Bach Passacaglia und Fuge

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Video Bach Passacaglia und Fuge

Ich hatte im Urlaub letzten Jahres in der Kirche in Altenkirchen auf Rügen mal meine neue Videokamera ausprobiert und die Passacaglia und Fuge von Bach aufgenommen.
Hier ein Link zu den Orgeldaten: Orgel Altenkirchen/Rügen

Die Audioinformation wurde mit einem "Zoom H4" im Kirchenschiff aufgenommen. Nachdem ich jetzt bemerkt habe, dass sich mit dem bei Windows7 frei verfügbaren WindowsMovieMaker Audio- und Videoinformationen sehr einfach zusammenführen lassen, habe ich das hier mal testhalber mit der Videoinformation von der Videokamera (Kodak Zi8 ) verheiratet. Leider hatte ich erst nach dieser Testaufnahme bemerkt, dass bei Netzteilbetrieb diese Kamera nur eine ganz geringe Auflösung macht (nur bei Batteriebetrieb volle HD-Auflösung), daher die bescheidene Videoqualität (Audioqualität ist aber ok finde ich, also abgesehen vom Inhalt natürlich...).

Hier also das Video:
Passacaglia und Fuge BWV582

Über - gerne auch kritische - Kommentare würde ich mich sehr freuen. Auch wenn ich mittlerweile mit anderen Stücken beschäftigt bin, sind Hinweise immer hilfreich!

Achtung: aus PC-Lautsprechern kommt der Pedalpart (also das Thema...) so gut wie gar nicht durch!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Mindenblues,

ich finde es sehr gut gespielt, die Orgel hat einen schönen Klang - ich bin ja immer sehr kritisch, aber hier habe ich wirklich nichts zu meckern! ;)

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Hi Olaf,

Super gemacht. Klingt wirklich sehr schön.
Das macht richtig Spaß da zuzuhören. ;)

Etwas dran auszusetzen habe ich auch nicht.
Was ich nur immer schade finde, das kommt mir im Gotteslob hin und wieder unter... Seitenumbrüche mitten im Lied. So ein UNSINN...

Möchte dir aber trotzdem eine Empfehlung geben...
Du hast da ein ähnliches Problem wie ich...
Schafft euch eine Bank an, die in der Höhe verstellbar ist.

Ansonsten top!

Viele Grüße,
Ben
 
@ Drahtkommode & orgler87:

Vielen Dank für eure Komplimente!

Was ich nur immer schade finde, das kommt mir im Gotteslob hin und wieder unter... Seitenumbrüche mitten im Lied. So ein UNSINN...

Naja, die Passacaglia und Fuge kommt auf insgesamt 16 Seiten, so lang ist eben dieses "Lied" - und aus meiner Sicht kann ich eigentlich nur ein Lob an Bärenreiter aussprechen, die Umbrüche dahin zu setzen, wo man es geradeso schaffen kann, ohne fremde Hilfe umzublättern.
Tatsächlich spielt es für mich für die Stückeauswahl auch eine Rolle, ob ich eine Ausgabe finde, mit der ich das Stück unterbrechungslos selber umblättern kann!

Möchte dir aber trotzdem eine Empfehlung geben...
Du hast da ein ähnliches Problem wie ich...
Schafft euch eine Bank an, die in der Höhe verstellbar ist.

Ja, mit meinen 1.91m habe ich mir angewöhnt, immer einen Satz Holzklötzer mitzunehmen, die ich unter die Orgelbank legen kann - wie ich es hier auch tat. Das wichtigste für mich ist, dass die Beine frei baumeln können, also muß die Orgelbank entsprechend hoch sein. Deshalb sind leider die Tastaturen viel zu niedrig, aber das ist das kleinere Übel.

Bei meiner "Heimatorgel" habe ich einen Satz genau passender Holzklötzer immer daliegen. Ansonsten habe ich immer ein Maßband in meinem Notenkoffer und messe den Abstand mittleres "d" des Pedals zur Oberkante Orgelbank. Der Abstand sollte zwischen 59-60cm bei mir liegen. Danach suche ich dann die passenden Holzklötze aus. Mit dieser Methode muß ich dann nicht lange herumprobieren.

Als ich bei der C-Kurs-Prüfung mit Maßband zur Orgel schritt, und entsprechend die Bank einstellte, sind den Prüfern fast die Augen ausgefallen - sowas hätten sie noch nie gesehen. Fanden es aber gut!

