Wie lernt ihr auswendig - oder: Ich bin nicht mehr zufrieden...

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Hagerup

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8. Feb. 2011
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Bisher habe ich keinen Wert darauf gelegt, Stücke auswendig zu können. Aber immer nur mit Noten spielen zu können, damit bin ich nicht mehr zufrieden. Weil es Situationen gibt, in denen spontan etwas zu spielen einfach toll wäre, vor allem aber, weil ich glaube, dass sich schwierige Passagen einfach besser spielen lassen, wenn man nicht ständig in die Noten gucken muss (oder etwa nicht?).

Also versuche ich gerade, die für mich optimale Methode des Auswendiglernens zu finden. Versuch und Irrtum, irgendwie. Sicher ist, ich bin nicht derjenige, der ein Stück nur oft genug spielen muss, um es dann auswendig zu können - und mit "oft genug" meine ich wirklich sehr, sehr oft. Es muss schon der Wille zum Auswendiglernen dazukommen.

Also frage ich mich gerade, was genau lernt ihr auswendig? Notentext? Bildhaft? Harmonien bzw. Tonfolgen/Akkorde? Merkt ihr euch an bestimmten Stellen die Tonbezeichnungen (z.B. g, a, h, g, c... usw.)? Oder gar unabhängig von der jeweiligen Tonart die Harmonien (z.B. Tonika, Dominante, Subdominante...)? Oder schaut ihr euren Fingern zu und merkt euch die Bewegungsabläufe, das Bild, das beim Spiel entsteht? Ich habe irgendwie den vagen Verdacht, dass optimal eine Mischung aus alldem (und vielleicht noch weiteren Zutaten) wäre und wünsche mir einfach zu dieser Frage einen regen Austausch!
 
Hallo Hagerup,

ich gehöre zu denjenigen, die ein Stück nach einiger Zeit aus dem Fingergedächtnis spielen können.

Muss ich aber doch einmal einige Takte auswendig lernen, dann präge ich mir die Lage der Tasten ein, die ich spielen möchte. Manchmal mit der Notenbezeichnung, aber meistens ohne. Die Noten brauche ich meist nur ganz zu Anfang.

Oder wenn ich überprüfen möchte, ob durch das Auswendigspielen der Schlendrian eingesetzt hat und ich Details des Notentextes vergesse zu spielen.

Viele Grüße
Nora
 
Ich versuche das Auswendigspiel über das reine Fingergedächtnis zu vermeiden, da das Fingergedächtnis viel zu instabil ist.

Am besten kann ich mir die Stücke merken, wenn ich mehrere verschiedene Gedächtnisstützen habe, an denen ich mich orientieren kann. An erster Stelle steht bei mir das Tastenbild (auf welcher Taste befindet sich welcher Finger, wie sieht das Gesamtbild aus?), wobei mir dabei ganz wichtig ist, dass der Fingersatz immer der selbe ist. Dieses Tastenbild benutze ich bei all meinen Stücken als durchgängige Gedachtnishilfe. Hinzu kommen folgende Hilfen (nicht alle an allen Stellen, aber dort, wo es passt):

- Harmonielehre (Akkordbenennungen (z.B. d-moll), Abstände (z.B. D7, Oktave...)
- Bewegungschoreographie (hierzu zähle ich auch die Gestaltung)
- bekannte Muster (Arpeggien, Tonleitern...)
- seltener: Tonfolgen (manchmal bilde ich Sätze aus den Anfangsbuchstaben)

