Bach WTC I, Fuga XV (G) Fingersatz

Dabei seit
17. Nov. 2010
Beiträge
1.259
Reaktionen
122
Ich habe gerade die Edition Peters von Bachs Wohltemperiertem Klavier, Band I geschenkt bekommen.
In Takt 63 der G-dur Fuge meint der Autor doch tatsächlich, man sollte in der linken Hand das fis mit dem Ringfinger spielen, während der kleine Finger noch auf dem tiefen a liegt. Meint er das wirklich ernst? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ich der Einzige bin, bei dem das an anatomische Grenzen stößt. Wie weit kriegt Ihr Rin- und kleinen Finger auseinander, ohne Euch wehzutun? Ich kriege das nur hin, wenn ich die Hand soweit verdrehe, dass Handgelenk und Ellebogen weit Richtung Bass zeigen. Das kann's doch nciht sein.

Und wieso nicht einfach h(1) a(2) h(1) a(2) g(1) fis(3)? Wieso schlägt der Autor hier solche Verrenkungen vor?

Konkret ist notiert: 1 auf dem achtel a, dann wieder 1 auf dem h und nach a g dann 4 auf dem fis. Das tiefe a wird dabei die ganze Zeit gehalten.

Grüße.
 
Hallo HoeHue,

ich nehme an, du meinst Takt 62? Ich nehme da den für mich einzig möglichen Fingersatz h a h a g fis | e mit 1,2,1,2,1,2,3 .

Du hast ganz recht, dass den bei dir notierten Fingersatz kaum jemand greifen kann. Bei mir ( Henle) steht auf dem "g" der 1. Finger.

Liebe Grüße

chiarina
 
In meiner Ausgabe - edition Peters - steht der Fingersatz so wie von Chiarina angegeben.

Sollte bei dir tatsächlich der 4. auf fis stehen, so kannst du das getrost ignorieren.

Auch bei Gedrucktem muss man kritisch bleiben und ggflls den gesunden Klavierverstand einsetzen.
 
Ja, Takt 62 war gemeint Hatte wohl den falschen Fingersatz auf der Tastatur ;-)

Der Vorschlag von chiarina scheint mir auch vernünftig zu sein. Ich weiß jetzt von hieraus garnicht mehr, ob ich dann das e im nächsten Takt dann mit 4 gespielt habe oder den Damen genommen habe. Muss ich nachher zuhause nochmal mit Klavier und Noten nachvollziehen.

Sicher übernehme ich nicht alles, was da irgendwo steht blind. Oft ist es allerdings so, dass die Vorschäge, die ich in den Noten finde, besser passen, als das, was ich intuitiv gemacht hätte. (falls es Abweichungen gibt) Der Autor dürfte auch in der Regel wesentlich mehr davon verstehen als ich. Nur hier fand ich es doch sehr merkwürdig. Im Zweifel nehme ich natürlich das, was mit meinen Fingern am besten geht.

Grüße.
 
Danke für die Antworten.

Ich denke, ich bleibe bei meinem Fingersatz:
62: <a cis> h a h a g fis : <5 3> 1 2 1 2 1 3

und dann läuft's bequem weiter:
63: e g fis e d cis : 1 2 3 1 2 4

Sieht zwar auf den ersten Blick ein bisschen verquer aus, ich finde aber,
so liegt's bequem auf der Hand.
 
Hallo HoeHue,

in meiner EP stehts auch genau so drin. 1 2 1 2 1 2 3, feddich.

grüße
 
Hallo HoeHue,

interessant: in meiner EP stehts anders drin (Urtextausgabe, Leipzig, Herausgeber A. Kreutz, DDR-Ausgabe um ca. 1975 herum), dort angegebener Fingersatz:

Takt 62, linke Hand: <a cis> h a h a g fis : <x x> x 1 1 x x 4
Takt 63, linke Hand: <a> e g fis e d cis d : <x> x 1 x 1 3 x 4
(x: kein Fingersatz angegeben)

Für mich ist folgender Fingersatz bequemer:
Takt 62, linke Hand: <a cis> h a h a g fis : <5 3 > 1 1 1 2 1 2
Takt 63, linke Hand: <a> e g fis e d cis d: <5> 3 1 2 1 2 3 2

Das bedeutet, ich folge vor allem der Empfehlung meiner EP Urtextausgabe, in Takt 62 den linken Daumen zwischen h und a hin- und herzuwechseln.

Grund: ich strebe sowieso keine legato-Spielweise bei solchen Stellen an, insbesondere nicht bei Bach. In der von mir angegebenen EP Urtext-Ausgabe ist dazu auch am Ende ein (wie ich finde interessanter) längerer Artikel bzgl. des Vortrags, für jedes P&F getrennt, und bzgl. Artikulation und Phrasierung, angegeben.
 
Hallo HoeHue,

interessant: in meiner EP stehts anders drin (Urtextausgabe, Leipzig, Herausgeber A. Kreutz, DDR-Ausgabe um ca. 1975 herum), dort angegebener Fingersatz:

Takt 62, linke Hand: <a cis> h a h a g fis : <x x> x 1 1 x x 4
Takt 63, linke Hand: <a> e g fis e d cis d : <x> x 1 x 1 3 x 4
(x: kein Fingersatz angegeben)

Genauso ist der Takt 62 bei mir notiert. Ich hatte gleich irgendwie geahnt, dass der Autor mir nahelegen will, das a irgendwann loszulassen.

