Ich unterrichte lieber Erwachsene!

  • Ersteller des Themas rockpianist
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Ich finde es in Ordnung, wenn er nur Erwachsene unterrichten will. Erspart den Kindern einen missmutigen Klavierlehrer.
Woraus kannst Du schließen, DoctorGradus, daß Rockpianist ein mißmutiger Klavierlehrer ist? :confused:
Rockpianist fragt nur nach ähnlichen Erfahrungen ... und wird gleich angegriffen, statt auf seine Frage einzugehen.
Hallo, liebe "Kollegen",
habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich habe zwar drei eigene Kinder und mag Kinder. Aber im Klavierunterricht sind Kinder oft etwas überspitzt formuliert: Zappelig, frech und unmotiviert.
Das ist im Moment sein Standpunkt aufgrund seiner Erfahrungen, der evtl. umstößlich sein könnte. Warum sonst sollte Rockpianist die Frage in den Raum stellen, wenn sein Standpunkt eindeutig wäre? Schließlich sind seine kleinen Schüler nicht alle Kinder dieser Welt. Das weiß er ja auch.
Ich finde nur schade, daß er die Erfahrungen machen mußte.
Es ist ja schön und gut, daß sich in Bezug auf Kindererziehung einiges zum Vorteil für die Kinder getan hat. Aber viele Eltern und vllt. auch manch ein Klavierlehrer können überfordert sein mit der offenen Lust- und Unlustmentalität. Ich arbeite als Kinderfrau und höre sehr oft von meinen Kindern "Ich hab heut keine Lust zum Seiltanzen zu gehen, zum Schlagzeug ...." Es ist ein Ding ohne Ende geworden und mach einer sagt konsequent, da mache ich nicht mit. Ich wünsche Rockpianist, daß er mit seinen Kindern in der Erziehung oder Begleitung (sagt man ja auch) die Dinge mit seinen Kindern so umsetzen kann, daß dieser Standpunkt doch noch ins Wanken kommen könnte. Und wer weiß, vielleicht sitzt ein Kindchen dann doch mal wieder auf seinem Klavierhöckerchen. :klavier:
 
...Prinzipiell aber würde ich anders denken: wenn Dir irgendwer etwas kaputt macht, dann ist doch das kaputt gemachte deswegen nicht schlecht gewesen!
Richtig. Die klassische Musik war für mich auch nie "schlecht". Es waren die Leute die sie propagierten, die mir zum Teil den Weg dorthin versperrten, da sie in meinen Augen nicht kompromissbereit waren. Aber dieses Thema gehört nun wirklich nicht in DIESEN Faden.

ob Dein letzter Teilsatz (den Du als Kausalsatz formulierst...) es verdient, in dieser verallgemeinerten Form einfach so stehen bleiben zu dürfen?
OK, vielleicht hat sich ja das allgemeine Klima an den Hochschulen mittlerweile zu mehr Toleranz gewendet, das weißt Du sicher besser.


Was die political correctness betrifft, hat kölnklavier Dich aufgeklärt
Das war für mich in keinster Weise Aufklärung. Ich war über Jahre der einzig Hellhäutige in einigen großen Besetzungen und weiß wovon ich rede.
Also bitte etwas mehr Feingefühl beim Zitieren. Ich bin an dieser Stelle äußerst empfindlich. Da ich nicht so wortgewandt agitieren kann, verweise ich an dieser Stelle auf die diesbezüglichen Ausführungen von DoctorGradus.

- mit einer Prise Humor füge ich dem bei, dass Alfred Brendel wirklich kein Rassist ist, obwohl es von ihm ein witziges Gedichtle mit der Pointe "Beethoven war ein Neger" gibt.
Sorry, aber Humor geht für mich irgenwie anders. Er setzt besagtes Wort in diesem Gedicht wirklich sehr negativ belastet ein.


