Bachelor of Music

Stilblüte wollte doch nur darauf hinweisen, dass ein Klavierstudium deshalb besonders zeitintensiv ist, weil eben möglichst jeden Tag 5-6 Stunden geübt werden muss. Allein dies ist eigentlich ein Tagespensum, denn danach bräuchte man Erholung.

Und üben auf dem Niveau der künstlerischen Ausbildung muss immer mit voller Konzentration geschehen, weil sonst die Zeitpläne für das Erarbeiten des Repertoires garnicht einzuhalten sind.

Dann kommen noch die anderen Fächer dazu, für die ebenfalls gelernt werden muss. Der Tag ist immer zu kurz, um alles zu erledigen, was man sich vorgenommen hat.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte Stilblüte nur ausdrücken, dass man sich keinen Illusionen hingeben sollte, wenn man ernsthaft in Betracht zieht, dieses Studium aufzunehmen.

Eine Herabsetzung anderer Fachrichtungen habe ich nicht darin gesehen.​

Mir ist bewusst, was sie sagen wollte, vielleicht hätte sie es auch so formulieren sollen. hätte sie es so beschrieben, wie du es getan hast, hätte ich mich sicherlich nicht zu Worte gemeldet.

Im übrigen bleibt noch zu sagen, dass deine Argumentationskette fast komplett auf Mathematik, Medizin, Politikwissenschaft, Physik, Chemie .... übertragbar ist. Sie sind alle Zeitintensiv, setz dich doch mal ein Semester lang in die Vorlesungen und bearbeite Literatur und Übungsblätter, schreib Hausarbeiten und Referate.
 
Mir ist bewusst, was sie sagen wollte, vielleicht hätte sie es auch so formulieren sollen. hätte sie es so beschrieben, wie du es getan hast, hätte ich mich sicherlich nicht zu Worte gemeldet.

Im übrigen bleibt noch zu sagen, dass deine Argumentationskette fast komplett auf Mathematik, Medizin, Politikwissenschaft, Physik, Chemie .... übertragbar ist. Sie sind alle Zeitintensiv, setz dich doch mal ein Semester lang in die Vorlesungen und bearbeite Literatur und Übungsblätter, schreib Hausarbeiten und Referate.

Und nicht zu vergessen: Geschichte- Wer das studiert steht auch ständig vor Bergen unerledigter Arbeiten. Dein Hinweis gefällt mir, weil er den Respekt vor der Leistung der anderen zeigt und dazu anregt, sich Gedanken zu machen, was in diesen Studiengängen wirklich verlangt wird.

Ich habe eben Stilblütes Hinweis hauptsächlich als Hinweis an die Fragestellerin verstanden, der eindringlich gezeigt werden sollte, dass die Frage nach der verbleibenden Freizeit nicht sehr motiviert klingt, wenn man KLavier als Hautpfach studieren möchte.​
 
Entschuldigt meine blöde Formulierung, ich versuche mal, das richtig zu stellen.

Selbstverständlich habe ich absolut nichts gegen ein Medizinstudium, ich stand mehrmals kurz davor, selber eines zu beginnen und liebäugele ab und zu immer noch damit.
Ich weiß auch bestens, wie anstrengend und zeitaufwendig das ist, denn ich habe mehrere Verwandte bzw. gute Freunde, die Medizin studieren. Die verdienen meinen größten Respekt und arbeiten von früh bis spät.

Jeder kennt das ja beim Klavierspielen - je besser man wird, desto höher schielt man. Ein Anfänger denkt, er wäre glücklich, wenn er den a-moll-Walzer spielen kann, sobald er den kann, schielt er zum Fantasie-Impromptu, ist das auch geschafft, kommt die 1. Ballade, kann man die auch, will man die 24 Etüden und Klavierkonzerte spielen, und sollte man das auch mal geschafft haben, ist man auch längst noch nicht zu frieden, weil man von den Leistungen einer Argerich oder eines Sokolov noch so unglaublich weit entfernt ist, dass man sich immer noch fast wie ein Anfänger vorkommt.
Das bedeutet, dass man, sobald man ein Ziel erreicht hat, sofort wieder an einem neuen Anfang steht, der auf ein neues Ziel ausgerichtet ist.
Was dazu kommt, ist der Vergleich mit anderen, die grundsätzlich immer alle besser sind, schneller und effktiver Stücke einüben, souveräner spielen, mehr (oder überhaupt mal) Wettbewerbe gewinnen usw.
Das ist großer Psycho-Stress.

