Paralleles Üben von Stücken

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PianoPuppy

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24. Okt. 2010
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Hallo,

Früher war die Welt noch in Ordnung ;-), da hatte ich über die Woche ein Stück zum Üben auf, das hatte ich dann nach einer Woche, spätestens zwei soweit, dass man im Unterricht gut daran arbeiten konnte. War es mal was längeres, wurde es sinnvoll gestückelt und es war halt jeweils ein Teil, an dem ich mich die Woche über austobte.

Seit einigen Wochen, bekomme ich nun mehrere Stücke auf, und ich übe die Woche über parallel an drei oder vier Stücken. Irgendwie bringt mich das aber aus dem Konzept, und ich habe immer das Gefühl hinten nach zu hinken und mit nichts fertig zu werden, und obwohl ich weiß, dass es blöd ist, verursacht mir das gehörig Unbehagen und auch etwas Stress. Meist kristallisiert sich dann ein Stück als Lieblingsstück heraus, an dem wird dann fleissiger geübt als an den anderen, bei denen dann schon auch mal gehudelt wird.

Wie organisiert ihr euch beim parallelen Üben von Stücken? Übt ihr jeden Tag an jedem Stück? Habt ihr auch manchmal das Gefühl, dabei auf der Stelle zu treten?

Würde mich freuen, wenn ihr mal eure Erfahrungen zu dem Thema schildern könntet.

LG, PP
 
Liebe PP, wenn es Dich durcheinander bringt, dann lass das.
Wenn es eine Bereicherung ist, lebe mit den "Nachteilen".

Was Du schilderst, empfinde ich als normal. Ist halt so. Wenn man mal ein wenig über das erste Anfängerstadium hinaus ist, sollte man damit leben. Lernen und Fortschritte erfolgen in Wellen - die Empfindung von temporärem Rückschritt gehört dazu. Auch ich habe Stücke, die sich seit Monaten nicht weiterentwickeln, weil Theorieverständnis und Motorik eben noch nicht soweit sind. Also werden sie einfach weitergepflegt, mitgeschleppt und irgendwann ... erblühen sie. Hab einfach Vertrauen. Du musst niemandem etwas beweisen.
 
Das ist wohl normal. Ich habe immer mehrere Stücke, an denen ich mehr oder weniger intensiv arbeite - einige, die neu sind, andere , die fast fertig sind (und keines, das wirklich fertig ist). Das hat für mich den Vorteil, das ich je nach Laune und Verfassung an etws feilen, mich mit Details beschäftigen kann, oder Neues bearbeiten kann.

LG

Pennacken
 
Ok, ok, ich geb' schon wieder Ruh'. Habe gerade die Takte gezählt: 132 in drei Wochen sollte ja wirklich kein Problem sein, werde nur lernen müssen, das in sinnvollen Abschnitten zu üben.

Und ich hatte gerade ein wunderbares Erlebnis!

Ich habe trübselig die RKII durchgeblättert, blieb bei einer Clementi Sonate hängen, hab' die Noten angeschaut und es war Musik im Kopf!!! :):):)

Und das obwohl ich die letzten Wochen die "aktive" Gehörbildung komplett vernachlässigt habe!

Es ist eine ganz einfache Sonate und es waren "nur" die ersten 12 Takte der Oberstimme (danach hat mich der Mut verlassen), aber ich konnte sie richtig "runterlesen", in ganz normalem Tempo! Bin sofort zum Piano gestürzt und es war tatsächlich richtig! :bongo:

Also so schnell kann mir jetzt nix die Laune verderben!

Herzliche Grüsse, PP
 
Hallo PianoPuppy,

ich bekomme regelmäßig mehrere Stücke zum Üben mit nach Hause, wobei aber nicht jedes davon in einer Woche fertig werden soll.

