Demutspfeife

Man baut gern eine Quinte 10 2/3, die natürlich rein zum Grundton gestimmt wird und nicht temperiert. Der Grund liegt darin, Baugröße und Material zu sparen.
Besonders gut soll die akustische Verschmelzung funktionieren, wenn die zusammengehörigen Pfeifen der Quinte 10 2/3 und des 16 -Fuss Registers eine gemeinsame Wand haben. Der Grundton wird dann aus 1. und 2. Oberton erzeugt.

Das Spielen der Obertöne auf Manual oder Pedal zur Erzeugung des Grundtons dürfte nur beschränkt funktionieren, da das Intervall weder rein gestimmt ist, noch die Pfeifen darauf optimiert sind, klanglich zu verschmelzen.
Weiterführenden Aufschluss gibt der Wiki-Artikel über Aliquotregister.

Gruss LA
 
Hallo, hatte mit 14 Jahren über ein paar Jahre mal etwas mit Kirchenorgeltechnik zu tun, im späteren Studium (Medizin) kam mir ein Artikel in einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift über Infraschall in die Hand, der mit der "Demutspfeife" begann, die ältere katholische Organisten kennen würden. Wie schon geschildert, handelt es sich um eine 32 ft Subbass-Pfeife (Holzkasten gedeckt) mit 16 Hz, die in Verbindung mit Kirchenraumresonnanz auf Menschen nicht als Ton, sondern als Druck auf den Ohren wahrgenommen werden soll und "demütig machend sowie mildtätig stimmend " wirken soll u. deshalb beim Kreisen des Klingelbeutels vom Organisten auf dem Pedal angeblich gedrückt wurde.
Von langsam laufenden , großdurchmessenden Ventilatoren u. davon ausgehenden niederfrequenten Schwingungen sind die Erzeugung negativer funktioneller Störungen wie Kopfschmerzen u. Neigung zu Erkältungen bekannt. Von niederfrequenten, energiereichen gebündelten Schallwellen (Longitudinalwellen)
mit Frequenzen von 4-7 Hz ist bekannt, daß sie im Resonnanzbereich parenchymatöser Organe Bruchschäden mit Blutungen in der Tiefe bei lebendem Gewebe hervorrufen können (Einsatz als lautlose Waffe).Wer hat nicht schon den "Wind" vor den Membranen leistungsfähiger Subwoofer auf der Haut gespürt. Also: Vorsicht bei Discobässen nicht nur wegen Ohrschäden, sondern auchwegen evtl. weiterer Organschäden. Dr. R.K.
 
Lieber Dr. Kintzi, das sind wirklich sehr interessante Ausführungen aus medizinischer Sicht bezüglich Wirkung von Schallwellen auf den Organismus! Vielen lieben Dank!
Diese "Demutspfeife" scheint ja scheinbar nur eine Legende zu sein, sogar der Domorganist des Kölner Domes bestätigte mir, dass es so eine Pfeife dort nicht gäbe, obwohl im WDR (der Sender liegt direkt um die Ecke...) dieses in einer Sendung behauptet wurde. Auf meine Nachfrage bei der zuständigen Redaktion kam nie eine Antwort...
Aber die anderen Ausführungen von Niederfrequenten Schallwellen und eventuellen Organschäden sind spannend. Wie schützen sich denn die Elefanten vor Organschäden? Sie kommunizieren ja außschließlich im Infraschallbereich. Wäre ja mal spannend zu untersuchen. Kommt auch sicherlich auf den gesamten Schalldruck (Lautstärke) an, wann und ob etwas passiert. Bei Disko-Besuchen könnte dieser Schalldruck rein von der Lautstärke durchaus gegeben sein, aber ob die Boxen noch in diesem Bereich Schallwellen abbilden weiß ich nicht. Ich weiß allerdings, dass Subtraktionstöne in diesem Bereich erzeugt werden können, die alleine vom Ohr errechnet werden und die physikalisch NICHT im Raum abgebildet und nachgewiesen werden (Kribbeln im Ohr bei zwei Blockflötentönen). Da diese Töne ja außschließlich der Rechenleitung unseres Gehirnes zu zu schreiben sind könnte ich mir vorstellen, dass es keine gesundheitliche Relevanz diesbezüglich gibt. Und wer weiß bis zu welchem Frequenzbereich die Rechenleistung unseres Gehirnes reicht. Das ist alles noch wenig erforscht!

So long

Alles Liebe

Viola
 
Habe gerade noch einmal den kompletten kleinen Faden gelesen und die Frage der Substraktionstöne wurde nicht wirklich deutlich.
Nehmen wir zwei Blockflöten, die eine spiel a2 mit 880 Herz und die andere c3 mit 1046,50 Herz. Jetzt erklingen 3 (!) Töne. Der dritte Ton mit 166,5 Herz (ein e) ist als brummelnes Klirren im Ohr (unangenehm) wahrnehmbar, existiert physikalisch allerdings nicht im Raum. (Durch diesen ungewollten Effekt sind Blockflötenvorspiele auch so "beliebt" bei den Eltern. Sie tun einfach in den Ohren weh...)
Man kann diesen Effekt natürlich auch künstlerisch einsetzen. Ich habe mal einen Satz einer Komposition mit diesem Effekt komponiert. War sehr beeindruckend.
 
