Hallo Olli,
kennst Du das Buch etwas besser? Als ich den Titel hier sah, war ich fasziniert und habe das Buch gekauft (über amazon, aber es scheint ursprünglich aus einer Bibliothek zu stammen, ein kompletter Barcode ist noch auf der Rückseite zu erkennen). Es enthält eine lange Widmung von Herrn Lange. Die Musikschule Schwäbisch Hall vermißt es aber nicht, ich habe nachgefragt.
Aber inhaltlich, kannst Du (oder jemand anders) zu dem Buch irgendeine Erläuterung geben? Ich kann daraus nicht entnehmen, wie ich Chopin spielen soll :oops: . Es scheint sich mehr um sehr abstrakte Analysen zu handeln, zu denen mir der Einstieg fehlt. Wer kann mir da weiterhelfen?
Liebe Grüße
Manfred
Hi Manfred,
Sorry, dass ich Deine Frage erst JETZT sehe !!
Gut, dass Du das auch hast, das Buch ist glaub ich nicht ganz "ohne". Da Du es selbst besitzt, weißt Du ja, dass Lange dieses Prinzip der multiplen Dominanten ( PMD ) , und diese Matrix mit den Akkordnetzen zur Analyse JEDES BELIEBIGEN WERKES ansetzt.
Ich bin selber noch dabei, das zu lesen und zu verstehen, also mach ich hier lieber noch keine Aussagen bezüglich dieser Methoden - vielleicht sind sie ja auch schon bekannt.
Trotzdem, für die, die es interessiert und die es noch NICHT kenne, ein paar allgemeine Infos:
Jedenfalls scheint es so zu sein, dass AUFGRUND der Analyse mit den Akkordnetzen...sogar kleinste Ungenauigkeiten Chopins selbst ( z.B. ob ein ais oder a gespielt werden MUSS, oder sowas in der Art ), auch wenn sie in ABNORM WEITGEDACHTEN harmonischen Bezügen auftauchen sollten, oder eher: auch Ungenauigkeiten, die sich BISHER in der Quellenkritik nicht beantworten ließen, EINDEUTIG feststellen und BEWEISEN lassen aufgrund dieser Akkordmatrices.
Auch in anderen Bereichen scheint das Buch super zu sein, Lange gibt zu ausgewählten Werken ( die er auch alle mit der o.g. Methode analysiert ) "Übe"-Tipps und Fingersatzmöglichkeiten an, die SEHR FUNDIERT klingen, sowie kurze Werkeinführungen und evtl. weitere Infos.
Das Buch hat a grob 3 Teile, Teil I befasst sich mit TERMINOLOGIE:
dort wird u.a. das "Prinzip der Terzenschichtung, PTS, nach Rameau", das Prinzip der Quintenschichtung , nach Pythagoras, oder das Prinzip der multiplen Dominanten , PMD, nach Lange, erläutert, es wird u.a. auf Bitonalität, Palindrome ( auch auf Fingersätze übertragen ) eingegangen, auf Metronom, Triller, Polytonik und als Abrundung auf die Chopin-Ausgaben.
Teil II befasst sich mit Analysen und Interpretationen zu:
Einem Bach-Präludium und Fuge ( Bwv 855 ),
ferner, Chopin: ( alle Werke sind VOLLSTÄNDIG analysiert mittels der o.g. Methoden:) :
Variations sur un air allemand ( ein tolles Ding ! ) E-Dur, KK IV a / 4
5 Etüden,
Ballade g-Moll
Ein paar preludes,
Berceuse und Barcarolle,
FI op. 66
ne Mazurka
ne Nocturne
und die 3 schönen Ecossaisen op. 72, 3
Anm.: Als Beispiel: Die a-Moll op. 10,2 Etüde: Analyse:
Folgende Schritte wendet Lange an:
1. ) eine Introduktion zum Werk. Bereits recht wissenschaftlich, 1 Seite.
2. ) Revision der Quellen UND Korrekturen anh. der komplizierten o.g. METHODIK durch Lange
3. ) Reduktion: Aus der Etüde werden Akkorde gemacht, zumindest an wichtigen Stellen, und in 1-zeilige Reihen geschrieben.
4. ) Analyse: Takte, Stufen und Funktionen, gemäß o.g. Methode angepasst. ( 1 Seite )
Um die ANALYSEN vollumfänglich zu verstehen ( bei der Ballade hat die Analyse 4 Seiten ) , ist es m.E. dringend erforderlich, die vorhergehenden Ausführungen verinnerlicht zu haben. Sonst ist nix. Naja - bin nur Autodidakt. Hab ich die nächste Zeit was zu tun.
Teil 3 ist ein Appendix:
Epilegomena
Sachregister
Literaturregister ( und das ist UMFANGREICH, wie ich schonmal an anderer Stelle sagte ( Eigeldinger-Thread bzw. Ableger Bibliographie ).
Also, wie gesagt, ich bin da noch am Lesen und das wird noch dauern.
LG, Olli !!