... nebenbei sitze ich da neben vielen Asiaten/innen und momentan einer "Farbigen", die exzellent deutsch spricht weil es ihre Muttersprache ist, und wir machen immer Scherze mit "Kolonialhintergrund", sinngemäß "also diese Passage ist noch sehr wild, da ziehe ich mir jetzt den Tropenhelm auf und zivilisiere das mal") -
Na, das ist doch toll, wenn ihr dabei Euren Spaß habt. Ich denke aber, dass Du bei diesen Konversationen sehr wohl auf guten Ton achtest.;)
 
Sorry, aber Humor geht für mich irgenwie anders. Er setzt besagtes Wort in diesem Gedicht wirklich sehr negativ belastet ein.

hallo Fred,

vielleicht wäre auch hier ein wenig laissez faire praktikabler, als allzu große Strenge. ich würde es anders, perspektivischer, formulieren: du findest, dass Brendel das besagte Wort sehr negativ belastet einsetzt bzw. es wirkt so auf dich. daran kann die Frage geknüpft werden, ob das in diesem Fall wirklich ein entgleister Jokus ist - ich wiederum finde es nicht so schlimm. und eine weitere Frage wäre, ob man a la Orwells 1984 unliebsame Wörter aussterben lassen soll, und falls man sich dafür entschiede: wer kann beschließen, was bleiben darf und was nicht?

es wird auch hier, trotz aller individueller Unterschiede, immer der von Goethe fokussierte Spagat stattfinden: "beliebt ist, was gefällt, nicht was sich ziemt" contra "beliebt ist, was sich ziemt, nicht was gefällt"

ich bin für eine relative Gelassenheit

liebe Grüße, Rolf
 
Wisst Ihr, ich bin vorsichtig mit Bezeichnungen, denn irgendwann folgen ihnen ganz leicht Einstellungen und später Taten. Nicht in der Person, sondern möglicherweise weitergegeben. Aber sie verschwinden nicht, auch wenn sie im Scherz geäußert werden. Nein, ich denke nicht, dass hier gleich der Rassismus ausgepackt wird. Aber wir sollten andere respektieren. Auch im Scherz.

Nein, ich will niemanden als Rassisten bezichtigen. Aber ich habe Molotov-Cocktails auf ein von Ausländern bewohntes Studentenwohnheim fliegen gesehen. Einige von denen, die daneben standen, kannte ich und wusste von ihnen, dass aus abfälligen Worten abfälliges Denken geworden war. Vielleicht bin ich deswegen zu empfindlich für solche Diskussionen. Meine Perspektive ist eine weniger theoretische.

Also lieber zurück zum Thema:

Klar ist das in Ordnung und konsequent, nur Erwachsene zu unterrichten. Ich denke, dass viele festangestellte Lehrer sich das auch gern leisten würden, wenn sie könnten.
 
Hallo rockpianist,

ich kann deinen Standpunkt gut verstehen, da ich selbst vier Kinder habe und weiß, wie anstrengend sie manchmal sein können!

Das Verhältnis eines Lehres zu Kindern ist jedoch ein anderes als das von Eltern zu ihren Kindern. Da ich selbst erwachsener Klavierschüler bin und auch Kinder habe, die Klavierunterricht erhalten, kann ich mir auch ein Bild davon machen, wie unterschiedlich das Erlernen des Klavierspielens bei KIndern/Jugendlichen bzw. Erwachsenen abläuft.

Die Erwachsenen sind als Schüler einfacher zu handeln, hingegen werden die Lernerfolge eines begabten, fleissigen und motivierten Erwachsenen langfristig wahrscheinlich viel geringer ausfallen, als die eines begabten, fleissigen und motiverten Jugendlichen.

Die Frage ist es also, was ein Lehrer möchte:
ein Kind seinen Möglichkeiten und seiner Motivation entsprechend so weit wie möglich bringen (das kann eine pädagogische Herausforderung sein, auch wenn das Kind vielleicht sehr anstrengend ist) oder einen "braven" motivierten Erwachsenen so weit zu bringen, wie es nun halt noch möglich ist.


Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Und ich war bislang davon ausgegangen, dass es sich hier um ein Forum rund um das Klavier handelt. Interessant, welche Kreise ein an sich harmloser Faden ziehen kann, bei dem es lediglich um die Frage ging, ob man als Klavierlehrer eher Kinder oder Erwachsene als Schüler vorzieht. Die Historie des Wortes "Neger" (man beachte meine Gänsefüsschen), gehört wohl eher in ein Forum für Sprachliebhaber. Zum Beispiel Philologis.de. Also Leute: wider den tierischen Ernst und frei nach Fritz: Jeder solle nach seiner fasson glücklich werden.
 
so von wegen rassismus und so:
seht ihr das ganze nicht etwas zu negertiv?
 
