musik für karfreitag gesucht

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gedackt8

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11. Feb. 2011
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liebe organistenkollegen,

ich bin auf der suche nach literaturstücken, die ich am karfreitag spielen könnte: einzug / auszug /abendmahl.

momentan habe ich gerade von den 8 kleinen bach-p&fs b-dur, g-moll und a-moll gespielt + zwei stücke von j.k.f. fischer aus dem blumenstrauß.

was könnt ihr mir empfehlen?
 
Für Abendmahl an Karfreitag wäre für mich J.S.Bach "O Mensch, bewein dein Sünde groß" aus dem Orgelbüchlein die allererste Wahl. Auch von der Dauer her, um die 5 Minuten herum, sollte das ganz gut passsen.

Falls es ein romantisches Stück sein sollte, z.B. J.Brahms "Herzlich thut mich verlangen", op.122 Nr. 10, ist - so finde ich - eine geniale und wunderschöne Umspielung der im Pedal vorgestellten Melodie "O Haupt voll Blut und Wunden".

Ansonsten eben langsame und getragene Stücke mit gedämpfter Registrierung (also Gedackt 8' ;) ), die dir selber am besten gefallen.
 
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Das gibt es Massen von Stücken. Von Bach gibt es auch ein einzeln stehendes "Herzlich tut mich verlangen", von Rheinberger auch (Monologe op. 162). Ansonsten ein paar Vorschläge: Scheidt "Da Jesus an dem Kreuze stund", Bach aus der Partita "Sei gegrüßet Jesu gütig", Dupré "Kreuzigung" aus der Sinfonie Passion oder Teile aus dem Kreuzweg, Thalben-Ball "Elegy" oder auch Alain "Litanies". Zum Abendmahl vielleicht auch eine Elevationstoccata von Froberger oder Frescobaldi.

Grüße
Axel
 
Guten Abend, Gedackt8!

Es ist zwar anmaßend, wenn ich Dir antworte,
weil ich kein Organistenkollege bin. Aber ich möchte Dir
etwas Ergreifendes ans Herz legen - eine Musik,
die thematisch zum Karfreitag paßt wie sonst garnix:
Joseph Haydns "Sieben Worte unseres Erlösers am Kreuze".

Die "sieben Worte" ergeben sich aus der Addition der Schlußworte Christi
bei den Synoptikern und im Johannes-Evangelium, eingeleitet von einer Ouvertüre,
beendet von einem "Terremoto"-Satz (= Erdbeben zu Christi Sterbestunde).
Im Original ein Zyklus von Orchesterstücken, dann von Haydn selbst
für Streichquartett bearbeitet, später sogar noch zum Oratorium umkomponiert,
gibt es eine von Erich Benedikt unter Haydns Aufsicht erstellte
Fassung für Orgel (Cembalo/Klavier).

Das Werk kann, muß aber nicht zyklisch aufgeführt werden.
Einzelne Sätze daraus sind ideal für Karfreitags-Meditationen.

Gruß, Gomez
 
Mal was anderes: warum spielst du an Karfreitag Orgel?

Ist es nicht so, dass die Glocken UND die Orgel von Gründonnerstag Gloria (?) bis Oster(nacht) Gloria schweigen um die Bedeutung dieser Tage besonders liturgisch herauszustellen?
 
Ok, dann versuche ich es mal eine Nummer leichter: Guilmant "Lamento", Lemmens "Prélude funèbre", das Lamento von Dupré ist auch leichter als seine üblichen Sachen, Pachelbel Fantasie g-moll, Buxtehude "Ach Herr, mich armen Sünder", Lloyd "Elegy".

Grüße
Axel
 
In der Zwischenzeit ist mir noch eingefallen:

Marcel Dupré: Le chemin de la croix op.29, für Orgel solo

Franz Liszt: Via crucis, Orgelbearbeitung

...für Karfreitagsmediationen gut geeignet.

Gruß, Gomez
 
Mal was anderes: warum spielst du an Karfreitag Orgel?

Ist es nicht so, dass die Glocken UND die Orgel von Gründonnerstag Gloria (?) bis Oster(nacht) Gloria schweigen um die Bedeutung dieser Tage besonders liturgisch herauszustellen?

Da hab ich jetzt doch ein bissl schmunzeln müssen (geht natürlich nicht gegen
Dich persönlich, annetschn). Wir lernen alle brav, wie wichtig es sei,
kulturelle Mißverständnisse gegenüber unseren ausländischen Mitbürgern
abzubauen, und entdecken hier, daß solche auch zwischen uns
"Alteingesessenen" durchaus noch lebendig sind und daß, was in
Münsterschwarzach (;)) gilt, in Kitzingen schon falsch sein kann.

