Probleme beim leise spielen

Man muß auch wissen, dass das linke Pedal beim Klavier und Flügel was ganz unterschiedliches bewirkt.

Beim Klavier werden dadurch die Hämmer näher an die Saiten gebracht, dadurch hat der Hammer eine geringere Wegstrecke. Dadurch spielt man tatsächlich leiser durch das Drücken des linken Pedals.

Beim Flügel schiebt sich die gesamte Tastatur um ein paar Millimeter nach rechts, wodurch die Hämmer bei Tönen mit mehreren Saiten pro Ton auf eine Saite weniger treffen. Vor allem ändert sich damit also die Kontaktstelle des Hammers auf die Saite. Als Ergebnis wird der Klang dadurch vor allem weicher. Etwas leiser auch, aber vor allem eben weicher.

Man kann mit oder ohne gedrücktem linken Pedal beim Flügel leise spielen, je nach Anschlag. Mit gedrückten linken Pedal ändert sich aber vor allem die Klangfarbe, und zwar egal, ob man nun laut oder leise spielt. D.h., man kann auch richtig laut spielen mit gedrücktem linken Pedal, aber die Klangfarbe ist weicher.

Das linke Pedal ist eine wunderbare Möglichkeit, die Klangfarbe beim Flügel zu ändern, und funktioniert auch nicht nur digital ja/nein, sondern man kann auch ganz gering die Tastatur verschieben. Allerdings sollte man vorsichtig sein damit, wenn die Hämmer bereits tiefe Rillen haben, weil dadurch eine Torsion an den Hämmern entsteht. Wenn das linke Pedal voll gedrückt wird, wird (glaube ich) normalerweise um "eine Rille" quasi verschoben, daher dann kein Torsionsproblem.
 
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Hi Mindenblues,

ist kloar, hatte ich ja auch geschrieben.

Nochmal zusammengefasst: ;-)

  • Das linke Pedal beim Flügel verändert primär den Klang (una corda).
  • Beim Klavier wird primär die Anschlag-Charakteristik verändert (anderer Dynamik Umfang).

Gruß
 
Bachopin, ich persönlich kapiere etwas besser, wenn ich den Mechanismus verstanden habe, der dahinter steht, vielleicht geht es anderen ebenso. ;)

Wenn man weiß, was beim Klavier mechanisch geschieht, wenn man das linke Pedal drückt, und was im Gegensatz dazu beim Flügel geschieht, kann man sich den unterschiedlichen Effekt besser zunutze machen. So geht mir es jedenfalls. Man kann zwar treu und brav auswendig lernen, was das Ergebnis bewirkt beim Klavier im Gegensatz zum Flügel, nachhaltiger ist, sich vor Augen zu führen oder im Klavier bzw. Flügel anzusehen, was da eigentlich mechanisch abgeht.
 
Und ich muss gestehen, dass mich deine Antwort hier verblüfft. Weil sehr leise und weich spielen, noch dazu in der Kombination mit staccato, eine Kunst ist, die nur wenige richtig gut beherrschen. Ist ja richtig, daß man dazu wenig physische Kraft braucht, aber ich könnte mir vorstellen, dass der "Kalorienverbrauch" durch die erforderliche Konzentrationsarbeit auf diese schwierige Kombination dem Verbrauch bei kraftvollen Passagen in nichts nachsteht.

hallo Mindenblues,

es geht mir wirklich so: leise und dennoch differenziert ist für mich weitaus angenehmer, als mezzoforte...fortissimo.
leise, weich und schnell: Chopins Etüde op.25 Nr.1 (laut Schumann eine Äolsharfe) ist in einem anderen Faden als manuell eher leicht bezeichnet worden (dem stimme ich zu), und sie sehr leise "wogen" zu lassen ist kein Hexenwerk
sehr leise, sehr differenziert, sowohl staccato, als auch non legat und legato (das kommt da alles vor) ist Ravels "Ondine", mittlerweile ist Gaspard de la Nuit insgesamt ja eine Art Standardwerk geworden - Ondine bietet die Möglichkeit, allerlei manuelles sehr sehr leise und differenziert zu spielen, und das gelingt doch meistens
sehr sehr leise, nie hart oder eckig, staccatissimo: das Kükenballett aus den Bildern einer Ausstellung - ich finde das problemlos, mir ist es angenehm
sehr sehr leise, sehr komplex und kompliziert: vieles aus den op.111 Variationen von Beethoven - die manuellen Probleme dieser Sonate sind mir bekannt, aber ich habe sie gottlob nicht, und am Ende die langen Triller finde ich ebenfalls angenehm und zwar sehr sehr leise.