Im Zweifelsfall tun es auch 4 oder 8 Gesangbücher bei mir, wenn keine Klötzer zur Hand sind.:D

Der Luxus höhenverstellbarer Bänke, die sich hoch genug leiern lassen, ist mir leider selten vergönnt. Evangelens sind eben ärmer als Katholiken. :D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Mindenblues,
mich plagt norm eine unselige Schriebfaulheit, aber wenn sich einer durch die große, verehrungswürdige Passacaglia und Fuge geschlagen hat, gehört sich einfach ein anerkennender Knicks :)

Noch ein paar, wie gefordert, kritische Anmerkungen:
1. Das Thema am Anfang schleppt ziehmlich, ist metrisch uneindeutig - das muss stehen wie ein Felsen, auf dem sich das kommende Spektakel abspielt
2. Die abgeklärte innere Ruhe, die klangliche Geschlossenheit, die in den ersten vier Variationen ihre hypnotische Wirkung entfaltet hat, geht im Verlauf des Stückes meinem Empfinden nach leider immer mehr ein bisschen verloren.
Das liegt glaube daran, dass artikulatorisch Schwerpunkte uneindeutig gesetzt werden.
Z.B.- Variation von 5:43 - Die Achtelakkorde auf 4und wirken betont und man fällt irgendwie nach vorne. Vllt wirkt es wenn man sie kürzer nimmt und bewusst mit der viertel im Pedal gelichzeitig absetzt. Eine Kleine Lücke entsteht und führt zur eindeutigen Betonung der 1 im nächsten Takt, womit der Fluss aufrechteralten bleibt
- in der darauffolgenden Variation würde ich mir überlegen ob ich jede Triole betone
- die Variationen bis zur Fuge sind sind dann, wie ich finde, wieder sehr im Fluss

Ein paar grundsätzliche Sachen auf die mich meine Lehrerin auch immer hinweisen muss:
Um klangliche homogenität zu garantieren, muss sich die Artikulation der Stimmen, den Stimmlagen und den Registern, also letztendlich den Tonhöhen anpassen. D.h. Obestimmen müssen tendenziell dichter gespielt werden als die Unterstimmen, da der Klang höherer Tönen nicht trägt wie der tieferer Töne.
Eine größere Stringenz und Festigkeit im Spiel erreicht man, indem man sich bewusst die Notenwerte klar macht d.h. die Töne gemeinsam absetzt oder ggf. ansetzt (von artikulatorischen Feinheiten abgesehen) - besonderst bei der dichten Variation zum Schluss der Passacaglia und Teilen der Fuge wichtig
 
Lieber Mindenblues!

Es macht große Freude, zuzuhören. Jetzt schon das vierte Mal in Folge... :p
Danke für die schöne Aufnahme!
Und als "nur" Klavierspielerin habe ich natürlich große Augen gemacht, so hautnah zu sehen, was ihr Orgler gleichzeit mit den Füßen veranstaltet. Ich weiß nicht, wo ich da zuerst einen Knoten hätte, in den Händen, in den Beinen oder im Hirn. Das aber nur am Rande.
Nochmal: Danke sehr für das Video!

LG, Sesam
 
@ Sesam & Christoph:
Vielen Dank für eure Kommentare!

@Christoph:
Dein Feedback bedeutet mir viel, und ich bedanke mich sehr dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, detaillierte und fundierte Kritik aufzuschreiben!!!
Es bedeutet mir deshalb viel, weil sowas hilft, besser zu werden und sich weiterzuentwickeln. Vielen Dank nochmal dafür!
Alles, was du geschrieben hast, kann ich soweit nachvollziehen, und insbesondere deinen Tipp bzgl. der Variation vor der Sechstolen-Stelle (Pedal mit Manual gleichzeitig auf 4-und absetzen und kürzer nehmen, um die 1 zu betonen und nicht nach vorn zu fallen) werde ich auf jeden Fall umsetzen beim nächsten Mal, wenn ich mir die Passacaglia nochmal vornehme.
Die Triolen der Sechstolenvariation mag ich eigentlich so betont, aber sie könnten leider präziser daherkommen, als hier gespielt...:oops:
 
Hallo Mindeblues!

Zuerst mal: Chapeau! Ich muss sagen, im grossen und ganzen gefällt mir deine Aufnahme sehr. Man merkt, dass du dich mit dem Stück (den Stücken) befasst hast, und grad bei Bach ist das für die Interpretation sehr wichtig.

Ich hab mir als ich das Werk das erste mal gehört hatte (als ich etwa 14 war und sie einem Organisten registrieren musste) die Frage gestellt, ob Bach irgendwie sehr traurig war oder andere schmerzliche Gefühle empfand (jetzt kling es schon so als würde ich Bach impressionismus vorwerfen!). Aufjedenfall schrieb M.A. Charpentier nur so zu meiner Bestätigung über die Tonartencharaktere der C-moll Tonart: "Obscur et Triste"

Jetzt aber zu deiner Interpretation:
1. Ich gehe mit meinem Vorgänger einig, dass das Pedalthema sehr genau geführt werden muss. Ich würde dir vorschlagen es etwas mehr non-legato zu artikulieren, was du im Takt 5 zwischen g und d auch machst, sonst nicht. Die Artikulation des Bassthemas kannst du dir eig. bei dir selber abschauen: dort nämlich wo es im Sopran kommt, spielst du es nämlich sehr schön artikuliert! Die gestaltung des Themas im Bass hängt natürlich stark vom gewählten Fusssatz ab, da gibt es ja genauso viele Variationen wie sie die Passacaglia hat ;)