Tatsächlich ist in der evangelischen Tradition (ok - in vielen ev.
Traditionen) der Karfreitag der wichtigste, da der Erlösertat Christi
gewidmete, Feiertag. Und hier spielt eben neben der Darbietung der
Passionsgeschichte (oft in Gestalt einer Passionsharmonie) der
Gemeindegesang, welcher die Passionsgeschichte reflektierend
begleitend, eine große Rolle. Hier liegen die Wurzeln der
literarischen Passionen wie etwa Bachs Matthäus- und Johannespassion.
Nebenbei liegt in der Bedeutung des Feiertags auch der Grund dafür,
daß er in den alten ev. Traditionen der Haupttag des Abendmahls war.
In dem Kaff meiner ersten Organistenstelle waren da buchstäblich alle
500 "Berechtigten" zur Stelle, was dem Organisten die im Jahreslauf
einmalige Chance bot, während der sich endlos hinziehenden Abendmahlsausteilung
(nein, ein Gegenstück zum kath. "Kommunionshelfer" gab es nicht)
die wehrlose Gemeinde mit einem Querschnitt seines Repertoires zu traktieren.
Womit wir wieder beim Fadenthema angelangt wären.
 
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Mal was anderes: warum spielst du an Karfreitag Orgel?

Ist es nicht so, dass die Glocken UND die Orgel von Gründonnerstag Gloria (?) bis Oster(nacht) Gloria schweigen um die Bedeutung dieser Tage besonders liturgisch herauszustellen?

Bei den Protestanten schweigen nur die Glocken, nciht aber die Orgel. Das will man der Gemeinde beim Gesang nicht antun
 
@ sla:
danke für deine Antwort. Ich bin davon ausgegangen, dass es überall so ist wie bei mir im Dorf. Habe mich in der zwischenzeit aber mal umgehört. Das Ergebins: bei den Evangelen wird gespielt, bei den Katholiken nicht allerdings hab ich noch keinen M´schwarzacher gefragt. Wenn du mir das jetzt noch erklären könntest, wärs nett.

@ Atra:
Ich wohne in einer sehr traditionellen Gemeinde, die sehr singfreudi ist, aber zu (sehr) vielen Liedern eine alternative Melodie oder auch einen etwas bis komplett anderen Text kennt. Karfreitag 2010 war dann ein Pfarrer da, der diese Eigenheit nicht kannte. Die Gemeinde fängt das Lied an und die ersten 3-4 Takte war alles noch richtig, aber dann fängt die alternativ Melodie an. Das ging noch einmal so und beim letzten Lied meinte der Pfarrer, dass es ja ganz schön ist, dass wir alle so laut mit singen, aber dann sollte es doch bitte richtig sein. Also wäre Orgel am Karfreitag doch sinvoll;).
 
Ohh... Da sieht man mal wieder, diesen Thread habe ich ja jetzt erst gesehen. Hallo gedackt8, genau über das Thema hatten wir schon im Chat gesprochen, als Du noch nicht freigeschaltet warst. Viele schöne und gute aber auch Ähnlichkeiten zu meinen...
Klasse, wenn es so klappt, so soll das sein. ;)

Ich drösel das ganze mal etwas auf...

Also das nur die Glocken schweigen, das kannte ich bisher auch nicht.
Seit ich denken kann, wurden immer beide Dinge stumm, Orgel und Glocken.

Also es ist ja so, am Gründonnerstag, meist nach dem Gloria verstummen Orgel und Glocken... Der Brauchtum sagt, die Glocken fliegen nach Rom.

Die Mär (Legende) sagt, die Glocken würden in dieser Zeit nach Rom fliegen und kehren erst in der Osternacht wieder heil zurück. An ihre Stelle treten dann so Ratschen, welche dann von Messdienern mehr oder weniger "geschwungen" werden.

Viele Leute fragen in dieser Zeit immer, warum die Glocken eigentlich nach Rom fliegen. Soweit ich das weiß, einen eindeutigen Ursprung gibts da nicht, man möge mich aber im Zweifel korrigieren.

