Welches Klavier?

  • Ersteller des Themas Noteaburres
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Micha, ich schätze Dich sehr. Aber es gibt Gegebenheiten, da ist ein Digi erst mal wirklich nicht zu verachten. Dein Beispiel mit dem Stofftier ist absolutistisch. Ja - es geht nichts über das echte! Aber wenn nur ein bestimmtes Budget da ist UND die Nachbarn hellhörig UND niemand weiß, ob der Bub durchhält, dann ist ein GUTES Digi allemal besser als eine suboptimale Nussbaumkommode! UND - nicht zu verachten in kleineren Wohnungen: Elternohren wollen nicht immer hören, was der Filius am Anfang übt...

Dein Beispiel müsste richtigerweise lauten: Mama, ich will einen Hund - Kind, wir kaufen erst mal ein anspruchsloseres Tier (Kaninchen) und sehen, ob Du das auch versorgen kannst. Und in der Zwischenzeit klärt man die Hundehaltung mit den Nachbarn.

Außerdem gibt es erwiesenermaßen Leute, de auf Digis göttlich spielen und umgekehrt solche wie mich, die auf exzellenten Instrumenten rumstümpern.

Machen wir keine Glaubensfrage draus. Das Kind ist 6, nicht 10 oder 12!
 
Lieber fisherman,

Wenn ich heute in eine Bar gehe und da steht ein alter Klimperkasten in der Ecke, der noch halbwegs stimmt und daneben ein ultramodernes Digi, dass alle Stückerln spielt, und 10mal so teuer war, was glaubst Du worauf ich spielen werde?

Sicherlich bin ich vielleicht kein repräsentatives Beispiel, aber ich hab da einfach mehr Feedback egal wie man es drehen mag. Zu mir muss das Instrument sprechen - und ich brauche auch Publikum, dem ich mich mitteilen darf. So wurde ich erzogen und ich kann mich nicht erinnern, dass von daheim irgendwer geflüchtet ist, weil ich geübt habe.

Die Musik von mir ist für andere bestimmt. Die erste Musik, die ich gehört habe, war genauso für andere gemacht. Der Andere war ich. Es ist Kommunikation! Ich kann mich auch nicht alleine in die Küche setzen und mit mir laut zu reden beginnen. Wenn ich alleine bin, schweige ich vor mich hin.

Es gibt dazu gar nicht mehr.... Doch!

Ich war vor ein paar Wochen auf der Frankfurter Musikmesse und hab mir die neuesten Produkte der Top-Digi-Industrie angehört, und muss sagen, dass mich kein einziges davon erreicht hat. Der Klang war immerzu als synthetisches Etwas, dass für mich kein Klavier ist wahrzunehmen. Selbst die Dinger mit aufgepfropften echtem Resonanzboden in denen die Lautsprecher an bestimmten Stellen eine echte Klavierkopie erzeugen sollten und diejenigen die in Flügelform mit dem gleichen Schmäh da standen.

Nichts, aber wirklich gar nichts würde mich dazu bringen sowas gegen ein ein Klavier zu tauschen, dem oben 5 Tasten fehlen und das ungleichmäßig zu spielen geht, bei dem die Stoßzungen klappern und das aus der hintersten chinesischen Provinz kommt. :D

Ich brauche das Wasser beim Schwimmen, den Schnee beim Skilauf, die Luft beim Fliegen, die Strasse beim Fahren und die Stimme eines Klaviers beim Klavier spielen. :cool:

LG
Michael
 
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dann ist ein GUTES Digi allemal besser als eine suboptimale Nussbaumkommode!
Hm. Als ich mir vor knapp 10 Jahren das P-120 kaufte, dachte ich auch anfangs, es wäre besser als das 70er-Jahre Zender Kleinklavier meiner Eltern. Heute, spätestens, nachdem ich mich ein gutes Jahr lang wieder intensiver mit dem Klavierspiel beschäftigt habe, nach dem das Zender jetzt endlich durch einen Fachmann gestimmt wurde und ich zuhause nun wieder auf das Digi angewiesen bin, sehe ich das gaaanz anders.
 
Aber es gibt Gegebenheiten, da ist ein Digi erst mal wirklich nicht zu verachten.
Bestimmt. Am Donnestag war ich bei Session-Music in Frankfurt um die Ersatztaste für mein Digi abzuholen. Dachte, lass mir mal zeigen, was derzeit so "state of the art" bei Klaviersimulationsgeräten ist. Der digitale Flügel von Yamaha für ca. 15000€ war schon irgendwie beeindruckend. Vor allem welchen Aufwand man betreibt, um möglichst viele Aspekte des echten Instruments zu imitieren. Da wird beispielsweise ein besonderer Lautsprecher montiert um die Vibrationen der Tasten als haptisches Feedback zu realisieren. Dennoch waren sich der Verkäufer und ich schnell eineig, dass sowas (zumindest bisher noch und vermutlich noch 'ne ganze Weile) nicht wirklich ein Ersatz für das echte Instrument sein kann.

