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Naja, zum Glück waren die Preussen nicht besonders musikinteressiert (ausser Marschmusik), sonst hätte es eine ähnlich preussische Klavierschule gegeben. Hierzulande hat es ja nur zum Beibringen der "preussischen Flötentöne" gereicht.


Konservatoriumsgründung:
auf deutschen Gebiet: Mendelssohn-Bartoldy gründet MH Leipzig 1843
russische MH.: Anton Rubinstein 1862 Sankt Petersburg
Nikolai Rubinstein 1866 Moskau

Womit wir beim Thema wären.

Im folgenden LInk kann man viel über die russische Schule im Vergleich zu anderen erfahren, als Dialog aufgebaut:

http://www.internationalpianoacademy.org/GJMInterview.html
 
Unabhängig davon, ob dieser Faden als Troll-Faden gemeint war, finde ich das Thema nicht uninteressant und versuche es jetzt mal mit einem ernst gemeinten Beitrag.

Ich habe vor längerer Zeit mal diesen Artikel im Netz gefunden, der sich mit drei „Schulen“ beschäftigt, nämlich der deutschen, der französischen und der russischen. Es wurde versucht, anhand von Hör-Analysen von Aufnahmen vermeintlich typischer Vertreter herauszufinden, was diese Schulen auszeichnet.

artes.ucp.pt/citarj/article/download/7/6

Den Artikel und die darin dargestellten Ergebnisse selbst finde ich nicht so besonders erhellend. Es wurden knapp 20 Klavierwerke in Aufnahmen verschiedener Pianisten der drei Schulen auf Merkmale wie Tempo, Agogik, Dynamik usw. untersucht und verglichen. Die dargestellten Ergebnisse kann jemand, der die Aufnahmen alle gehört hat, wahrscheinlich besser nachvollziehen. Jedenfalls ist die Schlussfolgerung aus dem Ganzen etwas lahm: „Das Hauptergebnis dieser Arbeit besteht darin, dass Klavierschulen existieren, jedoch sind die Künstlerpersönlichkeiten von noch größerer Bedeutung.“ Tatsächlich ist die Postulierung einer bestimmten nationalen Schule wohl nur eine „Krücke“, die man verwenden kann um bestimmte Interpretations-Traditionen aufzufinden und zu untersuchen. Gerade die großen Pianisten, die in diesem Artikel näher betrachtet wurden, sind als individuelle Künstlerpersönlichkeiten und nicht als Angehörige einer bestimmten Schule so bedeutend geworden. Zwischen-Fazit: große Pianisten kann man nicht in Schubladen sortieren.

Allerdings finde ich die „genealogischen Tafeln“, die ganz am Ende des Artikels gezeigt sind, recht interessant. Es scheint in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Petersburg und in Moskau einfach eine Handvoll begnadeter Pädagogen gegeben zu haben, die es verstanden haben, wirklich große Schüler heranzuziehen.

Unter anderem interessiert mich Leonid Nikolaev, der in Petersburg am Konservatorium lehrte und neben Maria Yudina auch Wladimir Sofronizky und Dmitrij Schostakowitsch unterrichtet hat (und dem Schostakowitsch seine zweite Klaviersonate gewidmet hat). Nikolaev hatte offensichtlich zum einen Glück, drei so begabte Musiker in seine Obhut zu bekommen, aber irgendwas muss er auch richtig gemacht haben. In einem Buch über Schostakowitsch habe ich gelesen, dass nicht sehr viel über Nikolaevs pädagogische Ideen bekannt ist. Es wird ein Essay zitiert, in dem Nikolaev sechs „Thesen“ aufgestellt hat, die er für fundamental für seine Lehrtätigkeit gehalten hat (der Essay ist wohl leider nur in russischer Sprache verfügbar). In dem Schostakowitsch-Buch sind drei der Thesen wiedergegeben:

„Talent allein bedeutet wenig. Intellekt und ungeheure Mühe sind zusätzlich erforderlich“ (nun gut, das ist wohl eher ein Allgemeinplatz, aber recht hat er natürlich)

„Der Lehrer sollte versuchen, die Individualität des Schülers zu entwickeln und weiterzuentwickeln, und dem Schüler nicht erlauben, sich auf dem auszuruhen, was bereits erreicht wurde.“

„In der Musik muss man wissen, dass eine Nuance nicht nur Beiwerk ist. Wie in einem Gespräch ist eine Nuance nicht nur Beiwerk, sondern ein wesentlicher Teil dessen, was kommuniziert wird. Der Interpret muss die Nuancen finden, die sich aus dem musikalischen Gehalt des Werks ergeben.“

Details zur „russischen Schule“ kann man dem leider auch nicht entnehmen. Aber wenn man die Aufnahmen von Nikolaevs Schülern und Enkelschülern hört, merkt man, dass er offenbar einiges richtig gemacht hat.
 