Ein Blick in die Bemerkungen in der Beilage hätte Aufklärung gebracht. Ich hab' ich in zwischen nachgeholt und möchte es Euch nicht vorenthalten:

Zitat von C. F. Peters:
T.62.Die Erfahrung zeigt, daß das Aushalten des Orgelpunktes eine glatte Ausführung der Mittelstimme unmöglich macht. Viel besser klingt dieser Takt, wenn man den Baß bei den letzten vier Sechzehnteln wegläßt und zu Beginn des nächsten Taktes wieder anschlägt

Muß ich noch rausfinden, ob das auch für meine Finger gilt.

In Takt 63 ist dann entsprechend der Bemerkung auf Schlag eins noch der Fingersatz <1 5> notiert.
 
Genauso ist der Takt 62 bei mir notiert. Ich hatte gleich irgendwie geahnt, dass der Autor mir nahelegen will, das a irgendwann loszulassen.

Ein Blick in die Bemerkungen in der Beilage hätte Aufklärung gebracht. Ich hab' ich in zwischen nachgeholt und möchte es Euch nicht vorenthalten:

Zitat von C. F. Peters, Beilage zu EP 4691 a (WTC I)
T.62.Die Erfahrung zeigt, daß das Aushalten des Orgelpunktes eine glatte Ausführung der Mittelstimme unmöglich macht. Viel besser klingt dieser Takt, wenn man den Baß bei den letzten vier Sechzehnteln wegläßt und zu Beginn des nächsten Taktes wieder anschlägt.

Also ich finde sowohl den Fingersatz des Herausgebers mit <a> kleinem Finger, und <fis> Ringfinger ungeeignet, als auch die "Begründung" des Herausgebers für mich unnütz.
Begründung: Warum soll überhaupt die Mittelstimme "glatt" ausgeführt werden (mit glatt ist wahrscheinlich in diesem Zusammenhang "gebunden" gemeint)? Durch ein Non-Legato werden Mittelstimmen stärker hervorgehoben, und das dient ihrer Durchhörbarkeit - Mittelstimmen haben es in dieser Hinsicht schwerer als Außenstimmen, die naturgemäß leichter durchzuhören sind in ihrem Melodieverlauf.

Zwar gebe ich dem Herausgeber recht, dass es offenbar Usus war/ist, lange Orgelpunkte auf Instrumenten, deren Ton verklingt, sooft wiederholt anzuschlagen wie es sinnvoll ist, aber ich sehe nicht ein, den Baß auf den letzten vier Sechzehnteln wegzulassen aus Fingersatzgründen, was man anders und besser lösen kann.

Wenn man sich von der zwanghaften Vorstellung löst, barocke Musik immer gebunden spielen zu müssen, kommt man nicht nur der ursrpünglichen von Bach gedachten Aufführungspraxis näher (es gibt Zeitdokumente), sondern macht sich das Leben bei solchen Stellen wie diesen auch einfacher - auch wenn es insgesamt, insbesondere bei schnellen Passagen, schwieriger ist (gerade wenn man "legato" als default-Spielweise etabliert hat...).
 
Also ich finde sowohl den Fingersatz des Herausgebers mit <a> kleinem Finger, und <fis> Ringfinger ungeeignet, als auch die "Begründung" des Herausgebers für mich unnütz.
Begründung: Warum soll überhaupt die Mittelstimme "glatt" ausgeführt werden (mit glatt ist wahrscheinlich in diesem Zusammenhang "gebunden" gemeint)? Durch ein Non-Legato werden Mittelstimmen stärker hervorgehoben, und das dient ihrer Durchhörbarkeit - Mittelstimmen haben es in dieser Hinsicht schwerer als Außenstimmen, die naturgemäß leichter durchzuhören sind in ihrem Melodieverlauf.

Zwar gebe ich dem Herausgeber recht, dass es offenbar Usus war/ist, lange Orgelpunkte auf Instrumenten, deren Ton verklingt, sooft wiederholt anzuschlagen wie es sinnvoll ist, aber ich sehe nicht ein, den Baß auf den letzten vier Sechzehnteln wegzulassen aus Fingersatzgründen, was man anders und besser lösen kann.

Wenn man sich von der zwanghaften Vorstellung löst, barocke Musik immer gebunden spielen zu müssen, kommt man nicht nur der ursrpünglichen von Bach gedachten Aufführungspraxis näher (es gibt Zeitdokumente), sondern macht sich das Leben bei solchen Stellen wie diesen auch einfacher - auch wenn es insgesamt, insbesondere bei schnellen Passagen, schwieriger ist (gerade wenn man "legato" als default-Spielweise etabliert hat...).


Hallo Mindenblues,

Artikulation bei Bach ist natürlich ein weites Feld :p . Ich finde auch, dass man hier durchaus die 16tel des Themas non legato oder staccato spielen kann, wobei es ja innerhalb dieser Anschlagsarten wie auch beim legato eine große Bandbreite gibt. Legato ist nicht gleich legato etc..

Mir gefällt z.B. folgende Aufnahme von R. Tureck sehr, sehr gut:

http://www.youtube.com/watch?v=u1JUn8wL_Co&playnext=1&list=PL6D95752A83CC7255&index=25

Solch ein kunstvolles staccato bringt natürlich nicht jeder zustande.

Sehr schön finde ich auch die schnellere Interpretation von E. Fischer:

http://www.youtube.com/watch?v=8D5CMIKuLXc&feature=related

Wunderbar artikulierte 16tel (und nicht nur die) im großen Bereich zwischen staccato und legato.

Pollini spielt ganz legato - es ist also alles möglich. Deshalb nehme ich den Fingersatz wie oben angegeben, um mir alle Optionen offen zu halten. :)

Liebe Grüße

chiarina
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom