Sitzen machen! (bei Kindern)

Rolf, da sind wichtige Erkenntnisse in Deinem Statement! Der Fisch stinkt vom Kopf. Der Staat fordert, also fordern auch die Bürger. Sehr richtig. Der Staat aber, das sollten wir sein. Leider sind es die Politiker.

Von Heines harten Worten sind wir hoffentlich noch ein wenig entfernt. Mögen sie nie mehr zutreffen!


@ Rubato:
Ich wünsche übrigens viel Spaß dabei, mit 2000€ brutto eine, sagen wir, 4-köpfige Familie in einer deutschen Großstadt über die Runden zu bringen. Denn das war ja genau der Ausgangspunkt: die Familie mit einem einzigen Gehalt versorgen, damit das Kind nicht in die Krippe muß und im Klavierunterricht still sitzt. Nur, dass der Klavierunterricht dann halt ohnhin flachfällt ...
Das ist kein Honigschlecken, aber es geht. Weit entfernt von Armut! Klavierunterricht? Spinnst Du? Weshalb? Weil wir hier bei Clavio sind? DAS ist genau die Anspruchsdenke, die ich missachte. Mein Vater hatte 1.700,- DM - das entspricht heute etwa 1.700,- €. Wir waren vierköpfig. Ich weiß, was das bedeutet. Kein Luxus, kein Urlaub, ein marodes Auto, Ferienmaloche für "Selbstverständlichkeiten". Und: Ich hab mich nie arm gefühlt. Erzähl mir also nix vom Wolf.
 
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Daß hier so getan wird, als wäre man mit einem Familieneinkommen vom 2000€/M arm, macht mich sprachlos.
 
@ Rubato: Das ist kein Honigschlecken, aber es geht. Weit entfernt von Armut! Klavierunterricht? Spinnst Du? Weshalb? Weil wir hier bei Clavio sind? DAS ist genau die Anspruchsdenke, die ich missachte. Mein Vater hatte 1.700,- DM - das entspricht heute etwa 1.700,- €. Wir waren vierköpfig. Ich weiß, was das bedeutet. Kein Luxus, kein Urlaub, ein marodes Auto, Ferienmaloche für "Selbstverständlichkeiten". Und: Ich hab mich nie arm gefühlt. Erzähl mir also nix vom Wolf.

Nein, FM, auf Deine Frage: ich spinne nicht. Auch wenn Deine Aussagen mit zunehmender Uhrzeit immer kategorischer werden - sorry, aber was genau Du wie auch immer erlebt hast oder zu haben glaubst, muss halt nicht die allgemeingültige Wahrheit sein. 1700 DM vor 40 oder 45 Jahren entsprechen heute eben nicht 1700€, diese Aussage ist z.B. wirklich völlig falsch und auch leicht objektiv nachprüfbar. Und: Wurde von den 1700DM auch eine typische, durch die Finanzkrise und die damit verbundene Flucht in Immobilienwerte künstlich hochgetriebene Ballungsraum-Miete gezahlt ? Und außerdem: mit Deinem "Verzicht" auf Urlaubsreisen, Essengehen, spezielle Klamotten hast Du Dich ganz genau in der Mitte Deiner Generation, im absoluten Wohlfühlbereich, bewegt. Das heute als große Verzichtserfahrung hinzustellen, wen willst Du damit beeindrucken ? Nochmal sorry: Ich bin selber "arriviert" und kenne echte Geldprobleme nur aus der Vergangenheit. Aus einer solchen Lebenssituation heraus aber den Bezug zur echten Realität nicht zu verlieren, kostet halt auch ein Stück Mühe.

