Illegale Methoden

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french-lesson

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31. März 2014
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Carissimi

Bevor ich meine Fragen stelle möchte ich mich für die sicher zahlreichen Schreibfehler entschuldigen. Ich bin Muttersprache Italienisch, (Schweizer-) Deutsch ist erst in den letzten Jahren hinzugekommen.

Ich bin Vater von drei kleinen Kinder (fast 7, 4 und 1, alle Jungen). Seit rund 2.5 Jahren spiele ich nach 17 Jahren Pause wieder Klavier. Meine Oase im Alltags-Stress :-). Nach Bach-Inventionen und Schubert-Tänze bin ich jetzt bei den Kinderszenen von Schumann.

Ich habe 2 Fragen, die nicht meine Klavierkunst betreffen, sondern meine Kinder. Ich beginne mit der Ersten, in einem separaten Faden werde ich später die Zweite stellen.

Illegale Methoden
Die Frage hat nicht direkt mit dem Klavierspielen zu tun, sondern mit dem Instrumenten-Erlernen. Ich hoffe, sie ist trotzdem zugelassen :-)

Meinen Sohn Nummer 1 habe ich leider verloren... Er spielt Tuba. Schon seit 1.5 Jahren, voll leidenschaftlich. Das ist nicht mein Wunsch-Instrument (das wäre logischerweise Klavier), aber na ja... Hauptsache Musik...

Seit einigen Wochen zeigt er aber Müdigkeitserscheinungen und in einigen Wochen hat er sein zweites Schüler-Konzert. Er müsste ein Stück auswendig lernen, das er schon vor rund 2 Monaten bekommen hat. Seine Vorschritten waren bis vor Kurzem, sagen wir mal, eher bescheiden. Die Zeit drängte und ich habe zu "illegalen" Methoden zugegriffen.

Lernt er das Stück auswendig, erhält er für seinen 7. Geburtstag in Juni ein Star Wars Lego... und "oh Wunder!" innerhalb von einer Woche hat er das Stück auswendig gelernt!

Meine Frau war entsetzt, Musik soll ja von innen kommen, soll ein Genuss sein, soll bereits DIE Prämie sein... ich bin eher pragmatisch. Die Motivation kann gar nicht ständig auf sehr hohen Niveau gehalten werden, in einer "Down-Phase" darf sie aus meiner Sicht auch etwas "gekitzelt" werden.

Was kann man machen, damit die Motivation der Kinder wieder steigt? Soll man die Down-Phasen zulassen? Wie kommen Kinder wieder aus dem Loch? Wann erkennt man, dass es Zeit ist einzugreifen?

Nun ist die Meinung der Profis, Eltern und eigentlich alle Instrument-Spieler gefragt... Was hättet ihr gemacht? oder was macht ihr in solchen Situationen?

Vielen Dank für eure Ideen!

euer french-lesson
 
Hi,

wenn Dein Englisch ausreicht, ich schau mir gern Josh Wright auf Youtube an und der sagt dazu einiges.



Hab auch 2 Kinder die ich motivieren muss ;)

Viele Grüße,
André
 
Ich würde sagen, die Wahrheit liegt in der Mitte.

Klar sollen die Kinder von sich aus musizieren. Aber so einfach ist das ja nun mal nicht nicht.

Es gibt so viele Dinge, die die Kinder ablenken, selbst wenn sie ihr Instrument eigentlich mögen. Gerade, wenn ein Kinde erst 7 Jahre alt ist, fällt es ihm sicher schwer, sich loszureißen. In diesen Fällen halte ich es für sinnvoll, mit Tricks zu arbeiten, um die Kinder überhaupt zum Üben zu bringen. Wenn sie dann dabei sind, haben sie oftmals wieder Spaß.

Man sollte aber kritisch hinterfragen, ob das Kind wirklich noch Interesse am Instrument hat und nur im Moment abgelenkt ist. Meine Tochter (auch 7 Jahre, Geige) geht gerne und ohne Murren zum Unterricht, und spielt dort auch in der Regel sehr schön. Ans Üben muss ich sie aber immer mehrmals erinnern, bis sie endlich das Instrument zur Hand nimmt. Je nach Situation übt sie dann manchmal lustlos, manchmal aber auch ehrgeizig und verbissen.

Und natürlich gibt es auch Phasen, in denen es einfach nicht so gut läuft. Die muss man überbrücken. Man muss dem Kind helfen, nicht aufzugeben, bis sich wieder Fortschritte und Erfolgserlebnisse einstellen. Dazu würde ich mit dem Lehrer reden; vielleicht war ein Stück zu schwer. Manchmal hat man aber auch einfach einen Durchhänger. Wenn es nicht die Regel wird, finde ich es auch hier in Ordnung, mal materiell zu motivieren. Stell Dir vor, Dein Sohn würde das Vorspiel verhauen, weil er sich im Vorfeld nicht motivieren konnte. Dann hätte er definitiv was gelernt für's Leben, ja. Aber vielleicht würde er seine Tuba nicht mehr anfassen. Wer will sich schon gerne blamieren.

Ciao
- Karsten
 
Ich glaube es war Helene Grimaud (ich kann mich jetzt aber auch täuschen, ich müßte es nachschlagen), die mal selbst sagte, dass sie in einer frühen Phase ihres Lebens für jede Stunde Üben von ihrem Vater einen bestimmten Geldbetrag in ihr Sparschwein geworfen bekam. Sie ist heut noch sehr dankbar für diese Idee, da ihr diese Zeit -nach eigener Aussage- sehr viel gebracht habe.

In diesme Sinne...........
 
Man muss nun noch ein Bewertungsschema einführen, denn nur mit dem Instrument Geräusche zu machen, zählt natürlich nicht ... Wie waren noch mal die KPI für effektives (*) Üben?

(*) Ja, ich kenne den Unterschied zwischen effektiv und effizien. Ja, ich meine Effektiv. Effizient ist dann schon die Steigerung ...
 
Vielen Dank, Dilettant
Ja, die Frage, ob er sich weiterhin für das Instrument interessiert, habe ich mich auch schon gestellt. Ihn habe ich auch gefragt. Er meint, er gehe sehr gerne in den Unterricht (der Lehrer ist phantastisch) und mache gerne Konzerte, aber üben...

Mit dem Lehrer habe ich auch schon gesprochen. Er spricht von "Lern-Plafond" (richtiges Wort??). Die Lernkurve der Kinder verläuft nicht gerade, sondern stufenweise. Mein Sohn ist nun auf einer eher flachen Ebene. Es gehe darum jetzt, diese Phase zu überwinden. Es wird schon...

Welche Tricks hast du in deinem Repertoire? Wie kannst du erkennen, ob das Interesse am Instrument tatsächlich null ist, oder ob es sich nur um eine momentane Situation handelt?

Das Video schaue ich mir heute Abend in Ruhe!
 
Er meint, er gehe sehr gerne in den Unterricht (der Lehrer ist phantastisch) und mache gerne Konzerte, aber üben...
Na, das ist doch super! Jetzt muss er "nur" noch begreifen, dass der Weg zu Konzerten über fleissiges Üben führt. Das ist für einen 7jährigen schwierig, hilft aber für's Leben. Ich glaube, hier ist es wichtig, dass anfangs schon nach einer kurzen Zeit ein Erfolg für das Kind sichtbar sein muss. Ein 7jähriger kann nicht so weit vorausdenken. Kurze Stücke, vielleicht zwischendurch mal ein leichtes einschieben, an dem er nicht direkt was lernt, wo er aber einen Erfolg hat ("Neues Stück gelernt").

Die Lernkurve der Kinder verläuft nicht gerade, sondern stufenweise. Mein Sohn ist nun auf einer eher flachen Ebene. Es gehe darum jetzt, diese Phase zu überwinden. Es wird schon...
Genau das meinte ich. Um das Plateau zu überwinden, halte ich materielle Anreize (Lego) für absolut richtig. Sei froh, dass Dein Sohn sich neben der Musik auch für typischen Jungs-Kram interessiert, also Lego und Star Wars.

