Eltern untersagen selbstbezahltes Digitalpiano - was nun?

  • Ersteller des Themas Wiemalte
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Genauso, wie ich glaube, dass unser Bildungssystem kurz vor dem Abgrund steht und mit Sicherheit auch abstürzen wird.

Lieber Fisherman,

ich verstehe deine Ansichten als Vater zweier Töchter, die einen kleinen Ausschnitt eines anderen Bildungssystems erleben durften. Aber du würfelst da ziemlich viel kreuz und quer durcheinander: Soziales und geographisches Setting, Trägerschaft der Bildungseinrichtung, personelle Ressourcen, Unterrichtsdidaktik, Entwicklungspsychologie, Lerntheorie etc., etc.. Dir ist schon klar, das der Vergleich von Bildungssystemen auch vergleichbare Kategorien braucht? Und was eignet sich hier besser als der Arbeitsmarkt und die damit verbundene Volkswirtschaft? Letztlich muss sich jedes Bildungssystem daran messen lassen.
Deutschland glänzt hier nicht durch seine -in einigen BL besonders ausgeprägte- Bildungsmeritokratie, aber umso mehr glänzt es mit dem System der dualen Ausbildungsgänge. Bekanntermaßen sorgen die für den extrem stabilen Kompetenzunterbau im Mittelstand, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Daher auch die Kritik des Herrn Nida-Rümelin an den angeblich zu vielen Studenten (die einerseits richtig ist, gemessen an den absoluten Zahlen jedoch völlig falsch).
Wir können das Thema "Bildung in Deutschland" gerne vertiefen, aber das ist hier eher ot. Nur der Hinweis: bevor du zur ganz großen Systemschelte ausholst... jetzt mal schön langsam. Wissen wir doch seit Seehofer :D

LG, Sesam
 
@Wiemalte

Was helfen könnte wäre wenn Du was Musikalisches für die Schule tust (also nicht für die Musikschule, sondern Schule). Chor begleiten oder so.

Dann gibt es fürs Üben einen Sinn, und die Eltern bekommen Rückmeldung von anderen.

Das tu ich bereits, beim Weihnachtskonzert unserer Schule begleite ich den Oberstufenchor, und im nächsten Jahr soll ich möglicherweise meine Schwester bei der Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule begleiten...
 
Lieber fishi,

es ist interessant, so viele unterschiedliche Erfahrungen zu erleben, was gerade Auslandsaufenthalten in den USA während der Schulzeit angeht. Ich habe nur Berichte gehört, die genau das Gegenteil sagen, den letzten gerade von meiner Nichte, die in Wisconsin war. Der Matheunterricht 3 Jahre zurück, in Französisch noch nicht mal die Vergangenheitsform, in anderen Fächern ähnlich. Permanente Prüfungen sind natürlich viel besser! Aber ansonsten ... . Und alle kommen zurück und wiegen 10 Kilo mehr als vorher.... .

Ich bin mir da wirklich nicht so sicher wie du.

Liebe Grüße

chiarina
 
@ Chiarina: Gegenfrage: Mit diesen Aussagen müssten die dann dort in allen Fächern A+ haben. ;-) Und das meine ich jetzt ganz ohne Zwinkern.

Aber vielleicht lags auch daran, dass meine Töchter in den USA nicht ihre letzte Klasse wiederholten, sondern eine, bzw. zwei Klassen hochgestuft wurden. (Ohne, dass irgendeine Form von besonderer Begabung vorlag... ging wohl eher nach Größe ;-)) Das mit den 10 kg ist leider traurige Wahrheit. Wenn es denn reicht. "Unsere" Organisation hatte eine Spitzenreiterin mit 23 kg plus. Das geht aber normalerweise in D wieder weg.

Amerika ist ein großes, tolles Land mit allen Schattierungen im Negativen wie im Guten. Daher mag ich diese in D beliebten "Vorurteile" (Schule, Oberflächlichkeit, usw) nicht. Weil sie eben immer nur auf einen Ausschnitt zutreffen. Meine Erwiderungen sind dementsprechend natürlich auch gefärbt, wenngleich ich mir Mühe gebe, neutral zu bleiben. In den USA finden wir alles: Das, was wir in D unbedingt vermeiden sollten, genau so wie vieles, was wir gut übernehmen könnten. Dort (und auch in anderen Ländern) sieht man sehr schön, welche Dinge wohin führen. Schade, dass unsere Politik keine Augen im Kopf hat.

Der Matheunterricht 3 Jahre zurück, in Französisch noch nicht mal die Vergangenheitsform, in anderen Fächern ähnlich
Dann frag mal Deine Nichte, wieso sie nicht in Mathe und Französisch in höhere Kurse gegangen ist. Das ist dort nämlich möglich. Man wählt seinen Kurs nach Fähigkeit und nicht nach Alter oder Klasse. (Oder muss ich Wisconsin auf meine Liste der NO-GO-states setzen?)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Oder muss ich Wisconsin auf meine Liste der NO-GO-states setzen?)

Möglich ist es. :D Denn natürlich hatte sie fast überall die besten Noten und natürlich war sie in den höchsten Stufen schon sowieso. Aber in Französisch war der Kurs ohne Vergangenheitsform schon die höchste Stufe. :p (Es gibt anscheinend auch nicht so viele, die dieses Fach wählen). Meine Nichte fand das Jahr übrigens ganz toll. Halt ziemlich chillig. :p

Bloß hatte ich von Schülern und Bekannten, die dort waren, ebensolches gehört. Ich weiß aber leider nicht mehr, wo die waren.

