Sitze ich richtig?

  • Ersteller des Themas Blumenhaendler
  • Erstellungsdatum

Wie sitzt man denn nun richtig?
Gibt es da eine Faustregel, nach der man sich seinen eigenen Sitzstil aussuchen (anpssen) kann?
Horowitz sitzt z.B. sehr tief und seine Ellenbogen hängen richtig runter. Sein Oberkörper ist vorgeneigt, weil er auf dem Stuhl (Hocker) nur vorne sitzt. Seine Handgelenke hängen auch recht tief beim Spiel.
 
Wie sitzt man denn nun richtig?
Gibt es da eine Faustregel, nach der man sich seinen eigenen Sitzstil aussuchen (anpssen) kann?
Nur wer richtig sitzt kann auch richtig spielen. Aufrecht, dem Schwerpunkt folgen, keineswegs den Nacken verkrampfen. Arme leicht über 90 Grad gewinkelt und Unterarme waagerecht. Beine rechtwinkelig auf dem Boden. Eine anständige und höhenverstellbare Klavierbank ist unerlässlich.

Der Große Meister zeigt wie es geht:
 
und: Darf man auch mal einen fahren lassen? Könnte man nicht Bauchtanz mit Klavierspiel verbinden? Oder darf man gar das Klavier .... ;-)
 
und: Darf man auch mal einen fahren lassen?
wenn man mit den Konsequenzen leben kann:
Indem ich nun dieses also belachte, entrann mir ohnversehens ein solcher grausamer Leibsdunst, daß beides ich und der Secretarius darüber erschraken; dieser meldet' sich augenblicklich sowohl in unsern Nasen als in der ganzen Schreibstuben so kräftig an, gleichsam als wenn man ihn zuvor nicht genug gehöret hätte. »Troll dich du Sau«, sagt' der Secretarius zu mir, »zu andern Säuen in Stall, mit denen du Rülp besser zustimmen, als mit ehrlichen Leuten konversieren kannst!« Er mußte aber sowohl als ich den Ort räumen, und dem greulichen Gestank den Platz allein lassen. Und also habe ich meinen guten Handel, den ich in der Schreibstub hatte, dem gemeinen Sprichwort nach auf einmal verkerbt.
Mein Herr hatte einen ausgestochenen Essig zum Pagen neben mir, welcher schon ein paar Jahr bei ihm gewesen, demselben schenkt ich mein Herz, weil er mit mir gleichen Alters war: Ich gedachte, dieser ist Jonathan und du bist David; aber er eifert' mit mir wegen der großen Gunst, die mein Herr zu mir trug und täglich vermehrte; er besorgt', ich möchte ihm vielleicht die Schuh gar austreten, sah mich derowegen heimlich mit mißgünstigen neidigen Augen an, und gedachte auf Mittel, wie er mir den Stein stoßen und durch meinen Unfall dem seinigen vorkommen möchte: Ich aber hatte Taubenaugen, und auch einen andern Sinn als er, ja ich vertraute ihm alle meine Heimlichkeiten, die zwar aus nichts anderm als aus kindischer Einfalt und Frommkeit bestunden, dahero er mir auch nirgends zukommen konnte. Einsmals schwätzten wir im Bett lang miteinander, ehe wir entschliefen, und indem wir vom Wahrsagen redeten, versprach er mich solches auch umsonst zu lehren; hieß mich darauf den Kopf unter die Decke tun, denn er überredet' mich, auf solche Weis müßte er mir die Kunst beibringen; Ich gehorchte fleißig, und gab auf die Ankunft des Wahrsagergeistes genaue Achtung, potz Glück! derselbe nahm seinen Einzug in meiner Nasen, und zwar so stark, daß ich den ganzen Kopf wieder unter der Decken hervortun mußte. »Was ists?« sagt' mein Lehrmeister. Ich anwortet: »Du hast einen streichen lassen.« »Und du«, antwortet' er, »hast wahrgesagt, und kannst also die Kunst am besten.« Dieses empfand ich für keinen Schimpf, denn ich hatte damals noch keine Gall, sondern begehrte allein von ihm zu wissen, durch was für einen Vorteil man diese Kerl so stillschweigend abschaffen könnte? Mein Kamerad antwortet': »Diese Kunst ist gering, du darfst nur das linke Bein aufheben, wie ein Hund der an ein Eck brunzt, daneben heimlich sagen: je pète, je pète, je pète, und mithin so stark gedrückt, als du kannst, so spazieren sie so stillschweigend dahin, als wenn sie gestohlen hätten.« »Es ist gut«, sagte ich, »und wenns hernach schon stinkt, so wird man vermeinen, die Hund haben die Luft verfälscht, sonderlich wenn ich das linke Bein fein hoch aufgehoben werde haben.« Ach, dachte ich, hätte ich doch diese Kunst heute in der Schreibstuben gewußt.
Als ich dergestalt mit einem Teller in der Hand vor der Tafel aufwartete, und in meinem Gemüt von allerhand Tauben und merklichen Gedanken geplagt wurde, ließ mich mein Bauch auch nicht zufrieden, er kurret und murret ohn Unterlaß, und gab dadurch zu verstehen, daß Bursch in ihm vorhanden wären, die in freie Luft begehrten; ich gedacht, mir von dem ungeheuren Gerümpel abzuhelfen, den Paß zu öffnen, und mich dabei meiner Kunst zu bedienen, die mich erst die vorig Nacht mein Kamerad gelehret hatte; solchem Unterricht zufolg hub ich das linke Bein samt dem Schenkel in alle Höhe auf, drückte von allen Kräften was ich konnte, und wollte meinen Spruch ›Je pète‹ zugleich dreimal heimlich sagen; als aber der ungeheure Gespan, der zum Hintern hinauswischte, wider mein Verhoffen so greulich tönete, wußte ich vor Schrecken nit mehr was ich täte, mir wurde einsmals so bang, als wenn ich auf der Leiter am Galgen gestanden wäre, und mir der Henker bereits den Strick hätte anlegen wollen; und in solcher jählingen Angst so verwirret, daß ich auch meinen eigenen Gliedern nicht mehr befehlen konnte, maßen mein Maul in diesem urplötzlichen Lärmen auch rebellisch wurde, und dem Hintern nichts bevorgeben noch gestatten wollte, daß er allein das Wort haben, es aber, das zum Reden und Schreien erschaffen, seine Reden heimlich brummeln sollte, derowegen ließ solches dasjenige, so ich heimlich zu reden im Sinn hatte, dem Hintern zu Trutz überlaut hören, und zwar so schrecklich, als wenn man mir die Kehl hätte abstechen wollen: je greulicher der Unterwind knallete, je grausamer das ›Je pète‹ oben herausfuhr, gleichsam als ob meines Magens Ein- und Ausgang einen Wettstreit miteinander gehalten hätten, welcher unter ihnen beiden die schrecklichste Stimm von sich zu donnern vermochte. Hierdurch bekam ich wohl Linderung in meinem Eingeweid, dagegen aber einen ungnädigen Herrn an meinem Gouverneur; seine Gäst wurden über diesem unversehenen Knall fast wieder alle nüchtern, ich aber, weil ich mit aller meiner angewandten Mühe und Arbeit keinen Wind bannen können, in eine Futterwanne gespannet und also zerkarbeitscht, daß ich noch bis auf diese Stund daran gedenke. Solches waren die erste Bastonaden die ich kriegte, seit ich das erstemal Luft geschöpft, weil ich dieselbe so abscheulich verderbt hatte, in welcher wir doch gemeinschaftlicher Weis leben müssen, da brachte man Rauchtäfelein und Kerzen, und die Gäst suchten ihre Bisemknöpf und Balsambüchslein, auch sogar ihren Schnupftobak hervor, aber die besten aromata wollten schier nichts erklecken. Also hatte ich von diesem Actu, den ich besser als der beste Komödiant in der Welt spielte, Friede in meinem Bauch, hingegen Schläg auf den Buckel, die Gäst aber ihre Nasen voller Gestank, und die Aufwärter ihre Mühe, wieder einen guten Geruch ins Zimmer zu machen.
Grimmelshausen, Simplicius simplicissimus
:D:D:D:D
 
