Üben mit Zuhörern

Was fühlt ihr, wenn andere euch beim Üben zuhören?


  • Umfrageteilnehmer
    91
Also mein Klavier steht bei meinen Großeltern zwei Häuser weiter. Wie´s halt bei alten Leuten mit schlechten Gehör ist, kommt von meinem Opa wenn ich Akorde übe immer "du übst ja nur einen Ton". Meine Oma sagt dann immer lass das Kind doch üben - ist doch so schön, und dann macht sie die Balkontür und meistens noch mindestens zwei Fenster auf, damit die ganze Nachbarschaft mein üben mitkriegt. DAS nervt richtig.

Wenn aber z.B. jemand von der Verwandschaft im Raum ist, ist üben wieder kein Problem.:guitar2:
 
Ich übe jede Woche einmal auf dem Schulflügel weil der ziemlich gut ist und ich daheim nur ein Digitalpiano hab. Da kommt es eigentlich immer vor das jemand reinkommt und zuhören will, meistens sogar ziemlich viele. Am Anfang musste ich mich erst daran gewöhnen aber mittlerweile belastet es mich nicht mehr und es baut mich auch auf wenn jemand sagt dass ich schön spiele bzw wenns jemand sagt der auch ein bisschen Ahnung hat. Man kann sagen ich mag es wenn man mir aufmerksam zuhört.
Dagegen macht mein Bruder immer alle Türen zu sobald ich nur einen Ton spiel weil er allgemein mit Musik nicht viel anfangen kann, klassische Musik ist für ihn daher nur nerviges Geklimper.
 
Also mir macht es überhaupt nichts aus, wenn mir Leute beim Klavierüben zuhören. Wenn es wirklich nur üben ist, dann spür ich überhaupt keinen Druck, ich find es schlimmer, wenn ich wem etwas vorspiele. So werden einem die Fehler nämlich nicht so leicht verziehen ;) Beim Üben kann ich eigentlich voll den Blödsinn spielen und es ist mir nicht peinlich :D

Lg Annika :kuss:
 
Üben ohne intensive körperliche und geistige Konzentration ist wie schlecht im Konzert spielen - alles was die Konzentration beeinträchtigt ist ein absolutes No-Go.

Ich habe zwar die 3. Möglichkeit angekreuzt, aber ich würde es eher nennen "ich übe möglichst nur wenn es keiner hört und wenn niemand in der Nähe ist." - es ist ja gar nicht gesagt ob Personen "zu-hören" wenn sie in der Nähe sind, aber das sich beobachtet fühlen genügt schon als Störung welche mein Üben beeinträchtigt.

Aber das ist nur ein Aspekt, vielleicht der psychologische. Ein weiterer ist, das wir beim Üben am Instrument eins werden mit dem was wir hören. Hören wir etwas zusätzliches, dass jemand hinter uns sitzt und telefoniert, Kinder Nachlaufen spielen oder jemand in der Küche Zwiebeln hackt, braucht das Gehirn imense Kraft, das auseinander zu halten.
Sinnvolles erarbeiten oder festigen von erlerntem geht da wohl nicht mehr.

Etwas anderes ist es, was oben schon angesprochen wurde, ein paar Stücke zu spielen die man in petto hat mit offenem Fenster oder für die Freundin die im Nebenzimmer ihre Steuererklärung macht. Sicher eine gute Übung.

Aber mal ernsthaft: du spielst "Bilder einer Ausstellung" oder eine Beethovensonate, bist mittendrin und die Tür geht auf, es kommt jemand rein und sucht genervt den Hausschlüssel...

Mir ist es ein paarmal passiert dass ich mich dermaßen erschrocken habe, dass ich nach der Störung, weil so unverhofft, eine ganze Stunde nicht weiter arbeiten konnte/wollte. Das ist ein weiterer Aspekt, denn man ist (zumindest gehts mir so) in eine Welt eingedrungen in der man sehr dünnhäutig ist, wenn man so weit im Musizieren ist, dass Körper, Konzentration und musikalisches Empfinden eine Einheit bilden.

Früher habe ich meine eigene Empindlichkeit gemißbilligt, mittlerweile weiß ich von vielen anderen Musikern dass das tendenziell normal ist.

Habe gehört, dass ein Pianist (war es Eschenbach oder Zacharias, ich weiß es nicht mehr) sich zum einspielen auf der Bühne ein Sichtschutz-Zelt mitzubringen pflegt, klingt übertrieben, kann es aber nachvollziehen.

