kann, wenn die Ansprüche sich auf einen Lebensstandard beschränken, der mit den ALG II-Leistungen abgedeckt ist?
 
Solche Fälle gibt es, und sie sind ein Fall für das Jugendamt. Raus mit den Kindern aus solchen Familien. Sorgerecht entziehen wegen Gefährdung des Kindeswohls. Wird zu selten gemacht, leider.

Lieber schmickus,

erachtest du dich als kompetent, um solche Dinge beurteilen zu können? Ich nicht. Meine beste Freundin als Kindergartenleiterin mit einem Ausländeranteil von 98% arbeitet regelmäßig mit dem Jugendamt zusammen. Es ist eine sehr komplexe Angelegenheit und man kann nicht so einfach sagen, "raus aus solchen Familien", wenn keine körperliche Gewalt besteht. Denn Kinder lieben ihre Eltern und eine Trennung und Aufnahme in Pflegefamilien kann, auch wenn dann die Verhältnisse selbst wesentlich besser sind, vollkommen traumatisch sein. Im Übrigen werden Pflegefamilien gesucht - so leicht finden sich auch nicht Familien, die verhaltensauffälige Kinder aufnehmen wollen. Natürlich gibt es auch Heime ... . Und wer bezahlt das alles - der Staat.

In der Pädagogik wird oft gesagt: stärkt die Eltern, dann haben die Kinder viel davon. Da ist viel Wahres dran.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina
Dein letzter Satz trifft es sehr genau.

Manchmal muss man auch unkonventionelle Wege gehen.
Ich habe schon eine arabische Mutter in meiner Hausaufgabengruppe gehabt,die deutsche Grammatik mit mir büffelte.
Im Gegenzug kam sie einmal die Woche nachmittags um mit den Kinder zu kochen oder zu backen.

Das Jugendamt leistet erhebliche Arbeit.
Sie bemühen sich nach Kräften die Familien an die Hand zu nehmen,ihnen Hilfe an die Seite zu stellen.
Aber das ist ja kein Fressen für die Medien,da wird ja eher das verhungerte Kind nach Kräften ausgeschlachtet.

Das System ist krank

Düsseldorf ist eine schuldenfreie Stadt.
Dies erreichte man einerseits, weil man das Tafelsilber verhökerte,andererseits hemmungslos Projekte gestrichen wurden.
Stellen in Jugendeinrichtungen gestrichen da kein Geld mehr vorhanden war.
Unterstützung für Arbeitsloseneinrichtungen zusammengestrichen.

Es wird an den Ärmsten gespart.
 
es wird mit Sicherheit Fälle geben, die genau die von Euch vollkommen zu Recht angemahnten Hintergründe haben.

Liebe Barrett,

ich möchte nochmals klarstellen, dass Auffälligkeiten nicht unbedingt etwas mit der finanziellen Situation der Familie zu tun haben. Am Anfang dieses Fadens hat fisherman ein paar Beispiele genannt, es ging auch um Ruhe in den Familien etc.,um Vollzeitarbeit der Eltern. Natürlich haben Alleinerziehende und Kinder mit Migrationshintergrund ein sehr viel höheres Armutsrisiko, aber Vernachlässigung kann sich auf allen Ebenen abspielen. Was man dagegen tun kann, weiß ich auch nicht. Hier in Deutschland ist die Elternrolle sehr stark ausgeprägt, so dass z.B. Erzieher, die mit Eltern eines auffälligen Kindes sprechen, immer auf Kooperation bedacht sind. Sonst sagen die Eltern nämlich das Gespräch ab und machen ihr eigenes Ding weiter. Erzieher und Lehrer haben wenig Möglichkeiten, auf Dinge in Familien Einfluss zu nehmen, wenn die Eltern das nicht wollen. Das sehe ich als Problem. Du kannst also viel von Eltern verlangen, sie haben aber das Sorgerecht und können dir sagen, dass du ihnen den Buckel runterrutschen sollst. Gott sei Dank sind aber viele Eltern kooperationsbereit, denn sie erkennen auch, dass es Probleme gibt und lieben ihre Kinder. Nur: sie selbst sind auch in ihrer Sozialisation groß geworden und kennen nur das, was sie selbst kennen gelernt haben. Es ist leider ein Kreislauf. Deshalb werden doch Ganztagsschulen gebaut, damit diese Kinder auch mal andere Erfahrungen sammeln, Verlässlichkeit und Stabilität kennen lernen. Das Ganze ist nicht einfach und Patentrezepte gibt es m.E. kaum. Wenn aber wenigstens die Qualität der außerhäuslichen Betreuung gut ist, dann können solche Kinder erheblich davon profitieren.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina
Das trifft es.

Was die heute häufig diagnostizierten Wahrnehmenstörungen betrifft, muss man auch bedenken,das Schulen bei Auffälligkeiten Eltern drängen, fesstellen zu lassen, woher die Störung kommt.
Sie verlangen buchstäblich eine Diagnose.

Das viele Verhaltensauffälligkeiten auf mangelnde Zuwendung,wenig Zeit für die Familie oder auch Überforderung zurückzuführen sind,ist wohl allen klar.

Wie Chiarina schon erwähnte,ohne die Eltern ins Boot zu holen, erreichen wir nichts.
 
Hallo gubu ( und hallo Chiarina ),

gut, dass Ihr Euch outet, denn folgendes ist doch unleugbar:

Zunächst geht es dem einfachen Bürger, wie mir, um den Wert dessen, was er in der Hand hält. Die Diskrepanzen ( vereinfacht: früher 1 Brot = 1 DM, heute 1 Brot = 1 Euro, obwohl angekündigt wurde, dass man dafür 2 Brote bekommen müsste ). Alles weitere interessiert den strebsamen Bundesrepublikaner ( seit prä-DEUTSCHLAND erfahren ) nicht.-

Zur Einkommensverteilung: Das ist ganz klar, aber dagegen sind all die Vorteile positiv anzurechnen, die das freiheitliche Leben in Wessiland so für die Ossis mit sich brachte.-

Denn von unserer Marktwirtschaft hatte das behütete Ossikind leider keine Ahnung, denn es wurde ferngehalten.-

Den Handel in Ost-Ländern betreibt derjenige, der in westlicher Marktwirtschaft, also wie Ihr es nennen würdet: "Kapitalismus" , erfahren ist. Und denjenigen gehören auch die großen, expandierenden Unternehmen.

Unternehmen: Die größten und wichtigsten Unternehmen haben sogar Weltkriege überdauert. ( Nicht jedoch in Ost-Ländern, außer Gotha-Werke, oder baun die noch Kampfflieger wie in WK I ? )

Abschließend betrachtet: Wer aus Müll eine aufstrebende WIrtschaft gemacht hat, die auch BESTAND hat, zeigte WESTdeutschland, speziell, weil andere Staaten so dämlich waren, durch Fabrikabbau und reparationsbedingter Deportation schrottiger, alter Produktionsmaschinen z.B. nach RUSSLAND, dem Aufschwung in WESTdeutschland den Boden zu ebnen.

Ein Glück, dass der alte Schrott von denen weggebracht wurde: So konnten die hellen West-Köpfe Neuartiges, sowohl erfinderisch, als auch technisch-produktionsorientiert, erschaffen.

hehe Danke, Gubu, für Deinen Beitrag ! ;)

Um Dich aber zu trösten: Denk an ANGIE, immerhin leitet eine ex-Ossi das Gebilde "Deutschland", allerdings aus einem durchaus akzeptablen, logisch denkenden, physik-gestählten Verstand heraus, wie ich finde.

LG, Olli !

Olli, wenn sich hier jemand geoutet hat, dann Du, falls Du es mit Deinem "Ost-West-Bild" denn ernst gemeint haben solltest. :) Ein Schwarz-Weiß-Raster ist ein Ausbund an Farbenvielfalt dagegen...:D

Der listige Kaufmann erfasst Soll UND Haben. Letzteres verschweigt er gerne. Auf mehr wollte ich nicht hinweisen.

