Konzerte Eures Lebens

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Pianojayjay

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17. Mai 2013
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Mich würde mal interessieren, welches die spannendsten, aufregendsten, vielleicht aber auch enttäuschendsten Konzertbesuche Eures Lebens waren! Ich werde mich zum Beispiel immer an meinen ersten Klavierabend erinnern, es spielte Ivo Pogorelich. Ich war vielleicht 15 Jahre alt, es war nach dem Tode seiner Frau und er spielte die 4 Scherzi von Chopin sowie die sinfonischen Etüden von Schumann, als Zugabe die d-moll Fantasie von Mozart. Himmel, ich habe so etwas noch nie gehört und erlebt gehabt, es ist bis heite eines meiner prägendsten Erlebnisse.... das Konzert meines Lebens schlechthin war jedoch am 3.10.1999, als Krystian Zimerman in Köln die beiden Konzerte von Chopin spielte, zusammen mit dem von ihm extra gegründeten Polish Festival Orchestra. Was an dem Abend in der Philharmonie los war, das grenzt alles Vorstellbare....
 
Bisher war ich nur in einem Klavierkonzert, aber das hat mich restlos begeistert!
Es war ein Boogie-Woogie-Konzert vor ca 4 Jahren im Schatzkistel Mannheim von Harald Krüger. Ich hatte damals nach 50-jähriger Pause gerade wieder angefangen Klavier zu spielen und seitdem hat mich der Boogie-Virus gepackt.
 
Auf das Konzert meines Lebens warte ich noch...

Bis dahin war das hier mein Favorit: Der Jazz-Trompeter Roy Hargrove mit Band (Klavier, Kontrabass, Schlagzeug, Saxophon und eben Trompete bzw. Flügelhorn) beim Palatia-Jazz-Festival (findet jedes Jahr an verschiedensten kleinen, meist historischen Orten in Rheinland-Pfalz statt) im Juli 2009.

Sonntag abend bei Nieselregen auf dem Marktplatz eines pfälzischen Kaffs vor (überwiegend) biederem Publikum, aber auf der Bühne brannte die Luft: Ensemble-Spiel und "Interplay" auf einem Niveau, das routinemäßig wohl nicht möglich ist, sondern nur stattfindet, wenn wie durch Magie alles im richtigen Moment zusammenkommt. Warme Balladen zum lächelnd Weinen, fetziger Hard-Bop vom allerfeinsten. Das war NICHT der häufig beklagte seelenlose moderne Jazz der jüngeren Generation, sondern es stimmte alles.

Leider habe ich mir den Namen des Pianisten damals nicht gemerkt...
 
Weihnachten 1966. Der Engel verkündet euch die Frohe Botschaft. Altar der Kirche zu Essen-Schönebeck. Solist: der neunjährige Weas. Fürchtet euch nicht...

= = = =

Die Glocke. Bremen. 2000. Alter Beratungs- und Konzertsaal von herrlicher Akustik. Gehört zu den besten der Erde.

Convention der deutschen Barbershop-Ensembles. Gäste: ein skandinavischer Chor. Und ein Quartet, ein besonderes: F.R.E.D. aus Atlanta. Stimmführer und Trainer des Big Chicken Chorus. Comedy Quartet. Zuvor frisch Weltmeister der Barbershopsänger geworden. Was man nicht gewusst hatte, als man sie eingeladen hatte.

Als Judge, Punktrichter mit dabei: Tom Gentry aus Chicago. Ein Genie der Musik. Arrangeur, Komponist, später unser Gast daheim. Ich war Zeuge, Mittäter, als Tom ein Schumann-Lied für den Barbershop arrangierte: an meinem Klavier, dann an meinem Rechner das Stück in Four Part für TLBB (tenor lead baritone base) setzte.

Unter den bepreisten die BAD Boys, B arbershop A us D ortmund. Einer der Leadsänger: Weas. Erster Bühnengang als erwachsener Mensch. Nach dreimonatigem, überaus heftigem Training.

Bestes Männerensemble.

Linksab auf der Karte, in London, OK, da gab es Bessere. Rechtsab in Tokio dann auch wieder. Dazwischen: die BAD Boys.