Ich beginne gewöhnlich nicht mehrere neue Stücke gleichzeitig, sondern übe das eine solange, bis es ganz ordentlich läuft, bevor ich mir das nächste vornehme. Die aktuellen Stücke, die bereits laufen, spiele ich fast jeden Tag, zum einen, weil ich nicht nur üben, sondern auch einmal spielen will, und zum anderen finde ich, man gewinnt auch eine gewisse Routine dadurch. Wirklich üben tue ich aber nicht alles täglich. Ich suche mir vielmehr bestimmte Baustellen heraus, die ich in Angriff nehme. Für mich hat letzteres den Vorteil, dass ich einen Erfolg sehen kann.

Viele Grüße,
Nuri
 
Hallo Nuri,

Danke für den Einblick in deine Herangehensweise!

Für mich hat letzteres den Vorteil, dass ich einen Erfolg sehen kann.

Tatsächlich ist es das was mir derzeit ein bisschen fehlt, und mit schnellen Erfolgen war ich bisher wohl auch etwas verwöhnt.

Sind die Stücke, die du aufbekommst beliebige?

Bei mir ist es so, dass ich jetzt immer eines aus Barock/Klassik, eines aus Romantik/Moderne und eine Etüde aufbekomme. Das Durchmischen der Stile finde ich schon sinnvoll - irgendwie habe ich es nämlich geschafft in 7 Monaten Unterricht kein einziges klassisches Stück zu lernen, habe jetzt mein erstes auf. :p

Herzliche Grüsse, PP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es ist wohl an der Zeit, deine Übungssitzungen besser zu strukturieren. 132 Takte in drei Wochen ist eine recht seltsame Aussage, denn du wirst ja nicht für jeden einzelnen Takt die gleiche Zeit benötigen. Wenn du pro Tag 60 Minuten für die Stücke hast, könntest du die einfach aufteilen, jeweils 20 Minuten für jedes Stück. Auf die Dauer bekommst du ein Gefühl dafür, was du in 20 Minuten schaffen kannst, und dann kannst du noch besser planen, entweder im Voraus, oder spontan, wenn du am Klavier sitzt. Natürlich kannst du nicht immer jedes Stück komplett durcharbeiten, du mußt dich auf das konzentrieren, was am wichtigsten ist (nicht unbedingt auf das, was am schwersten ist). Zum Beispiel kannst du das Stück erstmal komplett durchgehen oder durchspielen und markierst dir dann die Stellen, die du heute bearbeiten willst. Und solange du nicht auf eine Prüfung hinarbeitest, ist es egal, ob du ein Stück in der vorgegebenen Zeit schaffst. Wenn es länger dauert, hast du entweder deine Übungszeit nicht gut genutzt oder dein Lehrer hat zu viel gefordert (was auch absichtlich gewesen sein kann).

Und Erfolgserlebnisse werden nicht ausbleiben. Es ist halt nicht immer das fertige Stück, aber wenn man das schafft, was man sich vorgenommen hat, ist das ja auch ein Erfolg.
 
Es ist wohl an der Zeit, deine Übungssitzungen besser zu strukturieren. 132 Takte in drei Wochen ist eine recht seltsame Aussage, denn du wirst ja nicht für jeden einzelnen Takt die gleiche Zeit benötigen.

Hallo Guendola,

Danke für deinen Beitrag. Das mit den 132 Takten, war nicht wirklich so ernst gemeint. Und du hast recht, ich muss lernen, meine Übeeinheiten zu strukturieren. Bisher war es immer so, dass ich mit den schwierigen Stellen angefangen habe, und danach das gesamte Stück Teil für Teil erarbeitet habe. Jetzt komme ich in das Dilemma, dass das nicht mehr funktioniert, denn ich sollte bereits am nächsten Stück arbeiten, bin aber grad so schön mittendrin in dem einen und will dann damit nicht aufhören, beim nächsten mal üben, habe ich dann das erste Stück komplett vernachlässigt, weil ich ohnehin schon mehr daran geübt habe,... Jedenfalls wurde mir heute klar, dass ich so nicht "weiterstrudeln" kann, daher auch mein Post hier.

LG, PP
 
Ich finde, so ein bisschen Erfolgserlebnis braucht es schon …

Sind die Stücke, die du aufbekommst beliebige? Bei mir ist es so, dass ich jetzt immer eines aus Barock/Klassik, eines aus Romantik/Moderne und eine Etüde aufbekomme.

