Was "Kanu" und "Klavier" gemeinsam haben:

  • Ersteller des Themas Roman aus Wien
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Leute, mal im Ernst: Habt Ihr keine anderen Sorgen?
 
... "Klavier" zu bezeichnen, um es vom Flügel zu unterscheiden, ist genau so richtig, wie einen Apfel als "Obst" zu bezeichnen, um ihn von der Birne zu unterscheiden.

Daher ist es eine Unsitte (= schlechte Angewohnheit ).

Wenn man von einem Steirer Most verlangt, sollte man als Burgenländer nicht enttäuscht sein, wenn man statt des gewünschten Traubensafts Apfelwein bekommt. ;)

Man kann sich Enttäuschungen ersparen, wenn man die regionalen Unterschiede der Sprache zur Kenntnis nimmt und diese Kenntnis dann auch anwendet, um zum richtigen Verständnis zu kommen. Sprache ist oft mehrdeutig, meist ergibt sich der genaue Sinn aus dem Kontext, ansonst muß man halt mal nachfragen.

LG, PP
 
Wenn mir jemand sagt, er besitze ein Klavier, so ist implizit deutlich, dass er keinen Flügel besitzt, ...
Es sei denn, er hätte beites.

Leute, mal im Ernst: Habt Ihr keine anderen Sorgen?

Die Fachsprache der Klavierfachleute enthält so manche Tücken:
An Beispielen für Bezeichnungen deren Sinn nicht unbedingt logisch erfassbar ist, mangelt es jedenfalls nicht.

Oberdämpfer - Was denke ich mir, wenn ich in meinen Flügel sehe: "Aha, ein Oberdämpfer." In Wirklichkeit meint man ein Pianino bei dem die Dämpfer oberhalb der Hämmer angebracht sind.
Schrägsaiter - Jede Saite für sich ist annähernd gerade und doch ist es kein Geradsaiter, weil die Basssaiten nicht parallel zu den anderen verlaufen.
Aufrecht stehendes Klavier - Der Flügel hat drei Beine, aber beim Pianino spricht man davon, dass es steht.
Senkrechtklavier - Was ist dabei schon senkrecht? die Klaviatur, die für die Bezeichnung des Instrumentes den Ausschlag gibt, sicher nicht. Die Saiten verlaufen auch nicht Senkrecht, außer vielleicht beim Geradsaiter-Pianino. Die Seitenwände sind senkrecht, jedoch ist die Seitenwand des Flügels auch senkrecht.
Der Resonanzboden - beim Flügel ist es ein Boden aber beim Klavier ist es eine Wand hinter den Saiten. Vielleicht kommt daher die Bezeichnung (Resonanz-) Wandklavier.

In einer Zeit mit der Möglichkeit der überregionalen Kommunikation kann es doch nicht so schwer sein, einen Begriff wie Pianino im gesamten deutschsprachigen Raum zu übernehmen, wenn es in einigen Regionen keinen vernünftigen Begriff dafür gibt.

Was die Fachsprache der K-Bauer und K-Macher betrifft: Am besten gefällt mir der Ausdruck: "Bezieherkrücke".
In dem Sinne: Das Klavier hat seinen (Stimm-)Stock und der (Klavier-)Bauer hat seine Krücke.

Guten Abend.
 
Diese Diskussion erinnert mich an die Bezeichnungen "Marmelade" und "Konfitüre": Fast alle, die ich kenne, frühstücken Marmelade, und meinen damit eben süßen Frucht-Brotaufstrich. Fachlich korrekt ist das aber Konfitüre, das hat sich im Alltag aber nicht so recht durchgesetzt. Marmelade (fachlich korrekt) ist ausschließlich für Orangen-Marmelade vorbehalten...
Barbara

Liebe Klimpertante,

um weiter in das offtopic dem Klavierbegriff verwandte Thema einzusteigen: Marmelade und Konfitüre werden im deutschen Sprachgebrauch deutlich unterschieden! Marmelade ist ein aus Früchten plus Zucker erzeugtes Produkt, in dem Fruchtanteile nicht mehr erkennbar (oder beim Verzehr spürbar) sind. Konfitüre ist ein ähnliches Produkt, in dem die verwendeten Früchte allerdings vor ihrer brotaufstrichbestimmten Verwendung nicht massakriert wurden. Bei der Marmelade werden die Früchte vor dem Kochen mit Hilfe eines Passierstabs oder eines handelsüblichen Mixers passiert , bei der Konfitüre müssen sie allein einen längeren Aufenthalt im Gelierzucker überdauern!

