Technik-Killer

  • Ersteller des Themas Romantikfreak98
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(...hm....weine nicht... es gibt eine Filmaufnahme, wie Gulda Chopins Barcarolle spielt... zum Glück gibt´s auch Gulda´s absolut fantastische Hammerklaviersonate) :-);-):-)

Lieber rolf, deshalb werden sich meine Tränenkanäle nicht öffnen;-). Die Aufnahme kenne ich natürlich und -unter uns- Chopin mag ich von einigen anderen Pianisten wesentlich lieber hören.
 
@pianochris66 :

Moin, Chris !!

Zu Friedrich Gulda: Den mag ich auch !!
Hier spielt er Chopins Barcarolle:



Zum Vergleich Alfred Cortot:




Für Interessierte, die den Begriff vielleicht noch nicht kennen: Was ist eigentlich eine Barcarolle bzw. Barkarole ? - http://en.wikipedia.org/wiki/Barcarolle

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Ich hörte - und sah - vor mehreren Jahren im TV Gulda mit Chopins Barcarolle: Unvergesslich. Hat mir super gefallen, vielleicht war es sogar die verlinkte Aufnahme, ich weiß aber nicht mehr, auf welchem Konzert, nur noch, dass erschräg von links hinten gefilmt wurde meist, und eine braune Jacke anhatte.

Wie ich meine - rein subjektiv, natürlich - , hat Cortot bei dem Teil ab ca. 3:00 Min. ein sehr schönes Konzept, während Gulda an anderer Stelle - bei ca. 4:15 - richtig durchzieht, und Dampf macht, und sehr exakt ist, sehr schwierig, diese Stelle, wenn schnell gespielt und exakt, denn schnell und exakt müssen ja die Staken z.B. bei einer venezianischen Gondel hantiert werden, wenn man z.B. ausweichen will, sonst fährt man gegen eine andere Gondel oder gegen den Anleger...hmm...ich schweife ab:

Jedenfalls an dieser Stelle ( bei Cortot ab ca. 4:00 ) macht Cortot m.E. zu viel Schwankungen, so dass ich aus neutraler Position ein 1:1 vergeben möchte:

Gulda ist m.E. in jeder Hinsicht dem Altmeister Cortot gewachsen!

Was mir noch auffiel: Pianisten sollten immer auch mal vorsichtig sein. Es gibt eine haarige Stelle in der Barcarolle, dort, wo in der linken Hand das Anfangs-Begleitschema ( das nach den paar Einleitungstakten auftritt und charakteristisch ist ) wieder erscheint - nur diesmal als Oktaven: Vorsicht vor dieser Stelle...! Gulda WEIß das..so zumindest habe ich den Eindruck. Er könnte auch dort voll durchziehen, aber er zeigt Respekt.

LG, Olli!
 
Kleines Addendum, wenn schon OT, zu Guldas Schubert: bitte unbedingt seine allerletzte Aufnahme mit den Improptus anhören !!!! Gänsehaut ist vorprogrammiert, herlichstes Musizieren.
 
[Vorsicht vor dieser Stelle...! Gulda WEIß das..so zumindest habe ich den Eindruck. Er könnte auch dort voll durchziehen, aber er zeigt Respekt.
diese Vorsicht scheinen etliche nicht zu kennen:





(übrigens hatte Gulda diesen von dir so genannten "Respekt" vor dieser Stelle ebenfalls nicht, und zwar einfach deshalb, weil das innerhalb dieses Stücks keine Besonderheit ist - etwas später kommt ein massiver Oktaven- & Akkordeabschnitt, der weitaus schwieriger ist, und den spielte er wie alle forte und schnell) Ansonsten müssen wir bei der Frage, ob es "die Technik kaputt machende Stücke" gibt eigentlich nicht darüber diskutieren, dass Chopin nicht Guldas Domäne war ;-)

jeder könnte sich jeder unschwer selbst "Technik-Killer" basteln: einfach mit manischem Ingrimm prestissimo fortissimo Undezim- und Duodezimakkorde trommeln :-D ...die Frage ist halt, was damit bewiesen wäre...
 
so dass ich aus neutraler Position ein 1:1 vergeben möchte:

Gulda ist m.E. in jeder Hinsicht dem Altmeister Cortot gewachsen!

Moin Olli,

Pianisten sind doch keine Fußballer;-). Wir sind hier mittlerweile ja so OT, zu Gulda könnte man noch viel schreiben aber eigentlich hat rolf es auf den Punkt gebracht, deshalb sollten wie es dabei belassen.

LG
Christian
 
jeder könnte sich jeder unschwer selbst "Technik-Killer" basteln: einfach mit manischem Ingrimm prestissimo fortissimo Undezim- und Duodezimakkorde trommeln :-D ...die Frage ist halt, was damit bewiesen wäre...

apropos basteln: wenn auch nicht Undezimakkorde etc, trotzdem sieht es sehr ungesund aus, wie im Film "Frühlingssymphie" gezeigt wird, wie Schumann sich (er übt da seine spießige Tokkata) mit seiner monströsen Apparatur den Finger ruinierte......
 
Zuletzt bearbeitet:

Meinst Du mit „trommeln“, dass diese Akkorde arpeggiert werden?
...kennst du irgendwen, der arpeggieren meint, wenn er trommeln sagt? ((kleiner Tipp: wenn das gemeint wäre, müsste irrigerweise Chopins op.10 Nr.11 eine Technikabrissbirne sein :-D:-D))
ok, vielleicht hätte ich statt trommeln pauken oder martellato-hämmern schreiben sollen :-)
 
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Da fallen mir Worte von Rellstab ( war das nicht der, der sich die Mondscheinsonaten-Nachtszene am Dorfteich ausgedacht hatte? ) ein, die sich in meinem rosanen Buch befinden: Anscheinend glaubten manche wirklich, Stücke könnten schädlich für die Gesundheit sein.