Wenn ich mich recht entsinne, haben manche Orgelbauer auch einen 10 2/3- Fuß als Aliquotregister gebaut.
Im Zusammenhang mit einem 16' baut es die Obertöne des 32' dazu auf, so, dass der psychoakkustische Effekt eines 32' (labial) entsteht. In der Praxis hab ich feststellen können, dass der Bass dadurch beinahe unangenehm "absuppt", weil ihm auch die rechte Kontur fehlt. Hat man wohl gebaut, wenn das Geld für einen 32' oder die Deckenhöhe nicht reichte. Dennoch würde ich einen "gedackten" 32' vorziehen, mit Hütchen und halber Korpuslänge.
 
Es gibt sogar 64'-Register!

Natürlich sind diese keine Labialpfeifen, sondern Linguale, denn man muss noch ein Knattern (oder zumindest ein Vibrieren) hören/feststellen können:
Es gibt in mehreren Orgeln mit akustischem 64' (z.B. Kölner Dom (heißt da Vox balanae 64' oder so) oder in Altenberg), die funktionieren dann mit 32' + 42 2/3'.
Wirklich ausgebaut wurde dieses Register aber nur an zwei Orgeln (soll heißen, nur zwei Orgeln haben tatsächlich solche 20 m langen Pfeifen), nämlich an der Orgel der Boardwalk Hall in Atlantic City und der Sydney Town Hall.
Auf YouTube gibt's sogar eine Klangprobe des Register, leider finde ich sie aber gerade nicht.

Eins steht aber fest:
Die Funktion der Demutseinflößung erfüllt "schon" ein 32', hier habe ich mal an einer großen Orgel die 32' aufgenommen:

Hier der labiale:
https://drive.google.com/open?id=0B9CDpe7UWrygZ1VQU0JQdWRxdDg

Und hier der linguale:
https://drive.google.com/open?id=0B9CDpe7UWrygeDJVNUdfWE9neEk


Viele Grüße
Jonas
 
Es gibt auch 128' Register!


Gruß
altermann
 
Es gibt sogar 64'-Register!

Natürlich sind diese keine Labialpfeifen, sondern Linguale, denn man muss noch ein Knattern (oder zumindest ein Vibrieren) hören/feststellen können:
Es gibt in mehreren Orgeln mit akustischem 64' (z.B. Kölner Dom (heißt da Vox balanae 64' oder so) oder in Altenberg), die funktionieren dann mit 32' + 42 2/3'.
Wirklich ausgebaut wurde dieses Register aber nur an zwei Orgeln (soll heißen, nur zwei Orgeln haben tatsächlich solche 20 m langen Pfeifen), nämlich an der Orgel der Boardwalk Hall in Atlantic City und der Sydney Town Hall.
Auf YouTube gibt's sogar eine Klangprobe des Register, leider finde ich sie aber gerade nicht.

Eins steht aber fest:
Die Funktion der Demutseinflößung erfüllt "schon" ein 32', hier habe ich mal an einer großen Orgel die 32' aufgenommen:

Hier der labiale:
https://drive.google.com/open?id=0B9CDpe7UWrygZ1VQU0JQdWRxdDg

Und hier der linguale:
https://drive.google.com/open?id=0B9CDpe7UWrygeDJVNUdfWE9neEk


Viele Grüße
Jonas


Also in Kölle sinds Labiale.
 

Zur Demutspfeife:

ZEITmagazin
Grummeln im Bauch
Stimmt es, daß es in alten Orgeln Pfeifen gibt, die einen sehr tiefen Ton erzeugen, der für den Menschen nicht mehr hörbar ist, aber ein schummriges Gefühl hervorruft (die sogenannten "Demutspfeifen")? Christian Bücker, Lehrte
Von C. Drösser
12. Mai 1999, 13:57 Uhr / Quelle: (c) DIE ZEIT 19/1999 / 1 Kommentar

Die größten (und damit im Ton tiefsten) Orgelpfeifen sind 64 Fuß, also gut 19 Meter, lang und erzeugen das sogenannte Subkontra-C - einen Ton mit einer Frequenz von etwa 16 Hertz, der damit ziemlich genau an der menschlichen Hörschwelle liegt.

Aber auch unhörbar tiefe Töne können wir wahrnehmen. Dieser sogenannte Infraschall wirkt auf die gasgefüllten Hohlräume unseres Körpers. Bei entsprechenden Pegeln kann er ein mulmiges Gefühl im Bauch auslösen - ob man das nun Demut oder Seekrankheit nennt, kommt vielleicht auf den Anlaß an. Die Militärs haben schon über Infraschallwaffen nachgedacht, mit deren lautlosen Wellen sie ganze Regimenter lahmlegen wollten.
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Zurück zur Musik und zur Demut. "Ich kenne Anekdoten", schreibt mir der Orgelexperte Reiner Jank, "wonach Organisten diesen Ton während der Wandlung des Abendmahles spielen, um ein ,demutsvolles' Gefühl bei den Gläubigen zu erreichen." Das Wort "Demutspfeifen" ist allerdings den meisten von mir befragten Orgelbauern unbekannt. Christoph Drösser

Die Adressen für "Stimmt’s"-Fragen: DIE ZEIT, Stimmt’s?, 20079 Hamburg oder stimmts@zeit.de . Das "Stimmt’s?"-Archiv: www.zeit.de/stimmts

Audio: www.zeit.de/audio
 

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