Und: Chiarina verortest Du völlig falsch!! :p Für mich allerdings mal wieder eine lustige Beobachtung im Ost-West-Zirkus. Ein einziges like reicht aus, um zum Ossi zu mutieren...
 
Liebe Chiarina, Lotusblume, Rose,

ich habe den Eindruck, wir reden zumindest teilweise aneinander vorbei.

Was ich anprangere, ist der Umstand, dass sog. "Ansprüche" an die Allgemeinheit und Pflichten gegenüber der Allgemeinheit in ein intolerables Missverhältnis geraten sind.

Eltern haben das Recht, Kinder in die Welt zu setzen? Prima! Dann haben sie auch die Pflicht, sie zu vollwertigen Mitgliedern dieser Gesellschaft zu machen. Diese Gesellschaft stellt kostenlose Schulbildung bereit und enthebt die Eltern (und damit die Kinder) der Existenznot. Was, wenn die Eltern ihren Pflichten nicht nachkommen? Richtig: Nichts passiert.

Nach "dem Staat" wird gerufen. Also nach uns allen. Richtig und wichtig wäre, elternunabhängig die Kinder zu fördern, denn - da sind wir uns einig - zunächst mal können diese nichts dafür, dass sie in diese Situation hineingeboren werden. Sie haben auch nicht darum gebeten und hätten vielleicht sogar lieber darauf verzichtet. Es waren ihre Eltern, die das entschieden haben. Eltern haben über ihre Kinder umfassende Rechte. Falls nicht gerade augenfällige Verwahrlosung oder Misshandlungen zu konstatieren sind, behalten sie diese auch. "Kindeswohl" ist ein extrem dehnbarer Begriff und fast nicht valide zu definieren.

Wo (materielle) Rechte vollkommen ohne Pflichten bestehen, steckt auch ein Systemfehler. Darüber hinaus ist das ein extrem schlechtes Vorbild für die Kinder.

Hierbei vollkommen außen vor lasse ich die Traumatisierten, schwer Kranken u.dgl.m. Um die geht es überhaupt nicht. Im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit bin ich mit ALG II-Leuten in größerem Umfang zusammengekommen. Eine Freundin arbeitet bei einer ARGE. Ich würde nicht sagen, was ich geschrieben habe, wenn ich keine Kenntnisse von der "Realität" hätte. Die von Euch genannte Personengruppe ist eine kleine Minderheit (die, falls sie nicht arbeitsfähig sind, eh kein ALG II bekommen).

Mir erschließt sich daraus leider nicht die Antwort auf die Frage, warum finanziell arme Menschen es nicht auf die Kette bringen sollten, ihre Kinder zu Fleiß, Ordnung und Disziplin zu erziehen. Es sei denn, man hätte selbst keinen Fleiß, keine Ordnung, keine Disziplin.

Zitat von Lotusblume:
ohne Willen geht nichts, es sei denn Du bist privilegiert und kriegt alles hinterher geschmissen

Leider lese ich da ein "umgekehrtes Vorurteil".
Wenn der "Privilegierte" (? wer soll das sein? haben wir noch die Aristokratie? ) klug ist, wird er seinen Sprösslingen nichts "hinterherschmeißen", sie werden nämlich sonst Taugenichtse, die früher oder später das Familienvermögen ruinieren und/oder den Ruf noch dazu.
Der "Vorteil", den ich in begüterten Familien allerdings sehe, ist der Umstand, dass sie die von der schiefen Bahn angezogenen Filiusse ins Zuchthaus (vulgo: Internat) stecken können, wo ihnen das beigebracht wird, was zuhause verabsäumt oder aus anderen Gründen nicht erreicht wurde. Von Fachkräften, die das können und auch wollen, weil sie ordentlich bezahlt werden und - ganz wichtig! - die Befugnis zu Sanktionen haben.
 

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