Den Klavierunterricht hatte ich übrigens nicht eingebracht, weil er allgemein zum Grundbedarf gehört. Sondern weil hier auf Clavio, gerade auch von Dir, immer so gern das Hohelied auf die musikalische Bildung gesungen und verächtlich auf die "Smartphone-Kids" geblickt wird. Nur dass ein Smartphone halt mit einmal 200€ bezahlt ist, die Musikausbildung aber Tausende kostet. Und wenns jetzt konkret wird, ist das plötzlich natürlich gar nicht mehr wichtig ...

@Hoehue: wie gesagt, ich kann mich nur wiederholen, und wer rechnen kann und etwas Lebens-, Familien- und Großstadterfahrung hat mag bei der Erkenntnis im Vorteil sein: ich wünsche allen mit Frau, 2 Kindern und 2000€ Brutto in einer Großstadt viel Vergnügen. Du hast schon recht: in Afrika sind die Leute deutlich ärmer, aber das hatten wir weiter vorne schon. Und: Auslöser dieser Diskussion war die Aufforderung von FM, diese Familie solle doch auf einen Zusatzjob der Mutter verzichten, damit sie beim Kind bleiben kann und dieses dann im Klavierunterricht stillsitzt. Jetzt haben wir gelernt, es bekommt gar keinen Unterricht. Dann kann man ja auf etwas anderes verzichten, z.B. eben Klavierunterricht und die eigene Kindererziehung.

Es ist eben immer leicht, aus einer gesicherten Position heraus für andere Verzicht zu predigen. Und gleichzeitig die Leute mit niedrigsten Steuersätzen belohnen bzw locken zu wollen, die ihre Mios illegal (!) außer Landes schaffen. Hartz gegen Hoeneß ... auf welcher Seite findet man sich da wieder ? Und macht man sich dann in Gottes Namen halt ehrlich und wählt vielleicht doch besser die FDP ? :D

Gruß
Rubato
 
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[...] 1700 DM vor 45 Jahren entsprechen heute eben nicht 1700€,

[...] Und wählt man vielleicht doch besser die FDP ? :D

[...] Mein Vater hatte 1.700,- DM - das entspricht heute etwa 1.700,- €. [...]

@ Fisherman: Jaja, das mit dem Geld-Umrechnen-in-anderes-Geld... . Das wurde uns damals schön "schmackhaft" gemacht: "1 Euro, liebe Deutsche, ist soooooviel Wert wie 2 DM !!"

Hmm...und schleichend, so schleichend wurde "eingeführt", dass nun heute...gar kein Unterschied mehr gemacht wird ! 1 Euro scheint bei VERKÄUFERN, falls diese von Kunden jemals befragt werden ob dieses ominösen Sachverhaltes, eine nicht leicht zu fassende Entität zu sein. Es wird aber darauf hingewirkt, dass

ein Brötchen vom Bäcker, das heute 35 cent ( EUROCENT ) kostet, doch auch FRÜHER 35 Pfennig gekostet hat... ( obwohl es heute, wenn man nach den vollmundigen, betörenden Ausführungen von damals, zu Euro-Einführungszeiten geht, 70 Pfennig sein müssen, pro Brötchen. Und eigtl. dürfte es daher heute nur 17,5 cent kosten ) .

So dämlich war Deutschland. Das stelle man sich mal bildlich vor *ggg* . Dass ein 10 Euro-Schein eigentlich 20 DM sind, das WOLLEN heute - vor allem die Verkäufer - nicht gerne gesagt bekommen.. . Nun gut: ( bzw. Nun schlecht ) :

@ Rubato: Die FDP ?? LOL. Die richten ihr Fähnlein doch immer nach dem Wind. Sie sind, zumindest für mich, daher NICHT WÄHLBAR.


;) LG, Olli !

PS.: Trotz des bitteren Sarkasmus: Zumindest mit Münzen kenn ich mich n bisschen aus ;) .
 
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haben die Betroffenen sich das ausgesucht? wollen die das so? ...ich bin gegen derartige Ideen, die quasi zwischen den Zeilen das Stammtischgespenst des "Sozialschmarotzers" heraufbeschwören, dessen Faulbett alle "ehrlich arbeitenden" finanzieren...

