Verhältnismäßig unbekannte Klavierwerke

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Hallo zusammen,

ich vermute, viele von euch erinnern sich an den wunderbaren Thread von Troubadix über das Klavierwerk von Karol Szymanowski:

https://www.clavio.de/forum/werke-k...12-das-klavierwerk-von-karol-szymanowski.html

Mir selbst war das Klavierwerk von Szymanowski davor unbekannt und ich vermute, den meisten anderen ging es ebenso. Und doch fand der Thread eine sehr positive Resonanz und wurde auch begeistert gelesen. Insbesondere konnte man dort ja viele wunderbare unbekannte Klavierwerke kennenlernen, auf die man im alltäglichen klassischen Konzertbetrieb und auch beim täglichen klassischen Musikhören üblicherweise nicht stößt.

Nun gut - meine Gedanken sind nun folgende:
Es war wunderbar, diese unbekannteren Werke kennenzulernen und auf so unterhaltsame Weise von Troubadix in ungezwungenem lockerem Schreibstil auf diese Werke hingeführt zu werden bzw. zum Hören eingeladen zu werden.
Aber: Das war nur Szymanowski! Szymanowski ist nur einer unter vielen unbekannten Komponisten - "da draußen" warten so viele weitere Klavierwerke anderer Komponisten, die nahezu unbekannt sind und die dennoch hörenswert sind, auch wenn sie nie oder nur selten auf Konzertprogrammen stehen oder auch nur auf wenigen Tonträgern eingespielt werden.

Und genau solchen Werken soll sich dieser Thread widmen, falls denn Interesse besteht.
Hier soll jeder, der ein solches eher unbekanntes Werk vorstellen möchte, dies gerne tun. Ich denke da an ein ganz ähnliches Konzept wie beim Szymanowski-Thread, also mit einführenden und beschreibenden Worten und einem Link zu einer anhörbaren Aufnahme auf Youtube oder ähnlichem. Nur dass eben im Gegensatz zum Szymanowski-Thread hier:
a) jeder Forumsteilnehmer ein Werk vorstellen darf, der will. Nicht nur Troubadix.
b) keine Beschränkung auf einen bestimmten Komponisten vorliegt. Alles, was unbekannt und hörenswert erscheint, ist "erlaubt".

Besteht Interesse an einem solchen Thread? Wenn ja, erkläre ich mich auch gerne bereit, zur Eröffnung des Threads eines oder mehrere solcher Werke zu präsentieren (es gibt so vieles, was ich da im Hinterkopf hätte, da weiß ich gar nicht, womit anfangen).

Unnötig zu sagen, dass hier im Thread auf das Vorstellen von Werken wie der 32 Sonaten Beethovens, der Preludes von Rachmaninoff, der Balladen oder Sonaten Chopins, der Goldberg-Variationen, des Gaspard, der Liszt-Sonate o.ä. verzichtet werden soll. Nicht weil diese Werke nicht gut wären (nein, im Gegenteil, die sind alle mehr als sehr gut), sondern weil sie einfach zu bekannt sind. ;)

In diesem Sinne und in der Hoffnung auf Interesse,
DonBos
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"verhältnismäßig unbekannt" ist sehr treffend formuliert: es gibt einige sehr hörens- und spielenswerte Klavierwerke, die zwar bei uns weniger bekannt sind, aber andernorts durchaus präsent sind: z.B. De Fallas Fantasia baetica ist hierzulande nur sehr selten zu hören, in Spanien aber sieht das anders aus!

kaum bekannt sind die wenigen Klavierwerke der großen Opernkomponisten und Sinfoniker wie Wagner, Bruckner, Dvorak, Smetana, Puccini, Rossini, Richard Strauß, Sibelius u.a. - dabei ist Dvoraks Humoreske in Ges-Dur eigentlich eine weltberühmte Melodie (!) Bruckners Klavierstück "Erinnerung" verblüfft, weil man nichts vom Bruckner der Sinfonien spürt (es ist ein wenig überzeugendes Salonstückchen), Smetanas Klavierwerke finden in seiner Heimat Beachtung, dasselbe gilt für Sibelius, Wagners Albumblätter und Albumsonate werden gelegentlich gespielt, Puccinis Tango ist eine hier leider kaum bekannte herrliche Miniatur, Rossinis Klavierwerke aus den "Sünden des Alters" nehmen manche spielerische Gaukelei von Satie vorweg, Richard Strauß´ zahlreichere Klavierwerke werden selten gespielt --- es gibt da etliches, was teils im Oeuvre des Komponisten eher Randerscheinung ist (Wagner, Bruckner, Dvorak, Puccini) oder was teils im Bekanntheitsgrad regional verschieden ist (Smetana, Bizet, Rossini) (((und es gibt auch manches, was man nicht unbedingt kennen muss... sorry, aber dazu gehört Bruckners Salonstück)))

Merkwürdig, dass die Klavierwerke von Carl Maria von Weber - mit Ausnahme der "Aufforderung zum Tanz" - kaum Beachtung finden. Antonio Salieris Klavierwerke sind eher unbekannt, dasselbe gilt für die Klavierwerke von Mikail Glinka.

