Fingersätze für Profis und Amateure

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Romantikfreak98

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Alfred Brendel schreibt in seinem Buch „A bis Z eines Pianisten“:

„Es gibt Fingersätze für normale Sterbliche und solche großer Pianisten. Die Fingersätze Bülows, d’Alberts oder Schnabels haben Persönlichkeit.“

Was soll ich denn davon halten??? Klar gibt es für ein und dieselbe schwierige Partie verschiedene Fingersätze. Es gibt bestimmt auch Passagen, bei denen sich vor allem ein spezieller Fingersatz anbietet, so dass dieser als der ideale Fingersatz für diese Stelle betrachtet werden kann. Aber dass es Fingersätze für Anfänger oder Amateure gibt, die sich von Fingersätzen von „großen Pianisten“ unterscheiden, das verstehe ich nicht. Handelt es sich hier um einen Geheimbund, bei dem Fingersätze wie ein Geheimcode nur von Eingeweihten an Eingeweihte weitergegeben werden, oder was? Was haltet Ihr von dieser Aussage Brendels?

Gruß Tom
 
Da hast du sehr wahrscheinlich was missverstanden. Es gibt Fingersätze der (und nicht "für") grossen Pianisten. Ein Beispiel wäre Handversetzen statt Daumenuntersetzen u.ä. (Stichwort Libermann)

Korrektur: Libermann anstatt Liebermann
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine, dass das schon genauso stimmt - in der Art und Machart der Fingersätze gibt es große Unterschiede, je nach dem, wer sie spielt. Ich versuche ein paar Beispiele zu finden.

1. Beispiel: Artikulation
Nehmen wir irgendetwas von Bach, vielleicht eine Fuge. Das Thema in Fugen wird fast immer artikuliert (also in bestimmter Weise gebunden, abgesetzt etc., nach Sinnhaftigkeit). Der Unterschied zwischen Amateur und Profi könnte so aussehen, dass der Amateur eben den angenehmsten Fingersatz für die Fuge sucht und sie übt, und sich dann vielleicht Gedanken zur Artikulation macht.
Beim Profi ist es anders herum. Er überlegt zuerst, wie die Artikulation ist und richtet den Fingersatz dann so aus, dass er diese Unterstützt.

2. Beispiel: Stummer Fingerwechsel
Stumme Fingerwechsel kamen in meinen Fingersätzen vor einigen Jahren fast nie vor, nur dann, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ (also das stumme übernehmen einer bereits gedrückten Taste von zwei Fingern).
Inzwischen mache ich das dauernd, oft sogar nur halb bewusst.
Wozu der "Aufwand"? Man kann fünf Töne natürlich 1 2 3 4 5 spielen. Je nach dem, wie genau diese Töne geartet sind, kann aber vielleicht ein schönerer Klang erreicht werden, wenn ich nicht den 4. und 5. Finger benutze, sondern vermehrt 2 und 3, zum Beispiel um ein sehr dichtes legato zu spielen. Einem Schüler könnte ich so vermeintlich komplizierte Fingersätze natürlich nicht anbieten. Nicht nur, weil sie für ihn einen höheren Aufwand bedeuten, sondern auch deshalb, weil er diese Art von Legatospiel noch gar nicht ausführen kann bzw. das noch nicht hört.

3. Beispiel: Tempo versus Bequemlichkeit
Das ist eine Sache, die jeder vermutlich schon gemerkt hat, der über ein gewisses Tempo hinauskommt: Manche Fingersätze funktionieren nur in langsamem Tempo, wenn es schnell wird, sind sie unausführbar. Beste Beispiele: Die leider absolut grauenhaften Fingersätze in den Henle-Ausgaben von Hans-Martin Theopold.
So kommt es vielleicht zu Fingersätzen, die bei erster Betrachtung merkwürdig oder unbequem erscheinen, die aber im Tempo dennoch besser ausführbar sind.

4. Beispiel: Sequenz und unisono-Spiel
In manchen Fällen wähle ich Fingersätze, die aus dem Zusammenhang heraus entstehen und die für eine einzelne, herausgegriffene Stelle merkwürdig aussehen würden. Das ist der Fall bei Sequenzen (z.B. bei Bach) oder manchmal auch bei Parallelstellen in Sonaten: Dort versuche ich, jedes Mal denselben Fingersatz zu nehmen, auch wenn ich dabei über schwarze Tasten spiele etc. Denn das ist viel leichter zu merken und logischer auszuführen.
Ebenso in unisono-Stellen beider Hände. Dort ist es oft empfehlenswert, dass die Hände möglichst parallele Bewegungen ausführen, sonst bremst einen das komplizierte Denken im Tempo aus. Spielten die Hände einzeln, sähen die Fingersätze vielleicht ganz anders aus.
So etwas kann ich einem Schüler aber nur auftragen, wenn er bereits die nötige Geschmeidigkeit in der Hand besitzt, um sich über "unwegsames" Gelände zu bewegen, so dass der entstandene Vorteil nicht von allzu großen Problemen in der manuellen Ausführung überschattet wird.