Welche Tricks hast du in deinem Repertoire?
Ich habe noch nicht auf Prämien zurückgegriffen. Der Hinweis, dass nächste Woche die Oma kommt und wir was vorspielen wollen, hilft ganz gut. Gutes Zureden hilft auch. Vorbild zu sein scheint auch zu helfen - ich muss am Klavier auch üben. Um das zu zeigen, habe ich überhaupt wieder mit Klavierspielen angefangen. Der Hinweis, dass bald wieder Unterricht ist, hilft auch.

Ich bin beim Üben meiner Tochter immer dabei. Dabei achte ich drauf, nicht zu lange an einer Stelle zu bleiben. Wenn eine Stelle nicht so klappt, rate ich ihr, die herauszulösen und langsam zu spielen. Das mag sie natürlich nicht, aber natürlich wird es auf diese Weise besser und darauf muss man sie hinweisen: "Siehste, jetzt klappt es". Und schon hat sie wieder einen kleinen Erfolg. Wir spielen zwischendurch immer auch Stücke, die sie mag und schon kann. Außerdem spielen wir zum Schluss was zusammen, wenn sie Lust hat (bietet sich ja an bei Geige und Klavier). Fingerübungen machen wir zwischendurch immer mal kurz, aber da bin ich recht ... großzügig ...

Wir üben leider nur dreimal in der Woche, mehr kriegen wir nicht hin. Wenn ich merke, dass sie gar nicht mag oder sich nicht mehr konzentriert, mach ich noch ein schönes Stück und dann Schluss. Bis jetzt kommen wir so ganz gut voran. Aber sie ist ja nun mal ein Mädchen ...

Wie kannst du erkennen, ob das Interesse am Instrument tatsächlich null ist, oder ob es sich nur um eine momentane Situation handelt?
Keine Ahnung. Wie gesagt, so lange sie noch gerne zum Unterricht geht?
 
Carissimi

Bevor ich meine Fragen stelle möchte ich mich für die sicher zahlreichen Schreibfehler entschuldigen. Ich bin Muttersprache Italienisch, (Schweizer-) Deutsch ist erst in den letzten Jahren hinzugekommen.

Ich bin Vater von drei kleinen Kinder (fast 7, 4 und 1, alle Jungen). Seit rund 2.5 Jahren spiele ich nach 17 Jahren Pause wieder Klavier. Meine Oase im Alltags-Stress :-). Nach Bach-Inventionen und Schubert-Tänze bin ich jetzt bei den Kinderszenen von Schumann.

Ich habe 2 Fragen, die nicht meine Klavierkunst betreffen, sondern meine Kinder. Ich beginne mit der Ersten, in einem separaten Faden werde ich später die Zweite stellen.

Illegale Methoden
Die Frage hat nicht direkt mit dem Klavierspielen zu tun, sondern mit dem Instrumenten-Erlernen. Ich hoffe, sie ist trotzdem zugelassen :-)

Meinen Sohn Nummer 1 habe ich leider verloren... Er spielt Tuba. Schon seit 1.5 Jahren, voll leidenschaftlich. Das ist nicht mein Wunsch-Instrument (das wäre logischerweise Klavier), aber na ja... Hauptsache Musik...

Seit einigen Wochen zeigt er aber Müdigkeitserscheinungen und in einigen Wochen hat er sein zweites Schüler-Konzert. Er müsste ein Stück auswendig lernen, das er schon vor rund 2 Monaten bekommen hat. Seine Vorschritten waren bis vor Kurzem, sagen wir mal, eher bescheiden. Die Zeit drängte und ich habe zu "illegalen" Methoden zugegriffen.

Lernt er das Stück auswendig, erhält er für seinen 7. Geburtstag in Juni ein Star Wars Lego... und "oh Wunder!" innerhalb von einer Woche hat er das Stück auswendig gelernt!