Es gibt einige Begründungen dafür:

Um Kraft zu schöpfen
Um sich den päpstlichen Segen zu holen
Um mit der Osterbotschaft zurück zu kehren

Es haben sich viele Legenden darüber gebildet, jedoch die Orgel lies bislang noch niemand mit den Glocken mitfliegen. :) Es ist zwar so, das die Orgel auch stumm ist in dieser Zeit, es findet sich aber nirgendwo ein Hinweis darauf, warum man das in der Katholischen Konfession so macht.

Die Evangelen werde sich hier halt (Protestanten) schlicht weg gedacht haben, wenns da keinen Hinweis gibt, dann kann die Orgel spielen... So nach dem Motto, was soll denn das... Da wäre wir ja verrückt. :D

Am Ende der Messe wird das Allerheiligste an einen anderen Ort, zumeist ein Aufbewahrungsbereich in der Sakristei getragen und der Altar leer geräumt (offener und leerer Tabernakel, schmuckloser Altar, kein Altartuch). Man soll das Gefühl haben, die kommenden 2 Tage sind der Trauer und Besinnung gewidmet und meiner Ansicht nach resultiert genau daher der Punkt, die Orgel ist Stumm... Musik gilt ja allgemein als Stimmungsmacher, auch wenn man sicher tiefe trauer Lieder spielen kann, ist das so meine Interpretation, die für mich logisch erscheint... Es geht um Stille und Trauer.

Und genau aus dieser Trauer entstammt ja auch letztlich der Name des Gründonnerstag... Grün geht auf grunen, also frühes Deutsch für weinen zurück...

Ansonsten mal Back 2 Topic...

Ich denke, was hier vielleicht passen würde, ich habe noch mal ein bisschen meine Bücher durchgeschaut, nach unserem Chat, weil ich dir da noch gerne etwas mehr erzählen wollte... Nur wie schon gesagt, so spontan und so spät wie an dem Tag...

Wie wäre es denn mit:

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (GL AC 31)
Christe, du Schöpfer aller Welt (GL AC 28)
wie auch im Chat schon gesagt: O Haupt voll Blut und Wunden.

Ich denke, gerade das Lied ein Lämmlein sollte vom spielen her auch nicht zu schwer sein.

Viele Grüße und viel Erfolg,
Ben
 
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Und genau aus dieser Trauer entstammt ja auch letztlich der Name des Gründonnerstag... Grün geht auf grunen, also frühes Deutsch für weinen zurück...

Sachte sachte. Das ist unter allen Deutungen nicht die allerwahrscheinlichste.
Zunächst spricht sachlich gegen sie, daß der Gründonnerstag traditionell kein kirchlicher Trauertag, sondern vielmehr der Tag der Wiederzulassung der Büßer zum Sakrament ist. Sodann sprachlich:
Ausgangspunkt wäre nicht "grunen" sondern "grinen" (mit langem i), das regelrecht zu "greinen" diphtongiert würde (nach dem Merkvers "min niuwes hus"). Wie aber käme man von "greinen" zu "grün-"? Nur durch volksetymologische Verbindung von "greinen" mit "grün".
Also kann man gleich von der seit dem Hochmittelalter bezeugten Grundlage "grüner Donnerstag" ausgehen. Ob damit aber auf eine liturgische Farbe, auf Volksbräuche oder ein lat. dies viridium (so sinngemäß Kluge, Etymol. Wörterbuch (21. Aufl.) "Büßer, der die Absolution erhalten hat", also metaphorisch "wiederergrünt ist", wogegen er vorher "dürr" war: Anschluß an Luc. 23,31) ist vollkommen ungeklärt.
 
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@ orgler87:

Damit wäre bewiesen, dass nicht die letzten 10 Jahre umsonst die Glocken während ihrer Reise nach Rom vertreten habe.
 
Also zuallererst mal bin ich auch katholisch (naja...) und war auf Anhieb auch erst einmal verdutzt, warum jemand an Karfreitag auf die Idee kommt, Orgel spielen zu wollen. Dass die evangelischen da ihre Orgel zwischen den beiden hier schon viel erwähnten "Gloria" auch benutzen und nicht wie die Katholiken ruhen lassen, war mir komplett neu.

So sehr ich die Orgel als Instrument liebe, so schön finde ich es auch irgendwie, wie karg und eben auch orgellos die Karfreitagsliturgie ist (selbst für mich als Atheist ist Karfreitag um 15 Uhr in der Kirche seltsamerweise einfach irgendwie ein Termin, den ich nicht missen möchte und den ich jedes Jahr gern wahrnehme). Einen Karfreitag mit Orgel kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen. Seltsam, ich weiß.

