Klavier totgestimmt ?

ich sag mal so; schon die enzelne Saite ist ja nie so ganz sauber, vom leichten eiern bis zum entsetzlichen jaulen ist da alles drinnen. Es klingt auch nicht jede Saite in den Choren gleich. Stimmt man alle 3 Saiten beispielsweise nach einem Meßgerät, so sind sie zwar mathematisch richtig, aber der Ton klingt komisch. Daher werden ja auch die Chore nach dem Gehör angepaßt, so daß sie subjektiv als so rein wie möglich klingen.
Auch ein absichtliches Vermeiden von spreizungen, zum Beispiel durch Stimmgeräte, läßt den Klang des Instrumentes als "arg nostalgisch bis entlebt" erscheinen. Das Gehör setzt automatisch die Spreizung an, da hier die Oktaven als subjektiv rein empfunden werden. Eine subjektiv empfundene reine Oktave nach oben, ist mathematisch zu hoch.
Auch so eine Problematik; Instrumente höher oder tiefer zu stimmen als es ihrer eigentlichen Konstruktion entspricht - ein alter S&S um 1880 klingt bei einer Tonhöhe von 456Hz hervorragend (so es die Saiten noch aushalten), ein S&S moderneren Baujahres ist bei 443 Hz ideal, andere Instrumente aus den Jahren vor 1920 klingen am besten auf 435 oder gar 432 Hz......aber das ist auch wieder von Instrument zu Instrument unterschiedlich.

Viele Grüße

Styx
 
Der Stimmer sagte auch, dass es auf 444 gestimmt wurde,
Die neue Stimmung wurde auf 442 gemacht.
 
Anscheinend gibt es ja mehrere Leute hier, die das Empfinden haben, ihr Instrument sei totgestimmt. Was mich wirklich mal interessieren würde: woher stammt diese Wahrnehmung? Sind es die Temperatur und die Spreizung oder sind es super rein gestimmte Choire?
 
Also "totgestimmt" war meines noch nie... ;)

Manchmal war es nach dem Stimmen "sanft und weich", manchmal "rauh", manchmal "strahlend" usw. - halt eben emotional verschieden. Und ich kann eigentlich gar nicht sagen, was "schöner" war. Wenn man gut gestimmte Chöre hat, sind halt auch die unvermeidlichen Schwebungen der Temparatur in den Intervallen (bes. Terzen und Sexten) sehr gut hörbar und können (jedenfalls mich) erstmal stören... ich glaube, das empfinde ich als "rauh". Den größten Unterschied in den Stimmungen macht für mich "Normalverbraucher" die Haltbarkeit - wieviele klimatische Änderungen, wie viel heftiges Spielen macht sie mit, bevor sie unschön wird... Merkwürdigerweise fand ich zumindest in einem Jahr die zunächst "rauh" klingende, vermutlich sehr chorreine Stimmung als erstaunlich lange haltbar.
 
Die Stimmung ist doch nächsten Tag eh schon wieder verändert und das Klavier sollte spätestens dann aus der "Todesstarre" wieder aufgewacht sein.
Wie man eine Stimmung mit primitiven Aufnahmemethoden und ebensolcher Wiedergabe hier bewerten will ist mir sowieso schleierhaft, würde mich nicht wundern wenn hier mancher Oberexperte seine unwissend eigene Stimmung zerreißt.
 
Anscheinend gibt es ja mehrere Leute hier, die das Empfinden haben, ihr Instrument sei totgestimmt. Was mich wirklich mal interessieren würde: woher stammt diese Wahrnehmung? Sind es die Temperatur und die Spreizung oder sind es super rein gestimmte Choire?

Stimm mal einen S&S auf 435 Hz, der wird dann als matt und leblos empfunden, wennst dann auch noch die Oktaven mathematisch rein stimmst, erscheint er wie verzeitet.

Viele Grüße

Styx
 
Die Stimmung ist doch nächsten Tag eh schon wieder verändert und das Klavier sollte spätestens dann aus der "Todesstarre" wieder aufgewacht sein.
Wie man eine Stimmung mit primitiven Aufnahmemethoden und ebensolcher Wiedergabe hier bewerten will ist mir sowieso schleierhaft, würde mich nicht wundern wenn hier mancher Oberexperte seine unwissend eigene Stimmung zerreißt.
Bei mar wa die Stimmung am letzten Donnerstag. Heute ist Montag.
Eine Besserung ist für mich nicht wahrnehmbar.

@Klavierbauermeister: Was sollte ich nun machen ?
 
Du wolltest doch den Stimmer anrufen. Mach doch doch erst mal und höre Dir an, was er dazu sagt.
 
Ein Problem bei dieser Frage ist, dass man nicht weiß, was unterschiedliche Leute unter "tot gestimmt" verstehen. Was Micha beschrieben hat, dass die Chore keinen genügenden Sustain haben, das ist absolut eine Möglichkeit. Besonders im Diskant ist das bei vielen Instrumenten ein Problem, wenn man die Chore ganz exakt zueinander stimmt, der Ton geht dann sofort wieder verloren.

Es kann aber durchaus sein, dass hier einfach mangelnde Hörerfahrung zu der Wahrnehmung führt, dass das Klavier "tot" gestimmt sei, obwohl mit der Stimmung alles in Ordnung ist. Diese "grob" zu bewerten, dafür reicht eine einfache Aufnahme in einfacher Qualität sehr wohl aus.