Außerdem lerne ich das Stück in der Regel nicht stur vorne beginnend und dann Takt für Takt bis zu Ende sondern suche mir musikalische Einheiten heraus, also erst eine Passage auf Seite 2, dann eine andere auf Seite 1, dann auf Seite 3. Irgendwann bleiben dann nur noch ein paar Übergänge übrig. Wird es komplizierter, lerne ich zunächst eine Stimme extra, z.B. die Melodiestimme, danach kommt der Bass hinzu, dann erst die Mittelstimmen. Alternativ: Hände getrennt. Auf diese Art und Weise verstehe ich das Stück besser, habe automatisch auch einige Wiedereinstiegspunkte mitgelernt, für den Fall, dass ich beim Vorspiel rausfliegen sollte.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
hmm, die Frage ist mir schon so oft gestellt worden, ich denke es ist auch alles soweit richtig was hier bisher darüber geschrieben wurde...nur - ich weiß es nicht und ich weiß auch nicht ob es da für ein Patentrezept gibt. Ich denke auch daß es bei jedem unterschiedlich ist. Es gibt Leute welche sich mit dem auswendig spielen schwer tun, dafür aber hervorragend selbst von ihnen unbekannten Blättern sofort abspielen können, andere wiederum tun sich mit dem Blatt spielen schwer, haben hingegen mit dem auswendig spielen weniger Probleme.
Ich für meinen Teil spiele nur auswendig und sehe die Noten gerade mal als notwendiges Übel, sich eine nicht so ganz bekannte oder etwas kompliziertere Melodie einzuprägen. Leider "fliegen allerdings bei mir die Noten doch mitunter zu vorschnell in die Ecke" wenn "Löcher" im tonalen Gedächtnis gestopft sind, was dann durchaus auch zu nicht mehr ganz Notengetreuen Variationen führt. Wenn die Melodie im Kopf ist geht es einfach - nur noch die Melodie und die da zu gehörige Begleitung spielen - nur die Noten darf dann keiner mitlesen.

Viele Grüße

Styx
 
Loslassen können...

...und losspielen. Ich habe für mich keine spezielle "Auswendiglerntechnik. Ich stelle viel mehr fest, dass ich ein Stück wohl schon auswendig "kann"; aber noch immer an den Noten klebe, während die Finger eigentlich schon ganz gut wissen, wohin.

Das wird andererseits zum Problem (ich habe ja erst vor zwei Monaten nach gut 28 Jahren Abstinenz wieder angefangen zu spielen): Stücke, die ich vor Jahrzehnten mal in einer anspruchsvollen Version konnte, überlagern meine Versuche, eine leichtere Version nach Noten zu spielen. Da aber da vieles nur bruchstückhaft aus der Vergangenheit auftaucht, gibt es da Chaos: die Finger spielen da dann was sie wollen...und da ich meine alten Noten nicht mehr habe...na ja.:roll:

Barbara
 
Also frage ich mich gerade, was genau lernt ihr auswendig? Notentext? Bildhaft? Harmonien bzw. Tonfolgen/Akkorde? Merkt ihr euch an bestimmten Stellen die Tonbezeichnungen (z.B. g, a, h, g, c... usw.)? Oder gar unabhängig von der jeweiligen Tonart die Harmonien (z.B. Tonika, Dominante, Subdominante...)? Oder schaut ihr euren Fingern zu und merkt euch die Bewegungsabläufe, das Bild, das beim Spiel entsteht? Ich habe irgendwie den vagen Verdacht, dass optimal eine Mischung aus alldem (und vielleicht noch weiteren Zutaten) wäre und wünsche mir einfach zu dieser Frage einen regen Austausch!
Bei mir ist es seit langem so, dass ich nach 2-3mal durchspielen/durchschauen/durchdenken die Noten nur noch für Details brauche - jedenfalls bei den Stücken, die ich spielen will (und andere spiele ich kaum bzw. merke sie mir auch nicht)

Für mich hat die Vokabel "auswendig" seit langem jeden Schrecken verloren, auch mit "auswendig lernen" als begrifflicher Vorstellung kann ich absolut gar nichts im Zusammenhang mit Musik anfangen. Ich stelle mir auch nie die Frage "wie soll ich mir das merken?", denn ich halte diese Fragestellung schon a priori für eher nutzlos: ich will doch keine Methoden erfinden (seien sie auch individuell auf mich zugeschnitten) sondern Musik machen.

Wenn ich etwas neues anfange, dann ist das ein allmähliches kennenlernen. Ich beginne beim Kennenlernen immer mit der Melodie (sie ist quasi das Gesicht des Gegenübers, mit allem Mienenspiel und so weiter) -- ich betrachte so eine Melodie als etwas sehr Individuelles, Lebendiges - - und diese Melodie will mir was erzählen und ich will das aufgreifen und aus meiner Perspektive nacherzählen; das Kennenlernen einer Melodie ist eine Art Dialog: so eine Art beschnuppern, ein erstes Treffen, man findet sich sympathisch, man ist neugierig usw.

Aber ein Musikstück ist mehr als nur die Melodie, wie ein Mensch, den man kennenlernen will ja auch nicht nur aus dem Gesicht oder Antlitz besteht: da ist die ganze Gestalt, wie sie sich bewegt, der Klang der Stimme usw usw - - das entspricht den Harmonien, den Spielfiguren, den Nebenstimmen, der Dynamik usw usw.

Für mich ist das Kennenlernen eines Musikstücks etwas sehr persönliches, etwas nahe gehendes. Ich spiele dann erstmal nur die Melodie, so ausdrucksvoll wie möglich - und seltsam: wie man als Kind Kinderlieder singen lernte, ohne nachzudenken über Methodik usw., das klappt mit einer Melodie ganz prima - - - dann ist sie schon im Kopf, dann hat man sie schon kennengelernt. Ja und dann kommt nach und nach alles weitere dazu, was notwendig zur Melodie gehört und was genauso einzigartig und individuell wie ein anderer Mensch ist - so, wie man die Gestalt, die Bewegungsweise, die Mimik, die Stimme, die Art des Lächelns ja auch nicht einfach von einem Gesicht wegdenken kann (kein Mensch ist nur ein Antlitz und sonst nichts weiter!)

So kommt dann alles zusammen: die persönliche, subjektive, individuelle Melodie (oder Hauptstimme), ihre harmonische Mimik, ihre spieltechnische Gestalt - und da ich sie ja kennenlernen will, mich mit ihr anfreunden will, tue ich das so natürlich wie möglich - - - beim kennenlernen eines anderen Menschen liegt die Betonung doch auch nicht auf "lernen" (wenn Herrn X an Fräulein Y liegt, dann gestaltet er den beginnenden Kontakt doch nicht mittels eines strategischen Vokableheftes, hakt ab erst Konversation, dann zum essen einladen usw usw - denn wenn Herr X möchte, dass Fräulein Y ihn ein weiteres mal treffen möchte, dann sollte er sich nicht mit seinem Strategieplan befassen, sondern mit ihr! Ganz genauso ist es mit Musik!!)

Es ist kein "lernen" - es ist eher ein sich verlieben, und was man liebt, das kennt man immer besser. Und irgendwann spielt man nichts "auswendig" und auch nichts "gelerntes", sonden man spielt inwendig. Und das bedeutet, dass man keinerlei Distanz zum Instrument, zum Klang, zum Musikstück haben darf.

(((jetzt bin ich mal gespannt, ob ich als Esoteriker belächelt werde :D)))
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bei mir ist es seit langem so, dass ich nach 2-3mal durchspielen/durchschauen/durchdenken die Noten nur noch für Details brauche - jedenfalls bei den Stücken, die ich spielen will (und andere spiele ich kaum bzw. merke sie mir auch nicht)

Für mich hat die Vokabel "auswendig" seit langem jeden Schrecken verloren, auch mit "auswendig lernen" als begrifflicher Vorstellung kann ich absolut gar nichts im Zusammenhang mit Musik anfangen. Ich stelle mir auch nie die Frage "wie soll ich mir das merken?", denn ich halte diese Fragestellung schon a priori für eher nutzlos: ich will doch keine Methoden erfinden (seien sie auch individuell auf mich zugeschnitten) sondern Musik machen.

Wenn ich etwas neues anfange, dann ist das ein allmähliches kennenlernen. Ich beginne beim Kennenlernen immer mit der Melodie (sie ist quasi das Gesicht des Gegenübers, mit allem Mienenspiel und so weiter) -- ich betrachte so eine Melodie als etwas sehr Individuelles, Lebendiges - - und diese Melodie will mir was erzählen und ich will das aufgreifen und aus meiner Perspektive nacherzählen; das Kennenlernen einer Melodie ist eine Art Dialog: so eine Art beschnuppern, ein erstes Treffen, man findet sich sympathisch, man ist neugierig usw.

Aber ein Musikstück ist mehr als nur die Melodie, wie ein Mensch, den man kennenlernen will ja auch nicht nur aus dem Gesicht oder Antlitz besteht: da ist die ganze Gestalt, wie sie sich bewegt, der Klang der Stimme usw usw - - das entspricht den Harmonien, den Spielfiguren, den Nebenstimmen, der Dynamik usw usw.

Für mich ist das Kennenlernen eines Musikstücks etwas sehr persönliches, etwas nahe gehendes. Ich spiele dann erstmal nur die Melodie, so ausdrucksvoll wie möglich - und seltsam: wie man als Kind Kinderlieder singen lernte, ohne nachzudenken über Methodik usw., das klappt mit einer Melodie ganz prima - - - dann ist sie schon im Kopf, dann hat man sie schon kennengelernt. Ja und dann kommt nach und nach alles weitere dazu, was notwendig zur Melodie gehört und was genauso einzigartig und individuell wie ein anderer Mensch ist - so, wie man die Gestalt, die Bewegungsweise, die Mimik, die Stimme, die Art des Lächelns ja auch nicht einfach von einem Gesicht wegdenken kann (kein Mensch ist nur ein Antlitz und sonst nichts weiter!)

So kommt dann alles zusammen: die persönliche, subjektive, individuelle Melodie (oder Hauptstimme), ihre harmonische Mimik, ihre spieltechnische Gestalt - und da ich sie ja kennenlernen will, mich mit ihr anfreunden will, tue ich das so natürlich wie möglich - - - beim kennenlernen eines anderen Menschen liegt die Betonung doch auch nicht auf "lernen" (wenn Herrn X an Fräulein Y liegt, dann gestaltet er den beginnenden Kontakt doch nicht mittels eines strategischen Vokableheftes, hakt ab erst Konversation, dann zum essen einladen usw usw - denn wenn Herr X möchte, dass Fräulein Y ihn ein weiteres mal treffen möchte, dann sollte er sich nicht mit seinem Strategieplan befassen, sondern mit ihr! Ganz genauso ist es mit Musik!!)

Es ist kein "lernen" - es ist eher ein sich verlieben, und was man liebt, das kennt man immer besser. Und irgendwann spielt man nichts "auswendig" und auch nichts "gelerntes", sonden man spielt inwendig. Und das bedeutet, dass man keinerlei Distanz zum Instrument, zum Klang, zum Musikstück haben darf.

(((jetzt bin ich mal gespannt, ob ich als Esoteriker belächelt werde :D)))

Lieber Rolf,

schön wie Du das beschreibst. Ja, so könnte es sein wenn wir denn mal die Lehrjahre hinter uns haben und uns in den "Herrenjahren" befinden. Bis dahin werden wir wohl aber eher ganz fleißig üben müssen wie die Bienen (oder Wespen).


Gruß Ute
 
Lieber Rolf,

als ICH-Botschafter :) hast Du mir das Auswendiglernen im Vergleich eines Liebesanbahnungsinstitut zu verstehen, sofort mein Herz getroffen. Sogleich fallen die Wackersteine. Mal sehen, was meine Invention dazu sagt und all die anderen Geliebten :p

Sommergrüße
Kulimanauke
 
Danke schon mal @ all !!

Rolf - Deine Methode überzeugt mich, allerdings auch davon, dass ich soweit noch lange nicht bin. Vielleicht ist ja einer (von möglicherweise mehreren) der kleinen Unterschiede zwischen uns, dass ich die Melodie durchaus exakt im Kopf haben kann, meine Finger aber trotzdem nicht mal eben wissen, welche Tasten gedrückt werden müssen, um den im Kopf schon zu hörenden Ton (oder Akkord) auch real zu erzeugen. Aber immerhin, und das lässt doch hoffen, weiß mein Kopf beim Hören des real erzeugten Tons oder Akkords, ob`s der richtige war. Vielleicht lässt sich das Aus- bzw. Inwendiglernlernen ja mit etwas Gehörbildungstraining dahingehend kombinieren, dass ich mich auf den Weg in die Nähe dieser liebevollen Methode begeben kann. Das wäre wirklich toll.

Aktueller Zwischenstand ist eher, rein subjektiv beschrieben, dass ich offenbar an jeder (!) einzelnen Stelle mindestens einmal hängen bleiben muss (falsche Töne oder auch Ratlosigkeit, welche Tasten jetzt noch mal die gewünschten Töne erzeugen), sie dann noch einmal ganz bewusst anschauen muss um es dann schließlich hinzubekommen. Mit dem Erfolg, dass am nächsten Tag noch 60 bis 80 % davon sitzen und nur wenige Stellen noch mal schief laufen und korrigiert werden müssen. Ist jetzt nicht ganz so elegant, auch recht arbeitsintensiv, aber wenn es mir nach 10 Tagen gelingt, das eine Stück dann wirklich mal inwendig spielen zu können, werde ich das ohne jedwede Trauer um verlorene Zeit einfach als gut investierte Zeit verbuchen und mich an dem kleinen Erfolg freuen. Und vielleicht dauert es beim nächsten Stück ja nur noch 9 Tage...

Kleiner merkwürdiger Nebeneffekt übrigens: An einer Stelle mit ziemlich heftigen Sprüngen bin ich mit Blick in die Noten schon recht zielsicher. Meine Idee war, wenn ich das auswendig kann, kann ich meinen Blick auf die Sprünge konzentrieren und mich von "schon recht zielsicher" ausgehend noch steigern. Der Anfangseffekt war allerdings gegenteilig. Mit Blick auf die springende linke Hand hat diese erstmal fast gar nicht mehr getroffen. Bei der Gegenprobe, noch mal in die Noten gucken und spielen, hat`s wieder gut geklappt. Ist aber sicher ein vorübergehender Effekt, den ich trotzdem nicht so ganz verstehe.
 
-- ich betrachte so eine Melodie als etwas sehr Individuelles, Lebendiges - - und diese Melodie will mir was erzählen und ich will das aufgreifen und aus meiner Perspektive nacherzählen; das Kennenlernen einer Melodie ist eine Art Dialog: so eine Art beschnuppern, ein erstes Treffen, man findet sich sympathisch, man ist neugierig usw.

Aber ein Musikstück ist mehr als nur die Melodie, wie ein Mensch, den man kennenlernen will ja auch nicht nur aus dem Gesicht oder Antlitz besteht: da ist die ganze Gestalt, wie sie sich bewegt, der Klang der Stimme usw usw - - das entspricht den Harmonien, den Spielfiguren, den Nebenstimmen, der Dynamik usw usw.

Für mich ist das Kennenlernen eines Musikstücks etwas sehr persönliches, etwas nahe gehendes.
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- beim kennenlernen eines anderen Menschen liegt die Betonung doch auch nicht auf "lernen"
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Es ist kein "lernen" - es ist eher ein sich verlieben, und was man liebt, das kennt man immer besser. Und irgendwann spielt man nichts "auswendig" und auch nichts "gelerntes", sonden man spielt inwendig.

Wunder-, wunderschön, Rolf!!!!!!!!!


Wenn man nun auch als begeisterter Amateur dieses als Ziel hat, wird man auch sein Üben entsprechend gestalten. Und da ist es doch völlig egal, wie viel Zeit man dafür braucht! Bei Rolf geht es so schnell, weil er sich schon sein Leben lang damit beschäftigt hat (fast :p).

Bei euch dauert's halt länger, je nachdem. :p

Trotzdem kann es nicht schaden, Erfahrungen mit sich selbst und seinem Lernverhalten zu machen. Wie hier schon gesagt, lernt jeder anders auswendig.

Manche lernen automatisch mit dem Üben des Stückes alles auswendig, lösen sich dabei recht schnell vom Blatt. Was auch gefährlich sein kann, weil sie nicht mehr genau wissen, was eigentlich sonst noch so in den Noten steht und wo eigentlich das steht, was sie gerade spielen. Die Orientierung kann also verloren gehn, wenn man nicht immer wieder auch die Noten heranzieht oder sich die Noten abseits vom Klavier anschaut (was immer gut ist).

Manche lernen lieber erst das ganze Stück und lösen sich dann vom Notentext.

Ich finde die erste Variante besser und sie entspricht auch eher dem, was Rolf meint. Aber wenn die zweite gut klappt, ist da nichts gegen einzuwenden.

Dann ist auch die Frage, Hagerup, wie dein Gedächtnis arbeitet. Walter hat dazu in seinem Blog auch schon etwas geschrieben.

Hast du ein photographisches, visuelles Gedächtnis, siehst du quasi die Noten beim Spielen vor Augen und weißt immer, auf welcher Seite in welcher Reihe ... du gerade bist.

Andere schauen beim Spielen auf die Tasten und merken sich die Bewegungen der Hände und das Tastenbild. Ich hatte einen Kollegen, der sich so alles gemerkt hat und er kam gut damit klar. Für mich persönlich wäre das der Tod :p.

Wieder andere richten sich nur nach dem Fingergedächtnis, was gefährlich sein kann, da dies manchmal verrückt spielt, wenn man aufgeregt ist.

Für das auditive Gedächtnis spielst du nach, was du innerlich hörst. Deine hoch entwickelte Klangvorstellung realisierst du dann einfach. Ich weiß, dass sagt sich so leicht, aber daran kann man arbeiten und es wird mit der Zeit immer besser.

Eine weitere Hilfe zum Auswendig spielen ist die genaue Kenntnis des Stücks. Phrasen und Form, Stimmen und zumindest die groben harmonischen Klangverläufe sollte man kennen. Aber auch das entwickelt sich erst allmählich. Zu Beginn eines Klavierunterrichts ist es erstmal eher verwirrend, nicht hilfreich, wenn man z.B. weiß, dass ein Phrasenanfang in A-Dur steht. Man ist noch nicht so vertraut mit Akkorden, Harmonien etc.. Je mehr man aber so arbeitet, desto mehr wird dies zu einer wichtigen Hilfe.

Meistens gibt es eine Kombination aller dieser Formen, wobei auch häufig Schwerpunkte existieren. Ich habe z.B. ein gutes photographisches Gedächtnis.

Was bedeutet dies alles nun für's eigene Üben?

Es bedeutet, sich selbst gut zu beobachten und keineswegs Methoden von außen zu übernehmen, die womöglich gar nicht zu einem passen.

Es bedeutet also, dass man den Zeitpunkt, ab wann man etwas auswendig spielt, nach dem Gefühl setzt, etwas zu beherrschen. Als Kontrolle hört man ja sofort, ob es geklappt hat. Baut man jede Menge Fehler ein, ist es zu früh, oder zu komplex oder zu viel auf einmal. Fehler sollte man möglichst vermeiden, denn so etwas prägt sich leider ein.

Wenn man Rolfs Herangehensweise also übernehmen will, kann man beim Erlernen des Stücks eben beides machen: nach Noten spielen, aber auch einzelne Teile bereits auswendig spielen.

Der häufig von mir beobachtete Fehler beim Üben ist m.M.n., dass zu schnell zusammen und am besten noch das ganze Stück am Stück :p gespielt wird, dann alles auswendig gekonnt werden soll und nichts mehr klappt.

Stattdessen könnte man z.B. die Melodie einer Phrase üben und innerhalb einer Woche auswendig lernen, wenn man denkt, dass man sie verinnerlicht hat. Man untersucht die Basslinie und entdeckt ihren Klangverlauf - auch diesen kann man dann auswendig lernen. Man spielt die Akkorde, die als Farbe einen begleitenden Klangteppich bilden, hört und erfährt sie, dann auch im Zusammenklang mit den Basstönen und lernt so beim Hören und Spielen, beim Erfahren, beim Entdecken, beim Kennenlernen und Verlieben! einzelne Passagen, Verläufe auswendig. Immer erst dann, wenn man sie verinnerlicht hat, wenn man sie innerlich hören kann, wenn man sie beherrscht. Dabei kann man dann schauen, ob man sich beim Auswendigspiel eher die Noten vorstellt, auf die Tasten schaut oder sich ganz dem Hören und Fühlen widmet. Und so sollte man es dann auch lassen, es bringt nämlich gar nicht, gegen sich und seine Disposition zu arbeiten.

Was ich also sagen will, ist, dass man beim Erarbeiten des Stücks in seinen Einzelheiten sukkzessive das Auswendigspiel mit einbeziehen kann.

Die Folgen aus all dem sind aber, dass man auch so übt, dass man diese Einzelheiten, also wie Rolf sagt, die Gestalt, die Körpersprache, das Mienenspiel...... wirklich kennen lernt. Also z.B. immer wieder stimmenweise übt, Phrasen herausarbeitet und gegenüberstellt, weiß, was in den Noten steht, ........ . Und das nicht nur einen Tag!!! *grins* Da hakt's des öfteren *doppelgrins*. Und die gemachten Erfahrungen mit dem Auswendigspiel verknüpft.

Und immer mit der Ruhe. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen! *lach*

Viel Erfolg!

chiarina
 

Vielleicht ist ja einer (von möglicherweise mehreren) der kleinen Unterschiede zwischen uns, dass ich die Melodie durchaus exakt im Kopf haben kann, meine Finger aber trotzdem nicht mal eben wissen, welche Tasten gedrückt werden müssen, um den im Kopf schon zu hörenden Ton (oder Akkord) auch real zu erzeugen. Aber immerhin, und das lässt doch hoffen, weiß mein Kopf beim Hören des real erzeugten Tons oder Akkords, ob`s der richtige war. Vielleicht lässt sich das Aus- bzw. Inwendiglernlernen ja mit etwas Gehörbildungstraining dahingehend kombinieren, dass ich mich auf den Weg in die Nähe dieser liebevollen Methode begeben kann. Das wäre wirklich toll.
Vielleicht ist da noch etwas zu viel Abhängigkeit vom Notentext im Spiel?