Da gibt's sogar was von Mozart:

Zitat von Wolfgang Amadeus Mozart:
Da fällt mir eine Geschichte ein: Als ich letztens an einem Brief für das werte Bäsle Häsle gesessen bin, musste ich kurz aufstehen und da schmeckte ich so was angebranntes – wo ich hinging stank es, wenn ich zum Fenster hinaussah, so verlor sich der Geruch, sah ich wieder herein, so nahm der Geruch wieder zu, endlich sagte meine Mama: „Was wette ich, du hast einen gehen lassen“ --- Ich glaubte Mama nicht und machte die Probe, tat den ersten Finger im Arsch und dann zur Nase und --- Ecce probatum est --- die Mama hatte recht ...

LG, Mick
 
Die Antwort gibt's in diesem schönen Liedchen der Söhne Mülheims:



Ansonsten gilt:

65e84dd98ec3595654a4ab2fdeed3199.jpg


LG von Rheinkultur
 
gut zu wissen, daß Glenn Gould eine "beeinträchtigte Impulsübertragung" hatte.

Glenn Gould konnte nicht aufgrund seiner furchtbaren Haltung spielen, sondern offnsichtlich trotz seiner furchtbaren Haltung. Sicher ist die Sitzposition am Instrument individuell unterschiedlich - aber Glenn Gould sollte hier nun wirklich nicht als Vorbild dienen. Rubinstein mit seiner vorbildlichen Haltung am Klavier hat es definitiv länger ausgehalten als Glenn Gould. :D:D:D
 

Horowitz mit seiner nicht ganz so vorbildlichen Haltung auch ;):D
genau auf den wollte ich auch gerade kommen. Ich bevorzuge ausdrücklich den tiefen Sitz bzw. hohes Piano. Und renommierte Klavieristen ebenfalls - z.B. Peter Feuchtwanger oder Martin Stadtfeld oder eben... Horrowitz. Der ist mir allemal mehr ein Vorbild als Rubinstein. Mit Stock im Arsch würde mir das Klavierspielen keinen Spaß machen. Und dann diese hochgezogenen Finger...