Was die Stilrichtung angeht, scheint mir die Auswahl der Stücke schon beliebig zu sein, wobei ich aber auch nicht den Eindruck habe, dass irgendetwas kurz komme.

Ansonsten macht die Auswahl an Stücken für mich Sinn. In grober Linie und den Schwierigkeitsgrad betreffend baut natürlich eines auf dem anderen auf, außerdem richtet sich vieles danach, was technisch gerade nötig ist.

Nach zweimal Schumann oder Tänzen oder was auch immer gibt’s definitiv weder das eine noch das andere; auf eine Sonatine, mit der ich ewig nicht fertig werde, folgt jedenfalls nicht sofort wieder eine solche. Außerdem berücksichtigt die Hausaufgabenstellung die Machbarkeit; wenn ein Brummer dabei ist, den ich ohnehin kaum schaffen kann, dann ist das andere im Zweifel irgendetwas, was sich an ein bis zwei Abenden lernen und locker flockig spielen lässt.

Eine Etüde oder technische Übung gibt es bei mir auch immer. Wobei meine Klavierlehrerin nicht darauf besteht, dass ich jedes Mal eine Etüde übe, ich das aber so haben will. Ich düse direkt vom Büro in die Klavierstunde, und weil ich ersteres dazu ohnehin früher verlassen muss als gewöhnlich, gestaltet sich das Ganze recht hektisch. Das erste Stück ist dann immer für die Füße. Da versaue ich lieber irgendeine Etüde, als ein Stück, wofür ich intensiv geübt habe. Ob ich nun dieselbe Etüde monatelang über oder irgendeine andere ist mir völlig wurst. Komischerweise aber klappt die Anfangsetüde, seit wir mit Etüden am Anfang angefangen haben, ungewöhnlich gut. Womöglich gerade weil mir das Gelingen oder Misslingen so völlig wurst ist. :confused:

Viele Grüße,
Nuri
 
Ob ich nun dieselbe Etüde monatelang über oder irgendeine andere ist mir völlig wurst. Komischerweise aber klappt die Anfangsetüde, seit wir mit Etüden am Anfang angefangen haben, ungewöhnlich gut. Womöglich gerade weil mir das Gelingen oder Misslingen so völlig wurst ist. :confused:
man könnte das auch anders betrachten:
Dir hat sich da ein Weg aufgetan, um unnützes Mitdenken (Bedenken, Befürchtungen, Aufpasserei usw.) wegzublenden bzw. gar nicht hochkommen zu lassen - ein Vorschlag: mach das doch auch mal so mit den Stücken, die Du gerne spielst. Den Kopf ganz frei haben und nur in den Klängen denken.
 
man könnte das auch anders betrachten:
Dir hat sich da ein Weg aufgetan, um unnützes Mitdenken (Bedenken, Befürchtungen, Aufpasserei usw.) wegzublenden bzw. gar nicht hochkommen zu lassen –

Warum die Etüde am Anfang funktioniert ist mir klar,

ein Vorschlag: mach das doch auch mal so mit den Stücken, die Du gerne spielst. Den Kopf ganz frei haben und nur in den Klängen denken.

nur besteht der Unterschied zum sonstigen Spielen darin, dass man sich nicht nur sagt: „Da mach ich jetzt erst mal die Etüde, die mir schnurzpiepegal ist und DANN fange ich an, etwas zu spielen“, sondern auch daran glaubt.

Es macht es ungleich schwieriger, wenn man nicht daran glaubt …

Liebe Grüße,
Nuri
 

Es macht es ungleich schwieriger, wenn man nicht daran glaubt …
Musik lebt davon, dass sie Klänge in der Zeit (im Verlauf) aufblühen lässt - dabei wird die Zeit voll und ganz von den Klängen verbraucht oder absorbiert, also ist für schöne und sinnvolle Klänge einfach keine Zeit, um an Nebensächlichkeiten zu denken.
Da wäre doch eine Idee, die schnurzpiepegalen Etüden mit möglichst schönem Klang zu spielen - und das dann auch allmählich auf die Klavierstücke zu übertragen.
 
