Lernen, sich beim Üben zuzuhören

Ich möchte ja von selbst eine klangliche Vorstellung entwickeln, ohne mich davor gehört zu haben.
Ich glaube die klangliche VORSTELLUNG ist genau das was Dich, mich und wahrscheinlich die meisten Übenden an jedem Instrument behindert. Du hast im Kopf die Idee wie es klingen müsstest. Du spielst das und Dein Gehirn hört was Du spielst – und verrechnet das mit der Vorstellung davon.

Im Ergebnis färbst Du Dir das eigene Erleben schöner als es möglicherweise ist. Eine Aufnahme bringt gnadenlos jede Schwachstelle ans Licht. Ich kenne das von mir und bislang hat auch noch jeder das gleiche Erlebnis gehabt: Auf der Aufnahme hört man viel besser was alles nicht passt, so wie Du es auch bei einem fremden wahrnehmen würdest. Möglicherweise noch stärker, weil Du ja ganz genau weißt wo die Problemstellen liegen. Sie treten dann überproportional ins Bewusstsein.

Aufnehmen zum Korrektur hören ist GAAANZ wichtig. Aufnehmen und archivieren ist auch wichtig. Wenn man wieder mal in die unvermeidliche "es geht gar nichts weiter" Phase kommt, dann vergleicht man sein Spiel mit einer älteren Aufnahme und kann auf einmal ganz deutlich hören, wie sich DOCH wohl etwas weiter entwickelt hat. Nur sind eben für eine Weile die Ansprüche schneller gewachsen als das Können und das trübt den Blick. Eine Aufnahme kann helfen den Level neu zu eichen.
 
... denn ich glaube, dass ist der springende Punkt. Sowohl er und ich erwarten (oder sind es gewohnt), dass es wesentlich leichter und schneller mit mir geht - Beziehungsweise wir waren es. Klar braucht man für den ersten Beethoven (P105 - Op 10,1 @FünfTon) lange, aber wir haben locker 5 Stunden schon dank mir versemmelt, in dem immer wieder das gleiche Problem auftrat: Klanglich maue Gestaltung, Phrasen nicht gut genug unterteilt.

Klar, ich will Klavier nicht studieren
Da ist er wieder, der Spruch: Ich will ja kein Konzertpianist werden. :-D

Bei mir leiden Ausdruck und Gestaltung deutlich, sobald ein Stück technisch zu schwierig für mich ist. Wenn ich wie ein asiatischer Kampfpianist zu sehr auf die Bewältigung mechanischer Technik konzentriert bin, dann bleibt nicht mehr viel Kapazität zum Setzen von musikalischen Akzenten, geschweige zum Mithören während des Spiels. Das klappt erst dann wirklich gut, wenn die Finger nahe des Zieltempos mühelos von selbst laufen.

Zu Sonate Nr. 5 kann ich keine Tips geben, die ist nach 1,5 Jahren des Wieder-Übens (plus sporadischem Spielen davor plus etwas Klavierunterricht in der Kindheit) noch weit weg von meinen Fähigkeiten. Wenn du nach zwei Jahren von Null an dort schon angelangt bist, gibt es kaum einen Grund, über den Fortschritt enttäuscht zu sein. :-) Als erste Beethoven-Sonate würde ich für mich persönlich auch eher eine aus dem Opus 49 wählen, allerdings spiele ich derzeit lieber aus Schumanns Jugendalbum/Kinderszenen.

Zum Equipment: Mit einem P105 und dessen GHS-Tastatur bewältigt man das erste und vielleicht noch das zweite Jahr Klavierunterricht. Danach kann man sich durchaus mal ein Upgrade gönnen, ohne schlechtes Gewissen zu haben. Mit einer Yamaha GH oder Kawai RH-Tastatur wärst du deutlich näher dran am Instrument deines Klavierlehrers.
 