"Traurige Lieder", die die Protestanten dann vielleicht am Karfreitag spielen, biete ich selbst auch schon recht gern während der Fastenzeit dar.

Man soll das Gefühl haben, die kommenden 2 Tage sind der Trauer und Besinnung gewidmet und meiner Ansicht nach resultiert genau daher der Punkt, die Orgel ist Stumm... Musik gilt ja allgemein als Stimmungsmacher, auch wenn man sicher tiefe trauer Lieder spielen kann, ist das so meine Interpretation, die für mich logisch erscheint... Es geht um Stille und Trauer.
Nichts destotrotz ist der Karfreitag auch bei uns in der Kirche nicht frei von Musik. Aber als Stimmungsmacher empfinde ich das hierbei nicht.
In der Karfreitagsliturgie stehen in meiner Gemeinde tatsächlich einige Gemeindelieder an. Anstatt Orgelbegleitung gibt es zur Erleichterung des Singens halt stattdessen stimmkräftige Unterstützung und Führung beim Singen durch die Männerstimmen unseres Chores.

Ebenso singen wir mit unserem Chor auch jedes Jahr und bieten somit Musik dar - auch vereinzelt sogar mehrstimmige größere Motetten. Der nahezu zentralste musikalische Bestandteil ist aber die schlichte "Darbietung" eines Teils des gregorianischen Hymnus "Crux fidelis" mit der Männerschola.

Von daher: Totale Stille ohne Musik muss am Karfreitag nicht sein, aber eine Orgel kann ich mir dennoch (wohl aus Gewohnheit) nur sehr schwer vorstellen.

Zurück zum eigentlichen Thema: In Bachs Matthäuspassion (z.B.) finden sich so viele wunderschöne Abschnitte, über die man einfach ein klein bisschen improvisieren kann - das mache ich selbst in der Fastenzeit sehr gern... Klavieraufzug an einer schönen Stelle aufschlagen und loslegen. Und für die Feinde der Improvisation lassen sich zumindest die Choräle aus der Passion eigentlich alle auch recht hübsch auf der Orgel spielen.
 
So sehr ich die Orgel als Instrument liebe, so schön finde ich es auch irgendwie, wie karg und eben auch orgellos die Karfreitagsliturgie ist (selbst für mich als Atheist ist Karfreitag um 15 Uhr in der Kirche seltsamerweise einfach irgendwie ein Termin, den ich nicht missen möchte und den ich jedes Jahr gern wahrnehme). Einen Karfreitag mit Orgel kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen. Seltsam, ich weiß.

Nein, ich finde das nicht seltsam und kann mir einen Karfreitag ohne Orgel auch vorstellen.

Auf der anderen Seite ist für mich die Aufführung der Johannes- oder Matthäuspassion an Karfreitag oder -samstag das Größte. Und schon allein die Dimensionen solcher Musiken wie Matthäuspassion, 2 Orchester, 2 Chöre usw., sind alles andere als "karge" Musik an Karfreitag, eher an Oppulenz nicht mehr zu toppen. Dagegen ist ein bisschen Orgelspiel oder nicht beim Gottesdienst vergleichsweise nichtig. Finde ich trotzdem passend wie nix anderes für Karfreitag. Ist vielleicht auch seltsam...

Im Übrigen hatte ich mal eine interessante Situation in einer bekannten evang. Kirche auf Rügen, wo ich in meinen Orgelanfängen (unwissend ob der unterschiedlichen Befindlichkeiten bzgl. Orgelmusik an den Kartagen) am Samstag nach Karfreitag in der Kirche geübt habe. Eine Besucherin der Kirche (es ist eine offene Kirche, die ziemlich stark besucht wird) kam die Orgelempore hoch und sagte entrüstet, dass an Karsamstag die Orgel zu schweigen hätte. Nun, der Pfarrer war zufällig ebenfalls anwesend in der Kirche, und ich habe ihn gefragt: er antwortete, wegen ihm könnte ich gerne weiter Orgel spielen an diesem Ostersamstag. :D
Ich glaube, streng liturgisch gesehen hat die Besucherin recht, auch bzgl. Bezeichnung des Samstags, denn Karsamstag gehöt zum einzigen Tag neben dem Karfreitag, wo die Kirche schwarz "beflaggt" ist (zumindest bei den Evangelens). Heute, wo ich es besser weiß, würde ich nicht mehr mich an einem Karsamstag in der Kirche zum Orgelspielen blicken lassen ohne Not - will keine Gefühle diesbezüglich verletzen. Damals wußte ich es eben nicht besser...
 
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