Als sinnvolles Einsatzszenario, nannte er beispielsweise die Verwendung auf Schiffen.
 
Micha und HoeHue, BITTE vergesst den Auslöser des Fadens nicht. Nix Erwachsener, nix Jugendlicher, SECHS Jahre!!!! Und, und, und! Wisst Ihr eigentlich, wie NORMALE 6-Jährige spielen? Und wie lange es dauert, bis es nach Musik klingt? He, ich bin wöchentlich in meiner MS und seh und hör die Kleinen. Und daher sage ich ganz laut: Bei normalen Kindern in diesem Alter ist ein GUTES Digi für die ersten 2-4 Jahre wirklich ausreichend, WENN es Gründe gibt, die zunächst gegen ein Klavier sprechen.

Ansonsten habe ich doch die gleiche Meinung wie Ihr!!!!!

Ich fürchte ohnehin, Notabue ist von unserer Diskussion verschreckt - man liest gar nichts von Ihr/Ihm...
 
...... ausreichend, WENN es Gründe gibt, die zunächst gegen ein Klavier sprechen......

Ach fisherman, Du bist halt ein Pragmatiker !! Wahrscheinlich entscheidest Du das mit deiner digitalen Gehirnhälfte.Mit der analog/emotionalen Hirnhälfte würdest Du wahrscheinlich auch anders schreiben......
Aber wir haben ja schon im anderen Faden gelernt, dass Du sogar Mozart un Rockpiano am gleichen Tag auf dem gleichen Flügel spielst......

Martin - der wieder genug Amüsierendes im Clavio-Forum gefunden hat für einen guten Wochenbeginn

edit: Rechtschreibung
 
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Lieber fisherman,
...
Nichts, aber wirklich gar nichts würde mich dazu bringen sowas gegen ein ein Klavier zu tauschen, dem oben 5 Tasten fehlen und das ungleichmäßig zu spielen geht, bei dem die Stoßzungen klappern und das aus der hintersten chinesischen Provinz kommt. :D
...

LG
Michael

Na, das ist doch mal 'ne Aussage ! Dann ist ja ein chinesisches Instrument doch nicht das (aller-)schlechteste, was man sich antun kann ... :)

Gruß
Rubato
 
...Und wie lange es dauert, bis es nach Musik klingt? ...Bei normalen Kindern in diesem Alter ist ein GUTES Digi für die ersten 2-4 Jahre wirklich ausreichend, WENN es Gründe gibt, die zunächst gegen ein Klavier sprechen.

Auch wenn das bei kleinen Kindern für uns Erwachsene vorerst nicht wie Musik klingt, aber das Gehirn wird konditioniert auf etwas... Diese Eindrücke bleiben vermutlich ein Leben lang erhalten. Vielleicht bin ich auch nur konditioniert auf Klavierklang, weil es in meiner Erinnerung einfach geschönt ist.. wer weiß. Und ich bin froh drum, dass ich Waldduft schnuppern durfte und nicht mit Nintendo künstliche Wälder durchforstet habe...:cool:

Wenn man gewohnt ist, Nahrung mit künstliches Erdebeeraroma zu essen, schmecken einem die natürlichen Erdbeeren gar nicht mehr... irgendwo hab ich das gehört und es klingt logisch.

Ich würde dem Threadsteller "Klavier mieten" statt "Digi" vorschlagen... Diese zwei Optionen wurden im Eingangsthread als Alternativen genannt...

Der leichtere Weg ist es sicher nicht...