So erst mal ein erneutes Danke für die Antworten :-)

Aber auch ein kleines Moment Mal: Ich jammere nicht über mein fehlenden Fortschritt - den gibt es und er ist auch zufriedenstellend. - ich buhue darüber, dass ich den gleichen Fehler leider immer und immer wieder mache :-(:-(

Zwei Beiträge haben mir sehr gefallen und zwar die folgenden:

Und genau das ist es, was beim genauen Zuhören dabei rauskommen sollte: der Wunsch, die Stelle noch und nochmal zu spielen, um sie Deiner Vorstellung immer näher zu bringen.
Hier glaube ich hackts bei mir - im Grunde übe ich zwar eine Stelle, aber ich wünsche mir nicht, sie aus allen Situationen zu beleuchten. Liegts am Digi oder an der Faulheit? Ich weiß es nicht.

Um den entgegen zu wirken, habe ich heute die Holzhacker Methode (LHM :-D) erfunden: Ich markiere eine Phrase im Notentext. Dann beschäftige ich mich, je nach Länge, 5-10 Minuten nur damit, diese Phrase komplett auseinanderzunehmen. Anschließend gibts ne Aufnahme. Hört sich die nicht zufriedenstellend an, so geht das Spiel von vorne los.
Ich werde das heute mal testen und berichten, wie es gelaufen ist.

Die Beethovensonate ist vielleicht einfach zu schwer.
Auch dies ist ein ehrlicher und guter Gedanke - ich habe tatsächlich auch an so etwas gedacht, aber ich sage klar und deutlich: Nein und zwar deswegen, weil ich das gleiche Problem schon beim Clementi und anderen Stücken aus der RKS hatte. Ich habe das klangliche Üben wohl nie richtig gelehrt bekommen.

Allerdings denke ich, dass es auch sehr am Instrument liegt (@FünfTon). EIn Upgrade ist momentan leider nicht möglich. Allerdings kann ich in der Schule meines zukünftigen Lehrers alle Unregelmäßigkeit am Flügel üben. Vielleicht kann ich arrangieren, dass das zur Regelmäßigkeit wird.
 
Hallo Ludwig,

ich vermute, was dir fehlt ist nicht durch Fleiß, Willen oder andere große Kraftanstrengung zu erreichen.
Sondern eher durch die Abwesenheit einer besonders starken Anspannung.
Also eher eine Haltung von Offenheit, Weichheit, Lockerheit oder Entspanntheit.
Du willst ja feine Nuancen wahrnehmen.
Wie sollen die durch eine aus Anspannung, Willen und Kraft bestehenden Barriere in dich hineinkommen?

Klingt vermutlich esoterisch, ist aber bei körperlichen Dingen, die man wahrnehmen will, der richtige Ansatz.
Vielleicht trifft das auch auf Klangwahrnehmungen zu.

Viele Grüße
Sven
 
Daran probier ich mich jetzt auch ein paar mal. Aber im Grunde kann das nicht die Lösung sein. Ich möchte ja von selbst eine klangliche Vorstellung entwickeln, ohne mich davor gehört zu haben.

Das eine muss das andere nicht ausschließen.
Und ich glaube auch nicht, dass es an mangelndem Willen liegt - manchmal will man auch einfach zu viel, in zu kurzer Zeit.
Das Thema Geduld wird ja immer wieder angesprochen in allen möglichen Diskussionen, und da ist aus meiner Erfahrung auch wirklich etwas dran.

Ich erlebe Dich hier im Forum als engagiert und ehrgeizig, und darauf kannst Du aufbauen.

Ich habe das klangliche Üben wohl nie richtig gelehrt bekommen.

Das ist interessant, dass Du das so wahrnimmst - und auch darauf kannst Du aufbauen.

Neben allen Tipps, die hier schon kamen (aufnehmen wirkt oft Wunder, kann aber auch sehr frustrierend sein, wenn man feststellt, dass die Eigenwahrnehmung nicht gepasst hat), solltest Du mit Deinem Lehrer noch einmal über das Thema reden und fragen, was seine Ideen sind, wie Du die klangliche Vorstellung üben kannst.