Hallo pp,

ich habe ebenfalls mehrere Stücke aus dem Unterricht. Ca. 1-2 Alte zum vertiefen und verfeinern und 2 Neue. Hinzu kommen meist noch 1 oder 2 weitere, die ich selbst beginne und dann vielleicht mit in den Untericht einbringe. Ich teile die Zeit je nach Bedarf auf die Stücke auf. Manchmal auch je nach Laune. :mrgreen: Eine Stunde an nur einem Stück zu verbringen halte ich äußerst selten durch.

Gruß
Jörg
 
man könnte das auch anders betrachten:
Dir hat sich da ein Weg aufgetan, um unnützes Mitdenken (Bedenken, Befürchtungen, Aufpasserei usw.) wegzublenden bzw. gar nicht hochkommen zu lassen - ein Vorschlag: mach das doch auch mal so mit den Stücken, die Du gerne spielst. Den Kopf ganz frei haben und nur in den Klängen denken.

Also für mich liest sich dies hier wie das Übeprinzip "Üben im Flow", nur mit etwas anderen Worten... ;)

Der einzige Unterschied ist mglw., ab welchem Übestadium man dies versucht, umzusetzen.

In dem Zusammenhang möchte ich nochmal ein Zitat aus einem Buch von Jon Laukvik anfügen, was für mich in einem Satz sehr, sehr viel aussagt, worum es beim Üben geht:
"Der Übeprozess führt - spieltechnisch gesehen - vom bewußten Handeln zum umbewußten Geschehenlassen".
Und wenn letzteres zutrifft - "unbewußtes Geschehenlassen", erst dann ist der Kopf ganz frei und man kann vollständig in den Klängen denken, wie Rolf schrieb.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also für mich liest sich dies hier wie das Übeprinzip "Üben im Flow", nur mit etwas anderen Worten... ;)
wenn ich mich richtig entsinne, meint "flow" u.a. das spielen in einem gelösten, angstfreien Zustand im Gefühl absoluter Sicherheit (also bedenkenlos)

Also"Der Übeprozess führt - spieltechnisch gesehen - vom bewußten Handeln zum umbewußten Geschehenlassen".
Und wenn letzteres zutrifft - "unbewußtes Geschehenlassen", erst dann ist der Kopf ganz frei und man kann vollständig in den Klängen denken, wie Rolf schrieb.
in Klängen zu denken ist allerdings keine unbewußte Angelegenheit, sondern ganz im Gegenteil sehr bewußt und konzentriert - - aber alles Nebensächliche ist dann eben weg (kein "wie treff ich das" oder "jetzt diminuendo" usw.)

mit Etüden oder Übungen, wenn sie nicht allzuviel an musikalischer Aussage haben, kann man in diese Richtung kommen - so habe ich Nuri´s "schnurzpiepegal" aufgefasst und sehe darin kein mechanisches Training (schöner Klang sollte freilich immer dabei sein, aber wenn man nichts musikalisch kompliziertes dabei denken muss, dann geht das einfacher bzw. gelöster)
 
Naja, der Weg von:

... Dir hat sich da ein Weg aufgetan, um unnützes Mitdenken (Bedenken, Befürchtungen, Aufpasserei usw.) wegzublenden bzw. gar nicht hochkommen zu lassen...

bis hin zu:

... wenn ich mich richtig entsinne, meint "flow" u.a. das spielen in einem gelösten, angstfreien Zustand im Gefühl absoluter Sicherheit (also bedenkenlos)...

ist ja nun soweit nicht! :)

in Klängen zu denken ist allerdings keine unbewußte Angelegenheit, sondern ganz im Gegenteil sehr bewußt und konzentriert - - aber alles Nebensächliche ist dann eben weg (kein "wie treff ich das" oder "jetzt diminuendo" usw.)

