Bass-Saiten mit 6-kant Kerndraht

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rhodes

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Hallo liebe Experten,

Was sind die Vor- und Nachteile des 6-kantigen Kerndrahtes gegenüber rundem Kerndraht bei Bass-Saiten, und seit wann gibt es 6-kantige Kerndrähte?

Mein Halbwissen beschränkt sich auf die Vorteile, dass der Kern bei 6-kantiger Ausführung dünner und somit elastischer sei und dass die Umwicklung auf den Ecken besser hält. Wenn das stimmt, müssten sich die 6-kantigen doch durchgesetzt haben, was aber offensichtlich nicht der Fall ist. Gibt es denn auch Nachteile selbiger Ausführung, vielleicht in Bezug auf Reißen?

Vielen Dank für alle Antworten

Gruß
Thilo
 
Hallo Thilo,

Einige Hersteller verwenden schon seit sicher mehr als 40 Jahren 6-kant Saitendraht.
Es ist leichter, das Kupfer drüber zu wursteln.. :D
Die Herstellung ohne 6-kant Draht ist etwas schwieriger, weil die Enden geklopft werden müssen und der Stahl mit einer Feile aufgerauht. Wenn kein Missgeschick bei der Arbeit passiert haltet das Kupfer auf Runddraht genausogut wie auf eckigen Saiten.

Der Klang: Mir gefallen sie nicht sonderlich - irgendwie klingen sie eckig. :rolleyes:

Als Reservebasssaiten für den Aussendienst sind sie Super, weil man sie abwickeln kann.

LG
Michael
 
Aufgrund des sechseckigen Querschnittes schwingen sie etwas anders im Vergleich zu Saiten mit rundem Querschnitt. Es gibt drei bevorzugte Schwingungsebenen. Runde Saiten bevorzugen prinzipiell keine Schwingungsebene. Beim Auftreffen des Hammers überlagern sich im Allgemeinen mindestens zwei dieser bevorzugten Schwingungen, was zu einem etwas anderen Obertonspektrum führt. Etwas unharmonischer.
 
Aber durch den Kupfer sind die Saiten ja doch wieder rund... ;-)

Ich behaupte es macht absolut keinen Unterschied!
 
Möhre, für das Schwingungsverhalten ist nicht das äußere Profil, sondern die gesamte Massenverteilung entscheidend - es bleibt also bei den drei Schwingungsachsen...
 
Vielen Dank für die Antworten,

Mir gefallen sie nicht sonderlich - irgendwie klingen sie eckig.

Beim Auftreffen des Hammers überlagern sich im Allgemeinen mindestens zwei dieser bevorzugten Schwingungen, was zu einem etwas anderen Obertonspektrum führt. Etwas unharmonischer.


aus obigen Zitaten schließe ich, dass sie sich deswegen nicht durchsetzen weil sie anders klingen. Bei anderen Saiteninstrumenten scheint dies gegenteilig zu sein (z.B. E-Gitarre, E-Bass) hier gibt es eigentlich ausschließlich die kantigen Kerndrähte. Vielleicht überwiegen hier die Vorteile.

Als Reservebasssaiten für den Aussendienst sind sie Super, weil man sie abwickeln kann.

Das war offensichtlich bei meinem Klavier in den Jugendjahren mal nötig, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Da gibt es ein 6-kant-Paar zwischen lauter runden Kerndrähten. Ob sie anders klingen? Vielleicht, muss ich mal morgen genau hinhören ;). Wenn es Reserve-Saiten sind, stimmen die Durchmesser wahrscheinlich ja auch nur ungefähr mit den leider nicht mehr vorhandenen Originalsaiten überein. Bis jetzt hat es mich gottseidank aber noch nie gestört.

Viele Grüße
Thilo
 
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6kant

:rolleyes: Ich les das auch gerade und habe da auch drastische Erfahrungen gemacht. Mir hat mal einer einen Satz Basssaiten für einen alten Bechstein auf 6kant gemacht. Mit der Kundin hatte ich hatte ich dann Jahrelang Schwierigkeiten. Etliche Saiten habe ich nachträglich selber auf Runddraht gesponen: Der Obertonaufbau ist einfach durchsichtiger. Beim Stimmen kommt es an den Tag.
Das im obigen Fall zum Glück beide Saiten erneuert wurden, entschärft die Sache ja - mischen wäre fatal.

Schöne Grüße!
 
Möglicherweise kommt es darauf an, wie man das Saitenspinnen beherrscht.
Bei Steingräber wird im Bass 6kant verwendet und klingt doch
äusserst passabel. Die flachgeklopfte Stelle
an den Enden des Runddrahts ist zudem eine unstetige Stelle, die
auch für esotherische Spekulationen gut wäre.

Gruss,

Tinn
 
Vielleicht dazu noch ein wenig Physik. Bei einem runden Kerndraht liegt der Manteldraht immer am Kern an, es gibt keine Lufteinschlüsse zwischen Kern- und Manteldraht (wir setzen natürlich eine saubere Herstellung voraus). Die Saite bildet also eine homogene Einheit, quasi eine dickere Saite. Drehe ich diese in ihrer Längsrichtung bleibt die Struktur unverändert.

Umwickel ich einen 6-kant Kerndraht, liegt der Mantel nur an 6 Ecken auf dem Draht auf, zwischen Kern und Mantel ergeben sich aber auch 6 Kanten (Lufteinschlüsse). Zwar eigentlich zum Vernachlässigen klein, aber in der Summe der Wicklungen kommt da schon was zusammen. Und dreht man die Saite nun in ihrer Längsrichtung (passiert beim Aufziehen), drehen sich diese Luftspalte mit, das kann sich beim Anschlag und somit bei der Übertragung über den Resonanzboden hörbar auswirken.