= = = =

Einsamer Höhepunkt: Gitarrensymposium in Iserlohn. Sommer 2009. Der Professor für Gitarrenspiel an der MuHo Detmold, Sohn einer Iserlohner Industriellenfamilie, hatte zum zehnjährigen Bestehen des Symposiums die Los Romeros aus Los Angeles eingeladen.

Klassische Spanische Konzertgitarre im Quartett.

Erster Konzertteil: zwei Söhne des verstorbenen Gründers Celedonio Romero und deren zwei Sohne konzertierten, zu viert. Gegen Ende des ersten Teils verließen die Söhne die Bühne. Die beiden Senioren in ihren Siebzigern spielten allein. Dann auch der ältere Bruder: Abgang.

Allein auf der Bühne: Pepe Romero. Der Solist.

Konzertetüde. Die Francisco Tarrega im Ende des vorvergangenen Jahrhunderts schrieb, Tremolo-Etüde.

Ich kannte das Stück nicht. Aber ich sollte es kennenlernen... Bestimmung? Schicksal?

Pepe Romero wob einen Teppich des Klanges. Mit winzigen Verschiebungen, Nuancierungen nahm er das Publikum auf eine Klangreise, die mich sofort mitriss. Nach wenigen Sekunden verlor ich meine Fassung - so herrlich, so mitreißend, so intim und völlig faszinierend war das Gitarrenspiel. Ich saß da, tränenüberströmt, zitternd vor Glück.

Recuerdos de la Alhambra.

Träume vom Alten Spanien. Als die Mauren Herrscher auf dem Burgsporn über Granada waren. Die Tatsache, Das Denken, die Illusion?, dass es eine Zeit der Hochkultur im Süden Europas gegeben habe, als unter den maurischen Fürsten Wissenschaft, Kunst, Kultur, die Musik geblüht hätten? Toleranz zwischen Muslimen, Juden, Christen?

Diese unfassbar fein gewobene, ziselierte, wundervolle Musik. Das MUSSTE ich haben. Als Konserve. Als Noten. Das musste ich selber spielen, wenn nicht auf der Gitarre, so dann am Klavier. Nach einiger Zeit fand ich dann die Heumann-Transkription, die mich seither auf dieser Reise in dieses Unbekannte Land der Musik begleitet, die da "Leben" heißt. Kurz danach landete ich auch beim Flügel, aber eine andere Geschichte. Der Flügel wäre allerdings ohne die Recuerdos nicht passiert... Da griff eines ins Andere.

= = =

Das Beste überhaupt? Konzerte - selber konzertieren. Musik selbermachen.

Dann: Der Sommer 2009, Gitarrenkonzert in Iserlohn. Die Initialzündung für mein spätes musikalisches Leben.

Ich danke meiner Lady zutief dafür, diese Ankündigung gesehen und uns Karten beschafft zu haben. Dieses Konzert veränderte mein Leben grundlegend. Hat es nicht auf den Kopf gestellt, sondern auf die Füße. Denn die Welt ist: Klang.

Einer, der Musik nicht mag, ist kein Mensch. Einer, der Musik mag, ist ein halber Mensch. Wer musiziert, der ist ein ganzer Mensch. (Goethe)
 
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Als mir als kleines Kind mein Vater aus dem Wohltemperierten Klavier vorgespielt hat.
 
Größtes Gänsehautfeeling: Frank Sinatra 1993, Roncalli-Platz vorm Kölner Dom in den Abendstunden eines lauen Sommerabends.

Unvergessliche Konzerte: Jede Menge, z.B. Oscar Peterson, Dave Brubeck, Michel Petrucciani, McCoy Tyner, Monty Alexander, Modern Jazz Quartet, Teddy Wilson All Stars, Ahmad Jamal, 3 Tage hintereinander Gulda in der Kölner Philharmonie....

Größte Enttäuschung: Ein lustlos vorgetragenes 1. Klavierkonzert Beethoven mit Martha Argerich. Auch eine Ausnahmekünstlerin kann mal einen schlechten Tag haben.