Danke Rolf

@Fisherman
Nein,es ist nicht Aufgabe des Staates Menschen in der Armutsfalle(und nichts weiteres ist Hartz 4) zu halten.
In erster Linie ist Hilfe zur Selbsthilfe nötig.
Und diese erfolgt leider fast ausschliesslich über 1Eurojobs.
Diese sind zwar geeignet Langzeitarbeitslose wieder an einen strukturierten Tagesblauf zu gewöhnen,führen aber zu 99% nicht aus der Arbeitslosigkeit.
Im Gegenteil,gerade Arbeitgeber können unter dem Deckmantel des sozialen Gewissen,einen Teil der Arbeit durch diese Massnahmen abdecken.
Dadurch sparen sie erhebliche Lohn kosten.
Die Aussicht dort hinterher eine Stelle zu erhalten tendiert gegen null.
Gerade soziale Träger profitieren davon.
Du erwähntest in einer Antwort auf Rubatos Beitrag das es längst kostenlose Betreuung gibt.
Dahingehend gebe ich Dir recht.
Allerdings vergisst Du das in vielen Kommunen die Mittagsverpflegung für Bezieher von Hartz4 nicht kostenfrei ist.
Das führt in vielen Fällen dazu ,das Kinder vom Mittagstisch abgemeldet werden.

Soziale Gerechtigkeit endet schon bei der realen Höhe des Kindergeldes.
Eine finanziell gut verdienende Familie wählt die Möglichkeit den steuerlichen Freibetrag zu erhöhen,statt den normalen Beitrag zu erhalten.
Für eine Familie die am Existensminimum lebt,lohnt sich diese Möglichkeit nicht.
Also hat der *Gutverdienende* in Wahrheit ein höheres Kindergeld,als der Schlechtverdienende.
Eigentlich eine völlig absurde Situation.
 
@Rubato: Rechnen kann ich. Und vorrechnen lassen, was man angeblich alles so braucht, und was das kostet und wie wenig "zum Leben" bleibt, hab' ich mir auch schon zur Genüge und dabei an mich halten müssen.
Und damit Du nicht glaubst, ich rede wie der Blinde von der Farbe: Es ist noch nicht so lange her, da hatten wir als 5-köpfige Familie unter 1000€ im Monat. Klavierunterricht gab's auch und arm waren wir nie.
Und auch heute, wo ich wesentlich mehr verdiene, kommen wir mit den laufenden Kosten für die Famile locker mit 2000€ hin.
 
Nein,es ist nicht Aufgabe des Staates Menschen in der Armutsfalle(und nichts weiteres ist Hartz 4) zu halten.

Schön ausgedrückt.
Ich hab' vor einigen Jahren mal in der Debatte um dei Frage, wieviel Staat wir denn brauchen Kurt Beck sinngemäß etwas sagen gehört wie:
"Der Starke braucht den starken Staat nicht, aber der Schwache, der braucht den starken Sozialstaat."

Mein spontaner Gedanke war:
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Der "starke" oder besser "fette" Sozialstaat braucht den Schwachen in der Gesellschaft um seine Existenz und sein Ausmaß zu rechtfertigen.
 
@Rubato: Rechnen kann ich. Und vorrechnen lassen, was man angeblich alles so braucht, und was das kostet und wie wenig "zum Leben" bleibt, hab' ich mir auch schon zur Genüge und dabei an mich halten müssen.
Und damit Du nicht glaubst, ich rede wie der Blinde von der Farbe: Es ist noch nicht so lange her, da hatten wir als 5-köpfige Familie unter 1000€ im Monat. Klavierunterricht gab's auch und arm waren wir nie.
Und auch heute, wo ich wesentlich mehr verdiene, kommen wir mit den laufenden Kosten für die Famile locker mit 2000€ hin.