Meine Frau war entsetzt, Musik soll ja von innen kommen, soll ein Genuss sein, soll bereits DIE Prämie sein... ich bin eher pragmatisch. Die Motivation kann gar nicht ständig auf sehr hohen Niveau gehalten werden, in einer "Down-Phase" darf sie aus meiner Sicht auch etwas "gekitzelt" werden.

Was kann man machen, damit die Motivation der Kinder wieder steigt? Soll man die Down-Phasen zulassen? Wie kommen Kinder wieder aus dem Loch? Wann erkennt man, dass es Zeit ist einzugreifen?

Nun ist die Meinung der Profis, Eltern und eigentlich alle Instrument-Spieler gefragt... Was hättet ihr gemacht? oder was macht ihr in solchen Situationen?

Vielen Dank für eure Ideen!

euer french-lesson

mach Dir nur nicht zu grosse Gedanken, so was habe ich auch schon gemacht. Auch fürs Taschengeld muss etwas geleistet werden und dies funktioniert ohne Diskussion.
Mach nicht den Fehler und höre auf Leute die keine Kinder haben, die wissen meistens alles besser.:bye:
Cordialement
Destenay
 

Carino (;-)),

zunächst: Dein Deutsch ist tadellos, und ich wünschte, jeder der Muttersprachler hier würde sich Deinem sprachlichen Niveau anbequemen.

Zur Sache: ich selber habe dieses Phänomen mit vier unterschiedlichen "ProbandInnen" erlebt und würde als Erfahrungswert nennen: man muß in so einer Situation die Extreme vermeiden, darf die Kinder also weder bedrängen mit hehren Ideen - ich denke, Deine Frau denkt da insgesamt zu platonisch - noch sich selber überlassen. Insofern halte ich Deine Belohnungsstrategie für den goldenen Mittelweg, mögen auch sämtlich Pädagogikhandbücher hochmütig auf die sog. extrinsische Motivation herabblicken. Natürlich muß man da dosieren, damit man nicht erpressbar wird, aber da findet man das richtige Maß im allgemeinen schnell heraus.

Ich wünsche Dir noch viele unorthodoxe pädagogische Erfolge!

Friedrich
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine beiden Kleinen dürfen mit dem ipad spielen (FIFA14 für den Jungen und irgendein so ein Pferdemist für das Mädchen), aber nur doppelt solange wie sie am Klavier geübt haben.
Sie üben praktisch eh nie länger als 15 Minuten.

In den Klavierunterricht gehen sie aber trotzdem gerne.

40er
 
Das “Bestechen" ist völlig ok - aber eben NICHT als Anreiz oder Belohnung zum Üben!!! Dies führt nur zu einer Erwartungshaltung, die am Ziel (= gute Musik) vorbeigeht. Du darfst / sollst belohnen, wenn er gut spielt, aber nicht fürs Üben. Wie im echten Leben: Die Belohnung gibt es für das Ergebnis, nicht für den Weg dorthin. Es sei denn, Dein Sohn soll Beamter werden ;-)

Aber für den ersten Start war das ok. Nun würde ich als nächsten Schritt eine passende Gelegenheit abwarten und dann meinem Sohn sagen "Ich habe Dir beim Üben zugehört. Das und das war ja schon ganz toll gespielt - das hat mich sehr gefreut. Ich bin stolz, dass Du dies & jenes so gut spielst. Dafür lade ich Dich und Deinen besten Kumpel heute ins Kino / Eisessen ein". Das darf nicht zu oft passieren, aber oft genüg, dass er lernst, dass SEINE LEISTUNG etwas WERT ist. Dass er diese Leistung nur erbringen kann, wenn er übt, das sollte er selbst lernen.

Ich musste unsere Tochter nie zum Üben anhalten. Die Klavierspieler sind da im Vorteil, denn die kleinen „Konzerte“ für Oma, Opa, Tanten usw haben immer ordentlich Wertschätzung und Taschengeldaufbesserung erfahren - das hat gereicht, um Motivationstiefs zu überbrücken... ;-)
 

Hallo

Am liebsten würde ich sofort antworten und nicht so lange warten, aber im Büro will ich /kann ich nicht chatten; wenn die Kinder noch wach sind, will ich am liebsten Zeit mit ihnen verbringen und mit dem iPhone schreiben ist mir zu mühsam. Ich lese mir die Beiträge am Tag und schreibe dann am Abend...