Aber sonst stimme ich dir absolut zu! Ich war sowieso noch nie in Amerika und kann das alles nicht aus eigener Erfahrung beurteilen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Auch noch mal Off-topic: Eine junge Bekannte von mir war nach einem mäßigen NRW-Abitur zwei Jahre in Nashville/Tennessee und besuchte dort ein College. Um es kurz zu machen, auch dieser Staat fällt wohl in die Kategorie "Bildungsniveau unterirdisch".


Back to topic:

Malte, allein schon der "Kampf ums Klavier" mit Deiner Schwester ist ja wohl das Argument schlechthin. Du bekommst das Digi geliehen - also kein künftiges Stehrumchen, falls Du in einem Jahr keinen Bock mehr auf Tasteninstrumente hast. Es geht dann einfach wieder zurück, basta.

Aber selbst wenn es anders wäre - trommel den Familienrat zusammen, führe eine Aussprache herbei und sag denen: DU bezahlst es, DU beherbergst es, DU bekommst es zur Verfügung gestellt, DU willst es und DIR ist es wichtig.

Wenn Du darüber hinaus noch Unterstützung von außen bekommst - tant mieux. Unter normalen Umständen hast Du darüber hinaus eine natürliche Verbündete in Deiner Schwester.

Hey, Du bist 16, irgendwann musst Du mal Tacheles reden. Sachlich, bestimmt, unemotional. Es gibt nullkommagarkeinen vernünftigen Grund, Dir dieses Instrument zu verweigern.
 
...ja ja, Du bist in dem Alter, in dem die Eltern schwierig werden...
Auch ich wurde unlängst recht akut altmodisch, spießig und von plötzlichem Geiz befallen. Natürlich war mein Sohn (14 Jahre) völlig verzweifelt (aus Sorge um mich?) und fand auch bei sehr gewissenhafter und kritischer Analyse der allgemeinen Umstände keinen einzigen Grund, weswegen er nicht das neuste und teuerste Smartphone des Marktführers mut Edelvertrag auf meine Kosten haben sollte. Ich fand unzählige Gründe...

Aber vielleicht könnte man den Eltern vorschlagen, die (noch recht neuen?) Anschaffungen der Hobbys aus der prämusikalischen Entwicklungsphase zu veräußern und das Geld in das aktuelle Betätigungsfeld des Filius zu investieren.

LG
Bechsteinfreund
 
Naja, in diesem Fall geht es ja gar nicht um Kosten.
 
...aber um selektives Ausblenden von Informationen im typischen Alter und daraus resultierendem Miss- und Unverständnis gegenüber adulter Logik. Die Argumente der Eltern können ja falsch sein, aber wir kennen sie schließlich nicht! Was also sollte man hier raten? Über den Sinn Anschaffung des Digis könnte man ja diskutieren, das ist aber ja nicht gewollt und schon tausendmal passiert...

Ich kommentiere hier auch nicht bösartig, sondern als Papa von Kindern im entsprechenden Alter eher schmunzelnd, störe mich aber daran, die Eltern, die bestimmt nicht toll finden, wie und was hier geschrieben wird, unbekannterweise nach Einschätzung ihres pubertierenden Sohnes öffentlich als ungebildet und unmusikalisch darzustellen. Da sollten wir erfahrenen Väter schon etwas bremsen...

LG
Bechsteinfreund
 

Lieber Bechsteinfreund, als Papa hatte ich das natürlich ähnlich wie Du gesehen, aber Malte wurde nun von verschiedenen Leuten recht heftig "gelöchert" und ist bei seiner Version geblieben. Zwischen der (unsinnigen) Verweigerung eines KOSTENLOS GELIEHENEN MUSIKINSTRUMENTS und der berechtigten Verweigerung eines SÜNDTEUREN VERDUMMUNGSGERÄTS MIT FOLGEKOSTEN gibt es aber viele gravierende Unterschiede, meinst Du nicht?

Und ich weiß als dennoch liebender und verständnisvoller Sohn, dass auch Eltern manchmal Phasen haben, wo sie keinen Deut besser als pubertierende Starrköpfe sind. Und dann ist es gut, wenn ihnen andere mal die Meinung geigen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
OK. 15. "Früher" ging man da schon arbeiten. Da hatte man dann allerdings andere Sorgen. :D

Aber es bleibt doch dabei: Wenn Du mit Argumenten nicht weiterkommst (der "Kampf ums Klavier" mit Deiner studienambitionierten Schwester IST ein Argument), dann bleibt eigentlich nur die Betonung dessen, was für DICH persönlich in der jetzigen Situation wichtig ist.

Es gibt kein Risiko, keine finanzielle Verpflichtung, nichts.
 
Barrat meinte wohl eher, dass es Wurst ist, ob Du 15 oder 16 bist. Du bist alt genug, um Deine ersten Durchsetzungsversuche zu starten. ;)
 
Ja, so meinte ich es!

Egal ob 15 oder 16, Deine Ellis müssen sich allmählich daran gewöhnen, dass Du im Leben Deinen eigenen Weg gehen musst.

Und, nota bene, es handelt sich um nichts Kostenintensives, nichts Gefährliches, nichts Anstößiges, noch nicht mal etwas potenziell Störendes!
 
...na, dann hast du ja eine weitere Stunde (oder zwei? ), die du zum Notenlernen verwenden kannst - vielleicht ist das der Grund???
 

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