Ich hatte in meinen frühen Teeniejahren eine Lehrerin, die mich aus der Klavierschule "Das innere Hören" spielen ließ. Sie hat aber nie erklärt, was damit gemeint sein sollte, und ich glaube, sie wusste es selbst nicht. Damals hat mich das aber nicht interessiert und ich habe nicht gefragt. Du kannst jetzt aber fragen, und gemeinsam mit Deinem Lehrer erarbeiten, wie Du Deinem Ziel näher kommst.

Was Du auch tun kannst, ist, einfach nur Noten zu lesen und dabei versuchen, das Stück im Kopf zu hören. Und Dir Aufnahmen anhören, von anderen, mit Noten, ohne Noten. Einfach immer weitermachen, und vor allem sich selbst nicht zu viel Druck machen, sondern nur den Druck, der tatsächlich nötig ist. Alles andere verspannt, und dann steht man sich selbst nur im Weg.
 
Ich glaube die klangliche VORSTELLUNG ist genau das was Dich, mich und wahrscheinlich die meisten Übenden an jedem Instrument behindert. Du hast im Kopf die Idee wie es klingen müsstest. Du spielst das und Dein Gehirn hört was Du spielst – und verrechnet das mit der Vorstellung davon.

Die klangliche Vorstellung behindert? Das verstehe ich nicht.
Ich hab inzwischen so eine Theorie, wie das mit dem Musizieren ganz allgemein abläuft:
1. Man erarbeitet sich den Notentext.
2. Man gewinnt durch eigene Erfahrung, Geschmack, Hinweise des Lehrers, durch das Hören von Aufnahmen großer Meister eine eigene Vorstellung der Musik.
3. Diese Vorstellung wird umgesetzt (haha, ganz einfach, nicht wahr, das ist eben der harte Teil, die Technik des Klavierspiels :-D

Ohne innere Vorstellung spielst du nur den Notentext, was eine Maschine inzwischen viel besser kann als der Mensch. Beim Üben misst du das Gehörte an der Vorstellung und erarbeitest so aus Noten Musik.

Je weiter man in diesem Prozess ist, desto feiner werden die wahrgenommenen Unterschiede zischen einer gelungenen und einer misslungenen Übestelle.
 
Jannis ist der einzige , der erkannt hat, dass der Lehrer mit dem Zuhören gemeint hat, sich selbst beim Spiel zuzuhören - und nicht etwa aus der Konserve hinterher - bei Klavier meiner Meinung nach völliger Blödsinn, sich selber aufzunehmen "um Fehler zu erkennen".

Vielmehr ist die Sache so, man kann sich erst selbst zuhören beim Spiel, wenn man firm ist in dem, was man tut.

Für mich ist eindeutig, 1. der Lehrer zu schwach, um einem Schüler auszureden, nach 2 Jahren unbedingt Beethoven Sonaten spielen zu müssen und 2. der Schüler zu naiv, zu meinen, zu schweres zu spielen und auch noch genießen zu können.

Lösung: sich dem Lehrer anvertrauen, ein didaktisches Konzept beim Erlernen des Klavierspiels zu wollen, und zweitens sich auch darauf einlassen und nicht Sahnestückchen schon im voraus verspeisen zu wollen.

Der Spaß beim Klavierspielen ist doch sich selbst zuzuhören und schwelgen! Das machen hier sogar gewisse Autodidakten, die sich in der Art Yiruma mit selbstverfassten berauschen. Das kann jeder. Mitsingen, oder gar innerlich schon apriori sich vorsingen muss nicht sein, stellt sich von allein im Laufe - der vielleicht langen - Zeit ein.

Überhaupt finde ich den Anspruch von technisch gesehen kompletten Anfängern schon geschliffene Musik mit allen Finessen machen zu müssen geradezu grotesk - das ist doch erst möglich, wenn die Technik leichtfüssig daher geht - und das braucht Jahre. Alles andere wird immer bemüht und damit natürlich nicht perfekt klingen. Erwartet auch keiner vom Anfänger.
 