Und dann ist noch der Anschlag selber zu beachten. Beim Anschlag einer "runden" Baßsaite treffe ich immer einen Punkt, wo der Kerndraht am Mantel anliegt, die ganze Saite wird gleichmäßig zum Schwingen gebracht, schlage ich die "eckige" Baßsaite an, kann es sein, dass ich genau eine der 6 Ecken treffe, an der der Kern genau auf dem Mantel anliegt, oder ich treffe den Mantel genau auf der Kante, also dem kleinen Luftspalt zwischen ihm und dem Kern. Hier schwingt dann der "lose" Teil des Mantels (quasi ein Sechstel der Mantelwicklung) für sich alleine zusätzlich zur gesamten Saite, dieser kurze Mantelteil liegt dazu aber auch noch quer und die Schwingung läuft durch den Luftschacht parallel zur Gesamtsaitenschwingung mit.

Es gibt also durchaus ein Unterschied zwischen beiden Varianten. Habt ihr mich überhaupt verstanden?:rolleyes:
 
Es gibt also durchaus ein Unterschied zwischen beiden Varianten. Habt ihr mich überhaupt verstanden?:rolleyes:
Aber klar doch! :p

Mir ist noch nicht gelungen, solch eine Saite im Querschnitt aufzuschneiden um nachzuschauen, ob es tatsächlich so ist wie Du beschreibst. ;-) Wenn ich sie nur abzwicke, verletze ich das Material so stark, dass man es nicht mehr erkennt.

So könnte ich mir auch vorstellen, dass es ganz anders ist, denn...
Das Kupfer wird beim umwickeln ziemlich verformt - ist ja auch ein weiches Material und alleine durch sachtes Biegen ist es an der Stelle schon nicht mehr rund sondern oval. Und wenn noch daran gezogen wird, wie beim Spinnen ist es ziemlich sicher dass es sich platt über die schwach ausgeprägten Kanten dicht an den Kern legt. Alleine die Tatsache, die überprüfbar ist - und zwar wenn man zwei Leute ein und die selbe Saitenstärke spinnen lässt, erkennt man mit der Mikrometerschraube sofort wer etwas stärker gezogen hat und wer weniger stark. Also da passiert unglaublich viel im Material.

Trotzdem eine interessante Theorie, die Du da aufstellst.
Ich habe auch viel lieber die Runddrahtkernchen :D

LG
Michael
 
Die Physik beschreibt ja auch gerne die Theorie, ist mit der Praxis aber oft nicht wirklich zu vergleichen (bin übrigens kein Physiker).

Jedenfalls scheinen ja beide Varianten Inhomogenitäten bei der Eckigen aufzuweisen.

... man sind wir gut ...;)
 

Vielleicht dazu noch ein wenig Physik. Bei einem runden Kerndraht liegt der Manteldraht immer am Kern an, es gibt keine Lufteinschlüsse zwischen Kern- und Manteldraht (wir setzen natürlich eine saubere Herstellung voraus). Die Saite bildet also eine homogene Einheit, quasi eine dickere Saite. Drehe ich diese in ihrer Längsrichtung bleibt die Struktur unverändert.

Umwickel ich einen 6-kant Kerndraht, liegt der Mantel nur an 6 Ecken auf dem Draht auf, zwischen Kern und Mantel ergeben sich aber auch 6 Kanten (Lufteinschlüsse). Zwar eigentlich zum Vernachlässigen klein, aber in der Summe der Wicklungen kommt da schon was zusammen. Und dreht man die Saite nun in ihrer Längsrichtung (passiert beim Aufziehen), drehen sich diese Luftspalte mit, das kann sich beim Anschlag und somit bei der Übertragung über den Resonanzboden hörbar auswirken.

Und dann ist noch der Anschlag selber zu beachten. Beim Anschlag einer "runden" Baßsaite treffe ich immer einen Punkt, wo der Kerndraht am Mantel anliegt, die ganze Saite wird gleichmäßig zum Schwingen gebracht, schlage ich die "eckige" Baßsaite an, kann es sein, dass ich genau eine der 6 Ecken treffe, an der der Kern genau auf dem Mantel anliegt, oder ich treffe den Mantel genau auf der Kante, also dem kleinen Luftspalt zwischen ihm und dem Kern. Hier schwingt dann der "lose" Teil des Mantels (quasi ein Sechstel der Mantelwicklung) für sich alleine zusätzlich zur gesamten Saite, dieser kurze Mantelteil liegt dazu aber auch noch quer und die Schwingung läuft durch den Luftschacht parallel zur Gesamtsaitenschwingung mit.

Es gibt also durchaus ein Unterschied zwischen beiden Varianten. Habt ihr mich überhaupt verstanden?:rolleyes:

Erstklassig und richtig erklärt !! Darum nehmen Klaviermacher ,die etwas können , runden Kern .
 
Hallo,
Mal so eine dumme Frage.
Woran erkenne ich denn ob es sich um 6kant oder Runddraht handelt?
Ist der Draht im Bass bis zum Stimmwirbel 6-kantig so das man dies sieht?
In meinem Klavier sehe ich Einen Milimeter vor der Kupferumwicklung so etwas wie einen 4kant Saitendraht :) Ist das ein anzeichen oder doch nur das Klopfen auf die Umwicklung am Ende Des Kupfers damit sich diese Wicklung nicht abwickelt?
LG
Sven
 
Sechskantdtraht ist deutlich zu erkennen und ist durchgehend vom Anhang bis zum Stimmwirbel.
Bei Dir dürfte es sich um Runddraht handeln, der am Spinnende geklopft ist.
Gruß
Toni
 

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