Sicher gibt es noch viele weitere Beispiele, das dürfte als Ideenansatz aber mal genügen.

Dem ist natürlich noch hinzuzufügen, dass mit der Zeit jeder ein gewisses Fingersatzrepertoire und Vorlieben entwickelt, abhängig von der Anatomie der Hand und Gewöhnung.
Meine stummen Fingerwechsel z.B. wird nicht jeder mögen, egal wie lang oder kurz er schon spielt. Ich habe das von meiner Lehrerin "übernommen", die macht das auch dauernd.
 
Hi Tom,

ich interpretiere es so: Es gibt teilweise Unterschiede zwischen bequement und "gutklingenden" Fingersätzen.
  • Bequem ist häufig, einen Daumenuntersatz beim Wechsel von schwarzer auf weiße Taste zu machen. Warum, ist wohl für jeden einsichtig.
  • Klanglich erstrebenswert ist oftmals, auf den Untersatz auf eine "schwere" Zählzeit zu legen, weil der Daumen eben nicht so feinfühlig agiert wie andere Finger, schon gar nicht, wenn er gerade mit dem Untersatz beschäftigt ist. In der Folge hört das geschulte Ohr den Untersatz, und auf schwerer Zeit stört das weniger als irgendwo mittendrin.
Beide Anforderungen lassen sich oftmals nicht unter einen Hut bringen, wenn nämlich auf die schwere Zeit gerade ein schwarze Taste dran ist. Einen Tod muss man dann sterben.
  • Anfänger/Amateur werden sich dann wohl eher für den bequemen Fingersatz entscheiden. Wenn man den schön übt, wird man den Wechsel auch nicht allzusehr hören.
  • Profis entscheiden sich eher mal für die Version "Daumen auf schwarze Taste". Wenn man das nicht gut übt, klingt es womöglich schlechter als die bequeme Version, weil es eben unbequem ist. Ein Profi beherrscht das aber, und dann klingt es so besser.
Andere Kriterien, die mir einfallen: In Akkordsequenzen kann man versuchen, einzelne Stimmen zu binden, was häufig schwierig ist und zu anderen Fingersätzen führt, als wenn man die Unterstimme immer mit dem Daumen und/oder die Oberstimme immer mit 5 spielt und dann absetzt oder mit Pedal spielt, was nicht so schön klingt aber für den Amateur leichter umzusetzen ist und für ihn dann doch wieder besser klingt als ein schlechtes Fingerlegato.

Sowas in der Art, denke ich, ist gemeint.

Ciao
- Karsten
 
Hallo Steinbock44: nein, ich habe genau zitiert, es heißt "für" und nicht "von" o.ä.

Vielen Dank, Stilblüte, für Deine Ausführungen. Damit hast Du im Grunde schon alle Kriterien für die Fingersatz-Suche aufgezählt. Klar richtet sich der Fingersatz auch nach der Größe der Hände.
... und eben ist die Antwort Karstens eingelaufen. Mache mir gerade Gedanken, was "bequem" heißt bei einem Fingersatz. Beispiel: rechte Hand A-Dur Vierklang aufwärts"kurbeln": a,cis,e,a - cis,e,a,cis - e,a,cis,e usw. Für mich ist es eigentlich selbstverständlich, dass ich von cis auf e mit dem Daumen unter den zweiten Finger untersetze. Ich finde es "unbequem", wenn erster und fünfter Finger schwarze Tasten spielen müssen, und die anderen Finger dazwischen weiße Tasten.
Wie seht Ihr das?

Gruß Tom
 
Ich spiele nun nicht auf Deinem Niveau, finde mich in Deinen Ausführungen aber wieder.