Mein Vorschlag wäre: spiel wirklich nur die Melodie (also einstimmig), ohne Noten (!!), aber:
a) die Melodietöne immer abwechselnd mit beiden Zeigefingern
b) beginne auf jeder Tonhöhe (!! durchaus ist das sowas wie transponieren)
c) spiel sie nur mit 1., 2. und 3. Finger rechte Hand (so als hättest Du nur drei Finger)
d) spiel sie nur mit der linken Hand (wie c))
und egal wie: spiel sie so ausdrucksvoll und schön wie möglich, jedesmal

das kann dauern, aber so gewöhnst Du Dich an das automatische begreifen und sehen von Intervallen - das ist relevant, denn es erhöht die Sicherheit an den Tasten. Und die Noten sollten da wirklich weg, denn es sollte keine Distanz zwischen Dir und dem Klang sein.

Fingersätze folgen erst später, wenn die Melodie expressiv gespielt werden kann (denn das überträgt man dann einfach)
 
Für mich ist es hilfreich ein Stück auf versch. Arten auswendig zu lernen.
Mein Fingergedächtnis lernt sehr schnell, ist aber bei Stress unzuverlässig...
Mein visuelles Gedächtnis hilft mir mir zu merken wo im Notentext ich gerade bin. Ich sehe dann innerlich wichtige Anmerkungen wie bspw. "atmen" die ich sonst evtl. im Stress vergessen würde.
An erster Stelle leitet mich allerdings mein auditives Gedächtnis . Ich habe jederzeit eine ganz genaue Klangvorstellung und kann meist auch mit einem total falschen Fingersatz die Hauptlinie richtig weiterspielen.
Um die Klangvorstellung noch zu unterstützen habe ich oft innere Bilder oder Geschichten im Kopf. Oft sind diese ganz banal, aber eine emotionale Anbindung hilft mir viel bei der Klangvorstellung.
Für mich ist es am besten ein Stück gleich von Anfang an auswendig zu lernen. Die auswendig gespielten Abschnitte werden einfach mit der Zeit länger und die Qualität besser.
 
Hallo rolf und chiarina,

ihr habt ja wirklich großartig auf diese interessante Fragestellung geantwortet!

Allerdings wird es für Klavierschüler (vom blutigen Anfänger bis zum weit fortgeschrittenen ) schon eine Weile dauern, bis sie das so nachempfinden können (wenn überhaupt jemals).

Ich habe für mich persönlich (allerdings als Spätanfänger) folgende Erfahrung gemacht: Trotz einer hervorragenden Klavierlehrerin musste ich offenbar unterschiedlich differenziert ausgebildete Stufen des "Klaviergedächtnisses" durchlaufen:
Anfangs existierte nur das wahrlich unzuverlässige Fingergedächtnis, das offenbar völlig unbewußt arbeitet und recht schnell aus der Ruhe zu bringen ist. Als dies mir einmal klar war, kam das am Tastenbild verankerte Gedächtnis - ebenfalls recht schnell zu verinnerlichen (auswendig lernen wäre hier zu viel gesagt, denn es passiert fast von selbst) - aber ich glaube, dass diese beiden Techniken nicht grundsätzlich
weiterführend und im Grunde unmusikalisch sind....

Daher beschäftigte ich mich in der darauffolgenden Zeit mit der Frage, wie man sich
Klavierstücke nicht nur mnemotechnisch-rational sondern eher gefühlsbetont und
damit auf wirklich rein musikalischer Ebene aneignen könne.

Zuerst kam mir natürlich (da ich seit vielen Jahren in einem Chor singe) die Idee, die Melodiestimme zunächst mal zu verinnerlichen. Daher versuchte ich, bei einem neuen Stück zunächst einmal die Melodiestimme intensiv zu üben und soweit möglich mitzusingen. War das erfolgreich, so verfolgte mich diese Melodie in den nächsten Tagen auf Schritt und Tritt. Ein nachhaltiger Ohrwurmeffekt trat ein und das war auc gut so! Schwieriger war es mit der Bassstimme und/oder der linken Handbegleitung.