Wenn ich mit einem Ensemble eine Einspielprobe habe und es drängeln sich schonmal Zuhörer in den Konzertraum kann das richtig schlechte Laune machen.

Es gibt aber auch Gegen-Beispiele:

Der legendäre Gerald Moore (Begleitpianist von u.a. P.Casals und Fischer-Dieskau) schreibt in seinem Buch "Bin ich zu laut?" wie er zunehmend auf Tourneen an den unmöglichsten Orten üben und sich einspielen musste während Kellner um ihn herum ein Buffet aufbauten. Für ihn war das kein Problem.

oder Cziffra beim sich einspielen im Fernsehstudio:

http://www.youtube.com/watch?v=AoLmo_-hCLY

Eine echt coole Socke, der Mann!

Üben in Abgeschiedenheit empfinde ich als Luxus, fast noch wichtiger als ein gutes Instrument. Früher in der Musikhochschule habe ich mich beim Üben am wohlsten gefühlt, wenn man auch hinter jeder anderen Tür einen Flügel donnern hörte. Man brauchte sich nicht zu erklären, denn man kann es niemand erklären der es nicht aus eigener Erfahrung kennt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
hallo Siloti,

ich sehe es ähnlich wie Du.

was vielleicht nur zu ergänzen wäre: wenn es sich um wirkliches einüben von etwas neuem handelt, so wäre das für Zuhörer/Zuschauer sicherlich so langweilig, dass die sich bald trollen und man in Ruhe allein weiterarbeiten kann (jedenfalls bei mir, denn ich habe die Geduld, eine komplizierte Passage stundenlang zu trainieren)

dass beim proben Zuhörer stören können, finde ich auch - aber das hat auch sein gutes, denn so kann man eventuell trainieren, dass man sich nicht so leicht von der Konzentration ablenken lässt.

aus einer Art Selbstschutz übe und probe ich nur sehr wenig "mit vollem inneren Engagement" - das hebe ich mir, weil es emotional eben doch angreift, für Konzerte auf; es mag krass wirken, aber ich selber spiele gewiss 80 % meiner gesamten Zeit an den Tasten ohne allzu starke innere und motorische Beteiligung (also piano, langsamer und schneller als erforderlich, mit entspannter Konzentration quasi - "unengagiertes spielen")

liebe Grüße, Rolf
 
Da wir in einem hellhörigen Mehrfamilienhaus wohnen, kann ich kaum üben, ohne dass jemand mithört. Das stört mich schon, aber ein wenig habe ich mich inzwischen daran gewöhnt und geniere mich nicht mehr so, wenn ich einige wenige Takte x-mal wiederholen muss.
Auch wenn mein Mann in seinem Arbeitszimmer ist und ich im Wohnzimmer übe, geht das einigermassen. Aber wenn er hinter mir auf der Couch sitzt, dann geht Üben gar nicht, da fühle ich mich zu sehr unter Beobachtung.

Auf jeden Fall ist es schön zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die nicht gerne mit Zuhörern übt ;-)
 
Ich spiele auch am liebsten ohne Zuhörer. Und wenn schon Zuhörer, dann sollen sie sich wenigstens im Hintergrund unterhalten, das kann ich ausblenden. Letztes Wochenende spiele ich kurz was vor und nach 2 Takten die Schwiegermutter: "mein Gott, mein Lieblingsstück!" - das wars dann mit der fehlerfreien Präsentation :D
Da bleibt natürlich die alte Frage, inwieweit die Zuhörer das überhaupt mitbekommen, wann man sich wo drüberschwindelt - gibts dazu was Wissenschaftliches?

Aber am liebsten hab ich sowieso unsere Kleine als Zuhörer, die quietscht immer ganz vergnügt, wenn ihr was bekannt vorkommt - das lässt sich schwer toppen und motiviert :) Allerdings schreit sie dann auch immer bei den gleichen Stellen, z.B. bei der 3. Variation von "dirais-je maman", bei der 545 Sonate ist sie dann wieder happy *hehe*
 
wenn ich mal wo spiel, wo mir jemand zuhört, bin ich irgendwie gleich vielmotvierter...

sicher wird man etwas nervöser, aber mir macht es dann doch sehr viel spass, wenn mal ein stück gut läuft, und auch die zuhörer wenigstens keinen ohrenkrampf bekommen... wenns ihnen gefällt, schön, wenn nicht, dann können sie auch gehn...

ich nerv meine zuhörer ( durch was auch immer) meist recht schnell weg, somit ist dass für mich zum glück kein problem...
 

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