Ich bitte um Geduld, falls ich falsch zitiere oder so, das ist eigentlich meine Forum-Taufe ;-)

Ich bin beim Üben meiner Tochter immer dabei. Dabei achte ich drauf, nicht zu lange an einer Stelle zu bleiben..

Ich bin auch immer dabei beim Üben. Und das Raten, eine Stelle zu wiederholen, kommt nicht gut an, wie bei dir. Am liebsten spielt er das Stück runter und Tschüss... Wir schaffen es, 5 Mal die Woche zu spielen, meistens nur 10-15 Minuten, dann habe ich selber keine Nerven mehr... Wir haben einen Plan erstellt, wann es Übezeit ist und das hilft sehr.


... Dein Deutsch ist tadellos, und ich wünschte, jeder der Muttersprachler hier würde sich Deinem sprachlichen Niveau anbequemen.

Danke! Jahrelang Abendkurse haben sich gelohnt... schade nur, dass hier in Bern eine andere Sprache gesprochen wird :denken:...


Deine Frau denkt da insgesamt zu platonisch -

Ich habe die Situation natürlich etwas dramatischer als die Realität dargestellt. Mir gefällt die Bestechung auch nicht besonders, aber wenn das hilft...

Was mich noch interessieren würde, ist, was die Klavierlehrer hier dazu denken. Seid ihr solchen Situationen auch schon begegnet? was habt ihr den Eltern geraten?

Vielen Dank im Voraus!
 
Man kann natürlich viel pädagogisch fachsimpeln und findet immer irgendeinen, der eine Methode verteufelt oder vergöttert.

Kinder müssen erst lernen, was es heißt, an einer Sache dran zu bleiben und nicht bei jeder kleinen oder größeren Schwierigkeit oder Lustlosigkeit aufzugeben. Sie wissen nicht, dass nach einer Durststrecke oft wieder der Spaß zurückkehrt und haben vielleicht noch nie das Erfolgserlebnis gehabt, das sich nach einer arbeitsreich überwundenen Schwierigkeit einstellt.
Um das zu fördern, sind gewisse Tricks sicher OK.

Auch bei mir gab es als Kind einen Taschengeldbonus für ein gewisses Übepensum. Geläufig ist mir auch aus Erzählungen die "Gummibärchenmethode", die man als Kind selber und allein anwenden kann: Für jedes Mal richtig spielen darf man ein Gummibärchen essen.
Ich finde es vollkommen OK, nicht "nur" den Erfolg des Besserwerdens als Belohnung zuzulassen, sondern auch kleine andere Dinge. Wir Erwachsene belohnen uns schließlich auch ab und zu selber (Schokolade, Kino, Ausschlafen, Kaffeeklatsch, neues Buch...), wenn wir etwas geschafft haben.
Solange der Wille gleichzeitig trotzdem da ist, passt das ja und wird irgendwann von selbst verschwinden. Ungünstig wird es erst, wenn das Üben ausschließlich als "Beschaffungsakt" gesehen wird, und das über einen längeren Zeitraum (Monate).

Übrigens, 15 Minuten üben sind doch für einen 7jährigen pro Tag ausreichend. Wenn dir das zu wenig erscheint, teile es doch auf 2x 15 Minuten zu unterschiedlichen Tageszeiten auf! :-)
 
Wer fragt das KIND, wie lange es üben will ? Das sehe ich hier nirgends.

Meine Ansicht: Kinder sich VÖLLIG selbst überlassen. Beobachtete Interessen fördern, ohne Reglementierungen.

Wie erfahren - so geschrieben.

LG, Olli!
 