Selten zu hören sind auch die Etüden von Tausig.

So berühmt die Orgelsinfonie, die Klavierkonzerte und Samson und Dalilah auch sind: wie oft hört man die Etüden von Saint-Saens?

Jules Massenets Klavierkonzert Es-Dur?

Paderewskis Klavierwerke?

zu schweigen von den zahlreichen Virtuosen-Komponisten vom frühen bis ins späte 19. und frühe 20. Jh.

"ein weites Feld" (Fontane, Effie Briest) ;):):)
 
Wie wäre es mit den beiden weniger bekannten Mitgliedern des "Mächtigen Häufleins", Borodin und Cui? Von ersterem gibt es die wundervolle und, von ein paar wirklich boshaften Takten abgesehen, nicht allzu schwere Petite Suite, vom letzteren rund eine Million (gefühlt) kleine Stücke, die in ihrer "Lieblichkeit" manchmal die Grenze zur Salonmusik streifen, aber oft doch recht hübsch sind, und vor deren Hintergrund man vor allem die Leistung der anderen drei, allen voran Mussorgskis, um so besser würdigen kann. Einen ersten Überblick gibt ein Album, das der Budapester Verlag Edition Musica für wohlfeile 3,60 offeriert (Verlgsnr.: Z13911).

Grüße,

Friedrich
 
Wie wäre es mit den beiden weniger bekannten Mitgliedern des "Mächtigen Häufleins", Borodin und Cui?

lieber Friedrich,
Borodin als Komponist der Oper "Fürst Igor", daraus die mehr als berühmten "Polovzer Tänze", ist nicht gar so unbekannt -- aber freilich hast du tendenziell recht: es gibt viel russische Klavier, welche hier nicht sonderlich bekannt ist: von Glinka, von Ciurlionis, Medtner, Taneev, Blumenfeld, Feinberg, Arenski und und und....
 
lieber Friedrich,
Borodin als Komponist der Oper "Fürst Igor", daraus die mehr als berühmten "Polovzer Tänze", ist nicht gar so unbekannt

O ja, und davon gibt es ja auch eine Bearbeitung für 2 Klaviere, von der ich nichts gesagt habe, weil ich fürchte, daß sie weit jenseits des technischen Horizonts des "gemeinen" Clavioten (mich selbstredend eingeschlossen) liegt. ;) Natürlich, schon die Lektüre allein ist auch ein Genuß ...

Herzliche Grüße,

Friedrich
 
O ja, und davon gibt es ja auch eine Bearbeitung für 2 Klaviere, von der ich nichts gesagt habe, weil ich fürchte, daß sie weit jenseits des technischen Horizonts des "gemeinen" Clavioten (mich selbstredend eingeschlossen) liegt. Natürlich, schon die Lektüre allein ist auch ein Genuß ...

Hab zu Hause eine Klavierfassung von Sacre du printemps für 4 Hände rumliegen. Auch jenseits von Gut und Böse.

Rudl
 
Zunächst einmal freut mich, dass hier so viel Interesse zu bestehen scheint!

Besonders rolf hat ja schon das "weite Feld" aufgezählt, das es da zu entdecken gäbe. Von daher kann natürlich hier dieser Thread auch nur eine ganz ganz subjektive unvollständige Auswahl geben. Aber sobald ich dazu komme (vermutlich heute Nacht) werde ich mal ein erstes Stück versuchen zu beschreiben - ich weiß nur noch nicht welches, ich schwanke zwischen dreien ;-)

Schön fände ich es wie gesagt, wenn es wie im Szymanowski-Thread auch immer ein Paar einleitende Worte dazu geben würde und nicht nur den "puren" Link. (Wobei der "pure" Link natürlich ein uneinvorgenommeneres Hören bieten würde. Aber vielleicht auch ein uninteressierteres, unaufmerksameres Hören...)
 