Das ist in vielen anderen anderen Studiengängen nicht ganz so stark ausgeprägt, wage ich zu behaupten, da viele Erstsemester die gleiche Grundlage haben (Abitur) und darauf ihre Spezialisierung aufbauen.
Im Musikstudium hat ein großer Teil der Arbeit bereits vorher stattgefunden, und da war oft keine Chancengleichheit gegeben. Bzw. wir haben einen hohen Anteil an Asiaten, die schon bei sich ein Studium abgelegt haben.
Selbstverständlich hat man in allen Studiengängen einen hohen Lernaufwand, ich will da wirklich nichts niederreden.
Das ist sogar recht angenehm im Klavierstudium: Man kommt nach Hause und muss meistens nichts mehr tun, weil die Anzahl an Hausarbeiten usw. vergleichsweise sicher geringer ist.

Dieses "nie fertig sein" hat also auch viel mit der großen Konkurrenzsituation zu tun, der man im Vergleich mit den anderen Klavierstudenten und Pianisten ausgesetzt ist. Man bekommt also viel Druck von allen Seiten, und den größten von sich selbst. Und hat dabei immer im Hinterkopf - wenn du nicht zu den besten gehörst, bekommst du keine gute Arbeit.
Wenn man dem irgendwie gerecht werden will, hat man wirklich fast unendlich viel zu tun - neben den Pflichtfächern kann man noch Tonsatz und Gehörbildung üben, außerdem Blattspiel, sich in der Kenntnis der Klavierliteratur weiterbilden, viele, viele Konzerte besuchen, Prüfungen anhören, sich mit anderen Studenten austauschen, Literatur zum Thema lesen, Kammermusik machen, Sport machen. Und natürlich ganz viel üben, und wenn man 6 Stunden geübt hat, ist man immer noch nicht zufrieden, weil man nicht effektiv genug geübt hat...
Man muss sich selbst Grenzen setzen, sonst kann man das kaum aushalten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"Jeden Tag 5-6 Stunden üben", diese Aussage ist übrigens Quatsch.

Zweifellos gibt es Leute, die das tun.

Aber es ist nicht richtig, daß man das muß.

Es gibt eine ganze Reihe sehr ernstzunehmender Leute, die sagen, alles über 3-4 Stunden sei Unsinn.

Und es gibt leider immer wieder die Fälle von Leuten, die der Ansicht waren, sie "müßten" tierisch viele Stunden üben, und jetzt mit schweren körperlichen Beschwerden gar nicht mehr üben können!

Natürlich gibt es da individuelle Unterschiede; wenn jemand wirklich mit Freude und Konzentration und Lockerheit (!) täglich 8 Stunden schafft, soll er das tun.

Aber zu sagen: Du mußt soundsoviele Stunden üben, sonst schaffst Du es nicht, stimmt einfach nicht. Häufig steckt hinter so einer Aussage:

- Verherrlichung der Arbeitssucht und Abwertung des schönen Lebens (fragt mal Artur Rubinstein zu dem Thema!)

- ungenügendes Wissen über effektive Übestrategien - vielleicht wissen Lehrer oder Schüler nicht, wie man sich Dinge in möglichst kurzer Zeit draufschafft, und hängen der "Du mußt es halt so lange bimsen, bis es sitzt"-"Philosophie" an

Stilblüte, mal ganz ehrlich: Hast Du das Gefühl, daß Du Deine 6 Stunden immer wirklich mit voller Konzentration und wirklich effektiv nutzt?
Oder ist es nicht oft so, daß Du es eher brauchst, die 6 Stunden geübt zu haben, um abends sagen zu können: "So, heute habe ich auch wirklich was getan!" ???

