Kleines Präludium BWV 999. Ich werde noch wahnsinnig

40er

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Hallo Zusammen,

da meine KL der Meinung war wieder mal ein Stück von Bach anzugehen, habe ich mir blöderweise das kleine Präludium BWV 999 ausgesucht.

Ich übe das Stück seit einigen Tagen als Nebenstück und muss sagen, dass es mich trotz der relativ leichten Lesbarkeit schier in den Wahnsinn treibt.

Ich bekomm es nicht so zu klingen, dass im Bass dieses typische "BamBam Baaaam hörbar wird. Es klingt bei mir immer irgendwie unecht verwaschen, es liegt einfach nicht im Fluss.

Von auf Tempo bringen bin ich natürlich noch weit entfernt und spiele es momentan vielleicht gerade mit halber Geschwindigkeit.

Frage: Sind im Bass, z. Bsp. T1 bis T3 die zwei Achtel gefolgt vom Viertel legato zu spielen oder sollte das eher etwas "abgehackt" gespielt werden?
Wer hat hier Übetipps?. Möchte mich gerne durchbeissen auch wenn mir das Stück schon verleidet ist.

Danke & Gruss
40er

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Im Bass auf jeden Fall Non-Legato. In der Melodie kann man verschiedenes versuchen ....würde ich sagen.

Gruss

Hyp
 
In den obigen Noten ist sowieso ein Fehler! Im 3. Takt, linke Hand, Zählzeit 3, muss es nicht g - es heißen, sondern as -f!!

Was sind das für Schrottnoten, die Du da verwendest??
 
In den obigen Noten ist sowieso ein Fehler! Im 3. Takt, linke Hand, Zählzeit 3, muss es nicht g - es heißen, sondern as -f!!

Was sind das für Schrottnoten, die Du da verwendest??

Danke für die Aufmerksamkeit.

Ich selbst verwende den Henle Urtext (Kleine Präludien und Fughetten).

Die verlinkten Noten stammen von hier und wurden hier nur aus Gründen der Illustration verwendet.
 
Wer hat hier Übetipps?. Möchte mich gerne durchbeissen auch wenn mir das Stück schon verleidet ist.

Danke & Gruss
40er
Hallo 40er,
ich kann zwar nichts zum Üben beitragen, aber mir ging es komischerweise bisher bei jedem Bachstück so. So gern ich Bach höre und so wenig schwer die Noten auch aussehen mögen - ich beiße mir fast immer in kürzester Zeit daran die Zähne aus und komme nie über einen gewissen, meist unbefriedigenden Stand hinaus. Frage mich langsam auch, woran das liegt? :konfus:

Mitfühlenden Gruß,
Babs
 
Das BWV 999 ist auch eines meiner aktuellen Stücke - wobei ich sagen muss, dass es mir sehr gefällt.

Ich habe versucht mir bewusst zu machen, dass der Anfang eines Taktes oben wichtig ist, das Ende eher im Bass. Dass der Bass eine wichtige Rolle spielt, daran muss man sich erst gewöhnen. Oft findet man hier ja eher die Begleitung. Ich denke bei den Tönen an eine gesungene Bass-Stimme und spiele sie ziemlich legato, wenn auch nicht ganz.

Ich habe beide Hände öfters getrennt geübt, obwohl das Präludium keine großen Schwierigkeiten aufweist. Die Oberstimme habe ich eine Zeitlang übertrieben auf den Beginn des 2.Viertels hin gespielt (später dann ohne Übertreibung).

Ich übe auch die Sprünge (Takt 20-27) einzeln. (ob das jetzt aber Dein Problem ist, weiß ich nicht).

Ganz am Anfang habe ich übrigens den/die Akkorde eines Taktes gegriffen.

(Meine Klavierlehrerin fand dann heute, dass deutliche Fortschritte zu hören seien - ich selbst habe die noch nicht so gehört. ;-))

Ob das jetzt hilfreich für Dich ist, weiß ich nicht. (Was mir fehlt, ist der theoretisch-analytische Rahmen sowie Fachbegriffe, um das zu erklären.)
 
http://javanese.imslp.info/files/imglnks/usimg/1/1d/IMSLP271008-PMLP181069-Bach.PDF

Also mein Laiensenf, Präludien bei zu Bachs Zeit waren kleine Vorspiele zum Lied etwa, mit der Orgel keine extrem schmachtenden Laut und Leise und auch keine besondere Agogik, Anschlagvariationen, also einfach das Thema bisschen umspielt.

Es gilt einfach das Stück rhythmisch zu erfassen und im angemessenen Tempo spielen, so das es "rockt", halt die durch die Schnelligkeit dann sich herauskristalisierenden Harmonien sozusagen erfühlen und den richtigen Kick geben.