Die klangliche Vorstellung behindert? Das verstehe ich nicht.
Ich wollte damit nicht sagen, dass man ohne klangliche Vorstellung üben/spielen soll, im Gegenteil. Ich meinte damit, dass beim sich selbst zuhören ein Teil der wahrgenommenen Musik gar nicht echt ist, sondern von der ursprünglichen Vorstellung stammt. Man wähnt sich also viel näher am Ziel als es für einen externen Zuhörer tatsächlich klingt.

Das ist ganz besonders bei der Dynamik ausgeprägt, weniger beim Timing. Man spielt mit richtig schön Schmattes, geht emotional mächtig rein und auf der Aufnahme klingt es ganz überraschend doch eher langweilig und flach. Weil man eben während des Spiels bereits emotional involviert ist und diese Gefühle auf das Selbstempfinden zurückgekoppelt werden.

Wie stark das funktioniert merkt man jedes mal, wenn man einen sieht, der mit Kopfhörern am Ohr anfängt zu dem gerade gehörten Lied dazu zu singen. Der hört den Gesang aus dem Musikstück, aber nicht das eigene Gejaule. Trotzdem sind die meisten überzeugt, dass das schon passen würde. Das ist die 100% Fremdwahrnehmungs Variante. Am Klavier sind das vielleicht 80% echt und nur 20% vorgestellt, aber man lügt sich trotzdem selber ein wenig an. Erst die Aufnahme zeigt Dir 100% Wahrheit - soweit Mikros eben wahrheitsgetreu aufnehmen.
 
Ich hab inzwischen so eine Theorie, wie das mit dem Musizieren ganz allgemein abläuft:
1. Man erarbeitet sich den Notentext.
2. Man gewinnt durch eigene Erfahrung, Geschmack, Hinweise des Lehrers, durch das Hören von Aufnahmen großer Meister eine eigene Vorstellung der Musik.
3. Diese Vorstellung wird umgesetzt (haha, ganz einfach, nicht wahr, das ist eben der harte Teil, die Technik des Klavierspiels :-D

Und dann kommt Nummer 4:
Man spielt, hört aber nicht was man spielt, sondern das, wie man es sich vorstellt, daß es klingen soll. Deshalb verbessert man nichts, weil man nichts zu verbesserndes hört.
 
Ich komme gerade von meinem Unterricht und bin gerade ziemlich frustriert. Ich will gar nicht ausführen, wie schrecklich er verlief, hier also die Zusammenfassung meines Lehrers zu mir: "Du willst nicht hören" - na toll, nach fast 2 Jahren fällt ihm auf, dass er genauso gut einen Affen unterrichten könnte, der auf die Tasten haut.
Lieber Ludwig,

sag mal, könnte es sein, dass sich diese Aussage ausschließlich auf den Moment bezog und nicht auf 2 Jahre?;-)
Ich frage das deshalb, weil das Zitat auch von mir hätte sein können nach meinem Unterricht vorgestern. Mir ging es hinterher ganz genauso - nur dass es nicht um den Klang, sondern um den Rhythmus ging. Und solche Sätze höre ich sonst nie...(meiner lautete: "Du hörst mir nicht zu").
Für mich vermute ich mal, dass ich einfach unkonzentriert und nicht wirklich präsent war, was seit der Nachricht von Michaels Tod öfter vorkommt und ich wirklich ne Menge Mist gespielt habe und auch nicht aufmerksam zugehört habe.
Für mich ist dieser Gedanke tröstlich, vielleicht ja auch für dich ein wenig.

Lieben Gruß
Sommerkind
 
Für mich ist eindeutig, 1. der Lehrer zu schwach, um einem Schüler auszureden, nach 2 Jahren unbedingt Beethoven Sonaten spielen zu müssen und 2. der Schüler zu naiv, zu meinen, zu schweres zu spielen und auch noch genießen zu können.
Über diesen Absatz habe ich mich sehr geärgert, liebe elli, denn
  1. Ich habe mir nicht irgendetwas eingeredet zu müssen - dieses Sonate wurde mir von meinem Lehrer gegeben, der bisher sehr gute und progressive Stücke gewählt hat
  2. Ist er gar nicht der Typ, der für irgendetwas zu schwach ist
  3. Überfordert mich die Sonate in technisch-manueller Hinsicht (gerade Satz 1 und nach Blick in die Noten auch in weiten Teilen Satz 3) kein bisschen
Ich bitte darum, nicht in die Diskussionschiene "verblendeter Schüler + schlechter Lehrer" abzudriften. Wer nach meiner Übezeit weniger weit war, dem bitte ich, mir dies zu verzeihen - er oder sie hat dafür andere Stärken. Vielen Dank :super:

Ich fasse nochmal zusammen: Die Ausgangssituation ist eine sehr flache Spielweise. Auf meinem Digi hört sich das nicht so schlimm an, daher denke ich, dass es klanglich so in Ordnung geht. Dennoch sagt mein Lehrer: "Du hörst Dir nicht zu".

Also das Problem ist eigentlich, dass ich auf dem echten Klavier nicht die klangliche Finesse hervorbringe, die das Stück hörbar macht.

Ein weiterer Augenmerk liegt an einer unzureichenden Übeweise - je mehr ich die Phrasen zerlege und intenisv übe, um so mehr Sicherheit kann ich beim Vorspielen gewinnen - das mache ich aber nicht so wirklich.
Das ändert natürlich nicht die Tatsache, das sich das Digi ganz anders anfühlt als ein echtes Klavier, was wohl der Grund dafür ist.

Also sehe ich für mich die einzigen Optionen
  1. Die Holzhammer Methode anwenden, um nicht dem Trugschluss einer klanglich Befriedigenden Leistung am Digi zu erliegen und Sicherheit bei der Gestaltung der Phrasen zu gewinnen
  2. Regelmäßig Aufnahmen machen, vor allem auch um Nervösität zu simulieren
  3. Nicht auf Leute hören, die sagen "Du kannst das nicht, weil du zu wenig erfahren bist"
  4. Damit leben, dass ich vorerst weiter auf dem Digi üben muss und darauf hoffen, dass ich regelmäßiger auf dem Flügel der anderen Musikschule üben kann
  5. den Lehrer wechseln (was ich eh schon vorhabe, um Komposition besser zu lernen)
  6. Trotzdem Druck rausnehmen
LG,
Ludwig
 
Zuletzt bearbeitet:

  1. Überfordert mich die Sonate in technisch-manueller Hinsicht (gerade Satz 1 und nach Blick in die Noten auch in weiten Teilen Satz 3) kein bisschen

Es mag zwar sein, dasz Dich die Noten zu spielen nicht ueberfordert, aber die Noten darzustellen offenbar. Es ist schwer zu sagen, ohne Dich gehoert zu haben, warum der Lehrer meint, Du hoerest Dir nicht zu. Hat er das frueher bei anderen Stuecken auch gesagt? Falls ja, kann es eben doch eine Ueberforderung durch zu schnelles Ansteigen des Schwierigkeitsgrades sein (dazu gehoert eben nicht nur das rein manuelle Noten greifen sondern auch das entsprechende Darstellen der Noten). Es kann sich aber auch um ein ganz spezifisches an dieser Sonate aus irgendwelchen Gruenden sich zeigendes Problem handeln. Generell ist es natuerlich wichtig sich zuzuhoeren, das kann auch mit Selbstaufnahmen gefoerdert werden, aber nicht nur. Sich selbst zuzuhoeren ist eines der wichtigsten Lernziele, das Jahre der Uebung braucht. Je einfacher das Stueck, desto mehr Kapazitaeten sind dafuer frei. Ich glaube schon, dasz es wichtig ist, neben den schwereren auch leichtere Stuecke gerade mit dem Fokus sich selbst zuzuhoeren zu ueben. Und ja, Du hast recht, dasz es gerade am Anfang schon wichtig ist, immer wieder auf guten Instrumenten ueben zu koennen, um sich der Klangmoeglichkeiten bewuszt zu werden und bewuszt gestalten zu koennen. Ein Digitalklavier ist da nur bedingt geeignet.
Jannis
 
Lieber Ludwig, versuch mal einen ausgewählten Melodiebogen mit großer Übertreibung zu spielen (öhm musikalisch, nicht Lang Lang mäßig:-D) Du wirst überrascht sein, was da alles noch geht!