2. Was Christoph schon betont hat mit dieser Ruhe: Meines Erachtens liegt es am Tempo. Ich müsste nochmal das Metronom zücken, um es wirklich objektiv abzuklären, doch ich finde du schwankst teilweise mit dem Tempo. So hebt sich das Tempo der Fuge doch deutlich von der des ersten Satzes ab. Und am Ende der Fuge, bei diesen 3 auftakt Achteln in den letzen 12 Takten. von Takt 12 an machst du ein riesen Ritardando! Persönlich find ich das etwas übertrieben, man könnte es auch auf die letzen Achtel vor der Fermate beschränken. Dann hat man auch den Fluss für die paar verbleibenden Noten nach der Fermate. Und dann die letzen 3 Takte vor dem Adagio hör ich wieder ein recht grosses Rit. Klar kann man nicht vollgas in's Adagio reinbrettern, aber ich finde ein organisches, kurzes und gut angezeigtes Ritardando wirkt mehr, als eins über viele Takte gespannt.

3. Bei der Variation um 4.40 fühl ich mich etwas orientierungslos. Ich denke es liegt an dem was auch schon Christoph gesagt hat, nämlich der Betonung(sverschiebung). Das selbe auch (auch schon von Christoph gesagt) die übernächste Variation mit diesen Auftakt-Achteln.

Aber trotz dieser Kritik (obwohl ich vielleicht etwas in den Details gegraben hab) höchstes Lob!

Liebe Grüsse
JBS
 
Danke Mr. (See)bach, für die detaillierte Nachricht!

Zu ein paar Punkten möchte ich noch was sagen:

1. Ich gehe mit meinem Vorgänger einig, dass das Pedalthema sehr genau geführt werden muss. Ich würde dir vorschlagen es etwas mehr non-legato zu artikulieren, was du im Takt 5 zwischen g und d auch machst, sonst nicht. Die Artikulation des Bassthemas kannst du dir eig. bei dir selber abschauen: dort nämlich wo es im Sopran kommt, spielst du es nämlich sehr schön artikuliert! Die gestaltung des Themas im Bass hängt natürlich stark vom gewählten Fusssatz ab, da gibt es ja genauso viele Variationen wie sie die Passacaglia hat ;)

Ich habe das Pedalthema zu Beginn absichtlich legato gespielt (nur in der Themenmitte einmal artikuliert), weil es so alleine für sich steht, und im weiteren Verlauf mich dann zumindest bemüht, es im Thema etwas mehr zu artikulieren, damit es besser wahrzunehmen ist, wenn die anderen Stimmen noch dabei sind. Da das Thema ja sehr langsam gespielt wird, kann man m.E. mit verschiedenen Fußsätzen zum gleichen Ziel (gewünschte Artikulation) kommen. Ich spiele da immer abwechselnd rF/lF bis auf eine Stelle f-g-as mit rF Spitze/Hacke/Spitze, aber eigentlich ziemlich unabhängig von der gewünschten Artikulation.

Ich müsste nochmal das Metronom zücken, um es wirklich objektiv abzuklären, doch ich finde du schwankst teilweise mit dem Tempo. So hebt sich das Tempo der Fuge doch deutlich von der des ersten Satzes ab. Und am Ende der Fuge, bei diesen 3 auftakt Achteln in den letzen 12 Takten. von Takt 12 an machst du ein riesen Ritardando! Persönlich find ich das etwas übertrieben, man könnte es auch auf die letzen Achtel vor der Fermate beschränken...

Die Fuge spielen viele Profis, die ich auf youtube gehört habe und z.T. auch selber auf CD habe, etwas schneller als die Passacaglia, und so gefällt es mir eben auch besser, und spiele es daher schneller. Ansonsten habe ich mich schon um einen einigermaßen durchgehenden Fluß bemüht, was mglw. hier und da nicht völlig gelungen ist. Oft hört man z.B., dass das Thema am Anfang schneller gespielt wird, als man es bei den dichten Variationen durchhalten kann, was ich versucht habe zu vermeiden. Das Ritardando zum Schluß ist vielleicht etwas sehr theatralisch geraten, mag sein...

3. Bei der Variation um 4.40 fühl ich mich etwas orientierungslos. Ich denke es liegt an dem was auch schon Christoph gesagt hat, nämlich der Betonung(sverschiebung)...

Na ja, bei dieser manualiter-Variation wird das Thema nach Strich und Faden umspielt, so dass die Einzeltöne des Themas an manchen Stellen nur noch als Durchgangstöne da sind an anderen Stellen als beim Thema. Vielleicht sollte ich da die Taktschwerpunkte besser artikulieren, um Klarheit bzgl. dieser Notenverschiebungen zu behalten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich sitze voll Bewunderung hier, lieber MB, und kann nur ein großes Kompliment aussprechen. Allein schon wegen der Länge des Stücks würde es bei mir nie zu so etwas ausreichen.
 

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