Solange es nicht rockt, kann man noch gar nicht entscheiden, was man binden will oder nicht, besonders da da auch noch so ein reintupfen der rechten Hand in die linke ist.

Klingen tut das Stück nur, wenn es ordentlich schnell und peppig gespielt wird, wie man halt solche Präludien kennt und wie es einem selbst gefällt, hier 2 unterschiedliche Interpretationen:


 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Dieses Praeludium ist ursprünglich ein Lautenstück. Nur mal so zur Anregung - auf der Laute gibt es kein staccato, und auch ein sehr rasches Tempo ist nicht ohne weiteres möglich. Auf dem Cembalo wäre es angemessen, dieses Praeludium mit Fingerpedal zu spielen, um den Lautenklang zu imitieren. In der Klavierschule von C.P.E. Bach wird das bei solchen Akkordbrechungen übrigens empfohlen. Auf dem modernen Flügel kann man durchaus auch ein wenig Pedal nehmen.

Davon abgesehen, ist das nicht irgendein "kleines Vorspiel zum Lied", sondern eine harmonische Studie, ähnlich wie das C-Dur-Praeludium aus WTK 1. Nicht die sich ständig wiederholende rhythmische Figur sollte meiner Meinung nach betont werden (nach spätestens drei Takten nutzt sich das ziemlich ab), sondern der harmonische Verlauf sollte herausgearbeitet und nachvollzogen werden.

LG, Mick
 
Dieses Praeludium ist ursprünglich ein Lautenstück. Nur mal so zur Anregung - auf der Laute gibt es kein staccato, und auch ein sehr rasches Tempo ist nicht ohne weiteres möglich. Auf dem Cembalo wäre es angemessen, dieses Praeludium mit Fingerpedal zu spielen, um den Lautenklang zu imitieren. In der Klavierschule von C.P.E. Bach wird das bei solchen Akkordbrechungen übrigens empfohlen. Auf dem modernen Flügel kann man durchaus auch ein wenig Pedal nehmen.

Davon abgesehen, ist das nicht irgendein "kleines Vorspiel zum Lied", sondern eine harmonische Studie, ähnlich wie das C-Dur-Praeludium aus WTK 1. Nicht die sich ständig wiederholende rhythmische Figur sollte meiner Meinung nach betont werden (nach spätestens drei Takten nutzt sich das ziemlich ab), sondern der harmonische Verlauf sollte herausgearbeitet und nachvollzogen werden.

LG, Mick
Auf Zupfinstrumenten gibt es kein legato, staccato ist alles, denn bei Saiteninstrumenten- also Gitarre, Violine ist staccato nicht die abrupte Kürze des Tons, sondern der knackig, abgesetzt vom vorherigen Ton Beginn des neuen Tones und beim Zupfen ist das immer pizzicato.

Außerdem stellst du die Frage nach Werktreue in den Raum, dem ich entgegensetze, jedem nach seinem Gusto. Diese Präludien von Bach also zumindest wie das hier besprochene, sind eine ständige Wiederholung des gleichen Patterns, nur immer in neuen Harmonien - was ich daraus mache, bleibt mir überlassen - will ich die Laute imitieren, also zupfen oder will was neues mit An und abschwellen, steigerung, oder durch den kleinen Bebob könnte ich glatt auch einen modernen Touch dem ganzen verleihen, indem ich diesen herausarbeite.

Im ersten Beispiel hat der Interpret die rechte Hand eigentlich wie eine Begleitung laufen lassen und der linken eine Art Melodieführung gegeben.

Im 2. Beispiel dagegen spielt die linke eigentlich nur Begleitung und alle "Leidenschaft" liegt in der rechten.

Und beides ist erlaubt. Es gibt nichts verbotenes - oder kommt Bach um die Ecke mit dem Nudelholz und zieht jedem der es nicht nach Bachs fasson spielt einen über;-)
 

Auf Zupfinstrumenten gibt es kein legato, staccato ist alles, denn bei Saiteninstrumenten- also Gitarre, Violine ist staccato nicht die abrupte Kürze des Tons, sondern der knackig, abgesetzt vom vorherigen Ton Beginn des neuen Tones und beim Zupfen ist das immer pizzicato.

Einen solchen perkussiven Ton erzeugt ein Cembalo oder Klavier doch auch - mit staccato hat das aber nichts zu tun. Bei der Laute fällt schließlich kein Dämpfer auf die Saite.

Außerdem stellst du die Frage nach Werktreue in den Raum, dem ich entgegensetze, jedem nach seinem Gusto. Diese Präludien von Bach also zumindest wie das hier besprochene, sind eine ständige Wiederholung des gleichen Patterns, nur immer in neuen Harmonien - was ich daraus mache, bleibt mir überlassen - will ich die Laute imitieren, also zupfen oder will was neues mit An und abschwellen, steigerung, oder durch den kleinen Bebob könnte ich glatt auch einen modernen Touch dem ganzen verleihen, indem ich diesen herausarbeite.

