Wiederholungen

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Kamil

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Eine Frage, die mir nach meiner letzten Klavierstunde aufkam, ist die, wie man adäquat Wiederholungen spielen sollte - derzeit spiele ich Schuberts Impromptu Op. 142 Nr. 3 und das steckt bekanntlich voller Wiederholungen.

Mein Klavierlehrer beispielsweise ist der Ansicht, dass man die Wiederholung einer Passage niemals genau gleich spielen sollte, sondern sie durchaus etwas variieren kann, sei es durch die Dynamik oder einen anderen Anschlag, hauptsache mit der Wirkung einer etwas anderen Klangfarbe. Ich finde auch, dass das Stück dadurch noch etwas mehr an Würze gewinnt, doch frage ich mich, ob das auch im Sinne der Komponisten ist.

Wie handhabt und seht Ihr das?
 
Ich sehe das so:

Wenn man den gleichen Teil wiederholt, bekommt er eine ganz andere Bedeutung. Die Wiederholung ist Teil des Ganzen, einer Einheit. Also spiele sie auch so, als wenn es ein Ganzes wäre. Ein Gemälde beispielsweise kann man auch so anschauen, dass man sich nur einen kleinen Teil daraus nimmt und ihn dann betrachtet. Ohne diesen Teil wäre das Bild aber nicht das Ganze.

Der Zuhörer kennt den wiederholten Teil bereits schon. Also muss er so gespielt werden, dass dieser nicht langweilig klingt. Spiel es so, als wenn dieser Teil zwar eine neue andere Bedeutung bekommt, weil er wiederholt wird, aber immer noch so, dass man erkennt, dass es die Wiederholung ist.
 
Kommt doch auf die Art der WIederholung an:

Eine Exposition darf man auch ruhig nochmal "genauso" ( was ja faktisch schon schwierig ist) spielen. Die Themen sollen vorgestellt werden, und in Erinnerung bleiben für die folgende möglicherweise Komplexe Durchfürung.

Natürlich könnte man die Themen durch verschiedene Spielweise von anderen Seiten Zeigen, aber wenn man für Publikum spielt kann man es auch ruhig abwechslungsarm machen, damit die zuhörer erkennen, es ist eine Wiederholung, sich nochmal die Themen verinnerlichen etc. Überfordere deine zuhörer nicht ;D

Spielst du für dich, mach wie dir beliebt ;)

freundliche Grüße
 
Wenn man den gleichen Teil wiederholt, bekommt er eine ganz andere Bedeutung. Die Wiederholung ist Teil des Ganzen, einer Einheit. Also spiele sie auch so, als wenn es ein Ganzes wäre.
Sehr richtig!!

Mag in etlichen, großenteils schon vergessenen Sachen das Wiederholungszeichen auch inflationär gehandhabt worden sein, so sagt das nichts über andere Musik! Die Wiederholung einer Exposition bei Mozart ist keine platte Verdoppelung.

Als weitere Anregung: wir finden in der klass.-romant. Musik genügend Wiederholungen ohne Wiederholungszeichen!!!... da fragt doch auch keiner ;)

(Chopin: Minutenwalzer, b-Moll Scherzo, f-Moll Fantasie, As-Dur Polonaise -- und Chopin ist nicht der einzige "Sünder")
 
Und wenn wir zum ersten Mal durch eine wunderschöne Landschaft gegangen sind, nehmen wir sie beim zweiten Mal doch ganz anders wahr. Und noch wieder ganz anders, nachdem wir womöglich durch zerklüftete Berge und heiße Wüsten gewandert sind. :p
 
Ältere Musik konnte noch mit einer gewissen Unbefangenheit wörtlich wiederholen.
Der romantischen Musik ist diese Unbefangenheit abhandengekommen.
Ab der Hochromantik verschwindet in zunehmendem Ausmaß der Doppelstrich.
An die Stelle der wörtlichen Wiederholung tritt die Variantenbildung - und was passiert
bei der Variantenbildung? Sie tut genau das, was Chiarina gerade beschrieben hat:
Sie komponiert die veränderte, intensivierte Wahrnehmung gleichsam aus.

Mahler hat das für die Musik erforderliche Sich-Entfalten in der Zeit mit dem Leben verglichen.
Einem Komponistenkollegen, der einen Abschnitt wörtlich wiederholen wollte, sagte er:
"Aber bedenken Sie doch, was ihre Themen in der Zwischenzeit alles erlebt haben..."
 
Vielen Dank, Kamil, dass Du diesen Faden eröffnet hast.

Ich wärme gerade Chopins 3. Sonate in h-moll wieder auf für mein Herbstkonzert. - Super-klassische Sonatenform, gefüllt mit romantischer Klaviermusik, aber kaum einer wiederholt die Exposition?

Die Überleitung zur Wiederholung vor dem Doppelstrich ist von Chopin nicht gerade phantasievoll ausgeführt.

Ist es nun gut zu wiederholen oder nicht? - Mit Wiederholung dauert die ganze Sonate ca. 5 Minuten länger.

Ich habe vor, im zweiten Teil des Konzerts nach der Pause nur diese Sonate zu spielen, sonst nichts außer den Zugaben.
(Ich hätte dann auch mehr Zeit für Zugaben!)
Genau so hatte ich es schon mal gemacht. - Ich hatte aber auch schon zwei kleinere Stücke von Schumann vor die Sonate gespannt, es war aber irgendwie nicht befriedigend.

???

Über kompetente Antworten würde ich mich sehr freuen!

Walter
 

nur so nebenbei: wie ist es denn nun mit der super-klassischen Reprise bei Chopin?
 
Rolf,
macht denn das Rumgestichel so viel Spaß? Lass` doch mal gut sein. Bitte.

LG, Sesam
 
Rolf,
macht denn das Rumgestichel so viel Spaß? Lass` doch mal gut sein. Bitte.

LG, Sesam

Sesam, das ist kein sticheln, sondern ich möchte wirklich wissen, ob Walter die h-Moll Sonate auch formal als "klassisch" (im Sinne von formal traditionell) wahrnimmt - - und so eine Frage ist ziemlich interessant, denn Wahrnehmungen bzgl. Musik sind oft zeitbedingt sehr verschieden gewesen. Ein Exempel ist die Rezeption der Opern von Wagner: im 19. Jh. nahm man "das neue" schon in Tannhäuser und Lohengrin wahr, heute lässt man "das neue" erst mit Rheingold und Tristan beginnen. Die beiden großen Sonaten von Chopin sind im 19.Jh. als irregulär wahrgenommen worden - heute wird das nicht mehr so krass gesagt, aber es gibt die Einschätzung, dass die späte in h-Moll sich eher zur klassizistischen Form bewege als die in b-Moll. Interessant hierbei ist, dass Debussy [sic] die verkürzte Reprise Chopins als wohltuend empfunden hatte.
Wie Du siehst: solche Anlässe sind weit entfernt von "sticheln"
 

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