Wie komponiert man ein Stück für Klavier

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Volare

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Mich würde mal interessieren wie man ein Lied für Klavier komponieren kann... Ich habe recht gute Theoriekenntnisse, Kadenzen kenne ich, den Quintenzirkel kann ich auswendig, und... naja, also mich würde jetzt interessieren wie ich ein Lied für Klavier schreiben kann. Brauche ich dafür eine Software wie Sibelius oder so, oder ist das am Anfang erst mal nicht nötig? Als armer Schüler muss ich nämlich solange ich keinen Job habe jeden Cent zweimal umdrehen :(
Und dann, was bedeuten die ganzen Begriffe wie Sonate, Fuge, Präludium, und wo kann ich mich über die verschiedenen Epochen erkundigen, bspw Romantik? Denn ich lese hier immer wieder so etwas wie "Romantische Sonate", aber im Moment sagt mir das absolut gar nichts :D

MfG
 
Eine Sonate ist eine Kompositionsform. Stell dir das einfach so vor, dass du Plätzchen backen würdest und dafür brauchst du halt eine bestimmte Form. :D Meistens ist eine Sonate dreisätzig, kann aber auch viersätzig sein. Der erste Satz steht meist in der Sonatenhauptsatzform, dieser ist gegliedert in Exposition-Durchführung-Reprise. Die Exposition stellt zwei Themen vor. Das erste Thema ist meistens schnell, das zweite eher langsam und ruhig. Die Durchführung nimmt beide Themen auf und macht daraus wieder was neues. Und die Reprise wiederholt die zwei Themen, aber in einer anderen Tonart. Selbstverständlich haben Komponisten diese Regeln gerne gebrochen.

Fuge und Präludium sind ebenfalls Formen, kannst ja mal im Internet danach googeln, habe jetzt keine Lust hier weiter zu schreiben ;)

Ich weiß jetzt nicht, was du komponieren willst. Aber in der Regel reicht ein Bleistift und ein paar Notenblätter. So machen es alle Komponisten bis heute sogar ;). Aber dazu braucht man auch ein wenig Talen und Kreativität.

Möchtest du ein Pop-Song komponieren? Oder ein klassisches Stück? Würde mich mal interessieren.
 
Volare, Deine Frage ist wie: "So, ich kenne jetzt 1500 deutsche Wörter und habe ein Buch, in dem die deutschen Grammatikregeln stehen, jetzt sagt mir mal bitte, wie man damit jetzt eine Geschichte erzählt!"

Entweder Du hast Einfälle (d.h., Dir kommen, z.B. beim Klimpern am Klavier, kleine melodische oder rhythmische oder harmonische Ideen, von denen Du das Gefühl hast, sie könnten als "Legobausteine" für ein Stückchen dienen), dann kannst Du sofort loslegen. Einfach durch Versuch und Irrtum! (OK, so geht das Stück los, laß ma' ausprobieren, wie es weitergehen könnte...was sagt mein inneres Ohr...) Oder Du hast keine derartigen Einfälle, und dann kannst Du noch so viel Theoriekrams lesen und auswendiglernen, Du wirst kein Stück zustandebekommen (oder höchstens ein ganz doofes).

LG,
Hasenbein
 
Ich möchte gerne ein klassisches Stück komponieren. Ich kenne mich nicht besonders gut mit klassischer Musik aus, aber ich würde gerne ungefähr soetwas im Stil von Op.27/2 machen, obwohl ich soweit schon verstanden habe dass die glaube ich von der Sonatenform ziemlich losgelöst ist... Mir geht es nun vor allem darum, wenn ich bspw ein schönes Hauptthema gefunden habe, wie koordiniere ich dann die linke Hand dazu. Gibt es besondere... Kadenzen oder so für die linke Hand die man in klassischer Musik wiederholt vorfindet? Habe zum Beispiel von etwas wie Albertibässen gehört, so etwas meine ich...
 
Hallo!
Das allerwichtigste ist Kreativitaet = musikalische Einfälle. Das zweitwichtigste ist die Fähigkeit, diese Einfälle festzuhalten = Noten schreiben. Für das was dann noch bleibt empfehle ich ein Kompositionsstudium.
Trage mich selber seit Jahren mit dem Gedanken, einen Operzyklus zu schreiben, komme aber einfach nicht voran!
 
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Komponieren fängt eigentlich ganz von selbst an.
Damit einhergehend entwickelt sich die individuelle Arbeitsweise. Sich zunächst räumlich, organisatorisch und technisch perfekt auf das Komponieren einzurichten ist nicht notwendig und wird vor dem weissen Papier erst mal wenig helfen.

Wenn die Idee da ist, kritzelst Du auch mal fünf Linien auf den Rand der Tageszeitung, um sie festzuhalten.

Einfach mal ran an den Speck.
 
Was das Programm angeht, ich glaube die großen Klassischen Komponisten sind alle ohne sowas ausgekommen. Also: Papier mit Notenlinien, Bleistift, Spitzer und Radiergummi und los geht's.

Schreib' doch das schöne Hauptthema, das Du gefunden hast erstmal auf. Das ist doch schon mal ein Anfang. Dann schau'n, was Du damit anfangen kannst. Eine zweite Stimme darunter legen, von der Du das Gefühl hast, dass sie dazu passt, oder eine passende Akkordfolge in Deiner Tonart, für den Anfang nur mit Tonika, Subdominante und Dominant(-sept). Das Thema widerholen, transponieren (eine Quinte / Quarte höher / tiefer), vielleicht spiegeln, eine passende Überleitung dazwischen, ... .