Ich war auch der Meinung, stumme Wechsel seien eine Notlösung. Aber warum eigentlich? In dem von mir schon häufiger angeführten Videoseminar von Angela Hewitt zeigt sie genau das, was Du beschreibst, und zwar (natürlich) auch am Beispiel eines Fugenthemas. Ein Fugenthema ist ja nicht immer so furchtbar schnell. Sie zeigt da, wie sie quasi auf jedem Ton einen stummen Wechsel macht. Ich hab die
Begründung vergessen, aber es war entweder, weil man so ohne Untersatz schön binden kann, oder weil man so die restlichen Finger für eine andere Stimme freihält. Vermutlich war es eine Kombi von beidem.
 
@romantikfreak dann wird es halt so sein. Für grossen Pianisten? Haben die so was überhaupt nötig? Jeder grosser Pianist hat bereits sein Fingersätze entwickelt (sowie Stilblüten mit dem stummen Finger). Mir hätte besser gefallen: Fingersätze für Fortgeschrittene.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann die unterschiedlichen Fingersätze auch in den einzelnen Ausgaben beobachten. Am anspruchsvollsten finde ich inzwischen meist die der Wiener Urtext. Wie Stilblüte habe auch ich kaum stumme Fingerwechsel vorgenommen, inzwischen gehören die mit dazu, auch wenn sie unbequem sind. Es klingt einfach anders, besser... Erstmals bewusst gemacht habe ich sie in Bach/Liszt a moll 543
 
Hi Romantikfreak,

Brendel unterscheidet da zwischen normalsterblichen (sehr guten!) Konzertpianisten und den (wenigen) ganz großen Ausnahmepianisten. Ja, es gibt Unterschiede.

Deine Frage war aber:

Aber dass es Fingersätze für Anfänger oder Amateure gibt, die sich von Fingersätzen von „großen Pianisten“ unterscheiden, das verstehe ich nicht.

Als Beispiel nehmen wir mal "Alle meine Entchen":

c d e f g g a a a a g

Fingersatz für Anfänger:
1 2 3 4 5 4 5 5 5 5 4

Musikalischer und bequemer könnte sein:
2 1 2 3 4 3 4 3 2 1 3
 
Mache mir gerade Gedanken, was "bequem" heißt bei einem Fingersatz.
Spiel mal was von Scriabin. Dann hast Du schon mal 'ne Idee, was unbequem ist. Bequem ist sozusagen das Gegenteil davon.

Beispiel: rechte Hand A-Dur Vierklang aufwärts"kurbeln": a,cis,e,a - cis,e,a,cis - e,a,cis,e usw. Für mich ist es eigentlich selbstverständlich, dass ich von cis auf e mit dem Daumen unter den zweiten Finger untersetze. Ich finde es "unbequem", wenn erster und fünfter Finger schwarze Tasten spielen müssen, und die anderen Finger dazwischen weiße Tasten.
Amateur- und Profi-Fingersätze müssen sich ja nicht zwangsläufig unterscheiden. In bestimmten Situationen wird der Profi wegen seiner größeren Fertigkeiten einerseits und seiner höhern Anforderungen ans Ergebnis andererseits einen anderen Fingersatz wählen als der Amateur. Er wird beispielsweise einen unbequemeren, mit mehr Übeaufwand verbundenen Fingersatz akzeptieren, weil es am Ende besser klingt.
 
Da hast du sehr wahrscheinlich was missverstanden. Es gibt Fingersätze der (und nicht "für") grossen Pianisten. Ein Beispiel wäre Handversetzen statt Daumenuntersetzen u.ä. (Stichwort Liebermann)

Hi all,
@Steinbock44 , Libermann schreibt sich so: Libermann. :super: ( Ich vermeinte vage, das bereits mal erwähnt zu haben..stimmts ? :denken: ) . Übrigens fällt in Libermanns Methode nicht nur DaumenUNTERsetzen, sondern auch DaumenÜBERsetzen flach, da es nicht benötigt wird.

Aber was mir persönlich noch zum Gesamtthema aufgefallen war, ist folgendes:

Rutschen ist z.B. für mehrere Werke-Kandidaten eine sehr sehr effiziente Sache. Wir hatten es in einem Thread zum Thema "Pink Panther" mal thematisiert, wo es sich sehr gut anbietet, von schwarzen auf weiße Tasten zu rutschen, mit denselben Fingern. Auch bei einigen Scarlatti-Sonaten ist es sehr wirksam.

Selbiges lässt sich auch in schwierigen Werken anwenden, wie etwa in der Appassionata, Satz 3 ( und weiteren Stellen und B.-Sonaten und Werken anderer ), genausogut dort auch mit einem Finger rutschen. Rutschen klappt auch gut bei bestimmten zügigen Oktaven- und ähnlichen Stellen.