Angeregte Diskussion und ich habe es gar nicht mitbekommen, da ich keine automatische Benachrichtigung eingeschaltet hatte.
Was ich noch nachtragen möchte, da ich schon seit 20 Jahren unterrichte: Das Nachlassen des Übungseifers bei Kindern hängt meiner Meinung nach mit der Änderung in der Kindererziehung nach der Wende in der Ex-DDR zusammen.
Ich lehne übermäßiger Strenge und körperlicher Züchtigung usw. in der Kindererziehung ab. Aber heute bekommt man schon mal als Klavierlehrer mit, wer der "Chef" in der Familie ist. Ich hätte mir als Kind niemals gewagt mit meinen Eltern so zu reden, wie das ein Großteil der heutigen Klavierschüler tut. Da fehlt jede Art von Respekt. Natürlich sind die Eltern als Hauptträger der Erziehung daran schuld.

Mein Fazit:
Die Mehrheit von Euch unterrichtet Erwachsene UND Kinder gern. Ich scheine hier also eher die Ausnahme zu sein.

Ich werde den Schwerpunkt meiner Unterrichtstätigkeit immer weiter in Richtung Erwachsene verlagern. Das macht mir mehr Freude und das überträgt sich auf die Schüler. Die Kinder überlasse ich den dafür geeigneten Spezialisten!
rockpianist
 
Hallo, liebe "Kollegen",
habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich habe zwar drei eigene Kinder und mag Kinder. Aber im Klavierunterricht sind Kinder oft etwas überspitzt formuliert: Zappelig, frech und unmotiviert.

Erwachsene dagegen Aufmerksam, diszipliniert und hochmotiviert. Außerdem lernen Erwachsene schneller Noten und haben die Übungstechniken nach Chang schneller drauf.

Ich habe inzwischen die Konsequenzen für mich persönlich gezogen und da ich es mir leisten kann, nehme ich fast nur noch Erwachsene neu in den Unterricht auf!
Gruß rockpianist
Ich habe einen Kirchenmusikerkollegen - der denkt genauso. Ok, warum nicht. Das ist ja auch eine Charakterfrage.
Ich fühle für mich mehr Befriedigung, wenn ich mit einem zappeligen Kind eine halbe Stunde arbeite - da habe ich das Gefühl wirklich was geleistet zu haben. Mit einem konzentrierten, verständnisvollen und übefleißigen Schüler zu arbeiten - das kann im Prinzip jeder!
Ebenso spiele ich lieber einen Altenheimgottesdienst mit dementen Menschen (das ist eine unruhige Sache mit vielen unvorhergesehenen Dingen) als einen planbaren und geordneten Sonntagsgottesdienst. Aber das ist eben eine Typfrage, wie man eben als Musiker drauf ist.

Allerdings, wenn alle nur noch Erwachsene unterrichten wollen - dann gibt es in absehbarer Zeit keine Klavierspieler mehr.....

LG Atra
 
Ich habe einen Kirchenmusikerkollegen - der denkt genauso. Ok, warum nicht. Das ist ja auch eine Charakterfrage.
Ich fühle für mich mehr Befriedigung, wenn ich mit einem zappeligen Kind eine halbe Stunde arbeite - da habe ich das Gefühl wirklich was geleistet zu haben. Mit einem konzentrierten, verständnisvollen und übefleißigen Schüler zu arbeiten - das kann im Prinzip jeder!
Ebenso spiele ich lieber einen Altenheimgottesdienst mit dementen Menschen (das ist eine unruhige Sache mit vielen unvorhergesehenen Dingen) als einen planbaren und geordneten Sonntagsgottesdienst. Aber das ist eben eine Typfrage, wie man eben als Musiker drauf ist.

Allerdings, wenn alle nur noch Erwachsene unterrichten wollen - dann gibt es in absehbarer Zeit keine Klavierspieler mehr.....

LG Atra
Also sorry, aber ich frag mich echt, was diese ganzen negativen Antworten hier sollen. Ihr verzapft hier echt alle einen Quatsch!

Es gibts so viele Lehrer, die bzgl. dem Unterrichten von Erwachsenen/ Spätanfängern eher demotiviert sind, weil sie meinen, dass man ab einem bestimmten Alter nicht mehr richtig Klavier spielen lernen könnte.

Dann sollte man doch froh sein, dass es auf der Gegenseite auch Lehrer wie den Rockpianisten gibt, die auch Erwachsene sehr gerne unterrichten!