Und auch hier denke ich, das es abhängig vom Wohnort ist.
Hier in Düsseldorf wird es sehr schwierig .
Man kann hinkommen, aber ganz sicher nicht locker,sondern mit erheblichen Einschränkungen verbunden.
 
@ Rubato & Olli: Habe ich was von "vor 40 Jahren" gesagt? Die 1.700,- DM bezogen sich auf die Jahrtausendwende. Vorher wars natürlich deutlich weniger, wenn ich mich recht entsinne, dürften das in den 70ern so 1.000 bis 1.200,- DM gewesen sein. Und das entspricht auch gefühlt heutigen 2.000,- €.!

Und außerdem: mit Deinem "Verzicht" auf Urlaubsreisen, Essengehen, spezielle Klamotten hast Du Dich ganz genau in der Mitte Deiner Generation, im absoluten Wohlfühlbereich, bewegt.
Nein, das stimmt nicht. Die Eltern meiner Klassenkameraden gingen essen und sie fuhren in Urlaub. Zwar nur maximal bis Bella Italia (Reiche ausgenommen), aber immerhin. Nicht alle, aber deutlich mehr als die Hälfte. Und klamottenmäßig war ich alles andere als auf dem Wohlfühltrip.
 
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Soziale Gerechtigkeit endet schon bei der realen Höhe des Kindergeldes.
Eine finanziell gut verdienende Familie wählt die Möglichkeit den steuerlichen Freibetrag zu erhöhen,statt den normalen Beitrag zu erhalten.
Für eine Familie die am Existensminimum lebt,lohnt sich diese Möglichkeit nicht.
Also hat der *Gutverdienende* in Wahrheit ein höheres Kindergeld,als der Schlechtverdienende.
Eigentlich eine völlig absurde Situation.
Liebe Rose, villeicht irre ich ja, aber ein Freibetrag heißt, dass man diesen Betrag NICHT versteuern muss. Bei einem Steuersatz von z.B. 40% muss daher dieser Freibetrag 1,5 x höher sein als das Kindergeld, damit am Ende das Gleiche rauskommt!!!!
 
Liebe Rose, villeicht irre ich ja, aber ein Freibetrag heißt, dass man diesen Betrag NICHT versteuern muss. Bei einem Steuersatz von z.B. 40% muss daher dieser Freibetrag 1,5 x höher sein als das Kindergeld, damit am Ende das Gleiche rauskommt!!!!

Lieber Fisherman
Du hast recht.
Ich habe noch einmal nachgeschaut und ausgerechnet das man ca 30.000€ im jahr als Einkommen zugrunde legen muss.
Allerdings sollte zumindest in diesem Bereich doch für soziale Gerechtigkeit gesorgt werden.
 

Lieber Fisherman
Du hast recht.
Ich habe noch einmal nachgeschaut und ausgerechnet das man ca 30.000€ im jahr als Einkommen zugrunde legen muss.
Allerdings sollte zumindest in diesem Bereich doch für soziale Gerechtigkeit gesorgt werden.

Das Problem mit der sozialen Gerechtigkeit ist, daß die Meisten diese immer nur zu den eigenen Ungunsten verletzt sehen. Egal, wieviel sie schon in den ***** geschoben bekommen.
 
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"Also hat der *Gutverdienende* in Wahrheit ein höheres Kindergeld,als der Schlechtverdienende"

Naja..., es gibt kaum ein Sprichwort mit mehr Wahrheitsgehalt als: "Geld kommt zu Geld".

Das war schon immer so. Das wird in einem Kapitalismus immer so sein. Wo einmal Geld ist, ist es schwer, dies nicht zu vermehren. Oder andersherum, nicht noch mehr Vergünstigungen zu erhalten. Dieses "Mehrgeld", was Familien dadurch zur Verfügung steht, wird im Regelfall jedoch auch wieder unter die Leute gebracht. Dadurch entsteht ein gesunder Geldfluss, der die Wirtschaft lebendig macht.