Zitat:

[...]Salonfähig ist die Etüde nun, aber ist sie auch noch spielbar? Als im Juni 1833 sein opus 10, die erste Sammlung von zwölf Etüden, erscheint ( und er bereits am zweiten Zyklus, op. 25, arbeitet ) , da gibt es unter Musikkennern und Klavierspielern einen Aufschrei, bei dem Ludwig Rellstab einer der Stimmführer ist. In seiner Musikzeitschrift "IRIS" schreibt er mit reichlich gequältem Humor:

"Solange er [Chopin] aber solche Mißgeburten ausheckt, wie obige Etüden, die ich allen meinen Freunden, und zumal den Klavierspielern, zur wahren Belustigung gezeigt, so lange wollen wir über diese ebenso lachen, wie über seinen Brief. [Es handelt sich um einen gar nicht von Chopin stammenden Entrüstungsbrief.] Eine Special-Recension der 12 neuen Apostel, die Hr. Chopin in obigen 12 Stücken in die Welt geschickt hat, erlasse man uns jedoch, und begnüge sich mit der wohl nicht unnützen Bemerkung, daß, wer verrenkte Finger hat, sie an diesen Etüden vielleicht wieder ins Gerade bringt, wer nicht, sich aber sehr davor hüten und sie nicht spielen muß, ohne Herrn von Gräfe oder Diefenbach - zwei Berliner Ärzte - in der Nähe zu haben, die überhaupt, wenn diese Art Klavierspiel in die Mode kommt, als Assistenten berühmter Klavierlehrer vielleicht eine ganz neue Art Praxis bekommen könnten."

Ähnlich urteilt er übers Klavierkonzert op. 11; nämlich [...]

Hmm. Also ich denke, für Rellstab war es einfach noch zu "neu" und ungewohnt, was Chopin da herausbrachte. Was hätte Rellstab erst gesagt, wenn er noch schwierigere Klopper, z.B. so Alkan-Sachen, oder auch Godowskys Bearbeitungen der Etüden, gesehen hätte? Oder manches aus der "Neuen Musik" ? So Cluster und sowas ? Oder Sorabji's sehr lange und schwierige Werke? Und da gab es noch so einen..hab Namen jetzt vergessen, hatte ihn aber mal erwähnt hier irgendwo im Forum, irgendein Franzose, der unglaublich schwierige Etüden geschrieben hat! Vielleicht die schwierigsten? Mist, müsste ihn suchen..

Also ich denke, man kann eines sagen: GESUNDHEITSGEFÄHRDEND ist Chopin bestimmt nicht! Da müsste Rellstab nochmal drüber nachdenken!

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Doch auch zum perkussiven Gebrauch und "Hämmern" auf Klavieren fällt mir noch was ein:
Abgesehen davon, dass es aus einigen Gründen nicht gut ( und vor allem unnötig ) ist, aus der Luft auf die Tasten zu hämmern,
sagt Horowitz folgende m.E. vernünftigen Worte:

Immer kam Horowitz auf seine alte Devise zurück, dass das Klavier "singen" soll. Und er sagte seinem Schüler dann:

"Man muss die Streicher imitieren, und den Gesang; das ist die einzige Möglichkeit, aus dem Klavier - einem perkussiven Instrument - ein singendes Instrument zu machen Aus diesem Grund rate ich auch von Bartok oder Strawinsky oder Copland ab - man soll das Klavier nicht so gebrauchen. Schon möglich, dass diese Komponisten gute Musik geschrieben haben, nur will ich sie nicht spielen. Aber ich höre sie mir durchaus gerne an."

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Zitate rausgeflöht aus rosanem Chopinbuch und aus Horowitz-Biographie von Plaskin

by: Olli, mit LG!
 
Zuletzt bearbeitet:
...kennst du irgendwen, der arpeggieren meint, wenn er trommeln sagt? ((kleiner Tipp: wenn das gemeint wäre, müsste irrigerweise Chopins op.10 Nr.11 eine Technikabrissbirne sein :-D:-D))
ok, vielleicht hätte ich statt trommeln pauken oder martellato-hämmern schreiben sollen :-)

Trommeln ist für mich eine schnelle Bewegung mit mindestens zwei Schlägeln. Somit dachte ich, dass Du nichts "statisches" (also keinen gegriffenen Akkord) meinst.

Ich habe mal in die Noten geschaut und sehe darin überall das Arpeggierungszeichen. Vielleicht kapiere ich aber nur nicht was Du meinst.

Können Pianisten mit großen Händen denn nun Undezim- und Duodezimakkorde greifen oder nicht? Wenn ich bedenke, dass ich (nur mal so zum ausprobieren ob das klappt) gerade mal einen Dezimakkord hinbekomme und die Finger dabei nicht sonderlich beweglich sind (meine Hände sind nicht klein), kann ich mir nur schwer vorstellen wie man einen Duodezimakkord auf die Reihe bekommt.
 
Können Pianisten mit großen Händen denn nun Undezim- und Duodezimakkorde greifen oder nicht?

Hallo Marlene,

Du hattest meine Ankündigung der Masterclass von Prof. Daniel Pollack gelesen ? "Eine Masterclass in Dresden" ?

( wurde leider etwas zerredet, daher schau ich nicht mehr rein ) : Doch jedenfalls:

Pollack greift Duodezime, und "stretcht" die 13, wenn er gezwungen ist.

LG, Olli!
 
Oha...

Danke Olli.
 

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