Karnickelhämmer!

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19. Jan. 2011
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Habt ihr das schon mal gehört/gesehen?
Geradezu schockierend weicher Klang, in der Beschreibung wird das erläutert.



Oder hier



Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Wer´s mag. Meins ist es nicht.
 
Ja, ich finde es auch sehr gewöhnungsbedürftig. Hat jemand Ahnung, wie authentisch dieser Klang wohl ist? Monsieur Chopin? :denken:
 
Ich hab schon öfter alte Klaviere mit so einem grauen Hammerfilz gestimmt und gehe davon aus, dass das ebenfalls Kaninchenfilz war. Geht so.
 
Ich halte die Aufnahme nicht für sehr authentisch, weil u.U. wohl schon in der Aufnahmetechnik zu dumpf. (Was sich nachbessern ließe, per anderem Mikrofonieren und oder u.U. per anderer Spieler ....)

Vielleicht ist derselbe Flügel original heller in der Klang-Charakteristik. Er hätte es zu sein, um als authentischer Pleyel zu gelten, denke ich.

Pleyel-Flügel aus den 1840ern können, wenn auch nicht sehr laut, so doch ungemein brillant klingen, das aber höre ich hier leider nicht.

Das Spezifikum des "Hölzernen", Klöckerigen, hat der Klang. Aber das Spezifikum des Hellen, Feurigen hat er leider nicht. Er rührt mich nicht zu Tränen, wie es zuerst eine YouTube-Aufnahme des echten Chopin-Flügels in Südengland schaffte, und dann auch zwei Pleyel-Konzertflügel von 1829 und 1842, die in den Niederlanden stehen.

Mal abseits der Filzmaterialien: hat er gesichert noch die original alten Saiten drauf...?...
 
Der sogenannte "Kaninchenfilz" hat vor und Nachteile. Das Kangbild ist insgesamt weicher - das ist richtig - allerdings ist es bezüglich der Dynamik dem "normalen" Filz auf jedem Fall gleichwertig gegenüberzustellen und er ist bedeutend "Abnutzungs resitenter". Ich habe vor vielen Jahren mal eine Abhandlung darüber gelesen - leider weiß ich nicht mehr wo. Ich selbst habe ebenfalls einige Klaviere mit derartigem Filz (meist aus dem ersten Weltkrieg) schon in meinen Händen gehabt die die oben genannten Eigenschaften - zumindst für mich - bestätigt haben.

Als ich ebenfalls vor Jahren Herrn Abel darauf mal angesprochen habe, meinte dieser, dass es gar nicht sicher sei, ob es sich dabei um "reines Kanninchen" handeln würde, oder ob es sich dabei um eine Mischung verschiedener Arten von "Fell" (wie er es genannt hat) handeln würde. Ich persönlich denke, dass die "Mischart" von Hersteller zu Hersteller verschieden war. Leider existiert heute kein Hammerkopfhersteller mehr, der diese Art von Filz verarbeitet hat um genaueres zu erfahren.

Bezüglich der Aussagekraft, wie historische Instrumente wirklich geklungen haben bin ich persönlich immer sehr skeptisch. Zwar gibt es großartig restaurierte Instrumente aus dieser Zeit und auch den einen oder anderen guten Nachbau, doch sind das in meinen Augen kein Garant für historische Authentizität.
 
Hallo Vitamin P,

Der Grund, warum der Hasenfilz abnutzungsresistenter ist, liegt am Fettanteil. Der macht den Filz wiederstandsfähig und die Haare brechen nicht so leicht. Gleiches kann man mit herkömmlichen Schaf ebenfalls erreichen, würde man bei der Filzbehandlung darauf erhöhte Rücksicht nehmen. Man merkt es bei den alten Filzhämmern, welche kaum entfettet wurden. Wenn auch die innere Spannung nicht mehr so hoch ist, so ist der Filz immer noch sehr abnutzungsresistent (welch schönes Wort) .
Hasenfilz war typischer Weise im Krieg verarbeitet worden, da die Handelsbeziehungen mit England eingefroren waren und die spärlichen heimischen Schafwollvorräte für andere, wichtigere Dinge verwendet wurden.

LG
Michael
 
Hallo Vitamin P,

Der Grund, warum der Hasenfilz abnutzungsresistenter ist, liegt am Fettanteil.
LG
Michael

Das ist ein sehr interessanter Hinweis..vielen Dank dafür :-)
Allerdings meinte Abel damals zu mir, das der "Hasenfilz" im eigentlichen Sinne gar kein Filz sei, da die Haare für eine Verwalkung zu kurz wären und daher immer noch langhaarigeres Fell (von was auch immer) mit einbezogen werden müsste.
Was ich nicht verstehe ist das Argument das die Haare bei herkömmlichen (modernen Filz) leichter "brechen", da bei einer Verwalkung ja die Fasern so dicht vermengt werden, dass ein "Bruch" im eigentlichen Sinne eigentlich nicht mehr möglich ist. Meine Beobachtung bezüglich des Abnutzungsgrades und -resistenz bei modernen Hammerköpfen ist dahingehend, dass es vom Verwalkungsgrad des Filzes abhänigig ist und dem damit höhere oder geringere Verpressungsvorgang. (soll heißen: desto höher der Verwalkungsgrad und desto geringer die Pressung, desto höher die Qualität des Filzes und dessen Standhaftigkeit). So zumindest hat man es mir mal vor Jahren in einer Filzfabrik die Hammerköpfe herstellt erklärt (welche das war weiß ich auch nicht mehr...ist über 25 Jahre her :-/ )

Natürlich erscheit es allerdings logisch, dass ein Filz mit höherem Fettanteil nicht so starr ist und daher den Belastungen des Anschlages auch besser standhalten kann....
 
Meineserachtens nach wurde Hasenfilz aus wirtschaftlichen Gründen verwendet - ich persönlich kann nicht behaupten daß Hasenfilz so sonderlich klangschön ist. Ich habe mal eigenmächtig bei einem Instrument Hasenbeinfilzhämmer gegen Abelhammerköpfe ausgetauscht - der Unterschied war schon beeindruckend (was natürlich auch daran liegen kann, daß die Karnickelfilze einfach mal fertig waren)

Viele Grüße

Styx
 


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