Du kannst das Stück spielen, von mir aus auch entstellen, wie du willst. Ich muss es deshalb noch lange nicht richtig finden. ;-)

LG, Mick
 
Zuletzt bearbeitet:
zügiges Tempo
die 16tel non legato
die Achtel akzentuiert staccato
die Viertel tenuto (gerne länger als notiert halten)
passend zum harmonischen Drama große Dynamik (sinnvoller Pedaleinsatz)
(die Harmonik kapieren)
((keine Bagatelle, sondern ein düster-grimmiges Drama en miniature herausarbeiten))
(((latente Dreistimmigkeit erkennen)))
 
Hallo,

Habe heute die erste Seite vom Stück meiner KL vorgespielt. Sie fand es ordentlich. Natürlich noch einiges zu langsam, aber der Weg sollte stimmen. Sie selbst spielte die Achtel, so wie @rolf es beschrieb, mit deutlichem staccato und hat das Viertel lange gehalten und deutlich angeschlagen.

Hat mir natürlich kräftig Rückenwind gegeben und die Freude am Üben dieses Stückes ist jetzt auch wieder da.

Vielen Dank für die Hinweise.

LG 40er
 
Nur mal so zur Anregung - auf der Laute gibt es kein staccato, und auch ein sehr rasches Tempo ist nicht ohne weiteres möglich.

Klar geht Staccato auf der Laute. Man kann das auf zwei verschiedenen Wegen erzielen, einmal durch Dämpfen mit einem Finger der rechten Hand, oder auch mit einem Finger der linken Greifhand, vorzugweise bei Tönen, die nicht auf leeren Saiten liegen. Man braucht nur den Greiffinger zu lockern, ohne die Saite loszulassen, schon ist der Ton gedämpft.
Auf der Gitarre gibt es einen extremen Staccato-Effekt, etouffé, bei dem man die Handkante der rechten Hand auf der Saite, direkt am Steg zur Dämpfung benutzt, so ähnlich wie der Lautenzug beim Cembalo.

Richtig ist allerdings, daß diese Technik (staccato, nicht das etouffé) in den alten Quellen meines Wissens nicht genannt wird. Es sollte mich aber sehr wundern, wenn die Alten dergleichen nicht verwendet hätten.

Und Arpeggien gehen auf der Laute tatsächlich etwa so schnell wie auf dem Klavier, wenn sie nicht mehr als vier Töne aufwärts bzw. abwärts haben. Läufe sind etwas mühsamer, weil man in der rechten Hand normalerweise bloß zwei Finger abwechseln kann, das bremst beträchtlich. Besonders mit der alten p-i-p-i (Daumen-Zeigefinger-Wechselschlag)-Technik, die vermutlich aus dem Plektrumspiel entwickelt wurde kann man aber ein ganz beachtliches Tempo entwickeln, das in der Renaissancemusik auch gerne verlangt wird (etwa wie die figueta-Technik beim Flamenco).

BWV 999 spiele ich allerdings auf der Laute nirgendwo im Staccato, die Arpeggien im Legato und die jeweils ersten beiden Noten der Baßfigur ein klein wenig non legato, die Viertel tenuto, so wie rolf sagt.
 
Meines Erachtens wichtig: möglichst ohne Pedal üben! Während der Bassnoten hat die rechte Hand Pause, das muss man hören! Dann ein wenig mehr Gewicht auf den Daumen und das Ziel ist immer die unterste Note. Die töne dürfen nicht gleich klingen. Kannst du vielleicht mal eine Aufnahme hochladen?
 
Dieses Praeludium ist ursprünglich ein Lautenstück. Nur mal so zur Anregung - auf der Laute gibt es kein staccato, und auch ein sehr rasches Tempo ist nicht ohne weiteres möglich. Auf dem Cembalo wäre es angemessen, dieses Praeludium mit Fingerpedal zu spielen, um den Lautenklang zu imitieren. In der Klavierschule von C.P.E. Bach wird das bei solchen Akkordbrechungen übrigens empfohlen. Auf dem modernen Flügel kann man durchaus auch ein wenig Pedal nehmen.

Davon abgesehen, ist das nicht irgendein "kleines Vorspiel zum Lied", sondern eine harmonische Studie, ähnlich wie das C-Dur-Praeludium aus WTK 1. Nicht die sich ständig wiederholende rhythmische Figur sollte meiner Meinung nach betont werden (nach spätestens drei Takten nutzt sich das ziemlich ab), sondern der harmonische Verlauf sollte herausgearbeitet und nachvollzogen werden.

LG, Mick

Was ist denn ein lautenstück?
 

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