Mein erster KL hatte auch immer gemeckert. Irgendwann hatte ich das Schnäuzlein voll. Ich bin zur nächsten Stunde und habe damals mein aktuelles Stück völlig übertrieben gespielt. Eigentlich um meinen KL zu ärgern.
Doch der schaute mich hinterher nur erstaunt an und meinte "na also, geht doch".

Desweiteren könntest du auch einmal probieren, einen Melodiebogen in verschiedene Tonarten zu transponieren. Ich gewinne dadurch unheimlich Sicherheit in meinem musikalischen Ausdruck.

Viel Erfolg und lass die Ohren nicht hängen.
 
sondern auch das entsprechende Darstellen der Noten
Jetzt hab ichs - nicht das Darstellen an sich überfordert mich, sondern das Darstellen am Instrument in der Prüfsituation.

Ich bin nervös, alles fühlt und hört sich anders an, es ist spät abends und zu allem überfluss sitzt neben dir einer, der allmählich auch frustriert wird.
Klar, dass ich mir da nicht zuhöre, sondern einfach nur da durch will.

Und um den entgegen zu wirken, muss ich daheim so viel wie möglich am Ausdruck üben und am besten am Digi extrem übertreiben, um den miesen Anschlag auszugleichen (vielen lieben Dank @Schimmelchen!)

Auch den Ratschlag von @jannis, leichte Stücke mit möglichst viel Dynamik zu üben, hört sich sehr sinnvoll an. Meinst Du, das geht auch mit Generalbass?
 
Nein, das geht nicht mit Generalbass, das sollten schon Stuecke sein, die den anderen, wo das Problem auftritt, vom Gehalt aehnlich sind.
Wenn Du in der Klavierstunde aufgeregt bist, sprich mit Deinem Lehrer darueber. Warum bist Du aufgeregt? Wegen der zu erwartenden Kritik? Das Problem: Genau deswegen gehst Du in die Stunde, ohne Kritik lernst Du nichts. Also da liegt vielleicht bezueglich der Unterrichtssituation etwas generell im argen. Ihr solltet dann ueben, die Unterrichtssituation zu entspannen und z.B. Ueben, das Stueck jetzt absichtlich "holzgehackt" zu spielen, absichtlich ohne Ausdruck oder absichtlich kitschig oder den Ausdruck durch Uebertreibung ins Laecherliche ziehen. Versuche die Varianten daheim, Du wirst sehen, es ist echt schwer. Unter Umstaenden hast Du auch Angst, Deine Empfindungen durch Dein Spiel darzustellen und Dein Inneres dadurch zu "offenbaren".
Viele Gruesze
Jannis
 
Ich denke gerade an ppptc und stelle mir vor, er hätte hier den Rat gegeben: "hör doch mal hin". Ludwig hätte vielleicht seine Lösungsvorschläge beschrieben und gefragt, okay, erklär mir bitte wie ich es machen kann. Ppptc hättegeschwiegen oder wiederholt. Andere Teilnehmer hätten, teilweise vehement auf eine Erläuterung bestanden. Ich glaube terrigol hat etwas dazu geschrieben, wie und warum ppptc so darauf reagierte.

Das sind natürlich Spekulationen und nur gute Freunde, die ihn sehr gut kannten können dazu etwas sagen.

Ichhabe das Buch " Zen in der Kunst des Bogenschießens" gelesen und obwohl ich als Europäerin diese asiatische Sichtweise, die, soviel ich weiß, aus dem Buddhismus hervorgeht nicht verstehe und auch nicht mich näher drauf erlassen möchte, erschienen mir bestimmte Passagen in diesem Buch als schlüssig.

Es wird beschrieben, wenn ein Schüler einen Lehrer fragt, wie er in die Weisheit des Zen gelangen kann und auf eine Erklärung wartet , schweigt der Lehrer.

Der Schüler soll es selbst herausfinden.