Beachten wir jedoch Walter Giesekings Ausführungen: "Von schwarz auf weiß rutschen, ist leicht. Umgekehrt, also hochrutschen, erfordert einige Übung, geht aber TROTZDEM."

Ferner gibts noch Ausführungen in Hellmut Karl Heinz Lange's Buch "So spiele und lehre ich Chopin", wo er explizit auf mehrere Arten von Fingersätzen eingeht: "Feste" Fingersätze, zum Beispiel, auch z.B. "Palindrom"-Fingersätze.

Wichtig finde ich auch bei Fingersätzen, dass VORAUSSCHAU angewendet wird: Man sollte m.E. schon beim Blick auf die erste Seite eines Stücks und BEVOR man zu spielen beginnt, im Kopf wissen und geklärt haben, wie man in Takt ( irgendeiner dort ) die Sache lösen wird. Zumindest so lange, bis sich bessere ergeben. Wenn sich KEINE besseren aus den weiterführenden Überlegungen ergeben bei genauerem und häufigeren Spielen, dann umso besser.

Nochmal kurz zu Chopin: In meinem rosafarbenen Büchlein "Kleine Bettlektüre für alle, die Chopin lieben" wird gesagt, dass Chopin himself oftmals "ganz unkonventionelle Fingersätze" anwendete, "so wagte er es z.B., aufeinanderfolgende Noten - auch weiße Tasten - mit ein und demselben Finger zu spielen - " und zwar ohne Nachteile oder Stopps, berichtet ein Beobachter.

Da macht sich Geschmeidigkeit bezahlt, finde ich!

Wenn ich ganz nüchtern überlege, stellen sich die - für mich zumindest - optimalsten Bewegungen / Fingersätze, GANZ GROB betrachtet, so dar, dass für ein MAXIMUM an Anforderungen, die auf dem Notenblatt stehen, lediglich ein Minimum an ( nervigen zeitraubenden ) Ä N D E R U N G E N vorkommen sollte, besser gar keine. :idee:

Das heißt aber NICHT, dass man z.B. Skalen usw. nur auf EINE Weise spielen können sollte!!
Im Gegenteil !!! Es sollte schlussendlich egal sein, mit welchem Finger wir eine chromatische oder normale Skala, oder ein Arpeggio / gebrochene Akkordfiguren usw. beginnen.

Man sollte also KOMPLEXE Anforderungen versuchen, in einen - so wie es Lange sagt und ich ihn verstanden habe - möglichst FESTEN "Fingersatz" zu packen - und die Anforderungen somit - zumindest aus Fingerperspektive - auszuschalten.

Und jetzt das "aber", zumindest so, wie ich es sehe: Für diese "eher festen" Musterfingersätze selbst sind natürlich ALLE Möglichkeiten, die man draufhat UND die man bereits von den jew. Komponisten kennengelernt hat ( und diese könnten sich nat. von Klavierspieler zu Klavierspieler unterscheiden ) anzuwenden, zuzüglich und im Verbund mit sehr gut durchdachten Herangehensweisen ( Libermann, Gieseking ). Man hat also daher, dass man praktisch und je nach Kenntnisstand und indiv. Fähigkeit, Dehnbarkeit, Flexibilität und Speed - sehr VIELE solcher in sich "festen" Möglichkeiten zur Auswahl, und dies gestattet, dass mit zunehmender Erfahrung ALLE GEDRUCKTEN WERKE mit für das Klavier halbwegs passender Notationsweise gespielt werden können.

Natürlich, wer nicht genau gelesen hat, mag einwenden: "Jaaa, aber NEUE Probleme , z.B. von Komponisten, die sich "sperren" dagegen, erfordern ANGEPASSTE, und nicht FESTE Herangehensweisen.."

Diesen Einwand sollte man aber nichtmal in Erwägung ziehen, denn auch bisher UNBEKANNTE Strukturen lassen sich in feste Strukturen, die genau passend sind, umwandeln. Und sind dann im Folgenden nötigenfalls als "feste Muster" selber wieder aufrufbar und anwendbar. :super:...natürlich nur dann, wenn das "Sich gegen leichte Erfassung mit Absicht Sträuben" eines dieser "Spezialistenkomponisten" sich nicht dahingehend auswirkt, dass wir dissonant, laut und nervig sein sollenden Müll spielen müssen, sondern sich das Werk im zumindest halbwegs wohlklingenden Kompositionsraum befindet. Denn andernfalls lohnt die Beschäftigung nicht, und zwar aus dem Grunde, daass man für die "tollen neuartigen, aber komplexen, schwierigeren Muster" im Verhältnis zum Ergebnis auch dann, wenn es gut klappt, zu viel Aufwand tätigen müsste. Viel Aufwand für Werke, die von sich aus nicht gut klingen, lohnt nämlich nicht. :super:

LG, Olli
 

Spannend ist übrigens, dass man Fingersätze immer wieder ändert, mal sind sie bequemer, mal unbequemer. Es ist mir sogar schon oft passiert, dass ich mitten im Konzert eine andere variante gewählt habe. Zum Teil lag es an der Tagesform, zum Teil dann an der Frage Sicherheit oder Risiko, zum Teil aber auch an dem Instrument, weil ich gemerkt habe, dass es anders doch noch besser klingen wird....
 
„Es gibt Fingersätze für normale Sterbliche und solche großer Pianisten. Die Fingersätze Bülows, d’Alberts oder Schnabels haben Persönlichkeit.“
Ich verstehe das auch so, dass es hier um ganz persönliche Fingersätze der ganz Großen geht...ein Fingersatz, der evtl. auch nur bei diesem einen Pianisten Sinn macht.
 
Spannend ist übrigens, dass man Fingersätze immer wieder ändert, mal sind sie bequemer, mal unbequemer. ....

Hm, das mache ich äußerst selten... Sicher kommt es vor, dass ein Fingersatz - nach längerem Üben - nicht so passt, aber im Großen und Ganzen bleibe ich bei den eingeübten FS.
Ich empfehle anfangs meinen Schülern, bei einem FS zu bleiben, wenn ich erkenne, dass er passt. Ab einem gewissen Stand können sie aber die Fingersätze selber "erfühlen", und damit experimentieren. Und wenn dann die Frage kommt: "Wie soll ich das spielen?", sage ich "Probier es selber aus, es sind Deine Finger, die spielen. Nicht meine!"
:-)
 
Liszts Fingersätze sind treffende Beispiele für die eingangs gestellte Frage. Es fängt bei Tonleitern an, die durchgängig mit 1-2-3-4-5-1-2-3-4-5-1-2-3-4-5 gespielt werden und hört mit arpeggierten Akkorden auf, von denen man glaubt, sie seien so nicht spielbar (siehe Screenshot - speziell der letzte ist der absolute Kracher).

Screen Ed_Peters.jpg
 
Hm, das mache ich äußerst selten... Sicher kommt es vor, dass ein Fingersatz - nach längerem Üben - nicht so passt, aber im Großen und Ganzen bleibe ich bei den eingeübten FS.
:-)

Teilweise kommt dies nach Tagen, manchmal aber auch erst nach Monaten oder sogar Jahren.... vieles spiele ich heute anders als vor 2, 5, 10 oder 15 Jahren oder finde die Fingersätze einfach unbequem.
 
Man beachte in diesem Zusammenhang auch die Fingersätze von Claudio Arrau als Herausgeber aller Beethoven Sonaten.

Soweit ich mich erinnern kann, hat er 14 Jahre zusammen mit einem Assistenten dran gearbeitet.

Stumme Wechsel sind darin die Regel.
 
und hört mit arpeggierten Akkorden auf, von denen man glaubt, sie seien so nicht spielbar (siehe Screenshot - speziell der letzte ist der absolute Kracher)

Was genau ist denn da der absolute Kracher? Ich habe Un sospiro gespielt, aber gerade in diesen eineinhalb Takten kann ich beim besten Willen nichts Spektakuläres entdecken. Da gibt es doch viel schwierigere Stellen in dieser Etüde.

LG, Mick
 
Lieber Mick, ich meine nicht den Fingersatz, der mit 2 (auf dem b) beginnt. Meine Beachtung gilt dem, der sich darunter befindet (1(b)-2(d)-3(f)-4(b)-5(d)-4(b)-3(f)-2(d)-1(b)). Wenn das nichts Spektakuläres ist, spielst Du bei Anwendung dieses FS entweder dieses Arpeggio falsch, oder aber ich muss mich zutiefst vor Dir verneigen. ;)
LG
 
Ich spiele das mit 1-2-3-4-5. Für mich ist das verhältnismäßig bequem, zumindest, solange es nicht forte sein muss (und das muss es ja nicht). Ich finde 1-2-3-4-5 jedenfalls angenehmer als den sonst nötigen Daumenuntersatz, weil man dann immer in derselben Bewegung bleiben kann.

LG, Mick
 

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