Mein Musikvergleich von Interpreten

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6. Juni 2010
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ich habe einige Hinweise auf Musikstücke in partitas Faden "mein Stück des Tages" eingestellt.
Gestern hatte wieder ich die Wahl zwischen verschiedenen Interpreten.

Dabei ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich einzelne Interpretationen auf mich wirken.
Das reicht von Euphorie bis hin zum Unwohlsein. Und das beim gleichen Werk!

Da musikalische Sprache individuell unterschiedlich empfunden wird, möchte ich Euch anregen, Interpretationen einmal zu beschreiben. Stil ist egal, nur Musik sollte es sein.:D

Emotional und subjektiv. :p
Jeder wie er kann. Als als Laie oder als Musikwissenschaftler.
Ich verspreche mir davon eine interessanten Einblick in musikalisch Auffassung des anderen und vor allem musikalische Bildung.

... und eine interessante Diskussion.

Alles sollte erlaubt sein, mit Ausnahme von "bösen" Angriffen auf die persönliche Sichtweise oder den Geschmack anderer Teilnehmer.

Damit die Beispiele für alle Hörer nachvollziehbar werden, bitte mit Link auf youtube etc.

Gruß, NewOldie
 
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Debussy - Estampes 1. Pagodes

Meine erste Begegnung mit Debussy hatte ich mit ca. 25 Jahren. Es war auch meine erste tiefe Begegnung mit "Ernster Musik" überhaupt.
Zu meiner Überraschung hielt ich sie für extrem gut hörbar.

Estampes 1. Pagodes gehört mit Sicherheit zur den schönsten Stücken die ich kenne, wenn es denn "richtig" interpretiert wird.:confused:

Es handelt sich um eine Adaption der Klänge jawanesicher Gamelanorchester auf ein westliches Instrument in temperierter Stimmung.
Debussy hat diese Klänge wohl erstmalig auf der Pariser Weltausstellung 1889 gehört.
Die Stimmung der Gamelan Musik liegt bei 4-7 Tönen pro Oktave.

Die erste Interpretation von Sviatoslav Richter empfinde ich als wunderschön, da sie die Stimmung der Gamelanmusik spiegelt.
Sie beinhaltet eine impressionistische Sicht auf die Rauheit, perkussive Zerrissenheit und archaische Gewalt dieser Musik.:kuss:

http://www.youtube.com/watch?v=VbXZPGm2YIs

Dagegen klingt die Version von Davide Cabassi spieldosenhaft, weichgespült und langweilig.
Für mich ist nicht erkennbar, dass er sich mit der Musik auseinandergesetzt hat.
Virtuos aber langweilig. :D

http://www.youtube.com/watch?v=FjBrR7mc44Q

Hier noch ein Link auf eins der unendlichen Beispiele für Gamelanmusik.

http://www.youtube.com/watch?v=2EXzfpS6WK4

Gruß, NewOldie
 
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Hallo NewOldie,

ich finde die Idee für diesen Faden total genial! Hoffentlich beteiligen sich noch Teilnehmer aus dem Forum.

Da ich selbst noch nicht so lange klassische Musik höre, finde ich es sehr lehrreich ein Stück, gespielt von zwei unterschiedlichen Pianisten, zu hören.

Vor allem, wenn auch noch begründet wird, warum eine Fassung bevorzugt wird. Ich denke und hoffe, es schult das Gehör. :D

lg
Nora
 
Sergej Rachmaninov: Polka de V.R.

Horowitz spielte diese Polka als Zugabe in Moskau.

Niemand sonst spielt sie so charmant und durchsichtig, so weise und so schön, nicht einmal Rachmaninov selber!

(Aufnahmen gibt es zuhauf - - ich meine: man sollte die Polka gar nicht mehr spielen, denn Horowitz ist da unerreichbar)
 
Sergej Rachmaninov: Polka de V.R.

Horowitz spielte diese Polka als Zugabe in Moskau.

Niemand sonst spielt sie so charmant und durchsichtig, so weise und so schön, nicht einmal Rachmaninov selber!

(Aufnahmen gibt es zuhauf - - ich meine: man sollte die Polka gar nicht mehr spielen, denn Horowitz ist da unerreichbar)

Danke, rolf

ich denke du meinst z.B. diese Aufnahme von Horowitz?

http://www.youtube.com/watch?v=MtxynUhUqFs

alles andere ist dagegen wirklich im Vergleich Musik für Cafehaus oder gar Bierzelt .:D

Zum Beispiel:
http://www.youtube.com/watch?v=tvLUX6OBIhM

Falls ich mit meinem subjektiven Urteil hier falsch liegen sollte: bitte harsche Zurechtweisung!

Gruß und Dank, NewOldie
 
Ein für meine Laienohren sehr krasser Fall: Chopins Mazurka Op.6 No.2, einmal in einer möglicherweise sehr werktreuen Interpretation, die für mich sehr klar, tänzerisch und manchmal fast zackig klingt

http://www.youtube.com/watch?v=SZkkAlq339U&feature=related

Und hier die vermutlich extremste Fassung, die für die Experten aber vielleicht schon nicht mehr als Interpretation des gleichen Stückes gilt, sondern als, hmmmm, etwas arg anderes.

http://www.youtube.com/watch?v=RuY1UghxP4I&feature=related

Als Laie darf ich es vielleicht trotzdem faszinierend finden, auch wenn ich nicht beschreiben kann und eigentlich auch nicht will, warum, denn IMHO ist das meiste Wortgeklingel über den emotionalen Gehalt von Musik selber der beste Beleg für die Aussichtslosigkeit des verbalen Vorhabens (und warum sollte man sich mit jahrelangem intensivem Üben und Zuhilfenahme x-tausend Euro teurer Instrumente bemühen, Emotionen zu vermitteln, wenn dies die viel einfachere Verrichtung des Schreibens genauso gut könnte?).

Würden sich viele der Meinung eines YT-Rezensenten anschließen, der vom "Versuch eines Betrunkenen sich an die göttliche Mazurka zu erinnern" schreibt - und wäre das noch ein legitimes musikalisches Vorhaben?
Vielleicht ist es aber auch einfach nur schön, von diesem Pianisten nicht nur das auf YT von ihm leider überwiegende grimmige oder verbitterte und wohl nicht immer treffsichere Einhämmern auf Instrumente zu hören.

So, ab in die Deckung und schöne Grüße
cw4ever
 
Neugierig geworden habe ich mal einige weitere Aufnahmen von Ervin Nyíregyházi angehört. Er war ja wohl zumindest am Anfang seiner Karriere ein bekannter Pianist. Das ist schon extrem, wie er teilweise gespielt hat. Man höre sich nur mal das Prelude op 28/10 an:
http://www.youtube.com/watch?v=MM88FGIyIuA&feature=related

oder die Mazurka b-moll op 33/4
http://www.youtube.com/watch?v=MM88FGIyIuA&feature=related
extreme Tempi und innerhalb der Stücke ebensolche Temposchwankungen. So ist man es heute nicht mehr gewohnt.

Gruss
Manfred
 

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