Solche "mangelnde Hörerfahrung" ist ganz alltäglich, es würde mich wundern, wenn nicht jeder Klavierstimmer solche Geschichten erzählen könnte. Vor einiger Zeit habe ich ein Klavier gestimmt, ein sehr schönes Pfeiffer. Aber es klang als ich ankam sehr verwaschen, weil die Töne alle große Chorunreinheiten hatten und auch die einzelnen Lagen nicht mehr zueinander gepasst haben, eben länger nicht gestimmt. Als es gestimmt war, fand ich es gut klingend. Trotzdem kam am nächsten Tag der Anruf, dass die Dame nicht mit der Stimmung zufrieden sei und jetzt etwas mit der Dämpfung nicht stimme. An der Dämpfung hatte ich aber gar nichts verändert, die Mechanik hatte ich nicht heraus genommen. Ich bin also nochmal hingefahren und habe sie gefragt, was stört. Es zeigte sich, dass es das Nachklingen der Diskantsaiten war, welche überhaupt keinen Dämpfer haben. Eine völlig normale Sache, die aber offenbar gehörmäßig untergegangen war, als das Klavier in sich total unsauber und verwaschen klang. Das ist für mich ein Beispiel, wo eine mangelnde Hörerfahrung zu einer falschen Bewertung der Situation geführ hat.

Es ist gut möglich, dass es bei dem hier vorliegenden Klavier so ähnlich ist. Dass es einfach vorher total verstimmt war und jetzt sauber klingt, was aber eben ganz anders ist, als vorher.
 

Anscheinend gibt es ja mehrere Leute hier, die das Empfinden haben, ihr Instrument sei totgestimmt. Was mich wirklich mal interessieren würde: woher stammt diese Wahrnehmung? Sind es die Temperatur und die Spreizung oder sind es super rein gestimmte Choire?
Es ist ja wieder auferstanden. :super:
Beschreiben kann ich Dir meinen laienhaften Eindruck gern: Man kauft ein Instrument, findet den Klang "schön". Instrument wird neu besaitet, Resoboden ausgespant, in der Werkstatt (vom polnischen Meister) gestimmt, angeliefert - Klang ist noch schöner. Nach einiger Zeit wird die inkludierte Erststimmung vor Ort durchgeführt (vom deutschen Meister, Firmeneigner). Klang ist danach eindimensional und irgendwie abgeschnitten, entfaltet sich nicht, klingt an und dann wars das. Jetzt kommt Stimmer Nr. 3 (österreichischer Meister) ins Spiel, führt neben der Stimmung noch eine Intonierung durch (worauf ich zuvor bewusst verzichtet habe). Ergebnis: Besser als je zuvor.

Bei dem anderen Instrument (besonders herrlicher Klang beim Kauf) kam eine Mischung aus Dumpfheit und unangenehmer Schärfe zustande. Mehr schreibe ich dazu nicht, tut meinen Nerven nicht gut.
aaah.gif
Abermals kommt Stimmer Nr. 3 zum Zug und alles wird gut.

Woran es lag? Non so io.
 
Stimmer ist in Urlaub :-(
hätte den Klavierlehrer fragen können aber wir haben gerade Ferien :-(
Ich sehe es ist ein schwieriges Thema. Es kann natürlich auch sein, dass ich mich an den alten Klang sehr gewöhnt habe und jetzt muss ich mich umgewöhen.
Auch wenn es nicht professionell ist, werde ich eine Aufnahme einstellen.
Muss mir aber voher ein brauchbares Aufnahmegerät besorgen.
 
Die Stimmung ist doch nächsten Tag eh schon wieder verändert
Dann ist es allerdings Zeit das Instrument einer Fachwerkstatt zu übergeben, oder den Stimmer zu wechseln. Wenn ich Flügel für ein Konzert nach vier Wochen abermals stimme, haben die sich kaum verändert. Da ist vielleicht mal der eine oder andere Chor ein wenig nach zu ziehen, aber des war es dann auch.

Viele Grüße

Styx
 
Wenn ich Flügel für ein Konzert nach vier Wochen abermals stimme, haben die sich kaum verändert. Da ist vielleicht mal der eine oder andere Chor ein wenig nach zu ziehen, aber des war es dann auch.

Viele Grüße

Styx

Ich habe schon gehört, dass Flügel in Konzerthäusern/Opernhäusern teilweise sogar in der Pause nachgestimmt werden, da sie sich schon wieder leicht verstimmt haben. Das wäre dann gemäss deinem Post völlig überflüssig oder man hat mir ein Märchen erzählt? :konfus:
 
Ich habe schon gehört, dass Flügel in Konzerthäusern/Opernhäusern teilweise sogar in der Pause nachgestimmt werden, da sie sich schon wieder leicht verstimmt haben. Das wäre dann gemäss deinem Post völlig überflüssig oder man hat mir ein Märchen erzählt? :konfus:
Manchmal gehört es zur Show. Wenn nachgestimmt wird, unterstreicht es die Wichtigkeit des Künstlers. Es kann aber auch sein, dass sich etwas verstimmt und den Künstler irritiert - das passiert eher seltener. Bei Studioaufnahmen ist der Anspruch gerechtfertigt.

LG
Michael
 

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