Lieber french-lesson,

dieses Thema ist auch in der Pädagogik umstritten, es wird also keine einfache Antwort a la "Ja - Nein" geben. Manche Pädagogen befürworten positive Verstärkungen wie Belohnungen, die mit dem Inhalt der zu verstärkenden Sache nichts zu tun haben (Gummibärchen haben ja mit dem Instrumentalspiel inhaltlich nichts zu tun :)), manche lehnen es ab, weil die Zielrichtung des Kindes sich auf die Belohnung als auf den Inhalt verlagert bzw. verlagern könnte.

Ob deine Belohnung nun falsch war oder nicht, weiß man nicht, vielleicht wird es sich zeigen. Erstmal hat dein Sohn ein positives Erlebnis gehabt - er weiß nun, dass er innerhalb einer Woche ein Stück auswendig kann und wird stolz auf sich sein. Möglich ist auch, dass er zwar dieses positive Erlebnis hatte, aber noch eindrücklicher sich die Belohnung in seinem Gedächtnis verankert hat - Star Wars Lego schien ja ein mächtiger Anreiz zu sein :D. Dass du es als so wichtig empfunden hast, sein mangelndes Übeverhalten mit so einem tollen Geschenk zu ändern, kann den eigentlichen Lernerfolg überlagern. Und kann, muss aber nicht, dazu führen, dass er beim nächsten Tief sich fragt "Und was macht Papa jetzt?". Solche Dinge können, müssen nicht, also zu einer Spirale führen und wenn dann beim nächsten Mal Papa denkt, "hm, so kann das ja nicht weiter gehen" und dann eine Grundsatzdiskussion beginnt, könnte es sein, dass Papas widersprüchliche Signale dem Verlauf dieser Diskussion nicht förderlich sind. :)

Nun ja, viele Konjunktive - vielleicht ist auch alles bestens, dein Sohn hat nur einen Anschub gebraucht und der reicht dann erstmal ein paar Jahre.

Da hier niemand deinen Sohn kennt und dich auch nicht, würde ich dein persönliches Bauchgefühl im Umgang mit deinem Sohn also an erste Stelle setzen - Erziehung ist immer auch Beziehung und ist zwischen den Menschen individuell. Deshalb gibt es keine Patentrezepte.

Ich kann dir aber sagen, wie ich persönlich das handhabe.

Ich selbst habe weder bei meinen Söhnen, nun 17 und 19, noch in 30 Jahren Unterrichtstätigkeit mit solchen Belohnungen gearbeitet. Ich habe auch selbst nie solche Belohnungen in meiner Kindheit (Lehrerstochter :D) erfahren und ich meine, das ist mir gut bekommen. Es läuft meinem Instinkt, meinem persönlichen Bauchgefühl höchst zuwider. Es ist lustig, dass ich ab und an Diskussionen mit meinem damals etwa 15-jährigen Sohn hatte: dauernd bekamen seine Mitschüler auch schon in der Grundschule Geld für gute Noten, für Haushaltsarbeiten wurde Geld verteilt u.v.a.m.. Interessanterweise haben sich meine Söhne nie beschwert - ich hatte immer das Gefühl, dass sie es letztlich gut fanden, dass es für gute Noten "nur" ein freudiges Gesicht der Eltern gab und Krisen, schlechte Noten etc. als nötige und notwendige (!) Entwicklungsstufen akzeptiert wurden. Trotzdem meinte mein Sohn mit 15, dass er sich insgesamt mehr für die Schule anstrengen würde, wenn er ordentlich Kohle für Einsen und Zweien bekäme. :D Das ist natürlich auch gerade die Zeit der Mittelstufe, in der pubertätsmäßig die Motivation nicht so hoch ist. Er akzeptierte meine Begründungen und Ansichten, fand aber trotzdem, dass Belohnungen zu mehr Leistung führen (er selbst hatte übrigens meistens gute Noten).