Liebe Atra, was hat denn das noch mit Musik zu tun, wenn man als Lehrer die größte Befriedigung im Unterrichten zappeliger Kinder sieht, bzw. sich als Pianist daran erfreut, spielen zu können, obwohl es so unruhig ist?
 

Hallo Rockpianist, finde ich interessant!

Bei mir ist es gerade umgekehrt, aber ich hatte Zeiten da empfand ich wie Du. Ich denke mal das ist eine temporäre Angelegenheit die über die Jahre in die verschiedensten Richtungen pendelt.

Vielleicht sollte man zunächst voranstellen: würde das Geld fürs Unterrichten von anderer Seite bereits ausreichend da sein, würde man als Musiker weder Erwachsene noch Kinder unterrichten! (So schön das Unterrichten auch manchmal sein kann)

Du sagst du hast selber 3 Kinder - wie alt sind die denn? Denn ich glaube, wenn man auf seine 3 Kids im Alltag einigermaßen umfangreich eingeht, kann das im Instrumentalunterricht - je nach Kind - sich recht überfordernd anfühlen. Wenn man dazu noch tendenziell anstrengende Kinder unterrichtet und der Anteil der zu unterrichtenden Kinder gegenüber Erwachenen hoch ist, sehnt man sich nach ruhigen, selbst motivierten Menschen mit denen man wie mit seinesgleichen reden und umgehen kann.

Ich habe im Moment wenige Kinder, meine eigenen sind 15 und 17 Jahre alt. Wenn ich jetzt ein Kind unterrichte, geht mir das Herz auf und ich sprudele über vor Ideen und habe viel Spaß mit den Kurzen. Das liegt bestimmt zum einen daran dass diese Kindlichkeit bei meinen eigenen für immer fort ist(schluchz) und zum anderen dass der sowiso geringere Anteil an Kindern bei meinen Schülern eher ruhigere Zeitgenossen sind, die obendrein zuhause von ihren Eltern sehr zum Üben angehalten werden. Darüber hinaus verbringe ich meine freie Lebenszeit nicht mehr mit diesen lebendigen, unberechenbaren, lauten, spontanen Menschen die unter 1,40m groß sind.

Dafür habe ich eine Menge Erwachsene, die wegen eines harten Berufsalltags nicht zum Üben kommen, oder einige die z.T. schon recht alt sind und kurz vor ihrer Rente ihr Hobby entdecken. Manche kommen zum Unterricht mit grau-grünem Gesicht vor Erschöpfung vom Arbeiten. Diese Leute haben in erster Linie motorische Hürden, an denen im Unterricht immer wieder zu arbeiten (inclusive gutem Zureden) kann, jenachdem wie lange der Unterrichtstag dauert, ganz schön zermürbend sein. Dann mit einem Kind auf den Fußboden setzen und mit Buntstiften Zebra-Geschichten erfinden ist für mich manchmal wie Urlaub.

Ich denke also es ist ne Frage des Gleichgewichts und der Lebenssituation.

Ich habe einen Schüler, der hat mit 7 bei mir angefangen und möchte jetzt nach Ende seines Zivildienstes Musik studieren, das ist knapp 13 Jahre Unterricht an ein und demselben "Kind", das erfüllt mich schon mit Stolz...
 
Hallo Nachbar (?)
Vielleicht sollte man zunächst voranstellen: würde das Geld fürs Unterrichten von anderer Seite bereits ausreichend da sein, würde man als Musiker weder Erwachsene noch Kinder unterrichten! (So schön das Unterrichten auch manchmal sein kann)
Wirklich? Ich finde, das Unterrichten von "Amateuren" (egal welchen Alters) ist auch für den konzertierenden Künstlers äußerst wichtig, um sich immer wieder zu "erden". Musik ist Kommunikation, und zur Kommunikation gehört, daß beide Seiten zu einer gemeinsamen Sprachebene finden. Wenn man (als Wissenschaftler oder Künstler) sich nur in Insider-Kreisen bewegt, bemerkt man zu spät (oder gar nicht), wenn das "normal sterbliche" Publikum nicht mehr folgen kann. Mich holt das Unterrichten immer wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück, wie wenig (Neugier, Wissen und - leider auch - aktives Engagement) man bei den Liebhabern mitunter voraussetzen darf. Das ausgetüftelte Musizieren und kluge Schreiben richtet sich letztlich nur an einen ganz kleinen inneren Kreis von "Eingeweihten".