Ich denke, das widerspricht nicht dem, was Laukvik meinte, weil er es vom spieltechnischen Standpunkt heraus betrachtete; wie du schon geschrieben hast, ist dadurch eben der Kopf frei für das Wesentliche (und das sehr bewußt und konzentriert).
 
Ich denke, das widerspricht nicht dem, was Laukvik meinte, weil er es vom spieltechnischen Standpunkt heraus betrachtete;
Vielleicht lassen wir den lieber außen vor, denn zur Spieltechnik am Klavier schreibt er nicht eben viel (ist auch nicht sein Fachgebiet)
Wenn es, wie Nuri es für sich beschrieben hat, irgendwo ganz gut ohne Nachzudenken klappt, dann ist schon viel gewonnen - von da aus kann versucht werden, das auf musikalisch anspruchsvollere Aufgaben zu übertragen.
 
Komischerweise aber klappt die Anfangsetüde, seit wir mit Etüden am Anfang angefangen haben, ungewöhnlich gut. Womöglich gerade weil mir das Gelingen oder Misslingen so völlig wurst ist. :confused:

Hallo Nuri,

Am Anfang ging es mir auch so, dass ich im Unterricht alles versiebt habe - bei den Schweissausbrüchen ist es nur gut, dass das Klavier keine Elfenbeintasten hat. :floet:

Was mir geholfen hat:

Meine KL hat mich mit Aufgaben konfrontiert, die nur mit höchster Konzentration für mich lösbar waren (nach Gehör nachspielen, transponieren etc), zunächst war ich da komplett blockiert, aber nach dem 2. oder 3. mal hat das super geklappt.

Was auch zur Lockerung beitrug, war, dass ich den Unterricht nicht mehr als Vorspiel- sondern eher als Übungssituation empfand - das nimmt ziemlichen Druck weg, und ich bin so total konzentriert bei der Sache. Allerdings habe ich 1,5 Stunden Unterricht, da gibt es etwas mehr Spielraum für die Arbeit an den Stücken.

Hoffe, dass du auch bald eine Möglichkeit findest, in entspannter Situation den gesamten Unterricht zu geniessen!

@ Jörg
Ich werde wohl zu einer grösseren Gelassenheit finden müssen, allerdings kann ich auch vier Stunden mit einem Stück verbringen und mir ist noch immer nicht fad. :roll:

LG, PP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo PianoPuppy,

nein, Nervosität ist es nicht, obwohl diese mir aus den ersten Klavierstunden wohlbekannt ist ;)

Dass ich mich mit dem ersten Stück recht schwer tue, hängt unter anderem damit zusammen, dass ich nicht sofort auf Klavierspielen „umschalten“ kann, sondern gedanklich noch halb woanders bin. Außerdem brauche ich immer ein paar Minuten, bis sich das Klavier nicht mehr "fremd" anfühlt.

Trotzdem gelingt mir der Einstieg über die Etüde sehr viel besser als über irgendein Stück, und ich bin mir sicher, dass dies insbesondere darauf beruht, dass an der Etüde kein Herzblut hängt.

Ich glaube, wenn ich ein Stück viel und gut geübt habe, möchte ich mehr, als es einfach nur spielen, nämlich es möglichst gut spielen und eventuell gar zeigen, dass ich es gut spielen kann. So denke ich zwischenzeitlich Dinge wie: „das musste jetzt gleich besonders betonen“, wie: „die schwierige Stelle haste tausendmal geübt, also streng dich gefälligst an“ oder wie: „spielste jetzt bitte mal links leiser“. Und selbst wenn ich es nicht expressis verbis denke, so bemühe ich mich trotzdem besonders darum. Im Grunde steht man dadurch wohl außen vor.

Beim Spielen der Etüde spiele ich nur die Etüde. So, wie ich sie mir gedanklich vorstelle und so, wie ich sie höre und sonst nichts. Frank und frei und einfach nur so, wie ich sie kenne. Und glatt könnt' ich mitsingen. Genau das macht für mich den Unterschied.