Ich für mich möchte solche materiellen Belohnungen, die nichts mit dem Inhalt der zu belohnenden Sache zu tun haben, nicht verteilen, weil ich die Gefahr sehe, dass es der Entwicklung des Kindes schaden könnte Mit solchen Belohnungen stellt man etwas anderes in den Vordergrund als eigentlich im Vordergrund stehen müsste (in diesem Fall das Tubaspiel und die Entwicklung deines Sohnes darin) und im schlimmsten Fall entwickelt sich das Kind zu jemandem, der dauernd nach den Erwartungen anderer schielt, der Belohnungen braucht wie Luft zum Atmen und keine Wahrnehmung für das entwickelt, was in ihm ist (o.k., eine etwas drastische Schilderung :), die aber m.E. einen sehr wahren Kern hat).

Mich aber interessiert immer etwas anderes: WARUM hatte dein Sohn keine Lust, das Stück auswendig zu lernen. Krisen zuzulassen als wichtige Möglichkeit, etwas zu lernen, sowohl über eine Sache als auch über sich selbst, finde ich wichtig, wobei das nur gelingt, wenn man sich für die Gründe interessiert, Ursachenforschung betreibt und sie auch herausfindet.

Deswegen hätte ich mich an deiner Stelle mit dem Lehrer zusammen gesetzt, um seine Sicht zu kennen (hast du vielleicht auch?). Der kann aus ganz anderer und sehr wichtiger Perspektive beurteilen, wo dein Sohn steht und was die Gründe für die Krise sein können. Ich als Lehrerin regle solche Sachen immer mit dem Schüler selbst, binde dann aber die Eltern vor allem bei so kleinen Schülern in die Problemlösung mit ein. Belohnungen brauche ich dabei nicht, denn die Belohnung ist die Problemlösung selbst sowie die Freude und der Stolz darauf, etwas geschafft, eine Krise überwunden zu haben. Vor allem, wenn der Schüler mit meiner Hilfe selbst Schritte zur Problemlösung erarbeitet (das geht auch mit so kleinen Schülern - die kommen oft auf die tollsten Ideen), ist er stolz und viel mehr bereit, die Schritte, die zur Lösung notwendig sind, auch umzusetzen, als wenn ich ihm alles vorkaue oder befehle. Ich bin also mit dem Schüler in einer Beziehung und das ist die Grundlage für unsere musikalische Arbeit und auch für solche Gespräche. Ich fordere etwas ein (z.B. Üben oder eben das Auswendiglernen eines Stücks) und wenn längerfristig nichts kommt, habe ich ein Problem, was ich mit dem Schüler bespreche. Ich setze also meine Grenzen und der Schüler muss sich damit auseinandersetzen, will er weiter bei mir Unterricht haben. Gleichzeitig versuche ich durch "Aktives Zuhören", Empathie, wertschätzendes Verhalten etc. dem Schüler bei der Wahrnehmung seiner Gefühle und Ursachen für die Krise behilflich zu sein und das alles klappt ziemlich gut.

Im Übrigen sind auch Lob, Anerkennung etc. Belohnungen, die nichts mit der Sache zu tun haben. Werden sie als sog. pädagogisches Lob eingesetzt, haben also nur den Zweck, den Schüler zu etwas zu bringen, sehe ich sie als ebenso schädlich an. Ganz anders hingegen ein Lob, das meine aufrichtige Freude zeigt (Kinder merken den Unterschied). So ein Lob drückt meine Gefühle aus, zeigt mein Interesse an dem Schüler - ich freue mich für ihn mit und er freut sich auch. Damit verbessere ich meine Beziehung zu ihm, wir arbeiten an der gleichen Sache, ich nehme ihn als Person wahr und zeige ihm meine Wertschätzung. Ich bin authentisch und das ist etwas ganz anders, als wenn ich "pädagogisch" lobe.

Kinder im Grundschulalter haben oft noch keine intrinsische Motivation. Die muss sich erstmal entwickeln, vor allem, was Schule und Üben angeht (außerhalb dessen sind sie oft sehr intrinsisch motiviert :D). Und so lernen Kinder oft für ihre Grundschullehrerin, für ihren Tubalehrer und das ist auch völlig normal und in Ordnung, weil es Beziehung ist. Sobald aber die Lehrerin anfängt, mit Gummibärchen um sich zu werfen, tritt auch die Beziehung in den Hintergrund und die Belohnung wird wichtig..... .