LG,
Hasenbein
 
Ich möchte noch ergänzen:

Nicht wenige glauben, die Ernsthaftigkeit ihres Studierens würden sie durch die Menge der Arbeit zeigen.

Das ist aber nicht richtig! Die Ernsthaftigkeit des Studierens manifestiert sich primär darin, wie konzentriert und genau jemand arbeitet, mit wieviel echtem Interesse und echter Neugier jemand dabei ist, wie stark er bestrebt ist, Dinge wirklich geistig zu durchdringen.

Und daraus ergibt sich dann automatisch je nach Situation das angemessene Arbeitspensum.

LG,
Hasenbein
 
@ Hasenbein:

Ich schrieb ja schon, dass ich ich nicht immer so viel übe. 6 Stunden ist schon wirklich viel.
Ich schreibe das deshalb immer, wenn jemand nach dem Studium fragt, damit sich niemand Illusionen hingibt.
Es gibt natürlich auch viele, die weniger üben, ich weiß das z.B. von einigen Bläsern, Sängern und Jazzern.
Und die Pianisten sind da auch etwas extrem - es gibt bei uns ein Hochschulgebäude, das um halb 8 öffnet und wo man sich morgens bereits für den ganzen Tag für Überäume eintragen kann. Im Pianisten-Stockwerk sind 3 Minuten nach Öffnung alle Zeiten belegt, aus anderen Instrumentengruppen kommt da eigentlich selten jemand.

Ich weiß auch, dass Chopin, Kissin, Rubinstein und andere Übezeiten von länger als 3 Stunden am Tag nicht tolerabel fanden bzw. finden. Aber ich bin sicher, dass auch die in ihrer Jugend sehr viel gearbeitet haben, außerdem sind sie (wenn man denn an dessen existenz glaubt, was ich schon bis zu gewissem Grad tue) bzw. waren sie mit einem sehr großen Talent gesegnet, was ein Nötiges an Übezeit eben wegen der großen Effektivität und schneller Auffassungsgabe reduziert.

Es heißt immer, die Asiaten seien so furchtbar gut - aber warum sind sie das denn? Sicher nicht, weil die alle so Hochbegabt sind, sondern weil sie einfach viel üben!

Und ich gebe auch gerne zu, dass es sich besser anfühlt, wenn ich 5 Stunden geübt habe, als wenn es nur 2 oder 3 waren. Man wird mit der Zeit ein bisschen neurotisch.
Es stimmt aber nicht, dass die letzten 2 Stunden bei so langer Übezeit uneffektiv sind. Vielleicht ist man, je nach dem, was sonst noch zu tun war, nicht mehr so frisch und schnell wie am Anfang, aber es ist auch möglich, nicht zu verachtende Fortschritte zu erzielen, wenn man schon etwas müde ist.
Vor allem, wenn einige Zeit zwischen den Übeeinheiten liegt - z.B. vormittags 2 Stunden, Nachmittags / Abends 3.
 
Ich bedanke mich, dass Ihr all eure Meinungen eingebracht habt. Ich bin zufrieden und sehe "mein Problem" als vollständig gelöst an :-)

Entschuldigt bitte, wenn ich mit meinen teils harschen Bemerkungen jemanden zu sehr auf die Füße getreten bin. Das passiert mir manchmal :oops:
 
In der Tat: klavieristische Kunstfehler bewirken an Flügeln keine gesundheitlichen Schäden oder gar Verstümmelungen ;)

Nein, letztere scheinen vielmehr durch klavieristische Kunst hervorgerufen zu werden:

Franz Liszt hatte sich ans Fortepiano drängen lassen, strich seine Haare aufwärts über die geniale Stirne und lieferte eine seiner brillantesten Schlachten. Die Tasten schienen zu bluten.

(Heine: Florentinische Nächte)

Und gibt es eigentlich verläßliche Untersuchungen,wieviele Hörer ihretwegen vorzeitig von dieser Welt gegangen sind?
 

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