Welche Stimmhöhe habt ihr und warum?

Mindestens 440hz finde ich in der Regel wünschenswert.
Leider habe ich des öfteren Kunden, die sich nach nur 7 Jahren mal wieder durchringen ihr Instrument stimmen zu lassen und *oh wunder* es ist viel zu tief.
Dann einige ich mich mit manchen Kunden es bei der tiefen Tonhöhe zu belassen, auch wenn es mir nicht unbedingt gefällt. Ich erkläre natürlich immer, dass die (modernen) Instrumente für eine Tonhöhe von 440hz berechnet sind und Kammermusik zu einem Problem wird.
Wenn ich Tonhöhen unter 432hz antreffe, stimme ich in der Regel 2 Durchgänge auf Kammerton und mache dann einen Termin für ein Feintuning in 6-8 Wochen.
Einige dieser Kunden wollen oder können diese Kosten nicht tragen.
Dann fühle ich mich besser, wenn ich ihnen wenigstens ein in sich stimmiges Instrument hinterlassen kann. Welches dann oft die nächsten 7 Jahre vor sich hindümpelt :(.
 
Ich spiele mit 442 Hz.
Das ist eine Kompromisslösung. Eigentlich hätte ich gerne 444Hz, aber dann wird es für mich schwierig wenn ich auf einem tieferen Instrument spielen muss. 440Hz klingen schon ungewohnt tief und 435Hz ist "die Hölle".
Im Orchester wird oft auf 442 oder auch 443Hz gestimmt. Wenn dann die Bläser noch steigen, dann kommt man ganz schnell zu 444Hz und höher. Wenn man so ein hohes a gewöhnt ist, dann ist es sehr schwierig mit 435Hz klarzukommen, da alles plötzlich so "falsch" klingt. Aber ich bin als Streicher sowieso überkritisch, da man ja ständig seine Intonation kontrolliert und darauf trainiert ist jede Unsauberkeit sofort auszugleichen und das beim Klavier halt nicht geht.
Ein Instrument 7 Jahre nicht stimmen ist für mich absolut unvorstellbar. Das geht nur, wenn man gar nicht übt und dann ist eine Stimmung eigentlich nie notwendig...
 
Leider habe ich des öfteren Kunden, die sich nach nur 7 Jahren mal wieder durchringen ihr Instrument stimmen zu lassen
Heute hatte ich eine außergewöhnliche Begegnung mit einem Kunden, der das letzte Mal vor 29 Jahren sein Klavier hat stimmen lassen. Ich hatte ihn sogar in meiner Kartei von 1983 :p

Immerhin gingen 428 HZ und ich nehme an, dass ich den Kunden das nächste Mal 2041 wieder sehen werde... also zu seinem 108 Geburtstag!

:D

LG
Michael
 
Hallo

Wiedereinaussteiger stimmt seinen alten Steinway auf 440Hz, entgegen der Konstruktion für eine tiefere Stimmung.
fisherman stimmt seinen Steinway auf 440Hz weil er dafür konstruiert ist.

Sicher kann das jeder nach seinem Geschmack machen, aber macht das Sinn, die eine wie die andere Variante?

Zumal die Stimmungen anscheinend regelmässig deutlich über den aktuellen (Konstruktions-) Standard von 440Hz hinausgehen?

Der Wiedereinaussteiger stimmt nicht. Er lässt stimmen.. ;-)

Dies Instrument gab es ab Werk (auch) mit „french pitch“ 435 Hz und mit „High Pitch“ (american), das damals sogar 458 Hz gewesen sein soll. Das Instrument kann das alles.

Das sind die beiden dokumentierten allerersten Centennial D, #33.446 (verschollen, wure einst nach Hamburg ausgeliefert..) und 33.610 (heute, nagelneu saniert in New York, im Dienst der Fresno State University, Kalifornien), die am 23. Dezember 1875 in die Steinway Hall ausgeliefert wurden und die William Steinway in seinem Tagebuch erwähnt.

Teils sollen in bestimmten Zeiten die US-Freunde sogar in der Gegend von 480 Hz mit dem Kammerton gewesen sein.. Also sehr variabel. Ich kann jetzt dafür aber die Quellen nur ggfs. sehr kursorisch benennen aus dem knapp halben Regalmeter, den ich mittlerweile englische Klavierbauliteratur habe..
 
Mir ist die Stimmhöhe im Grunde genommen wurscht - es muß nur zum Instrument passen. Ein auf 440Hz gequälter "Gründerzeitler" klingt nimmer schön (recht angenehm klingen sie zwischen 427 und 435Hz), hingegen klingt ein moderneres U3 auf 435Hz greisslich, der klingt erst so richtig bei 443-445Hz.