LG
Michael
 
Ich muss gestehen, auch auf die Gefahr hin, ein No-Go-KL zu sein :p , dass ich heilfroh bin, noch nie einen Schüler gehabt zu haben, der auf einem Digi spielt. Eigentlich erstaunlich, wenn ich's bedenke! :p

Ich möchte hier niemanden kränken, der selbst ein Digi hat - ich sehe durchaus seine Vorteile (keine Kosten für Stimmung etc., transportabel, kein Ärger mit Nachbarn wg. Üben....). Aber es ist für mich, als würde ich in einem Garten mit Plastikblumen spazieren gehen. Die Funktionsweise des Instruments ist ein zentrales Element der ersten Stunde mit dem Schüler (und nicht nur dort!): wir probieren im Innern alles Mögliche aus. Wie funktioniert das Instrument, wie die Klangerzeugung.............. aha, unten sind lange Saiten, die dunkel klingen, oben sind sehr hell klingende kurze Saiten.....nanu, die langen Saiten klingen ja viel lauter als die kurzen.......ja logisch, die haben ja mehr Masse, also muss ich oben lauter spielen, wenn ich mit den dunkleren Saiten mithalten will...........wie funktionieren die Pedale .........................., was macht denn der Resonanzboden............oh, ich kann ein Echo machen, wenn ich das rechte Pedal drücke und ins Instrument rufe..................etc. etc.. Zaubergeschichten können erfunden werden, indem mit Hand/Arm Tasten stumm herunter gedrückt werden und ein gespielter Ton die stumm gedrückten Tasten mit erklingen lässt.............. .

Natürlich kann man auch auf so etwas verzichten, aber es ist doch blöd, wenn der begeisterte Schüler zu Hause stolz sein Instrument untersucht und ............na ja..................... :p . Die Schüler interessieren sich durchaus für die Mechanik des Instruments und die steht ja auch in enger Verbindung mit unserer Technik.

Wenn es nicht anders geht, ein Klavier ausgeschlossen ist und es nach gründlicher Überlegung für die Familie das momentan Bestmögliche darstellt, ist ein Digi auf jeden Fall besser als kein Digi! :p

Wenn es aber irgend möglich ist, präferiere ich unbedingt ein Klavier!!! Die Nachbarn sollten da kein Kriterium sein - das bisschen Üben werden die schon aushalten (rechtlich sowieso erlaubt) und man kann ja erst einmal eines mieten. Ich bin auch der Meinung, dass Kinder von Anfang an ausdrucksvoll spielen können, auch wenn die klangliche Differenziertheit natürlich Grenzen hat.

Liebe Grüße

chiarina
 
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Hallo,

den Versuch, das Üben des Kindes "unhörbar" zu machen, um so Nachbarn und sich selbst zu schonen, finde ich -mit Verlaub- ziemlich übel. Vor allem in den ersten Jahren. Und zwar in so vielfacher Hinsicht übel, dass ich gerade gar keine Zeit habe, mich darüber darüber auszulassen. Fisherman, du überrascht mich! :)

LG, Sesam
 
Sesam, hast Du ein Kind? Ich habe das Glück, dass wir über genug Wohnraum verfügen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in einer kleinen Wohnung seinerzeit das GESAMTE Üben meiner Tochter hätte ertragen müssen - au weia!!! Natürlich soll man zuhören! Aber doch nicht täglich das volle Programm! Mir hat das Üben meiner Großen auf der Klarinette gereicht (da hilft auch Wohnraum nix ;-)).

UND: Ich weiß sehr gut, dass meine Tochter sehr oft gerne "im Verborgenen" geübt hat, um uns dann stolz das Ergebnis zu präsentieren. Auch das will berücksichtigt sein!

PS. Ich bin ein Rabenvaterschwein! ;-). Ich will auch nix mit den Hausaufgaben meiner Kids zu tun haben. Habe das mit meiner Frau auch knallhart durchgezogen. Und: Die Kinder wurden zu selbstständigen und selbstverantwortlichen Lernern. Die Lehrer haben uns dafür geliebt!!! Im Ernst!
 

Kann im Nachhinein jeder sagen ;). Aber ist das mit dem "hörbaren" Üben wirklich so ein Problem? Ich konnte da prima auf Durchzug stellen, auch wenn ich mich intensiv auf meine Arbeit konzentrieren mußte. Und in Pausen hatte ich immer noch die Möglichkeit aus meinem Arbeitzimmer herauszukläffen "fis, fis, fis, Du Nervensäge!" Kinder mögen Anteilnahme an ihrem Üben, solange man ihnen nicht dauernd im Kreuz steht.

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielleicht hat sich der Sohn mittlerweile für eine Trail-Rad-Karriere entschieden oder er will Fussball spielen wie Messi oder jetzt als Popsänger bei "Deutschland sucht den Superstar" einsteigen. Wer eigene Kinder hat, weiss wie schnell sich Vorlieben ändern und oft will so ein Knirps nur Klavier lernen, weil der Kumpel so ein geiles Keybaord hat .... vor diesem Hintergrund halte ich die letzten Beiträge dieses Fadens für etwas oversized. Dass der Inhaber eine Klavierhauses, der mit Leib und Seele Klavier(-stimmer, -spieler, -freund, und was noch alles) ist (und den ich hiermit herzlich grüße), nicht fürs DP ist, war mir schon klar. Und das ein DP besser ist als ein "echtes" hat hier auch niemand ernsthaft behauptet. Aber vor dem Hintergrund der schnell wechselnden Interessen unserer "Kurzen" ist ein DP wirklich eine gute Alternative.

