Was ein Instrument beim üben bewirken kann

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Dass es schwierig ist, einen guten Hit zu schreiben, bezweifle ich nicht. Wenn ich wüsste, wie das geht, würde ich es machen. Nicht, weil es mich sonderlich interessiert, sondern wegen der Kohle, die man damit verdienen kann. Und es gibt ja durchaus Popsachen, die mir gefallen - ich habe sogar ein paar in dem entsprechenden Faden angeführt.

Ich kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, etwas Negatives über Lady Gaga oder Ed Sheeran gesagt zu haben. Ich kenne zwar die Namen, aber keinen einzigen Song, den ich diesen Namen zuordnen könnte. Es ist Musik, die mich nicht interessiert. Ich habe gar nicht das Bedürfnis, darüber eine Wertung abzugeben. Das unterscheidet mich sehr wohl von elli. Sie interessiert sich ganz offensichtlich in keiner Weise für (ernste) Neue Musik. Was an sich kein Problem wäre, wenn sie dieser Musik nicht pauschal ihre Daseinsberechtigung absprechen würde.

Die Tatsache, dass es in der (ernsten) Musik des 20. Jahrhundert auch viel Unfug gibt, ist übrigens völlig normal - Minderwertiges gab es in allen Epochen gleichermaßen. Das meiste davon kennt man heute nicht mehr - aber dank IMSLP kann man diverse Salonalben aus dem 19. Jahrhundert wieder ausgraben, wenn einem der Sinn nach Gruseligem steht. Das "Gebet einer Jungfrau" gehört da noch zu den besseren Sachen.

Was TEY angeht, erlaube ich mir allerdings ein Werturteil. Ich wurde bei etlichen Schülervorspielen in meiner alten Schule damit zwangsbeglückt. Diese Musik ist so simpel und vorhersehbar, dass man sie spätestens beim zweiten Hören (und ich wurde weit öfter damit gequält!) kaum noch ertragen kann. Die "Comptine" und "River flows in wem auch immer" sind für mich Folter. Nichts weniger.
 
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Exakt - mit dem richtigen Phrasenschatz könnte man jeden nur auf dem Papier stimmigen Avantgarde-Käse eines letztrangigen Darmstadt-/Donaueschingen-Mitläufers in den Himmel loben und jeden guten Song daneben als kulturindustriellen Kack denunzieren. Aber die Zeiten sind - Gottlob! - vorbei, in denen das so ohne weiteres ging. Den Umschlag von Moderne in Modernismus hat schon der große Stichwortgeber, Adorno, konstantieren müssen, und wenn man Adorno dazu hätte bringen können, seine kaum analytisch zu nennende Betrachtung der späten Kurt-Weill-Songs (aus dessen Broadwaymusical-Zeit) auf das Phänomen Popsong zu übertragen, dann hätte er Deinen Worten zugestimmt:



Es läßt sich allerdings analytisch zeigen, worin sich Tiersen, Yiruma und Einaudi von anderen Easy-Listening-Größen unterscheiden. Tiersen ist der gröbste Pfuscher, der sich mit wenigen Dudelphrasen à la Philipp Glas begnügt, zu einer ebenfalls sehr einfallslosen Begleitung. In aufsteigender Reihe folgt Yiruma, dessen Musik halt an einer gewissen Kontrastarmut leidet. Der Beste ist zweifellos Einaudi. Er hat wirklich prägnante Einfälle; seine Stücke sind nur - bei identischem Material - einfach zu lang, was aber kein Problem ist, weil man ja nach dem ersten Drittel aufhören kann. - Es ist wirklich eine Kunst, und ich ziehe meinen Hut vor jedem prägnant und abwechslungsreich komponierten, dabei eingängigen Song, der auch nach x-maligem Hören noch nicht verbraucht wirkt.

Oft ist das heute aber eine wahre Teamarbeit ;)

Applause" was written and produced by Gaga and DJ White Shadow, along with Nick Monson and Dino Zisis while on the road for her Born This Way Ball tour in 2012. Other songwriters working on the track included Martin Bresso, Nicolas Mercier, Julien Arias and William Grigahcine.[7][8]

Seit kurzem mischt auch eine junge Klavierspielerin im Pop Bereich mit ;)

Ein Song von Ed Sheeran, Bruno Mars - Chapeau! Ein guter Song zeichnet sich für mich dadurch aus, dass er selbst durch das schrecklichste Cover nicht völlig zerstörbar ist.
 