Liebe Grüße,
Nuri
 
Musik lebt davon, dass sie Klänge in der Zeit (im Verlauf) aufblühen lässt - dabei wird die Zeit voll und ganz von den Klängen verbraucht oder absorbiert, also ist für schöne und sinnvolle Klänge einfach keine Zeit, um an Nebensächlichkeiten zu denken.

Ich finde das markierte einen wirklich sehr schönen Satz. Werde ich sicher noch oft drüber nachdenken...

Wenn es, wie Nuri es für sich beschrieben hat, irgendwo ganz gut ohne Nachzudenken klappt, dann ist schon viel gewonnen - von da aus kann versucht werden, das auf musikalisch anspruchsvollere Aufgaben zu übertragen.

Wobei sich mir dann immer gleich der böse Cerberus (Höllenhund), der sich Technik nennt, zähnefletschend in den Weg stellt... es ist entmutigend, wie sehr Spielfehler ein ansonsten schön gespieltes Stück stören, wie gnadenlos das innere Publikum ist, das immer so scharf auf Spielfehler achtet...

Ich bin drauf und dran, obwohl es nicht empfohlen wird, meine Stücke möglichst schön durchzuspielen (mit meiner inneren Vorstellung, dabei mit einem imaginären Publikum zu "kommunizieren", zwecks dem Training der Vorspielsituation). Und die Stellen, an denen die Technik (noch) versagt, eben so schön wie möglich hinzubekommen, mich von den Fehlern aber nicht mehr so extrem stören zu lassen, sondern einfach weiterhin zu spielen und "weiter zu kommunizieren".

Meine Technikprobleme rühren hptsl. daher, daß die Finger öfters so was wie "schlecht geölte Gelenke" haben und dann nur schwer den Anforderungen in gewissen hurtigen Läufen folgen wollen. Es liegen in diesen Fällen keine Verspannungen vor, soweit ich das beurteilen kann... auch muß ich daran arbeiten, mit mehr Handgelenk/Unterarm/Arm-Bewegungseinsatz zu spielen, und dabei locker zu bleiben - was die Finger allein nicht hinkriegen, können sie mit Unterstützung der Handgelenk/Unterarmpositionierung etc. schaffen, steht ja auch hier im Forum...

Wenn ich das lese, daß 1,5 h Unterricht genommen werden und 4 Stunden an einem Stück gearbeitet wird ... dann wünsche ich bei einem solchen bewundernswerten Engagement und tiefen Leidenschaft wirklich, daß die Erfolge sich nicht zu zickig anstellen - von Herzen. ;)

--

Im nachhinein merke ich, daß ich "musikalisch anspruchsvollere Aufgaben" aus dem Zitat oben vielleicht falsch verstanden habe (es stand da ja nicht "technisch anspruchsvollere Aufgaben"...?).

Noch etwas: das Erlebnis, "in Klängen zu denken", kann jeder erleben, egal welche Spielstufe - wenn er versucht, ein Stück in diesem Sinne zu spielen, das er technisch beherrscht und schön spielen kann.

---

@Nuri

Ich glaube, wenn ich ein Stück viel und gut geübt habe, möchte ich mehr, als es einfach nur spielen, nämlich es möglichst gut spielen und eventuell gar zeigen, dass ich es gut spielen kann

Dagegen ist ja zunächst einmal nichts einzuwenden

Und selbst wenn ich es nicht expressis verbis denke, so bemühe ich mich trotzdem besonders darum.

Mit scheint, es geht bei der ganzen Sache um einen schwierigen, ganz persönlichen Balanceakt: auf der einen Seite, muß man konzentriert sein, und die Sache (das Vorspielen) muß einem wichtig sein.
Beispiel für den gegenteiligen Fall:
Es ist mir egal, und ich "rotze" ein Stück einfach so hin - das Ergebnis wird nicht gut sein
Beispiel für das andere Extrem:
Ich versuche so sehr, perfekt zu sein und gut zu spielen, daß ich vor lauter Anspannung gar nichts mehr vernünftig hinbekomme
Das "Optimum" liegt irgendwo dazwischen...?

Schöne Grüße, Dreiklang
 

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