Wie man sieht herrscht auch hier Begriffsverwirrung!

LG

Debbie digitalis
 
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Lieber Fisherman!

Natürlich kann man alles, was nicht unmittelbar der Nahrungsaufnahme oder der Fortpflanzung dient, als unnötigen Luxus bezeichnen. Vom Standpunkt eines Biologen aus wäre das vermutlich gar nicht so abwegig.

Leute, mal im Ernst: Habt Ihr keine anderen Sorgen?

Tatsache ist jedoch, dass fast alle Menschen auch darüber hinaus gehende Interessen haben und diese höchst unterschiedlich sein können:
- Da gibt es welche, die schieben in bestimmten Ritualen kleine Figuren über hell-dunkel karierte Spielfelder.
- Andere klettern - unter dem Risiko dabei zu sterben - steile Felswände hinauf.
- Und hier haben sich halt einige zusammengefunden, die sich für die Bezeichnungen ihres Lieblingsinstrumentes interessieren.

Seien wir doch froh, dass wir neben der Bewältigung unserer existenziellen Grundprobleme auch noch Kapazitäten haben, uns auch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Dass wir viele verschiedene Interessen haben und keine einheitlichen, die uns vom großen Bruder (früher in Moskau und heute in Brüssel) vorgeschrieben werden, ist doch sicher auch in Deinem Sinne.

Grüße aus Wien
Roman
 
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Hallo Roman, Du hast natürlich recht - ich hätte da unbedingt eine Reihe Augenzwinkersmilies unterbringen müssen (gerade als Fligenbinder und -fischer).
 
Natürlich kann man alles, was nicht unmittelbar der Nahrungsaufnahme oder der Fortpflanzung [...] dient, als unnötigen Luxus bezeichnen.
wenn wir [...] mit und/oder dem Verbreiten der Frohbotschaft ergänzen, dann ist der Satz komplett und perfekt :D:D

übrigens freut mit ganz besonders, dass Kanus und Klaviere wie auch Krokodile und Kokosnüsse sowie Kamelhaardecken und Kurbelwellen prima stabreimen :D:D
 
@ klimpertante:

Die Unterscheidung zwischen Obstsorten, aus denen Brotaufstrich gemacht wird (Zitrus = Marmelade, andere Obstsorten = Konfitüre bzw. "jam") ist m.W. keine deutsche, sondern eine englische. Das engl. "marmelade" findet sich nur bei Zitrus. (Übrigens ist es im Afrikaansen genau wie im Englischen: Zitrus = "marmelade", anderes Obst = "konfyt").

@ Roman:

Verwirrung? Welche Verwirrung? Ein Klavier ist ein Klavier und ein Flügel ein Flügel. Das hat weder mich noch zigtausend (-millionen?) andere Deutsche jemals verwirrt. Wenn's nun dich verwirrt, dann ist das keine "Unsitte" der anderen, sondern ein Verständnisproblem bei dir selbst.

Weiterhin schmunzelnde Grüße,
Mark
 
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Die Unterscheidung zwischen Obstsorten, aus denen Brotaufstrich gemacht wird (Zitrus = Marmelade, andere Obstsorten = Konfitüre bzw. "jam") ist m.W. keine deutsche, sondern eine englische. Das engl. "marmelade" findet sich nur bei Zitrus. (Übrigens ist es im Afrikaansen genau wie im Englischen: Zitrus = "marmelade", anderes Obst = "konfyt").

Tja, die EU scheint der Meinung zu sein, daß man die armen britischen Konsumenten vor böser Marmelade aus Kontinentaleuropa schützen muß :D:D:D

Deswegen gibt es eine Verordnung, daß nur Marmelade aus Zitrusfrüchten auch tatsächlich so bezeichnet werden darf. Allerdings gibt es Ausnahmeregelungen, die aber nur regional Gültigkeit haben. Sobald man Marmelade exportiert, muß sie aus Zitrusfrüchten sein - alles andere muß als Konfitüre bezeichnet werden, egal ob mit oder ohne Fruchtstückchen. :roll:

LG, PP
 
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Doppeltgemoppelt

Deswegen gibt es eine Verordnung, daß nur Marmelade aus Zitrusfrüchten auch tatsächlich so bezeichnet werden darf. Allerdings gibt es Ausnahmeregelungen, die aber nur regional Gültigkeit haben. Sobald man Marmelade exportiert, muß sie aus Zitrusfrüchten sein - alles andere muß als Konfitüre bezeichnet werden, egal ob mit oder ohne Fruchtstückchen. :roll:

LG, PP

Sagt ich doch schon (...fachlich korrekte Bezeichnung...) ;)

Gruß
Klimpertante Barbara
 

Aber nein, die Deutschen waren einfach Schnarchnasen und haben die Abstimmung verschlafen. ;)

In den deutschsprachigen Fachbüchern gibt es auch in den neuen Publikationen noch die Unterscheidung Marmelade/Konfitüre für Fruchtaufstriche ohne/mit Fruchtstücken.

Marmelade für Orangenmarmelade, mag zwar die gesetzlich korrekte Produktbezeichnung für den Export sein, aber fachsprachlich korrekt ist das zumindest im deutschsprachigen Raum nicht. :razz:

LG, PP
 
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Zu ergänzen wäre noch, dass die EU Konfitüren-Verordnung, die die früher im deutschen Sprachgebrauch übliche Unterscheidung Marmelade (Fruchtaufstrich ohne Fruchstückchen) und Konfitüre (Fruchtaufstrich mit Fruchtstückchen) neu und mehr dem englischen Sprachgebrauch angepasst regelte, jedoch nicht nur zwischen Marmelade und Konfitüre unterscheidet, sondern die Konfitüre selbst noch mal in zwei Kategorien unterteilt, nämlich in "Konfitüre" und Konfitüre extra".

Während "Konfitüre" aus Fruchtmark (das ja keine Fruchtstücken mehr enthält) hergestellt werden darf,
muss für "Konfitüre extra" Fruchtpülpe (d.h.der genießbare Teil der ganzen, soweit erforderlich geschälten oder entkernten Frucht, auch in Stücke geteilt oder zerdrückt, nicht jedoch zu Mark verarbeitet) verwendet werden.

Somit wurde die traditionell in Deutschland übliche Begriffsunterscheidung noch ein wenig in die EU-Verordnung übernommen. Was Fruchtstücke enthält, heißt jetzt in präzisem EU-Deutsch "Konfitüre extra". Ausnahmen gelten nur für: Konfitüre extra von Hagebutten sowie kernlose Konfitüre extra von Himbeeren, Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren, Heidelbeeren und roten Johannisbeeren darf jedoch ganz oder teilweise aus nicht konzentriertem Fruchtmark hergestellt werden. (also hier finden sich dann evtl. keine Fruchtstücke oder nur ganz wenige Fruchtstücken in der "Konfitüre extra".:D:D

LG

Debbie digitalis
 
So langsam ahne ich, wo Westerwelles spätrömische Dekadenz anzusiedeln ist. (Jetzt wirds aber echt OT...)
 
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und ich, daß wir "Marmelade / Gelee" (das sind hierorts simpel Synonyme) aus dem eigenen Garten machen und uns um diesen ganzen EU-Schmarrn und das überzuckerte Pastikzeug nicht scheren müssen ...

Hihi, das Plastikzeug können die behalten - noch funktioniert die innerfamiliäre Produktions- und Distributionskette, obwohl meine Mutter nun schon seit Jahren droht die Lieferung von Gelee einzustellen. :roll:

Dann gibt's nur noch Lekvár und Powidl. :(

LG, PP
 
Als wahrscheinlich einer der ganz wenigen Kanuten in diesem Forum möchte ich von der Marmelade wieder zurück zum Thema finden:

Ich bezeichne generell alle meine Kajaks die bei mir in der Garage hängen (2 Eskis von Lettmann, sowie ein Diablo und ein Kendo von Eskimo) als Kanus! - Genauso wie ich meinen Flügel auch als Klavier bezeichne.
Und meine Frau (die Linguistik studierte) hat darüber noch nie etwas auszusetzen gehabt.

Lieber Roman - ich bis jetzt bin ich noch nicht auf der Donau an Wien vorbeigefahren (dafür gibt es ja die alljährliche TID (= Tour International Danubien), aber wenn ich das mal schaffe, winke ich bestimmt! - Im übrigen stimme ich dir zu und grüsse alle paddelnden Pianisten.
 

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