Riss im Gussrahmen, was ist mein Blüthner noch wert?

[Tastenscherge]

Wenn das der ganze Anspruch ist, dann stimme ich künftig selber.

Nicht nötig. Klaviere und Flügel werden ja bereits in der Fabrik gestimmt.

 

[Styx]

Nicht nötig. Klaviere und Flügel werden ja bereits in der Fabrik gestimmt.

Ja, und dann gibt es Kunden welche dann äußern sie sind vor 40 Jahren vom Klavierhändler betrogen worden, er hätte ihnen das Instrument als gestimmt verkauft

Viele Grüße

Styx

 

[klaviermacher]

Ja, und dann gibt es Kunden welche dann äußern sie sind vor 40 Jahren vom Klavierhändler betrogen worden, er hätte ihnen das Instrument als gestimmt verkauft

Viele Grüße

Styx

Da fällt mir ein, es ist schon einige Zeit her, ein Händler um die Ecke hat jemand son Jahamma Klafünf verkauft und nach 6 Jahren hat er mich der Kunde zum stimmen bestellt. Das Ding war in der Mittellage um einen Viertelton und im Diskant um einen Halbton gesunken. Ich sagte "Oh das ist aber höchst überfällig, da kann man ja gar nichts mehr drauf spielen.. und wann haben sie das das letzte Mal stimmen lassen?" Da sagte mir der Kunde, der Händler habe ihm versichert, dass man das Klavier während der 5 jährigen Garantie nicht stimmen muss.

Das arme Kind musste auf dem Klavier üben
Der Grund dieser Aussage des Händlers war einfach... Der hatte zu dem Zeitpunkt keinen Stimmer, der ihm die Klaviere stimmte.

LG
Michael

 

[Vitamin P]

Zunächst einmal ein freundliches Hallo in die Runde

Ich möchte noch einmal auf die Eingangsfrage des Themenerstellers eingehen:

Um eine Wertbestimmung des Blüthners vornehmen zu können, wäre es notwenig die Ursache für die Rissbildung festzustellen. Dies kann schwierig werden. Bei der Blüthnergussplatte handelt es sich um eine Fensterplatte (das Wirbelfeld ist ausgespart und ist mit einer Messingplatte abgedeckt, welche mit unzähligen Schrauben am Stimmstock festgeschraubt ist). Bei alten Bechsteinflügel sind die gezeigten Risse recht häufig. Ursache dafür (muss es aber nicht im jeden Fall) kann eine Stimmstockkippung nach vorne sein. Das Doppel des Stimmstockes drückt auf die Gusspaltte und es kommt zur Rissbildung. Als mögliche andere Ursache kommen auch Anpassungsfehler in Frage. In der Regel ist bei Bechstein das System nach der Rissbildung stabil und daher können Flügel dieser Marke meist problemlos gestimmt und auf Tonhöhe gehalten werden.

Wenn ich richtig gelesen habe handelt es sich bei dem Blüthner um ein Model aus dem Jahre 1932. Daher gehe ich davon aus, dass das Instrument auf eine Stimmhöhe von 440 hz auf jeden Fall ausgelegt ist. Ältere Modelle dieses Herstellers sind das teilweise nicht. (nicht selten steht auf der Gussplatte der Hinweis: "tiefe Stimmung" also 435hz.). Meiner Erfahrung nach würde bei einem Instrument mit einer "tieferen Auslegung", bei dem Versuch es höher zu stimmen zuerst die Saiten - vor allem im Bass - davonfliegen, da Blüthner relativ dünne Kerne im Verhältnis zur Kupferumspinnung im Bass hat. Daher würde ich persönlich ein Reissen der Gußplatte auf Grund zu hoher Stimmung in diesem Falle eher auschließen.

Wie der Themensrsteller schreibt, scheint das System relativ stabil zu sein, da das Instrument seit 12 Jahre (bei regelmäßiger Simmung?) die Tonhöhe ausreichend hält.