Und noch etwas: Ich bin vom DP aufs "Echte" nach 2 Jahren Unterricht jetzt vor etwa 2 Jahren gewechselt. Was war das eine Freude!!! Die allerdings auch daher rührte, dass ich auf der Basis von erlernten Stücken den Unterschied ganz bewusst wahrnehmen konnte. Diese Erfahrung würde ich nicht missen wollen und gönne sie auch dem kleinen Mozart in spe.

Gruss

Hyp
 
Vielleicht hat sich der Sohn mittlerweile für eine Trail-Rad-Karriere entschieden oder er will Fussball spielen wie Messi oder jetzt als Popsänger bei "Deutschland sucht den Superstar" einsteigen. ............................................
Aber vor dem Hintergrund der schnell wechselnden Interessen unserer "Kurzen" ist ein DP wirklich eine gute Alternative.

Lieber hyp,

aber ist es tatsächlich nicht billiger, ein Klavier zu mieten? Das kostet ca. ab 25€ im Monat, also ab 300€ pro Jahr.

Liebe Grüße

chiarina
 
25€/Monat klingt zunächst sehr gut. Gibst du das Klavier nach 1 Jahr zurück, werden 2 Transporte à ca. 250€, dazu eine Stimmung + die 300€ Miete fällig. Somit sind ca. 900-1000€ weg. Kaufst du für das Geld ein Digi, kannst du es für ca. 500-700€ wieder verkaufen. Zuerst ein Digi kaufen und dann ein Klavier ist auch ein überschaubarer und risikoarmer Verlust. Das funktioniert natürlich auch mit einem gebrauchten Klavier, das man günstig einkauft, aber man sollte das Instrument wie hier schon zig Mal geschrieben wurde, anschauen lassen.

Shigeru

Lieber hyp,

aber ist es tatsächlich nicht billiger, ein Klavier zu mieten? Das kostet ca. ab 25€ im Monat, also ab 300€ pro Jahr.

Liebe Grüße

chiarina
 
25€/Monat klingt zunächst sehr gut. Gibst du das Klavier nach 1 Jahr zurück, werden 2 Transporte à ca. 250€, dazu eine Stimmung + die 300€ Miete fällig. Somit sind ca. 900-1000€ weg. Kaufst du für das Geld ein Digi, kannst du es für ca. 500-700€ wieder verkaufen. Zuerst ein Digi kaufen und dann ein Klavier ist auch ein überschaubarer und risikoarmer Verlust. Das funktioniert natürlich auch mit einem gebrauchten Klavier, das man günstig einkauft, aber man sollte das Instrument wie hier schon zig Mal geschrieben wurde, anschauen lassen.

Lieber Shigeru,

in der Regel werden die Transportkosten bezuschusst und können sich auf ca. 120€ belaufen (ein Weg). Klar, die Stimmung muss man bezahlen. Vielleicht sollte man aber auch in die Kalkulation miteinfließen lassen, dass die Kosten für den Mietkauf auf einen möglichen Kauf angerechnet werden. Und man dann keinen Transport mehr bezahlen muss.

Aber man kann, so glaube ich, auch Digis mieten. Letztendlich muss jeder selbst entscheiden. Ich bin von der Wankelmütigkeit von Kindern nicht überzeugt. Ich selbst hatte noch nie einen Schüler, der nicht mehrere Jahre dabei geblieben ist. Sorry an alle, aber ich kann's mir nicht verkneifen: vielleicht weil sie alle ein Klavier hatten. :cool: :p:p

Liebe Grüße

chiarina
 
Chiarina, hast Du mal die Klaviere angesehen, die man für 25,- € mieten kann? Die sehen mir verdächtig nach dem Zeugs aus, das ich in der MS bespielen darf...

Bitte hier keinen Mietkauf empfehlen - keiner in der Familie hat Ahnung!!! Ansonsten gehe ich gerne mit Dir konform, Chiarina - wenn ein Kind mitbekommt, dass die Eltern richtig Asche lockermachen, kann das über manche Frustphase hinweghelfen. Bei Erwachsenen empfehle ich ja auch deshalb schon, an die finanzielle Schmerzgrenze zu gehen.
 

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