Viele Grüße

Styx
 
Jörg, schreib doch mal an Feurich!
 
Hatten die Instrumente denn die gleiche Besaitung?

Ja. Alle Centennials haben das gleiche Scaling, Layout der Saitenanlage. Alle 17 Basstöne mit Kupfer umsponnen, und noch sechs Töne des Tenors. (Das hat der heutige D nicht.)


Und ist überliefert ob sie in allen Varianten auch gut geklungen haben?

..definiere "gut geklungen"...
;)

William S war damals von beiden begeistert. (Das war er aber von allen Steinway-Produkten..) Mir ist sonst davon nichts bekannt.

Wir können uns ja mal aufmachen, #33.449 von Hamburg aus wiederaufzufinden.. Wenn wir das schaffen, dann kaufe ich den, dann baut der Klaviermacher den auf, und Du bezahlst Hin- und Rücktransport nach Fresno, dass die beiden ersten D zusammen konzertieren. High Pitch, French Pitch.

Dann wissen wir, welcher besser klingt. ;-)

Ich wette, der erste. 33.449. Denn mit Glück hätte der als Europa-ausgelieferter Flügel noch den alten Resonanzboden drin. Während Nr. 2, der Fresno-Konzerter, einen neuen Sitka-Boden hat.. ;-)

Wenn aber 80% des beeinflussbaren Klanges aus den Hämmern kommt – wo zum Teufl bekommen wir zwei originale 1875er Sätze funktionierender Konzerter-Flügelhämmer her..?..
 
Ich stimme standardmäßig immer auf 440 Hz, sofern nicht anders gewünscht. Ich habe einen Kunden mit einem alten Klavier (ohne sichtbare Schäden an der akustischen Anlage) bei dem ich 2 mal im Jahr bin (Mai und November so in etwa). Im Mai stimme ich immer um 7 Hz hoch auf 440 und im November immer 7 Hz runter auf 440 Hz.
 
Ich habe einen Kunden mit einem alten Klavier (ohne sichtbare Schäden an der akustischen Anlage) bei dem ich 2 mal im Jahr bin (Mai und November so in etwa). Im Mai stimme ich immer um 7 Hz hoch auf 440 und im November immer 7 Hz runter auf 440 Hz.
Solch eine Kundin hatte ich auch. Waren es 7 HZ oder mehr... Das Klavier hielt jedenfalls maximal 2-3 Wochen die Stimmung für Musikerohren, egal wie sehr ich mich bemühte. Nach langem hin und her überzeugte ich sie vom Dampp-Chaser und nun hält das Klavier stabil auf der Tonhöhe und stimme es nur einmal im Jahr. liveforpiano: Dampp Chaser

LG
Michael
 
Donnerwetter!

Bei mir geht die Luftfeuchte im Winter oft auf 40% runter, und im Sommer regelmäßig auf 65-70% hoch, teilweise sogar 80. Zugegeben, am Übergang fangen die Oktaven bei Trockenheit ziemlich stark an zu schweben, aber der Mittelbereich, z.B. eingestrichene Oktave, meiner beiden Klaviere (1925er Zimmermann, 1970er Ibach) verstimmt sich nicht mehr als 1 Hz.

Wie zum Kuckuck schaffen es die Leute, dass ihre Klaviere sich um 7 Hz verstimmen?

Zum Fadenthema: mein Ibach stand auf 432 Hz als ich es kaufte. Damit klang es irgendwie schlapp, etwas dumpf, leblos. Jetzt steht es auf 440 Hz, und klingt schön klar. Das alte Zimmermann klingt mit 440 Hz ziemlich hart, vor allem an der Diskantspreize, aber das mag auch am alten Resoboden und den neuen Granit-Chinahämmern liegen.

Ciao,
Mark
 
Wie zum Kuckuck schaffen es die Leute, dass ihre Klaviere sich um 7 Hz verstimmen?

Ist bei alten Klavieren ohne vollständige Gußplatte durchaus üblich. Hab zum Beispiel ein altes Schwechten (geradsaitig OD) in Betreuung, dieses verfügt lediglich über einen Gußschuh, den Rest der Saitenspannung trägt die Raste, da diese für gewöhnlich aus Holz besteht ist selbige bezüglich Klimaveränderungen äußerst flexiebel. Ich stimme das Instrument allerdings immer auf 428Hz, also knapp einen Viertelton drunter - mal ist es dann auf 433 mal auf 423 Hz, so oft ich es auch immer wieder auf 428 Hz ziehe - also sogar Schwankungen von 20 Hz.

Viele Grüße

Styx
 

Interessant? Sicher. Aussagekräftig? Auf so verschiedenen Klavieren und voreingenommenen Kommentaren, wohl kaum...