Man sollte auch nicht vergessen, dass viele "ärmere" Familien mit dem wenigen Geld nicht wirklich gut umgehen. Viele reden von Armut oder sozialer Schwäche, rauchen jedoch 2 Schachteln Fluppen pro Tag, haben 4 Hunde und 7 Katzen, die Kids verfügen jeder über 3 Spielkonsolen etc..., (ach ja, 4 Handys liegen auch noch auch dem Küchentisch)

Will sagen.., man kann, auch mit wenig Geld, ganz gut zurecht kommen, wenn man etwas damit umgehen kann und die richtigen Prioritäten setzt.

Ich persönlich bin wirklich kein Geizhals. Meine Frau arbeitet in meiner Firma. Und wir zahlen uns auch keine 10.000 euro Nettogehalt, sonder kommen mit viel weniger aus. Allerdings verballern wir unser Geld nicht für Überflüssiges.
 
Lieber HoeHue

Es wird immer Menschen geben die sich in der Opferrolle komfortabel eingerichtet haben.
unabhängig von der Höhe ihres Einkommens.

Aber letztendlich geht es ja um die Kinder.
Diese sind und bleiben die Opfer.
Opfer ihrer interessenloser Eltern
Opfer eines Bildungssystems das vermeintlich gerecht ist,aber spätestens bei den finanziellen Aufwändungen für Lehrmittel Grenzen aufzeigt.
Wer jemals versucht hat, Eltern zu unterstützen den Wust an Formularen für das Bildungspaket auszufüllen, weiss wovon ich rede.
In einer sozialen Gemeinschaft sollte es die Pflicht eines jeden Erwachsenen sein, mit Sorge zu tragen, Kinder aus dieser Rolle zu befreien.
Und das ist die Crux dabei.
Es funktioniert nicht.
 
@ Rubato & Olli: Habe ich was von "vor 40 Jahren" gesagt? Die 1.700,- DM bezogen sich auf die Jahrtausendwende.

Und ich sprach explizit von den betörenden Floskeln ZUR ZEIT DER EURO - EINFÜHRUNG. Ich dachte, das wäre deutlich geworden.

Inflations- ( oder z.B. Deflations- ) Argumente können nicht entgegengehalten werden, denn es wurde ja damals argumentiert, dass der "Euro bombensicher sei und feststehe, wie ne Betonwand."

( Damit die Bürger kein schlechtes Gefühl bzw. Misstrauen bekommen sollten. )

LG, Olli

PS.: Also, falls noch unklar: Riesengroße Volksverarsche. Nachtrag: Die wir allerdings wegen der Angliederung der Ossi-Länder billigend ( und blauäugig ) in Kauf genommen haben, denn schon Kohl warnte: "Das wird n teurer Jux, mit der DDR, die hier einzugliedern." Daher möchte ich uns auch gar nicht schuldfrei sprechen. Wir alle haben ja "Juchhuuu" und "Willkommen, Wartburg und Trabbi!" geschrieen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
1700 DM vor 40 oder 45 Jahren entsprechen heute eben nicht 1700€, diese Aussage ist z.B. wirklich völlig falsch und auch leicht objektiv nachprüfbar.

Die 1.700 vor 45 Jahren waren im Vergleich zu ihrer Kaufkraft weniger wert als heutzutage 1.700 Euro.

Zitat von Fisherman:
Von Heines harten Worten sind wir hoffentlich noch ein wenig entfernt. Mögen sie nie mehr zutreffen!

Zu Heines Zeiten (und noch deutlich danach) trafen sie sehr wohl zu. Und zwar buchstäblich. Und sie sind nur aphoristisch zugespitzt, die Tatsachen waren noch viel schlimmer. Wer behauptet, die soziale Schere in Deutschland sei "heutzutage" so groß, werfe spaßeshalber mal einen Blick in die Sozialgeschichte. Ist noch nicht so lange her. Wenig länger als 45 Jahre.