W
Dass es schwierig ist, einen guten Hit zu schreiben, bezweifle ich nicht. Wenn ich wüsste, wie das geht, würde ich es machen. Nicht, weil es mich sonderlich interessiert, sondern wegen der Kohle, die man damit verdienen kann. Und es gibt ja durchaus Popsachen, die mir gefallen - ich habe sogar ein paar in dem entsprechenden Faden angeführt.

Ich kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, etwas Negatives über Lady Gaga oder Ed Sheran gesagt zu haben. Ich kenne zwar die Namen, aber keinen einzigen Song, den ich diesen Namen zuordnen könnte. Es ist Musik, die mich nicht interessiert. Ich habe gar nicht das Bedürfnis, darüber eine Wertung abzugeben. Das unterscheidet mich sehr wohl von elli. Sie interessiert sich ganz offensichtlich in keiner Weise für (ernste) Neue Musik. Was an sich kein Problem wäre, wenn sie dieser Musik nicht pauschal ihre Daseinsberechtigung absprechen würde.

Die Tatsache, dass es in der (ernsten) Musik des 20. Jahrhundert auch viel Unfug gibt, ist übrigens völlig normal - Minderwertiges gab es in allen Epochen gleichermaßen. Das meiste davon kennt man heute nicht mehr - aber dank IMSLP kann man diverse Salonalben aus dem 19. Jahrhundert wieder ausgraben, wenn einem der Sinn nach Gruseligem steht. Das "Gebet einer Jungfrau" gehört da noch zu den besseren Sachen.

Was TEY angeht, erlaube ich mir allerdings ein Werturteil. Ich wurde bei etlichen Schülervorspielen in meiner alten Schule damit zwangsbeglückt. Diese Musik ist so simpel und vorhersehbar, dass man sie spätestens beim zweiten Hören (und ich wurde weit öfter damit gequält!) kaum noch ertragen kann. Die "Comptine" und "River flows in wem auch immer" sind für mich Folter. Nichts weniger.
Du hast es geschafft, letztes Jahr diesem Song völlig aus dem Weg zu gehen, niemals Radio?



Selbst jetzt in den USA?
 
Im Wechsel mit dem Song, hier alleine 1,5 Mrd clicks



Bist du selbst nie in Musikabteilungen unterwegs? Gehst irgendwo einkaufen?
 
Mir ist der auch unbekannt, dabei höre ich Radio.
Die Aussage, dass er immer irgendwo dudelt, kann ich nicht bestätigen.
 
Was man nicht vergessen sollte: die meisten Künstler der Popmusik sind halt Entertainer und Sänger, aber selten auch Komponisten. Und selbst Lady Gaga kann ziemlich gut singen, auch wenn man das den meisten ihrer Songs nicht anhört. Es beschwert sich in der Klassik Szene ja auch keiner darüber, das der Starpianist XY die zehntausendste Einspielung von Beethoven, Mozart oder was auch immer bringt, anstatt mal selber was ordentliches zu komponieren.
 
Mir sind beide Songs ebenfalls absolut unbekannt. Noch nie gehört. Kann auch mit Ed Sheeran oder so nichts anfangen.

Höre aber auch kein Radio und gehe nicht in Discotheken (?) oder Bars, wo solche Musik gespielt werden würde. Ist das jetzt eine Bildungslücke? :-D
 
Mir sind beide Songs ebenfalls absolut unbekannt. Noch nie gehört. Kann auch mit Ed Sheeran oder so nichts anfangen.

Höre aber auch kein Radio und gehe nicht in Discotheken (?) oder Bars, wo solche Musik gespielt werden würde. Ist das jetzt eine Bildungslücke? :-D
Gehst du nie Einkaufen? Ohne Bewertung der Qualität gehörte der letzte Song letztes Jahr zu Alltagskultur, besonders in den USA.
Wenn @mick , diesen selbst in den USA noch nicht gehört hat, ist das ungefähr so, als ob er 1969 die Mondlandung nicht mitbekommen hätte.
Den Ersteren (Ed Sheeran) sollte er auf jedenfalls auf dem Klavier drauf haben, sollte er mal für eine Hochzeit gebucht werden.

Und Bruno Mars für den Hochzeitsantrag ;)



und wenn er dann Kinder hat

 
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Im Wechsel mit dem Song, hier alleine 1,5 Mrd clicks



Bist du selbst nie in Musikabteilungen unterwegs? Gehst irgendwo einkaufen?


Auch diesen Song kenne ich nicht. In Musikabteilungen bin ich nicht unterwegs (was macht man da?) und einkaufen gehe ich selten. Ab und zu in einem winzigen italienischen Lebensmittelladen - da laufen "O sole mio", "Funiculì, funiculà" und "Torna a Surriento" in Endlosschleife. Ganz selten gehe ich zu Wal Mart - da läuft fast immer Country-Music. Ein Radio habe ich nicht.
 