Bei der Überlegung einer Reparatur muss berücksichtigt werden, dass egal welche Art von Plattenreparatur angedacht ist (sei es nun Scheißen, Verspachteln oder Verplatten) zumindest ein Restrisiko des Scheiterns besteht. Glücklicherweise ist der Stimmstock von Blüther - im Gegensatz zu beispielsweise Bechstein - nur verschraubt und kann ohne großen Aufwand im Ganzen erneuert werden. Dies würde ich bei diesem Instrument bei einer Reparatur auf jeden Falle machen, um die Gussplatte völlig spannungsfrei neu anpassen zu können. Nicht selten ist die Ursache für eine Stimmstockkippung bei einem Flügel leichte Veränderungen im Gehäuse in Verbindung mit dem Stuhlboden. Beim Austausch des Stimmstockes können diese "Verzüge" berücksichtigt werden, so dass auch der Stimmstock spannungsfrei liegen kann.

 

[Klimperline]

Herzlich willkommen im Forum, Vitamin P! Danke für die ausführlichen Informationen, wieder was gelernt!

Aus aktuellem Anlass finde ich zudem Deinen Tippfehler herrlich:

Bei der Überlegung einer Reparatur muss berücksichtigt werden, dass egal welche Art von Plattenreparatur angedacht ist (sei es nun Scheißen, Verspachteln oder Verplatten) zumindest ein Restrisiko des Scheiterns besteht.

Auch ernst gemeinte, freundliche Beiträge können also die Bauchmuskulatur trainieren!

 

[Styx]

Nun, über die Ursache des Bruches kann man ja anhand der Photos nur spekulieren und mutmaßen - möglich wäre ja auch daß der Flügel mal überholt wurde und der Kollege die Platte unter zu hoher Spannung wieder einbaute.
Was mich allerdings arg stutzig machte; wenn er vor 12 Jahren daß letzte mal gestimmt wurde, und noch immer eine Tonhöhe von 442 Hz hat, auf wie viel muß denn der seinerzeit hochgejagt worden sein? 460? Die Saiten eines Flügels aus den 30iger Jahren könnten das ja durchaus aushalten (hab allerdings dieses Experiment bisher noch nicht gewagt), ein Neubezug auf jeden fall.
Den Verdacht daß der Stimmstock gewandert ist, werde ich allerdings auch ned so recht los.

Viele Grüße

Styx

 

[Styx]

Herzlich willkommen im Forum, Vitamin P! Danke für die ausführlichen Informationen, wieder was gelernt!

Aus aktuellem Anlass finde ich zudem Deinen Tippfehler herrlich:

weiß ned, den Riß zu zu koten könnt auf jeden Fall erfolgsversprechender sein als ihn zu schweißen - könnt man tatsächlich eine Gußplatte erfolgreich verschweißen so daß die Spannung gehalten würde, hätte es mit Sicherheit vielen Klavieren und Flügeln die Entsorgung erspart.

Viele Grüße

Styx

 

[Vitamin P]

@ Klimperline das sollte natürlich Schweißen heißen.....

@ Styx: Ich bin absichtlich nicht auf die einzelnen Reparaturarten einer Gußplatte eingegangen, da die Erfahrungen dabei doch sehr unterschiedlich sind. Wenn jemand wirklich sehr gute Erfahrungen mit Schweißen gemacht hat (z.b. durch die Zusammenarbeit mit einer fähigen Schweißerei), kann das durchaus funktionieren, wobei meine eigenen Erfahrungen dahingehend auch eher negativ wie positiv sind.

 

[Styx]

Naja, ich habe schon sehr viele Kollegen erlebt welche versucht hatten eine Platte schweißen zu lassen, da war dann auch die Rede von ganz besonderen Schweißverfahren - ja, sah alles erst einmal sehr gut aus, aber wehe es kam Zug rauf, dann war das Ding wie zu vor, oder noch ärger - sicher, die Schweißnaht selbst blieb heil, es brach dann eben darüber oder darunter

Viele Grüße

Styx