Ist es ein Ausdruck dieses unbestreitbaren zivilisatorischen Fortschritts, dass "Statussymbole" im Kindesalter offenbar (kann es selbst nicht aus eigener Anschauung beurteilen) wichtiger sind als "innere Werte" (Freundschaft, guter Charakter, Fleiß und eigenes Streben nach der Erfüllung solcher Wünsche)?

"Je mehr sie haben, je mehr sie wollen." Das ist so lange vollkommen legitim, wie dieses "Wollen" als das Ergebnis eigener Anstrengung gesehen wird. Nicht als Bringschuld derer, die sich bereits angestrengt haben.

Wir hatten das Beispiel des Polizisten. Ich kenne einen solchen. Nie Bock auf Schule, faul, alles doof, lieber Party etc. Mit Ach und Krach Hauptschule. Ging zur Polizei. Stellte dort im Alter der Vernunft (beginnt bei Männern selten unter 25) fest, dass er weit hinter seinen Möglichkeiten blieb. Machte auf dem 2. Bildungsweg neben seinem Polizeidienst das Abitur, studierte Rechtswissenschaft, promovierte und wurde nebenbei auch gleichzeitig noch Polizeidirektor. Aktuell ist er zusätzlich noch Dozent an einer Polizeiakademie. Heutzutage nicht möglich? Doch. Mehr denn je. Wenn man das will, dann schafft man das.

Wir hatten auch das Beispiel des "Arbeiters". Ich ergänze: FACHarbeiters. Ich ergänze ebenfalls: In einem Wertschöpfung generierenden Betrieb. Als promovierte Akademikerin gehe ich auf die Knie und bekreuzige mich vor Ehrfurcht, was diese Männer (ZU RECHT!!!!) verdienen. Sie sind wahrlich nicht die Speerspitze der intellektuellen Avantgarde, aber fleißig und sie können was. Prima!

Ach ja, da war noch der Handwerker. Eine Lizenz zum Gelddrucken. UND DAS IST GUT SO!!! Gerade eben in Auftrag gegeben: Wartezeit 12 Wochen. Aber auch nur, weil wir Stammkunden sind. ;)

War da noch der Müllwerker? Phantastisch. Heißbegehrte Jobs, bestens von VER.di vertreten. Klasse! (ehrlich!)

Fleiß und Können zahlt sich sehr wohl aus - und das ist richtig so. Faulheit und/oder Nichtkönnen (letzteres ergibt sich gern aus ersterem) wird in einem zumutbaren Rahmen vom "Staat" (also von allen) subventioniert. Auch OK, das muss und kann eine Gesellschaft wie unsere wohl irgendwie stemmen.

Und nein, bin kein FDP-Wähler und war es auch nie.
 
@Rubato: Rechnen kann ich. Und vorrechnen lassen, was man angeblich alles so braucht, und was das kostet und wie wenig "zum Leben" bleibt, hab' ich mir auch schon zur Genüge und dabei an mich halten müssen.
Und damit Du nicht glaubst, ich rede wie der Blinde von der Farbe: Es ist noch nicht so lange her, da hatten wir als 5-köpfige Familie unter 1000€ im Monat. Klavierunterricht gab's auch und arm waren wir nie.
Und auch heute, wo ich wesentlich mehr verdiene, kommen wir mit den laufenden Kosten für die Famile locker mit 2000€ hin.

HoeHue - Ehrlichen Respekt vor Dir ! Ich gehe davon aus, dass das alles genau so stimmt, wie Du es schreibst, und dann: Hut ab !