Liebe Grüße

chiarina
 
Ein interessanter und vielschichter Beitrag, chiarina.

Möchte eine Erfahrung aus meinem persönlichen Umfeld dazu beisteuern. Es scheint (wenn man sich für eine Belohnung entscheidet) manchmal die richtige Belohnung sein zu müssen.

Ich habe mal jemand durch "die richtige" Belohnung zu (notwendigen) Dingen motivieren können, das hätte (und hat) nichts anderes zuwege gebracht... nicht in hundert Jahren...

Um so eine "richtige" Belohnung zu finden, muß man wohl seine Kreativität und Einfallsreichtum spielen lassen - und auch ein bisschen Glück noch dazu haben.
 
Vielen Dank für eure Beiträge!

Ich finde es vollkommen OK, nicht "nur" den Erfolg des Besserwerdens als Belohnung zuzulassen, sondern auch kleine andere Dinge. Wir Erwachsene belohnen uns schließlich auch ab und zu selber (Schokolade, Kino, Ausschlafen, Kaffeeklatsch, neues Buch...), wenn wir etwas geschafft haben.

Diese Einstellung mag ich sehr. Gekoppelt mit der Aussage von fischerman
Die Belohnung gibt es für das Ergebnis, nicht für den Weg dorthin.
entspricht sie auch meiner persönlichen Einstellung. Ich habe ja eine Prämie in Bezug auf ein Resultat (das Auswendiglernen) in Aussicht gestellt.


Wer fragt das KIND, wie lange es üben will ? Das sehe ich hier nirgends.

Lieber Olli, es tut mir Leid, aber ich verstehe die Frage nicht... Ist die Betonung auf "Wer"? Ich oder meine Frau, wer sonst? Aber wieso sollten wir es fragen? Mein Sohn ist nicht einmal 7, er beginnt erst jetzt sich eine Idee von Zeit zu machen. Sollte er antworten "heute nur 10 Minuten" wüsste ich noch gar nicht wie viel er doch meint...


Liebe Chiarina
Deine Antwort ist wie immer eine Perle. :pokal:Schön konstruiert und auf dem Punkt gebracht. Danke! Aber eine andere Antwort wäre mir viele lieber/bequemer gewesen. Hättest du gesagt, dass eine Prämie ab und zu gar nicht so schlecht ist, hätte es meiner Einstellung besser gepasst und ich würde besser schlafen (übertrieben formuliert). Im Alltag ist es auch so, arbeite ich gut, gebe ich mir Mühe, verdiene ich mehr. Lerne ich viel, bessere Noten, usw. Anderseits sehe ich auch die Gefahr der übertriebenen Belohnung oder der Prämie. Mein Sohn funktioniert tatsächlich schon so. Mit dem "Wenn du..., dann..." macht er alles. Und das gefällt mir nicht besonders... und du hättest dann wieder Recht...

Die Einstellung vom Kind spielt aber auch eine zentrale Rolle. Bei unserem Kind 1 ist Belohnung ein mächtiger Schlüssel, mit Kind 2 funktioniert dieser Schlüssel gar nicht oder sehr wenig.

Wie du siehst, habe ich das goldige Rezept (oder den "Universalschlüssel"...) noch nicht gefunden. Vermutlich ist meine intuitive Methode noch die bessere (für mich!) ;-)
 
Was ich noch ulkig finde: ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie belohnt, so wie es Stilblüte beschreibt. Ich mach einfach das, was ich mir wünsche, wenn das Geld und die Möglichkeit da ist. Ich schlafe aus, wenn mir danach ist und ich die Gelegenheit habe. Wenn ich Lust auf ein Eis habe, esse ich eins, wenn ich ins Kino will, tu ich das und neue Bücher kaufe ich mir einfach. Dafür brauche ich doch nicht eine Leistung vorher erbringen. Wieso?

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich meine das auch eher anders herum. Erst leiste ich etwas, und danach fällt mir ein, dass ich jetzt heute mal etwas weniger streng mit mir sein darf.
 

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