wenn die Arme geschult/gewöhnt sind, automatisch in jeder Tonstärke zu differenzieren, dann ist "leise" kein Problem, auch nicht wenns mit staccato gefordert wird, auch nicht wenn staccato und presto erforderlich sind.

so jedenfalls erlebe und erfahre ich das (z.B. irgendwelche "Lärm"-Stücke wie danse russe, Polonaise heroique, Heldentor, Baba Yaga) "übe" ich immer unengagiert ohne Kraftaufwand, also leise und schnell (klar, im Kopf ist dabei die volle Dynamik)

Gruß, Rolf
 
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das linke Pedal würde ich eher nicht benützen
Danke Dir und Mindenblues für eure Beschreibungen zum linken Pedal bei Klavier und Flügel. Hab's so ähnlich vermutet aber war unsicher.

Eigentlich habe ich den sportlichen Ergeiz, auch ohne linkes Pedal leise spielen zu können, bringt ja beim Klavier eh keine Änderung des Klanges. Werd's aber vielleicht mal in "Krisensituationen" (Vorspiel, Horror) einsetzen.

Kürzlich fand ich's als Alternative zum Moderatorpedal beim Üben interessant: bei relativ normaler Fingerbewegung vielleicht nicht so laut, dass es die Nerven ungewollter Mithörer ramponiert (zumindest weniger) und dennoch klanglich klarer als dieser Filzlappendumpf. Der stört nicht bei motorischen Übungen, aber enorm bei der Klangbeurteilung.

LG Hanfred
 
Hallo mos,

habe diesen Beitrag eben erst entdeckt und auch was dazu zu sagen. Ich weiß nicht, ob du das Problem mittlerweile gelöst hast, aber aus meiner Erfahrung kann ich dir folgendes mitteilen:

Ich spiele (leider immer noch!!!) auf einem Diggi und wenn meine Klavierlehrerin kommt, dann sagt sie häufig, dass das Diggi auf die Tasten viel schneller anspricht als ihr akustisches Klavier. Das bedeutet: du brauchst wahrscheinlich auf deinem echten Klavier viel weniger Kraftaufwand um einen relativ leisen Ton zu erzeugen als auf dem Diggi. Das muss man erst umtrainieren. Hinzu kommt die dafür verantwortliche Art der Tonerzeugung. Das Diggi erzeugt gesampelte Töne, das Akustische erzeugt Töne von angeschlagenen Saiten, mit allen Wechsel- und Nebenwirkungen auf zuvor angeschlagene und vielleicht gedämpfte Saiten. Daran muss man sich erst gewöhnen.

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Hallo,

ich finde hier viele praktische Tipps zum "wie spielt man leise auf einem richtigen Klavier".

Ich möchte zum "Umstieg" vom Digitalpiano noch einen anderen Aspekt hervorheben:

Es gibt im Kopf so etwas wie eine "Klang-Erwartung", wie Dein Instrument für Dich klingen soll. Wenn man viel auf einem bestimmten Instrument spielt, "regelt" sich die eigene Wahrnehmung auf dieses Instrument ein, sprich, die Vorstellung davon, wie ein Klavier zu klingen hat, "eicht" sich in Richtung dessen, was Du auf einem konkreten Instrument "generierst".

Nachdem der Klang beim Klavier auch stark mit der Lautstärke zusammenhängt, sich also mit der Dynamik sehr verändert, wählt das Kleinhirn tendenziell die Anschlagstärke (bzw. Geschwindigkeit), die den Klang erzeugt, der Deiner tief eingeprägten Erwartung entspricht.