Leider höre ich von anderen Leuten öfter solche Geschichten, oft dazu noch über Dritte, die angeblich mit gaaaanz wenig Geld auskommen oder die ja ein sooo niedriges Gehalt haben und trotzdem klappt alles, und die Kinder haben sogar noch Geigenunterricht. Wenn man dann mal nachbohrt, kommt oft ungefähr folgendes raus:

- Wohnung ist umsonst oder total billig, weil geerbt oder bei den Eltern / Schwiegereltern das Dachgeschoß ausgebaut, oder man wohnt zu Spottmiete auf dem platten Land
- Geigenunterricht zahlt der Opa, aus Mitleid, ist natürlich ins Familienbudget nicht eingerechnet
- Zum Mittagessen gehen die Kinder mittags zur Oma, weil die gerade um die Ecke an der Schule wohnt, statt (schlechtes) Schulessen für 4,50€ pro Tag
- Auf dem Konto liegt noch "etwas" Geld, weil man vor ein paar Jahren "Omas kleines Häuschen" geerbt hatte (das zufällig in guter Stadtlage eine 6-stellige Summe einbrachte)
- Die Eltern / Schwiegereltern überweisen aus Mitleid selbst 30+-jährigen Kindern noch monatliches Zusatzgeld
- ...

Wie gesagt, Dir glaube ich exakt das, was Du schreibst. Auch wenn ich nicht verstehe, wie man mit 1000€ (und sonst nichts, im speziellen nichts von den vorgenannten Punkten !) längerfristig eine 5-köpfige Familie über den Monat bringt. Klar, wie FM schon schreibt, und da hat er natürlich recht: Es geht ! Beweis: Man sieht ja schließlich keine Skelette in den Straßen liegen ...

Ansonsten, nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin stark für Selbstverantwortung, Wettbewerb, leistungsgemäße Entlohnung. Nur, wie gesagt, verarmte Kinder einerseits und Mitleid mit Steuerverbrechern oder Steuerflüchtlingen passen in meinem Weltbild nicht zusammen.

Gruß
Rubato
 
PS.: Also, falls noch unklar: Riesengroße Volksverarsche. Nachtrag: Die wir allerdings wegen der Angliederung der Ossi-Länder billigend ( und blauäugig ) in Kauf genommen haben, denn schon Kohl warnte: "Das wird n teurer Jux, mit der DDR, die hier einzugliedern." Daher möchte ich uns auch gar nicht schuldfrei sprechen. Wir alle haben ja "Juchhuuu" und "Willkommen, Wartburg und Trabbi!" geschrieen.

Gern unter den Tisch lässt das Wessi den Umstand fallen, dass damit auch eine riesige Eigentumsumverteilung OST nach WEST verbunden war und -andauernd bis heute- ein riesiger Absatzmarkt für die zur Zeit der "Vereinigung" in vielen Bereichen kränkelnde West-Wirtschaft geschaffen wurde. Wer betreibt den Handel in den Ost-Ländern? Wem gehören die (wenigen) großen Unternehmen? Wer hat scharenweise gut dotierte Posten in aufgeblähten Strukturen der öffentlichen Verwaltung, Justiz etc in den NBL okkupiert? Wer profitiert von dem bis heute nicht unerheblichen Lohngefälle in der privaten Wirtschaft ? Uswusf......
 
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Wir hatten das Beispiel des Polizisten. Ich kenne einen solchen. Nie Bock auf Schule, faul, alles doof, lieber Party etc. Mit Ach und Krach Hauptschule. Ging zur Polizei. Stellte dort im Alter der Vernunft (beginnt bei Männern selten unter 25) fest, dass er weit hinter seinen Möglichkeiten blieb. Machte auf dem 2. Bildungsweg neben seinem Polizeidienst das Abitur, studierte Rechtswissenschaft, promovierte und wurde nebenbei auch gleichzeitig noch Polizeidirektor. Aktuell ist er zusätzlich noch Dozent an einer Polizeiakademie. Heutzutage nicht möglich? Doch. Mehr denn je. Wenn man das will, dann schafft man das.