Sofern links eine eigenhändige (!!!:D) Stimme existiert ist es relativ leicht, man kann auch diese nachsingen und memorieren! Wenn es links allerdings (Begleitstimmen und/oder) nur eine Begleitung gibt, ist dies für mich schwieriger zu merken. Insbesondere mehrstimmige Akkorde links (und rechts) sind für mich da mnemotechnisch ein Problem... Aber dies sind ja nur alles die Erfahrungen eines Spätanfängers! Junge Leute gehen da sicher viel freier und unbedarfter heran!:D

Freue mich auf weitere Antworten derjenigen, die noch nicht zu den Profis zählen
sondern diesbezüglich noch im Lernprozess stecken!!:D

LG

Debbie digitalis
 
Allerdings wird es für Klavierschüler (vom blutigen Anfänger bis zum weit fortgeschrittenen ) schon eine Weile dauern, bis sie das so nachempfinden können (wenn überhaupt jemals).

Wieso eigentlich?!?

So oder ähnlich wurde bereits paarmal darauf reagiert - aber warum fängt
mans nicht gleich so an?

Einfacher, als es Rolf dargestellt hat, gehts doch kaum noch -

Verständnislose Grüße!

stephan
 
Freue mich auf weitere Antworten derjenigen, die noch nicht zu den Profis zählen
sondern diesbezüglich noch im Lernprozess stecken!!:D

hm ich bin ja noch Welpe (Klaviertechnisch gesehen, leider nicht alterstechnisch :D) und habe mir bisher nicht wirklich größere Gedanken über das auswendig lernen gemacht, es gehört für mich von Anfang an einfach dazu.

Die Stücke, die ich lerne, sind ja noch sehr leicht, vielleicht ist das auswendig lernen deswegen so einfach.

Wenn ich Stücke vom Blatt spiele hindert es mich irgendwie daran, wirklichen Kontakt zum Kern des Stückes aufnehmen zu können.
Da ist eine Distanziertheit, wahrscheinlich weil eben ein Teil der Aufmerksamkeit darauf liegt, die Noten auf dem Blatt zu verfolgen.

Deswegen löse ich mich recht schnell von den Noten, nach Händen sortiert.
Die rechte Hand, die ja meist die Melodielinie hat, lernt es Phrasenweise, so wie es der Verlauf der Melodie anbietet.
Sprich, ich hangel mich von melodischer Sinneinheit zu Sinneinheit, reihe diese aneinander und voila, ich kann zumindest die rechte Hand auswendig.

Wie ich es dann mit der linken Hand halte hängt auch von der Art des Stückes ab.
Bei Bach z.B. halte ich es aufgrund der Polyphonie genau so wie mit der rechten, die Linke lernt ihren eigenen Melodieverlauf.

Bei anderen Stücken schaue ich bei der linken Hand dann mehr nach den vorkommenden Harmoniefolgen.
Ich isoliere die Akkorde heraus und spiele ein paar mal ihre Abfolge losgelöst vom Stück und weiß dann, auch wenn in einem Takt nur einzelne Noten eines Akkordes vorkommen, schon wo ich bin.

Viele Grüße
Manha
 
Hallo Stephan,

für dich ist das offenbar sonnenklar - wahrscheinlich liegen deine Lehrjahre im Klavierstudium schon weit zurück und offenbar warst du in dieser Zeit auch so einer, der immer mehrere Schritte in einem nahm....

Aber für alle (wenn überhaupt) nur irdisch Begabten/Beflissenen: Rolf hat seinen Zugang zu musikalischen Stücken natürlich vorbildlich (sowohl in musikalischer als auch in literarischer Hinsicht) erklärt. Besser hätte man es nicht darstellen können! Allerdings läuft nur bei den wenigsten musikalisch Ambitionierten dieser Verständnisprozess so vorbildlich ab! In den meisten Fällen gibt es Hürden, Zweifel und etliche Rückschläge. Aber ich will hier nicht ausufern....

Versteh dies bitte lediglich als laienhafte Randbemerkung!;)

LG

Debbie digitalis
 
Versteh dies bitte lediglich als laienhafte Randbemerkung!;)

Das würd ich ja grad gerne!

Und das hat überhaupt nix mit Laie versus Sonstwas zu tun:

Ich verstehe wirklich und tatsächlich nicht, warum ein sogenannter
"Laie" das, was Rolf da beschrieben hat, nicht "können" sollte,
oder etwa "schlechter" als ein "Profi" - was immer das sein soll.

Kann sich jemand "schlechter" verlieben als ein andrer?

Nach wie vor auffem Schlauch....

stephan
 
Wenn mich eine Melodie packt, singe/summe ich sie mit. Man kennt ja den Spruch "das geht ins Ohr".
 

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