Dafür habe ich eine Menge Erwachsene, die wegen eines harten Berufsalltags nicht zum Üben kommen, [...] Manche kommen zum Unterricht mit grau-grünem Gesicht vor Erschöpfung vom Arbeiten. Diese Leute haben in erster Linie motorische Hürden, an denen im Unterricht immer wieder zu arbeiten (inclusive gutem Zureden) kann, je nachdem wie lange der Unterrichtstag dauert, ganz schön zermürbend sein.
Deiner Beschreibung möchte ich vorbehaltlos zustimmen. Als Lehrer muß einem die unterschiedliche Perspektive bewußt sein: Kinder besitzen sehr viel Zukunft, Erwachsene vorwiegend Gegenwart, und ab einem bestimmten Alter (Lavendel: jetzt keinen Kommentar! :D) fast nur noch Vergangenheit. Trotzdem - wenn es gelingt, solche Menschen auf eine "Abenteuerreise" in eine andere Welt mitzunehmen, kann das sehr spannend sein. - In diesem Sinne werde ich mich jetzt mal wieder mit Tropenhelm und Machete bewaffnen.
 
:floet: :kuss:
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lavendel
 
Vielleicht sollte man zunächst voranstellen: würde das Geld fürs Unterrichten von anderer Seite bereits ausreichend da sein, würde man als Musiker weder Erwachsene noch Kinder unterrichten! (So schön das Unterrichten auch manchmal sein kann)

hallo,

ich weiss, dass es diese Haltung gibt und dass sie nicht unbedingt selten ist. Hierbei spielt natürlich auch die Zeit eine große Rolle, denn wer viele Konzerte zu geben hat, kann nicht "regelmäßig" zu Schulzeiten da sein. Aber es kommt dennoch erfreulicherweise vor, dass Geld nicht das einzige Kriterium ist.

Ich habe den Kompromiss gewählt, einen Nachmittag/Abend Musikschüler zu unterrichten und einen zweiten für "Privatschüler" (wobei letztere sich hauptsächlich aus Klavierstudenten rekrutieren, welche zuätzlichen Unterricht brauchen/wollen) - und das findet nicht regelmäig statt, da muss man sich mit meinen zeitlichen Vorgaben arrangieren (denn ich bin oft genug unterwegs)

Ich unterrichte gern, ich mache das in besonderen Fällen kostenlos, und es ist mir egal, ob es Kinder oder Erwachsene sind - die einzige leidige Erfahrung, die ich gemacht habe: es ist quälend, wenn jemand nach ein paar Jahren Unterricht mit ungeschickten (oft schlicht falschen) Bewegungsmustern ankommt, zwar sehr engagiert ist, aber dann gleichsam von neuem anfangen muss (jedenfalls mit einem neuen Stück und mit einer anderen Arbeitsweise, um eben nicht die angewöhnten Fehler zu reproduzieren)

Einige, nicht alle, meiner früheren Klavierprofessoren hatten ebenfalls - sofern es ihre Zeit zuließ - zusätzlich unterrichtet und das auch empfohlen und gern getan: kölnklavier hat ja ein paar vernünftige Gründe genannt. Für den "Profi" sind "schräge" Prokovev- oder Strawinskiklänge übersichtlich und klar, für den 3-4 Jahre spielenden Anfänger sind sie ein verworrenes Labyrinth (wegen der Jahrszählung muss niemand in Zorn ausbrechen: wer mit 6 beginnt, ist nach 3-4 Jahren 9 oder 10, und mit 9 oder 10 dürften nur wenige die "Harmonik" des frühen 20. Jh. begreifen! vgl kognitive Entwicklung)

Wenn ein Kind was von Bach, Debussy oder Chatschaturjan schön, locker, selbstverständlich und mit Freude spielen und auch vorspielen (!) kann, dann ist das für das Kind und die Zuhörer erfreulich - das funktioniert auch ohne ehrgeiziges "für Wettbewerbe getrimmt werden". Und Kindern Musik nahebringen (ihr hören, ihr taktiles fühlen, ihr wahrnehmen "anleiern") ist für mich eine schöne Aufgabe - und hier ist es auch für den "Lehrer" lehrreich, sein Wissen ganz in eine rein emotionale Darstellung zu übersetzen (denn Kindern kann man keine komplizierten rationalen Vorträge halten - ich zeige immer "hört sich das oder das schöner an": und die hören den Unterschied!!, die können es nur (noch) nicht exakt versprachlichen)