Rasti, heute schon gekotzt? Mal wieder voll krass drauf, Alter.
Verstehst das besser?
 
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es gibt sie, die Unterschiede! schon alleine das Temperament und die Sprache eines Volkes.
Russische Cellistenschule: Mark Varshavsky, Rostropovich und der Armenier Narek Hakhnazaryan

Mark Varshavsky gehört zu den glänzenden Vertretern der grossen russischen Solisten-Tradition, in der sich technisches Können mit natürlicher Virtuosität und starker Gefühlsintensität verbinden. Der von Musikern wie Piatigorsky, Milstein, Menuhin (zu dessen Kammermusik-Partnern er gehörte) und Ashkenazy, von Schostakowitsch und Chatschaturian oder Jean Francaix hochgeschätzte Solist und Dirigent gilt als kongenialer Interpret der russischen und osteuropäischen Klassik und Moderne sowie der deutschen Romantik und des Barock. Nach seiner Emigration in die Schweiz hat sich Varshavsky mit erfolgreichen Solo- und Orchesterkonzerten, Radio- und TV-Auftritten (BBC, RAI, BR München, Radio France),
Meisterkursen, Menuhin Akademie/Gstaad und seinen beiden hochgelobten CD-Einspielungen in den europäischen Konzertmetropolen von London über Wien und Mailand bis Salzburg bei Publikum und Kritik einen Namen gemacht







Französische Cellistenschule: Andre Navarra, Pierre Fournier, Paul Tortelier, Maurice Gendron usw.






https://www.youtube.com/watch?v=0g00bVs0zBg
 

Pardon, aber da fehlt das "i". "Le bon blé port bien l'ivraie." (sagt mir auch meine Romanisten-Bibel, der Petit Robert)

Nix für ungut, Destenay! :-)
so langsam brauche ich ne Brille.:cry2: Ich bin gerade dabei einen Text für eine französische Zeitung zu schreiben, diesen werde ich hier auf einfaches Deutsch reinstellen, möchtest Du diesen in französisch? dann lege ich ihn mit, wehe, Du findest da als Französisch Lehrerin einen Fehler!:lol::bye:
 
Ich weiß nicht, wodurch sich die russische Klavierschule definiert.
Allerdings hatte Erfahrung mit einigen russischen Lehrern und Pianisten.
Als Lehrer kann ich (es waren nicht meine) Leonid Brumberg und Alexander Satz anführen. Letzterer ist leider schon verstorben. Er war ein guter Freund von mir, den ich in Wien anläßlich einer "master class" kennen gelernt hatte und dann in Moskau besucht habe. Später ist er dann emigriert und hat in Graz und in London unterrichtet. Ich habe seinen Nachruf in London gelesen. Daraus ist nicht ersichtlich, dass ein russischer Unterricht von Sadismus geprägt sein müsste. Er war eine Seele von Mensch.
Während der Zeit, die ich bei Bösendorfer arbeitete, hatte ich oft Gelegenheit, russische Pianisten zu hören, welche Flügel ausprobierten. Es fiel mir auf, dass diese Pianisten einen unheimlich guten Zugang zu den ihnen sonst unbekannten Flügeln aufwiesen. Ihr Anschlag war besser als der von anderen Pianisten und es war ersichtlich, wie sehr sie das Instrument schätzten, das sie gerade ausprobierten.
Dass in Russland technische Brillianz ein Thema ist, zeichnet nicht die Russen allein aus. Das Gleiche könnte man von Chinesen oder Koreanern behaupten, auch von Japanern, allerdings da nur von den männlichen Spielern. Ich denke, dass die russische Schule noch eher von Neuhaus etc. geprägt ist. Hier wird ein Verständnis der Stücke in musikalischer, nicht so sehr in technischer Richtung gefordert. Und das Buch von Neuhaus kann man auch als Amateur sehr wohl schätzen.
 
Pardon, aber da fehlt das "i". "Le bon blé port bien l'ivraie." (sagt mir auch meine Romanisten-Bibel, der Petit Robert)

Nix für ungut, Destenay! :-)
Pardon, da fehlt aber noch ein e :lol:
Das wusste aber google, da will ich euch auch nicht die Übersetzung vorenthalten:
Le bon blé porte bien l´ivraie.Das gute Korn verträgt das Unkraut.

Das sei @Peter gerichtet, der hier andauernd Leute in die Ferien schickt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Üblicherweise wird hier über Tippfehler großzügig hinweggesehen. Aber wenn sich ein pöbelnder, selbsternannter Oberlehrer Schwächen in der Orthographie erlaubt, dann ist das halt eine Steilvorlage. Wenn Du Dich hier sozial verträglich benehmen würdest, hätte kein Mensch eine Silbe über den Schreibfehler verloren.

Aber sowas sieht man leider häufig: Leute die grob austeilen können, sind im Einstecken oft völlig humorlos und fangen dann gerne das große Jammern an.

Grüße, Jörg
 

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