Diese Mär von irgendwelchen rechten Winkeln und Parallelen ist ein Hirngespinst und in nichts durch Erfahrungen gedeckt. Das hat sich einfach mal jemand ausgedacht. Vielleicht ein Tischler.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Angeregt durch einen anderen Thread, in dem Glenn Goulds Haltung erwähnt wurde, grabe ich mal diesen hier aus.
Bin beim Googeln auf diesen Satz von Peter Feuchtwanger gestoßen: " die richtige Höhe des Klavierstuhls (die Klaviatur sollte sich in einer Linie mit Ihrem Ellenbogen befinden; sitzen Sie keinesfalls höher!), ..."
Nun ist es bei mir so, dass ich bei meinem Wiedereinstieg anfänglich unbewusst zu hoch saß(die Hand befand sich unterhalb des Ellenbogens), bis ich auf den Trichter kam, dass da etwas nicht so richtig passt.
Habe dann den Hocker sukzessive immer tiefer eingestellt, bis ich vom waagerechten Unterarm zu einer erneuten Schräghaltung des Unterarms ( diesmal aber genau in die andere Richtung: die Hand befindet sich nun oberhalb des Ellenbogens) kam.
Diese Stellung empfinde ich als die für mich angenehmste, sowohl was die "Spielbarkeit" betrifft, als auch von der Körperhaltung her.
Wenn ich Feuchtwanger richtig interpretiere, müsste dies auch die von ihm empfohlene Haltung sein.
Nun wird aber in (und von) den meisten Ratgebern ein waagerechter Unterarm empfohlen.
Deshalb bin ich unsicher, ob Feuchtwanger mit "...sollte sich in einer Linie befinden..." vielleicht nicht doch auch den waagerechten Unterarm meint.
Wie seht Ihr das?

Edit: sehe gerade, dass die Antwort im letzten Beitrag, den ich übersehen habe, bereits gegeben wurde...(ich hasse Lesen und Posten in Foren auf dem Handy oder Minitablet...)
 
Zuletzt bearbeitet:
S'ist ein Kompromiss, weil im Bett liegend die Workstation auf dem Bauch doch etwas zu schwer und sperrig ist;-)
 
Diese Stellung empfinde ich als die für mich angenehmste, sowohl was die "Spielbarkeit" betrifft, als auch von der Körperhaltung her.
Dann ist sie richtig.

Nun wird aber in (und von) den meisten Ratgebern ein waagerechter Unterarm empfohlen.
Geschwätz! Begründet wird das m.W. nirgends. Sieht halt angeblich gut aus...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es sowieso am Besten ist, nicht immer in genau derselben Weise dazusitzen, sondern in allen möglichen Positionen gut zurecht zu kommen. Also verschiedene Sitzhöhen, Abstände, ohne Stuhl im Stehen, kniend... Das macht fit für fremde Instrumente mit den üblichen eigenartigen oder nicht vorhandenen Sitzgelegenheiten. Stichwort Gemeindehaus...
 
Spielst Du eigentlich immer mit der Fingerhaltung vom Foto hier? Wäre extrem flach, was für einen Starter wie Dich zunächst mal nicht so toll wäre. Die Finger 2 bis 5 sollen halbrund (außengewölbt) auf den Tasten zum liegen kommen ( der Daumen natürlich seitlich), dabei nicht zu steil (keine Fingernagelnähe), sondern auf der, wie ich immer sage, "pantoffeligen" Stelle gegenüber der Nägel. Unterarme sollen etwa auf Höhe der Tastatur sein. Die Entfernung ist korrekt, wenn du die Arme kreuzen kannst, ohne, dass es dabei einen Crash gibt.
Das sind Grundeinstellungen. Später, wenn du weiter bist, gibt es dabei Modifikationen, besonders im Hinblick auf die Fingerstellung (z.B. beim Spiel oberhalb der Lichtgeschwindigkeit...;-))
 
Zuletzt bearbeitet:
Stoßen Deine Knie ans Klavier ? (ist leider nicht so zu sehen) das geht natürlich gar nicht, dann solltest Du das
Klavier etwas höher stellen

Sehe ich auch so auf dem Bild.
Ich hatte mein Stage ähnlich eingestellt - bis dann das Pedal zum Einsatz kam - dann machte mein Stage immer "hops"...:-D

Oberkante Tastatur bei mir 74cm, Sitz 50cm.

Aber warum spielst du im Dunkeln?:konfus:
 

Zurück
Top Bottom