Neben den zur "Standardliteratur" jedes (guten) Organisten gehörenden Orgelwerken Max Regers (1873-1916) ist dessen Klavierwerk weniger bekannt. Buhuhu, Eklektizismus ... wird es gleich tönen...:). Sei´s drum....

Angeregt durch diese CD möchte ich v.a. die Variationen und Fuge über ein Thema von Telemann hinweisen. Auf der CD -bitte dem Verweis auf JPC folgen, (dort Track 1 + 2 Hörproben) aufgezeichnet auf Welte-Mignon und wiedergegeben auf einem modernen Konzertflügel - gespielt von Frieda Kwast-Hodapp, der "Haus- und Hofpianistin" Regers, respektvoll von ihm auch "Kwast-Hutab" :p genannt.... Dieser, wohl überrascht über das "leichte", "barocken Mustern" folgende Werk schrieb Reger:

"Ich kann mir ihr Erstaunen selbstredend denken! Aber bedenken Sie: es wäre doch absolut verkehrt gewesen, dieses einfache Menuett von Telemann als Grundstein eines "romantischen" Baues a´la Bachvariationen zu machen. [...] Man kann nicht immer schweren Bordeaux trinken - so ein klarer Mosel ist doch auch sehr schön!" (Max Reger Briefe eines deutschen Meisters, Hase & Köhler , Leipzig 1928, S. 290 )

Neben dem virtuosen Spiel Kwast-Hodapps (die Hörprobe zeigt das nur ansatzweise), fallen die im Netz zu findenden Aufnahmen , z.B. diese, eher etwas ab... (((Kwast-H ist gewiss kein Beispiel für langsame(re)s Spiel dieser Pianistengeneration...:D)))

Aber auch Klavierwerke Regers wie Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Sebastian Bach oder -für zwei Klaviere- Introduktion, Passacaglia und Fuge in h-Moll sind durchaus anhörenswert !
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Hab zu Hause eine Klavierfassung von Sacre du printemps für 4 Hände rumliegen.

es gibt davon auch eine zweihändige, die ist ähnlich schlimm wie die Trois Mouvements!

Diese Fassung ist mir herzlich unbekannt.

Von Strawinsky gibt es den erwähnten Klavierauszug à 4 mains
(wahlweise auf einem oder zwei Klavieren auszuführen)
und mehrere Versionen für "Player Piano". Eine davon
sieht das Mitspiel eines real existierenden Pianisten vor.
Im Netz kann man Fazil Say dabei bewundern.

Wer hat die Transkription erstellt, von der Du sprichst?
 
die von dir erwähnten und von den Pianisten gefürchteten Variationen (besonders die Bachvariationen) sind nicht ganz so unbekannt - übrigens gibt es von Reger noch die brachial schwierigen "Imporovisationen über den Donauwalzer"; leider werden die kleineren Stücke wie u.a. "bute Blätter" nicht mehr oft gespielt.
 
Hallo Gomes,

wenn du Sam Ralphing und Rite of spring bei Google eingibst, kommst du zu einer PDF.

Rudl

PS: Sehe gerade, dass sich rolf verschrieben hat. Der Autor heisst Raphling; hat bei mir aber trotzdem funktioniert.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
wenn du Sam Ralphing und Rite of spring bei Google eingibst, kommst du zu einer PDF. [...]

Sehe gerade, dass sich rolf verschrieben hat. Der Autor heisst Raphling; hat bei mir aber trotzdem funktioniert.

Lieber Rudl,

vielen Dank für diesen Hinweis!

Mit dem Runterladen der Datei profitiere ich zwar von einem doppelten bis dreifachen Urheberrechtsbruch -
die von Strawinksy bzw. seinen Erben nicht autorisierte Bearbeitung des Werks, an dem Boosey & Hawkes die Rechte hat,
von einem US-amerikanischen Raubdrucker publiziert, von einem Anonymus ins Netz gestellt...

Macht nichts, das Stück wird mir die schlaflosen Nächte versüßen.

Herzlichen Dank!

Gomez der Barbar
 
Die nächste Transkription kommt aus meinem Hause - für Kinderklavier.
 
die von dir erwähnten und von den Pianisten gefürchteten Variationen (besonders die Bachvariationen) sind nicht ganz so unbekannt - (...)...

Bei den Pianisten aus diesen Günden ganz bestimmt. :p Beim Publikum wohl eher weniger, denn mir ist -leider- in fast 40 Jahren Konzertgängerei noch nicht eines dieser Stücke auf dem Programmzettel erschienen, so dass ich immer auf "Konserven" angewiesen war und bin . Doch wer kauft schon (freiwillig :D) Reger-Platten....;)
 

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