Lieber Klimperer,

mit dem falschen Fuß aufgestanden? ;-) Es geht doch gar nicht um dieses Video im einzelnen, sondern um den Umstand, dass man nicht nur verschieden hoch stimmen kann, sondern auch durch die Temperierung interessante Erfahrungen machen kann.

Ich wundere mich ein bißchen über deine (banalen) Zweifel, denn das Hören unterschiedlicher Temperierungen gelingt ja wohl unabhängig vom Instrument. Persönlich erfreue ich mich zumindest an unterschiedlichen Temperierungen auf Flügel und Klavier. Hm, vielleicht sitze ich aber auch nur einer kognitiven Verzerrung auf und der ganze Effekt ist nur auf die Verschiedenheit der Instrumente zurückzuführen. Was meinst du?

LG, Sesam
 
Was ich meine?

Ich meine:
... entweder man fragt jemanden, mit welchem Fuß er aufgestanden sei, und ob seine Zweifel nicht banal seien,
... oder man fragt ihn, was er zum eigentlichen Thema meint.

Aber nicht beides.

Zum ersteren: danke der Nachfrage, ich bin zwar früh, aber mit dem richtigen Fuß aufgestanden... :)
Zum zweiteren: ich bin auf alternative Temperierungen durchaus zu sprechen, aber nicht auf hinkende, geladene Vergleiche, die sich als pseudowissenschaftlich geben. Davon habe ich (auch, was Temperierungen betrifft), schon so einige gesehen. WENN man schon Temperierungen miteinander vergleichen will, dann bitte an möglichst identischen Instrumenten, mit ähnlichen Oktavspreizungen, usw. usf. - und zwar blind, dass der Zuhörer eben NICHT weiß, was ihm da gerade gereicht wird! Und dergleichen wirklich seriöse Vergleiche habe ich bisher praktisch keine gesehen.

Daher meine "banalen" Zweifel. ;)

Ciao,
Mark
 
Was ich meine?

Ich meine:
... entweder man fragt jemanden, mit welchem Fuß er aufgestanden sei, und ob seine Zweifel nicht banal seien,
... oder man fragt ihn, was er zum eigentlichen Thema meint.

Aber nicht beides.

Zum ersteren: danke der Nachfrage, ich bin zwar früh, aber mit dem richtigen Fuß aufgestanden... :)
Zum zweiteren: ich bin auf alternative Temperierungen durchaus zu sprechen, aber nicht auf hinkende, geladene Vergleiche, die sich als pseudowissenschaftlich geben. Davon habe ich (auch, was Temperierungen betrifft), schon so einige gesehen. WENN man schon Temperierungen miteinander vergleichen will, dann bitte an möglichst identischen Instrumenten, mit ähnlichen Oktavspreizungen, usw. usf. - und zwar blind, dass der Zuhörer eben NICHT weiß, was ihm da gerade gereicht wird! Und dergleichen wirklich seriöse Vergleiche habe ich bisher praktisch keine gesehen.

Daher meine "banalen" Zweifel. ;)

Ciao,
Mark

Mach' dich locker! Ich denke die Leser des Fadens haben schon verstanden, dass der Vergleich eher für Musiker angelegt ist und nicht für Wissenschaftler. Ist ja auch nicht so schwer zu durchschauen, wie gesagt, eher banal. Da habe ich mich ungeschickt ausgedrückt: ich wollte nicht deinen Beitrag als banal bezeichnen, sondern den Umstand, dass natürlich der im Video gezeigte Vergleich eher ein Liebhaberprojekt ist. Was ich aber überhaupt nicht verwerflich finde und es nicht destruktiv als pseudowissenschaftlich brandmarken würde.
Vielleicht könntest du einen musikwissenschaftlich haltbaren Beitrag leisten, was es mit unterschiedlichen Temperierungen auf sich hat. Das hingegen wäre sehr konstruktiv :p.

LG, Sesam
 
Mach' dich locker!
[...]
Da habe ich mich ungeschickt ausgedrückt

Alles klar, ich steige dann mal ganz locker mit dem richtigen Fuß wieder ins Bett. Gut's Nächtle. :)

(Und nein, den musikwissenschaftlich haltbaren Beitrag soll ein Musikwissenschaftler leisten, der sich seines Amtes gewachsen sieht. DAS hingegen wäre konstruktiv. Ich bin lediglich, bedaure, qualifizierter Naturwissenschaftler mit leidlicher Begabung und Hang zur Musik, und hier im Forum "musikwissenschaftlich" oft genug zerpflückt worden - derlei masochistische Kapriolen überlasse ich mittlerweile gern anderen.)
 

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