Muss ja nicht gleich beim ersten Anlauf eine großartige klassische Sonate werden. Einfach mal ausprobieren.

Wenn Du Deine Ergüsse gerne mit dem Computer setzen willst, schau Dir doch mal Lilypond (Open Source) an.

Grüße.
 
Ich möchte gerne ein klassisches Stück komponieren. Ich kenne mich nicht besonders gut mit klassischer Musik aus, aber ich würde gerne ungefähr soetwas im Stil von Op.27/2 machen...

Sonaten im klassischen oder romantischen Stil zu komponieren ist äußerst heikel und bedarf eine Menge an theoretischem Wissen. Es ist kaum möglich, dir das hier (ich könnte es sowieso nicht :)) in ein paar Sätzen zu erklären. Wenn du Vorschläge zur Herangehensweise an so ein großes Projekt haben möchtest, schau dir den von dir erwähnten Thread "Sonate im romantischen Stil" oder so ähnlich an.

Fang doch mit etwas völlig trivialem an. Dazu möchte ich dir ein kleines Beispiel geben.

Setz dich einfach vor das Klavier und fang an, im 4/4-Takt zu spielen. Du spielst in der linken a-e1-a1-e1 (eine Note pro Viertel). Das spielst du zwei Takte lang. Danach spielst du zwei Takte g-d1-g1-d1; dann f-c1-f1-c1; dann e-h-e1-h, dann wieder von vorn a-e1-a1-e1 usw. Dieses Schema nennt sich I-VII-VI-V und funktioniert mit jeder Moll-Tonart als Tonika.

Mit der rechten Hand spielst du nun einfach in 8teln dazu. Bleib dabei vorerst auf den weißen Tasten. Zum Anfang ist es völlig egal, was du dabei mit der rechten Hand spielst. Du wirst sehen, das klingt schon fast wie Musik. Höre genau hin, was du da spielst und denk dir leichte und triviale Melodie dazu aus, das ist wirklich nicht sonderlich schwer.

Wenn das funktioniert, dann beginne zu variieren. Spiele ein bisschen mit den Notenwerten in der rechten Hand. Auch die Begleitung in der linken Hand kannst du variieren, zum Beispiel mit Alberti-Bässen, also statt a-e1-a1-e1, spielst du a-a1-e1-a1 oder ein Muster für 3/4-Takt oder mit Terzen dazu usw.

Das ist eine sehr, sehr einfache und triviale Form des Komponierens und Improvisierens. Von einer Klassischen Sonate bist du dann immer noch Lichtjahre entfernt, aber es wäre schon mal ein Anfang. Willst du dein Ziel ernsthaft verfolgen und auf ein höheres Niveau kommen, musst du dir entsprechende Fachliteratur (Harmonik, Kontrapunkt…) besorgen und viele Kompositionen der ganz Großen studieren um zu verstehen, was dort genau passiert.

Viele Grüße!
 
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Was ich dir noch raten kann:

Hör dir ganz viel Musik von den großen Komponisten (Bach, Beethoven, Haydn, Mozart, Schumann, Schubert, Mendelssohn, usw...) an und lies dabei die Noten mit! Dann wirst du sehen, wie es die großen Meister gemacht haben. Vielleicht weckt das deine Kreativität und du kannst etwas passendes finden, sei es nur eine Begleitung. Ich meine hiermit nicht, dass du abschreiben sollst, aber Kompositionstechniken zu erkennen.
 
einfach von jeden Klassiker ein paar Takte klauen, und dann zusammenfügen, oder man macht es wie Eisler - nimmt ein klassisches Stück, und schreibt es rückwärts auf :D

Viele Grüße

Styx
 
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Als Notensatzprogramm kann ich Dir musescore empfehlen, das kannst Du Dir kostenfrei herunterladen: MuseScore | Free music composition & notation software

Es hat eine graphische Benutzeroberfläche und gegenüber Papier und Bleistift den Vorteil, dass Du Dir Deine Einfälle auch vorspielen lassen kannst. Ich finde, das gibt einem etwas mehr Distanz zum Geschriebenen als wenn man es selbst spielt. Ich benutze es manchmal, um für meine Musikschüler in der Grundschule kleine Lieder zu schreiben, z.B. mit Gesang, Klavier, Flöte, Trommeln etc. Da ich diese Stimmen allein nicht alle gleichzeitig auf den verschiedenen Instrumenten spielen kann, finde ich es hilfreich, mir dann vom Programm die gesamte Partitur spielen zu lassen und so einen Eindruck davon zu bekommen, wie alles zusammen klingt. Wenn Du ein Stück "nur " für Klavier schreiben willst, geht es natürlich auch ohne Programm.

Das wichtigste beim Komponieren sind die Ideen, und die kann Dir kein Programm liefern, die müssen schon aus Dir selbst kommen.

Ich persönlich finde, dass Singen essentiell für alles Musizieren ist, also könntest Du als Einstieg ins Komponieren ja vielleicht mal mit einem Lied anfangen, ehe Du Dir größere und schwierigere Formen vornimmst.

Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!
 

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