Erwachsene, auch "Wiedereinsteiger", habe ich auf rationaler Basis als sehr engagiert erlebt, aber wie Siloti schreibt auch mit motorischen Problemen (zu schweigen natürlich von den Folgen des Arbeitsalltags, der eben wenig Zeit zum üben gewährt) - hier ist es beinahe umgekehrt wie mit Kindern: die rationale Erklärung wird komplett verstanden, die motorische Umsetzung erweist sich als sehr problematisch, eben weil die Ratio (Kontrolle etc) dauernd hineinpfuscht und ein freies Fühlen/Bewegen kaum zulassen will.

Ein ganz anderer Aspekt zudem: auch das konzertieren ist teilweise eine Art von "informieren" - man "erklärt" mit Klängen; insofern ist das nicht eben Lichtjahre vom unterrichtenden "unterweisen" entfernt.

liebe Grüße, Rolf
 
Es gibts so viele Lehrer, die bzgl. dem Unterrichten von Erwachsenen/ Spätanfängern eher demotiviert sind, weil sie meinen, dass man ab einem bestimmten Alter nicht mehr richtig Klavier spielen lernen könnte.
Kenne ich keinen. Im Ernst, alle Musikerkollegen die ich kenne würden niemals einem Erwachsenen den Unterricht verweigern. Es sei denn es ist so ein arroganter Schnösel, der meint, mit 5 unterrichtsstunden könne er Mondscheinsonate spielen. Oder Erwachsene, die sich zu "fein" sind sich an Fingersätze zu halten (weil ein Lehrer hat ihnen nix vorzuschreiben). Aber solche "Schüler" sind eher die Ausnahme unter den Erwachsenen - denke ich.

Liebe Atra, was hat denn das noch mit Musik zu tun, wenn man als Lehrer die größte Befriedigung im Unterrichten zappeliger Kinder sieht, bzw. sich als Pianist daran erfreut, spielen zu können, obwohl es so unruhig ist?

Ich habe deshalb Befriedigung, weil es arbeiten unter schwierigen Bedingungen ist. Und weil nicht wenige Lehrer/Musiker an solchen Bedingungen scheitern und ich mich dann frage, haben zappelige (aber vielleicht doch talentierte) Kinder kein recht auf Unterricht - nur weil es schwierig ist sie zu unterrichten?
Haben demente Patienten kein Anrecht mehr auf Musik, nur weil der Künstler und dessen Kunst in dem Moment nicht mehr so "gewürdigt" wird wie beim gesetzten Publikum?
Und was das mit Musik zu tun hat? Eine ganze Menge. Nur Lorbeeren heimst man als Künstler damit nicht ein, das Ehrenpodest bleibt einem verwehrt. Es gibt da keinen dankbaren Schüler, der seinen Lehrer verehrt und der demente Mensch hat eine Stunde später vergessen, dass er überhaupt Musik gehört hat, dass er mitgesungen hat, dass er gemeinsam musiziert hat (kommt auch gelegentlich vor).
 
Kenne ich keinen. Im Ernst, alle Musikerkollegen die ich kenne würden niemals einem Erwachsenen den Unterricht verweigern. Es sei denn es ist so ein arroganter Schnösel, der meint, mit 5 unterrichtsstunden könne er Mondscheinsonate spielen. Oder Erwachsene, die sich zu "fein" sind sich an Fingersätze zu halten (weil ein Lehrer hat ihnen nix vorzuschreiben). Aber solche "Schüler" sind eher die Ausnahme unter den Erwachsenen - denke ich.
Hallo Artra,
ich habe nichts von " Unterricht verweigern" gesagt. Meine Rede war nur von " eher demotiviert". Hätte meine Lehrerin zum Beispiel die Wahl zwischen einem mittelmäßig begabten und sehr motiviertem/ nicht zappeligem Kind und einem sehr begabten und motivierten Erwachsenen - sie würde sofort das Kind nehmen, weil sies mit dem Spruch " Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr" hält.
Ich finde das auch nicht schlimm, da sie ansonsten eine klasse Lehrerin ist, aber genauso wenig schlimm finde ich es dann eben, wenn ein Rockpianist Kinder ablehnt.