Für mich bedeutet es, zu hören, ohne die Absicht technisch schwere Stücke zu spielen und die Technik zu beherrschen. Keine Tricks anzuwenden um besser zuzuhören, keine Erklärungen zu bekommen wie ich besser hinhören kann.

Ich spiele ein leichtes Stück, ohne auf technische Einzelheiten oder Fehler zu achten und mach das, was mein Ohr mir ohne dass ich drüber nachdenke wie, hört.

Ich nehme es nicht auf, weil die Absicht fehlerfrei und klangschön u.s.w. Mich vom hören abhält. Denn das aufnehmen macht mich nervös und setzt Mich unter Erfolgsdruck.

Lieber Ludwig, unsere, also deine und meine Ziele unterscheiden sich erheblich und unsere Lebensalter auch. Vielleicht ist mein Herangehen an das Klavierspiel nur für mich richtig. Und es gibt ja meistens auch viele Wege, die nach Rom führen.
Ich beschreibe hier nicht ein Dogma, welches ich für allgemeingültig halte.

Du wirst deinen Weg gehen und das ist gut so, wäre schön wenn ein Klavier dein Begleiter bleibt.

Liebe Grüße
Marion

PS: Das Erlernen von schwierigeren Stücken fällt mir durch diese Art der Hörschulung wesentlich leichter!
 
Zuletzt bearbeitet:
Indem du dein Spiel ab und zu mal aufnimmst und dich selber anhörst, machst du sicher nichts falsch. Jedoch sollst du auch lernen, dir selber während dem Spielen zu zuhören. Meine Tochter hat vor einem Weilchen sehr intensiv mit ihrer KL an diesem Punkt gearbeitet. Sehr erfolgreich dabei war, die Stimmen einzeln zu üben und einzeln zu gestalten, zuerst Phrase für Phrase und danach über mehrere Abschnitte hinaus. Erst als die einzelnen Stimmen gut herausgearbeitet und gestaltet waren, kam das Zusammenführen der Stimmen. Die Musik hat dadurch ganz andere Dimensionen angenommen und ihr Vorspiel wurde um Welten besser. Geübt haben sie das mit Stücken aus Brahms op. 117/118. Ihr gelingt es jetzt viel besser, während dem Spielen loszulassen und in der Musik abzutauchen.
Auch den Tipp von Schimmelchen mit dem Übertreiben ist gut. Das gilt vor allem auch, wenn du in einem grösseren Raum spielst. Bis die Musik ganz hinten im Raum ankommt, verliert sie auf ihrem Weg an Dynamik. (Auch Bühnenschauspieler müssen auf der Bühne ganz schön übertreiben, damit ihr Spiel, die Mimik und die Sprache beim Publikum in der gewünschten Form ankommen.)
An einem mittelmässigen? Digi ist es leider viel schwieriger die gewünschte Dynamik zu erreichen. Versuch daher, so oft wie möglich an einem akustischen Instrument zu üben.

..... sondern das Darstellen am Instrument in der Prüfsituation.

Deine Unterrichtsstunde beim KL solltest du nicht als Prüfsituation sehen. Der KL sollte dich beim Üben begleiten und dir mit Tipps, Tricks und Ratschlägen zur Seite stehen. Er sollte dein Weg Begleiter sein.
 
Lieber Ludwig, du willst keinen
Rat, sondern deinen Irrweg bestätigt wissen.

Ich habe noch nie gehört, dass man sehr gut Klavier spielen lernt, indem er noch und nöcher sich den Notentext in Phrasen zerlegt , überübt und dann das ganze noch ständig aufnimmt. Um sich wozu, um sich abzuhören? Das ist doch der Unsinn, du spielst doch und hörst dich gleichzeitig.

Und man lernt kein Musikinstrument mit der Brechstange. Manuell Machbar ist nicht der Maßstab, sondern wie sehr die Musik in die Vorstellung in deinem Kopf aufgenommen wird und dann entsprechend losgelöst von technischer Anstrengung fließen kann.

Du sprichst von dieser Sonate`?
 

Zurück
Top Bottom