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Gehst du nie Einkaufen? Ohne Bewertung der Qualität gehörte der letzte Song letztes Jahr zu Alltagskultur, besonders in den USA.
Wenn @mick , diesen selbst in den USA noch nicht gehört hat, ist das ungefähr so, als ob er 1969 die Mondlandung nicht mitbekommen hätte.
Den Ersteren (Ed Sheeran) sollte er auf jedenfalls auf dem Klavier drauf haben, sollte er mal für eine Hochzeit gebucht werden.

Und Bruno Mars für den Hochzeitsantrag ;)



Ich gehe einkaufen, aber in Läden, wo entweder so dezent Musik läuft, dass sie mir nicht aufgefallen ist, oder aber ich blende sie komplett und absichtlich aus. Mich macht solche Musik ganz irre.
Höre sowieso meist über Kopfhörer Aufnahmen beim Einkaufen und durch die Stadt schlendern. Oft Klassik (Chopin, Beethoven, Liszt vor allem), manchmal auch Chill Out/Ibiza Lounge/Jazz/Blues/House; je nach Stimmung.
Aber mit den modernen Pop-Hits kann ich nichts anfangen.
Allenfalls noch mit Bands wie aha (summer moved on...), Sting, R.E.M. usw.... die mein Vater mir mal auf mein Handy geladen hat. Die finde ich noch ganz gut zwischendurch. :lol:
Und ja, ich weiß wie uncool das klingt. ;-)
 
Ich kenne viele der Pop-Hits, da ich parallel in einer Band spiele und Songs mit den Mitgliedern covere.
Ich finde nicht, dass man sich schämen muss, wenn einem diese Musik gefällt, auch wenn mir selbst diese Musik nicht sehr zusagt. Allerdings: Draußen beim Grillen, in einem Bar, beim Sportmachen oder ganz selten Club will ich auch keine Klassische Musik hören, das passt nicht so sehr - da muss dann was anders her :-) (genial finde ich gerade ältere Rock/Pop/Metal -Titel)
 
Ich hab die 2 expliziten Beispiele auch nur reingeworfen, weil sonst ggf. doch jemand eingeworfen hätte, dass es eben auch konstruierten Plastik-Popp gibt, mit Plasik-Menschen, von Produzenten, die halt das Räderwerk aus Plattenfirmen, Casting-Serien, Radio-Endlosschleifen etc. perfekt kennen und gut verdrahtet sind.

Das meinte ich nicht, es gibt immer wieder Pop-Hits, mit denen sich völlig unerwartete Leute durchsetzen, vorbei an den verkrusteten Pop-Plattenlabel-Strukturen. Ed Sheran z.B. hat das einfach mal hinbekommen und Frau Germanotta hat sich halt selbst neu erfunden, als es nur mit Flügel und Singen allein nicht so recht laufen wollte.

Letztlich ging es mir nur darum, dass ich schon oft genug erlebt habe wie jemand mit einer nicht perfekt durch-überlegten und Forums-akzeptierten Formulierung mit der intendierten Aussage "ist nicht meins" sofort übertrieben angegangen wird, wenn "akzeptierte Kunst" das Ziel war.
Bei manch anderem Song-Verriss klopft man sich hingegen gegenseitig auf die Schulter, auch völlig übertrieben, nur in der kompletten Gegenrichtung.

Ich kann total verstehen, wenn viele Leute mit manchen Musikrichtungen nix anfangen können und wenn ich mich jedes mal aufgeregt hätte, wenn einer zu meinen bevorzugten Musikstilen (Noise / Industrial) gesagt hätte "Das ist Schrott" anstatt das politisch korrekte "Das verstehe ich nicht" zu verwenden, dann hätten mir diese Leute gesagt "Du spinnst" und hätten mich stehen lassen.
 
... In der Neueren Musik (nach 1945) wimmelt es von solchen Spielanweisungen, ganz zu schweigen von Spielweisen oder Präparierungen, bei denen die Tonhöhe mikrotonal verändert wird - bis hin zum Geräusch, und Komponisten wie Lachenmann arbeiten mit solchen Klängen nicht, um einen theatralischen Showeffekt zu erzielen; vielmehr sind diese Klänge für sie eine Art Materialgrundlage.

Ich bin froh, dass es in dieser Epoche auch Komponisten gibt, die in ihrem Klavierwerk ohne solch eine Materialgrundlage auskommen. Ich meine z.B. György Ligeti, von dem ich ein paar Stücke mit Begeisterung spiele.