Die Gegenmaßnahme ist: "um-eichung" = so viel wie möglich auf dem neuen Instrument spielen! Irgendwann bist Du DORT "daheim" (klanglich) und die Dynamik stellt sich voll ein, weil Deine Klangerwartungen erfüllt werden.

Klingt das blöd für Euch?

Ich kann es nicht besser formulieren, man kann es übrigens auf einem Digitalpiano bestens nachvollziehen indem man mit unterschiedlich aufgedrehtem Lautstärkeregler spielt. "IRgendwas" stimmt dann auch klanglich nicht, wenn man außerhalb des "gewohnten" spielt.

lg, Ernst
 
Ich hab mir genau so ein Problem auch eingehandelt! Ich spiele seit 4 Monaten als Wiedereinsteiger auf einem Clavinova, und hab zum Glück seit 2 Wochen wieder eine Lehrerin. Sie unterrichtet zwar auch auf einem digitalen, aber hat sofort gesehen dass ich ein leise-spiel Problem habe!

Ursache ist folgende: ich spiele meistens ohne Kopfhörer und habe die Lautstärke viel zu gering eingestellt. Dadurch lange ich viel zu fest in die Tasten - dummerweise klingt es gut am Clavinova :-(

Folge: ich habe das Pianissimo-Gefühl verloren!

Maßnahme: ich hab die Lautstärke auf 70-80% aufgedreht(zuvor ca. 40%) - was bei 140watt im clavinova ne Menge ist! - und 2 Tage NUR Pianissimo geübt, also ganze Stücke so gespielt. Eigentlich nur die Tasten "gestreichelt".
Dann ging ich in einen Pianoladen und fragte ob ich mal auf nem Flügel spielen dürfte. 15min ausprobiert- was halt auswendig ging.., dabei extremes Pianissimo versucht, bis mal gar kein Ton mehr kommt, weil Der Hammer die Seite nicht trifft. Die Klangkontrolle ist nochmal ne Stufe schwerer als am Clavinova - denn ein Flügel hat richtig "Power" - aber ein tolles Gefühl wenn mans schafft auf einem Flügel die Lautstärke korrekt zu dosieren - kann ich jedem nur empfehlen!
Ein erhabenes Gefühl wenn das Stück dann gut klingt... :-)

seit dem fühlt es sich auch auf dem digitalen wesentlich besser an! Und immer LAUT stellen, und leise spielen - nicht umgekehrt!
Im Kopfhörer ist es definitiv zu leise um pianissimo zu üben!

Das wirkt Wunder - bin total happy jetzt / meine Lehrerin auch :-))

Grüße Speedy.
 
Übrigens ein super Stück (Filmmusik) um Pianissimo zu üben - was nicht schwer zu lernen ist: the heart asks pleasure first von Michael Nyman aus "The Piano". Versucht es mal so zu spielen wie Valentina Lisitsa (sucht mal bei youtube) - das ist Pianissimo in Perfektion!
Man spielt die beidhändige Begleitung kaum hörbar leise (zumidest die erste Seite) und dann die Melodie mit dem kleinen Finger dazu - bei Valentina klingt es traumhaft auf dem Steinway :-)

Natürlich gibts dafür auch besseres Material, aber da überschaubar "einfach" und dazu schön - einen Tipp wert finde ich.

speedy.
 
Hallo!

Wichtig ist auch, dass das Klavier gewartet wurde! (Wie Legomind schon angemerkt hatte)
Abgenutzte harte Hämmer können ein erschwertes leises Spiel verursachen.

Leider stelle ich auch immer wieder fest, dass mein Klavier, obwohl ein gutes, wirklich nicht das kann, was der Flügel kann.
 
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Sehr richtig..
Habe vor einigen Monaten auf dem Flügel eines Freundes gespielt, der war zwar gut gestimmt - aber schon lang nimmer intoniert = harte Filze. Das ist auch am Flügel dann recht laut.
 

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