@TJ: Der Pianist damals müsste Jonathan Batiste gewesen sein
 
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Ich habe noch eines vergessen!!! Als ich 9 war, da nahmen meine Eltern mich und meine Geschwister mit... und es sang kein geringerer als

Luciano Pavarotti

:) DEN Abend werde ich nie vergessen! Wir haben mit meinen Eltern seine CDs rauf und runter gehört, er hat mich seit meiner Kindheit begleitet... und das eine mal war es mir vergönnt ihn live zu sehen :)
 
Die schönsten Konzerte, die ich je besuchen durfte, waren die beiden Kissin-Konzerte aus den Jahren 2011 und 2013 im Wiener Musikverein.

2011 war es ein reines Liszt-Programm:

Etudes d'exécution transcendante Nr.9: Ricordanza
Sonate in h-Moll
Funérailles
Vallée d'Obermann
Venezia e Napoli (Gondoliera, Canzone, Tarantella)

Zugaben:
Widmung
Liebestraum Nr.3
Soirées de Vienne Nr.6

2013 war es…

Haydn – Sonate in Es-Dur Hob.XVI:49
Beethoven – Sonate in c-Moll op.111
Schubert – Vier Impromptus (op. posth. 142 Nr. 1&3; op.90 Nr.3$4)
Liszt - Ungarische Rhapsodie Nr.12

Zugaben:
Gluck/Sgambati – Mélodie aus Orpheus & Euridice
Liszt - Etudes d'exécution transcendante Nr.10 – Allegro agitato molto
Schubert/Liszt – Die Forelle

Die Highlights waren ganz klar Beethovens op.111 und die h-Moll Sonate, das war unvergesslich. Beide Programme findet man auf Youtube jeweils von Kissin in Verbier gespielt.

Viele Grüße!
 
Kissin spielt in 3 Stunden in 200m Entfernung, aber mir waren die Tickets zu teuer....
 

Schade! Kissin und Skrjabin... diese tolle Kombination konnte ich vor zwei Wochen im Wiener Musikverein genießen. :kuss:

Ja ich war auch dort.
Allerdings habe ich die Schubert Sonate nicht so toll gefunden.
Es waren zwar einige schöne Stellen, aber im Gesamten habe ich die Interpretation nicht stimmig und konsistent gefunden. Das Staccato im langsamen Satz habe ich unpassend gefunden.
 
Bruce Springsteen - Mönchengladbach 2013, im VIP Bereich, 50cm vor der Bühne. Unfassbar.
 
Das stimmt! Der dritte und vierte Satz waren besser, aber leider war es schon immer so, dass Schuberts Gefühlswelt Kissin nicht so richtig liegt.

ja Schubert ist speziell. Es gibt wenige gute Schubert Interpreten: Brendl, Richter...

Unlängst war eine Sendung in Ö1 vom Brendl über die letzten 3 Schubert Sonaten. Selbst Schumann irrte, er hatte diese grandiosen Werke verkannt, hatte er berichtet.
 
Grigory Sokolov - unfassbar gut! Seit meinem 8. Lebensjahr habe ich in München kein Konzert von ihm verpasst. Eine musikalische Naturgewalt!

Am 29. März spielt er wieder - diesmal die 3. Sonate von Chopin; der Rest ist noch nicht bekannt. Selbstverständlich gehe ich hin!

LG, Mick
 
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Kissin kommt auch zum Ruhrfestival. Allerdings bin ich die beiden Abende vorher schon im Konzert, Zimerman und Schuch und am Tag danach fliege ich zum Festival nach Paris. Sokolov verpasse ich auch kein Programm!

Schubert finde ich gerade Richter und Brendel absolut grausam. Richter viel zu brutal und kantig, Brendel einfach nur langweilig ;)
 
Als Kind: Das Wirtshaus im Spessart (im Meininger Theater)
Später: Joe Cocker 1988

Und so sah die Eintrittskarte aus :D
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Meistersinger, Oper Köln, 2012: Im letzten Satz Bilder des kriegszerstörten Köln. "Verachtet mir die Meister nicht". Portraits von Böll, Stockhausen, Heine, etc. werden eingeblendet. Das Publikum weint. Unvergesslich.
 

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