Grüße
Manfred
 
[...] und gehe nicht in Discotheken (?) oder Bars, wo solche Musik gespielt werden würde. Ist das jetzt eine Bildungslücke?
Eine Lücke schon, zumindest was die Kenntnis des gängigen Musikkonsums angeht. Aber ob man das bereits als Bildungslücke bezeichnen kann? Ich glaube, eher nicht. Ich jedenfalls komme bisher ganz gut ohne die Charts der letzten fünfundzwanzig Jahre zurecht.
 
Ich bin froh, dass es in dieser Epoche auch Komponisten gibt, die in ihrem Klavierwerk ohne solch eine Materialgrundlage auskommen. Ich meine z.B. György Ligeti, von dem ich ein paar Stücke mit Begeisterung spiele.

Über Lachenmanns Musik kann man denken, was man will. Aber der Mann weiß, was er macht. Ich habe mal der Probe eines seiner Werke beigewohnt (irgendein Orchesterstück mit dem üblichen kryptischen Titel). Der famose René Gulikers dirigierte. Lachenmann saß in einer der vorderen Reihen und las in seiner mannshohen Partitur mit. Das Orchester erzeugte ein Sammelsurium extravaganter Klänge und Geräusche.

Plötzlich erhob sich Lachenmann von seinem Platz, gab dem Dirigenten ein Zeichen. René Gulikers klopfte ab, Lachenmann ging zielstrebig nach rechts, auf eine koreanische Cellistin zu und sagte: "In Takt soundsoviel ist das Glissando bis zum tiefen C runtertzuführen. Bitte achten Sie darauf." Der Mann 1.) hatte in diesem Geknirsche gehört, daß ein Cello das Glissando nicht wie vorgeschrieben ausgeführt hatte, und 2.) dieses Detail war ihm wichtig, obwohl es außer ihm vermutlich niemand merken würde. Beides hat mir imponiert.

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Ich kann total verstehen, wenn viele Leute mit manchen Musikrichtungen nix anfangen können und wenn ich mich jedes mal aufgeregt hätte, wenn einer zu meinen bevorzugten Musikstilen (Noise / Industrial) gesagt hätte "Das ist Schrott" anstatt das politisch korrekte "Das verstehe ich nicht" zu verwenden, dann hätten mir diese Leute gesagt "Du spinnst" und hätten mich stehen lassen.

Diese Haltung kann man haben - bei Dingen, die einem nicht besonders wichtig sind. Wenn mir jemand sagt, James Bond-Filme sind grundsätzlich kommerzieller Schrott, dann geht mir das am A... vorbei, obwohl ich die Filme ganz gerne anschaue.

Wer der Musik eines Komponisten, den ich wirklich schätze, die Existenzberechtigung abspricht, ohne sich im Geringsten damit auseinandergesetzt zu haben, kann mich gerne für einen Spinner halten, wenn ich mich aufrege. Er darf mich nicht nur stehen lassen, ich bitte sogar darum.
 
Über Lachenmanns Musik kann man denken, was man will. Aber der Mann weiß, was er macht. Ich habe mal der Probe eines seiner Werke beigewohnt (irgendein Orchesterstück mit dem üblichen kryptischen Titel). Der famose René Gulikers dirigierte. Lachenmann saß in einer der vorderen Reihen und las in seiner mannshohen Partitur mit. Das Orchester erzeugte ein Sammelsurium extravaganter Klänge und Geräusche.

Plötzlich erhob sich Lachenmann von seinem Platz, gab dem Dirigenten ein Zeichen. René Gulikers klopfte ab, Lachenmann ging zielstrebig nach rechts, auf eine koreanische Cellistin zu und sagte: "In Takt soundsoviel ist das Glissando bis zum tiefen C runtertzuführen. Bitte achten Sie darauf." Der Mann 1.) hatte in diesem Geknirsche gehört, daß ein Cello das Glissando nicht wie vorgeschrieben ausgeführt hatte, und 2.) dieses Detail war ihm wichtig, obwohl es außer ihm vermutlich niemand merken würde. Beides hat mir imponiert.

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Dein Beitrag zu Lachenmanns Orchesterprobe ist ja ganz amüsant.
Ich finde solche Musik ja auch spannend, und ein Orchester ist ja auch der richtige Klangkörper für sowas.

Aber hier ging es eigentlich um Klaviermusik. Und in diesem Zusammenhang um die Frage, ob es auch ein Digi sein darf, dem man bekanntlich nicht in die Saiten greifen kann. Ich finde es gut, dass noch Klaviermusik geschrieben wird, die mit klassischer Klavier-Spieltechnik spielbar ist.
Und ich mag auch vieles aus der zeitgenössischen Musik.

Grüße
Manfred
 
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