Wer sagt, dass so etwas heute nicht möglich sein soll ? Das Problem ist nur, wenn jeder das macht, haben wir eine Menge Polizeipräsidenten und Dozenten. Nachts durch die Straßen fahren tut dann halt keiner mehr. Ach, aber die brauchen wir auch ? Dann sollten wir sie vielleicht auch ordentlich bezahlen, obwohl sie nicht studiert, promoviert, habilitiert, ... haben, einfach weil sie einen verdammt wichtigen und harten Job für uns machen. Und bitte so, daß sie nicht auf den Förderverein angewiesen sind, wenn ihre Kinder ins Schullandheim fahren.

Gruß
Rubato
 
Gern unter den Tisch lässt das Wessi den Umstand fallen, dass damit auch eine riesige Eigentumsumverteilung OST nach WEST verbunden war und -andauernd bis heute- ein riesiger Absatzmarkt für die zur Zeit der "Vereinigung" in vielen Bereichen kränkelnde West-Wirtschaft geschaffen wurde. Wer berteibt den Handel in den Ost-Ländern? Wem gehören die (wenigen) großen Unternehmen? Wer hat scharenweise gut dotierte Posten in aufgeblähten Strukturen der öffentlichen Verwaltung, Justiz etc in den NBL okkupiert? Wer profitiert von dem bis heute nicht unerheblichen Lohngefälle in der privaten Wirtschaft ? Uswusf......

Hallo gubu ;) ( und hallo Chiarina ),

gut, dass Ihr Euch outet, denn folgendes ist doch unleugbar:

Zunächst geht es dem einfachen Bürger, wie mir, um den Wert dessen, was er in der Hand hält. Die Diskrepanzen ( vereinfacht: früher 1 Brot = 1 DM, heute 1 Brot = 1 Euro, obwohl angekündigt wurde, dass man dafür 2 Brote bekommen müsste ). Alles weitere interessiert den strebsamen Bundesrepublikaner ( seit prä-DEUTSCHLAND erfahren ) nicht.-

Zur Einkommensverteilung: Das ist ganz klar, aber dagegen sind all die Vorteile positiv anzurechnen, die das freiheitliche Leben in Wessiland so für die Ossis mit sich brachte.-

Denn von unserer Marktwirtschaft hatte das behütete Ossikind leider keine Ahnung, denn es wurde ferngehalten.-

Den Handel in Ost-Ländern betreibt derjenige, der in westlicher Marktwirtschaft, also wie Ihr es nennen würdet: "Kapitalismus" , erfahren ist. Und denjenigen gehören auch die großen, expandierenden Unternehmen.

Unternehmen: Die größten und wichtigsten Unternehmen haben sogar Weltkriege überdauert. ( Nicht jedoch in Ost-Ländern, außer Gotha-Werke, oder baun die noch Kampfflieger wie in WK I ? )

Abschließend betrachtet: Wer aus Müll eine aufstrebende WIrtschaft gemacht hat, die auch BESTAND hat, zeigte WESTdeutschland, speziell, weil andere Staaten so dämlich waren, durch Fabrikabbau und reparationsbedingter Deportation schrottiger, alter Produktionsmaschinen z.B. nach RUSSLAND, dem Aufschwung in WESTdeutschland den Boden zu ebnen.

Ein Glück, dass der alte Schrott von denen weggebracht wurde: So konnten die hellen West-Köpfe Neuartiges, sowohl erfinderisch, als auch technisch-produktionsorientiert, erschaffen.

hehe ;) Danke, Gubu, für Deinen Beitrag ! ;)

Um Dich aber zu trösten: Denk an ANGIE, immerhin leitet eine ex-Ossi das Gebilde "Deutschland", allerdings aus einem durchaus akzeptablen, logisch denkenden, physik-gestählten Verstand heraus, wie ich finde. ;)

LG, Olli !
 
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