Meine Lehrer ist natürlich nur ein Einzelbeispiel und sagt rein gar nichts aus. Allerdings habe ich hier schon oft genug in Vorstellungsthreads von Spätanfängern gelesen, dass diese eben auf Klavierlehrer getroffen sind, die meinten, sie seien schon zu alt, um noch Klavier spielen zu lernen.

Und Atra, sies doch mal so: Dir macht das Unterrichten von zappeligen Kindern scheints sehr viel Spaß. Dann sei doch froh, wenn es Rockpianisten gibt, die nur Erwachsene unterrichten will. Dann bleiben für dich eben die ganzen zappeligen Kinder über:p Jedem das Seine:D

Ich habe deshalb Befriedigung, weil es arbeiten unter schwierigen Bedingungen ist. Und weil nicht wenige Lehrer/Musiker an solchen Bedingungen scheitern und ich mich dann frage, haben zappelige (aber vielleicht doch talentierte) Kinder kein recht auf Unterricht - nur weil es schwierig ist sie zu unterrichten?
Haben demente Patienten kein Anrecht mehr auf Musik, nur weil der Künstler und dessen Kunst in dem Moment nicht mehr so "gewürdigt" wird wie beim gesetzten Publikum?
Und was das mit Musik zu tun hat? Eine ganze Menge. Nur Lorbeeren heimst man als Künstler damit nicht ein, das Ehrenpodest bleibt einem verwehrt. Es gibt da keinen dankbaren Schüler, der seinen Lehrer verehrt und der demente Mensch hat eine Stunde später vergessen, dass er überhaupt Musik gehört hat, dass er mitgesungen hat, dass er gemeinsam musiziert hat (kommt auch gelegentlich vor).
Aber das kommt doch auf die persönlich Einstellung an, oder? Vielleicht gibts Leute, die fühlen sich psychisch nicht so belastbar oder können einfach auf pädagogischer Ebene nicht so gut mit zappeligen Kindern umgehen?
Und auf der anderen Seite gibts dann eben wieder Musiker wie dich, die sich vielleicht sogar dazu " berufen" fühlen, für demente Menschen zu spielen und zappelige Kinder zu unterrichten?
Soll doch jeder das machen, was ihn am meisten erfüllt.
 
Soll doch jeder das machen, was ihn am meisten erfüllt.
*grübel* Ich glaube ich habe in meinem ersten Beitrag dazu geschrieben, dass das eben eine Charakterfrage ist. Und ja, ich habe die Arbeit mit Dementen als sehr erfüllend für mich entdeckt.
Weiß aber, dass viele Kollegen das nicht unbedingt als "Musik machen" bezeichnen.
LG Atra
 
*grübel* Ich glaube ich habe in meinem ersten Beitrag dazu geschrieben, dass das eben eine Charakterfrage ist. Und ja, ich habe die Arbeit mit Dementen als sehr erfüllend für mich entdeckt.
Weiß aber, dass viele Kollegen das nicht unbedingt als "Musik machen" bezeichnen.
LG Atra

Das ist doch schön. Deswegen verstehe ich ja nicht, warum du so über Rockpianist hergefallen bist.

Aber lassen wir die Sache jetzt doch einfach ruhen. Wie du siehst, sind wir ja im Endeffekt doch beide einer Meinung.
 
Ich unterrichte lieber Erwachsene

Hallo zusammen,

ich denke, es sollte jedem K-Lehrer überlassen bleiben, welche Altersgruppe er am liebsten unterrichtet! Ob er dann von der von der von ihm bevorzugten Schülergruppe leben kann bzw. inwieweit seine Arbeit dann von Erfolg gekrönt ist, ist natürlich eine andere (auch sehr subjektive) Frage. :rolleyes:

Wünschenswert wären sicher viele Klavierlehrer, die gerne Kinder (falls in künftigen Jahren noch in ausreichender Anzahl vorhanden), egal ob fleissig, frech, talentiert, tadellosen Benehmens, lustig oder langsam unterrichten möchten - denn dann wäre auch für zukünftige Klavierlehrer (und nebenbei auch für ein Fortbestehen der pianistische Kultur und der Konzertpianisten) gesorgt!:D

Aber auch diejenigen, die lieber Erwachsene, wie z.B. Spätanfänger, Wiedereinsteiger oder Senioren unterrichten, finden heute ihre Schüler, ihre Aufgabe und offenbar auch ihr Auskommen.

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 

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