Ist man als Linkshänder am Klavier grundsätzlich ein wenig benachteiligt oder nicht??

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Debbie digitalis

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Hallo miteinander,

ich stelle diese vielleicht blöde Frage jetzt mal hier ein, da mir dieser Gedanke öfter mal durch den Kopf schwirrt!

Beim Erlernen der Schrift ist es ja klar: Das rechtshändige Kind bewegt die Hand - wenn es im Kindergartenalter spontane Schreibversuche macht von links nach rechts, das linkshändige Kind macht spontan das Gegenteil und schreibt auch in Spiegelschrift.

Natürlich gibt es in der Musik keine "Schreibrichtung": Melodien steigen auf und fallen wieder ab! Auch ist es schon eine Art Wertung, dass die Melodie in der rechten Hand liegt und die Begleitung in der linken (zumindest meistens!).

Dennoch: Ich habe musiktheoretisch überhaupt keine Ahnung, habe meine Übungsstücke am Klavier daraufhin auch noch gar nicht untersucht: aber dennoch bin ich der Meinung, dass in der musikalischen Phrasierung (zumindest die Melodie) häufig zuerst mal ansteigt (nach rechts) und dann wieder abfällt (nach links). Für einen Linkshänder ist so etwas natürlich widersinnig. Spontan richtet sich der Linkshänder eben zuerst nach links (und später, wenn es sein muss, auch mal nach rechts!). Ich bin kein Wissenschaftler, sondern lediglich ein klavierspielender Linkshänder und Nica mag mich hoffentlich in dieser Hinsicht belehren!!!

Dem Linkshänder entspricht auch nicht die Ladengestaltung in Supermärkten und ähnlichen Geschäften: dort wird entsprechend der Kundenverhaltensforschung der Kunde über die Hauptgänge zunächst gegen den Uhrzeigersinn (d.h. "linksherum") durch das Geschäft geführt, weil der Standard-Rechtshänder für diese Laufrichtung mehr Zeit braucht als für die gewohnte Runde im Uhrzeigersinn.

Beim Linkshänder (ich glaube ca. 15 % der Bevölkerung???) geht diese Planung jedoch fehl: Sie kommen linksherum nämlich viel schneller zum Ziel (sprich hier: zur Kasse)!:D:D

Die Frage bleibt allerdings:
Hat es der Linkshänder am Klavier wirklich schwerer als der Rechtshänder???

und:

War der "Erfinder" bzw. "Entwickler" des KLaviers ein Links- oder Rechtshänder???

LG und hoffend auf Antworten

Debbie digitalis
 
sind Linkshänder linksohrig? nein? ...dann gibt es auch keine Probleme mit auf- und absteigender Melodik, Oberstimme usw. ;)

es wäre naiv, zu glauben, wer Ravels Konzert für die linke Hand allein spielt würde alle Linkshänder beneiden - am Klavier, so man es richtig zu spielen erlernt, gibt es keinen Unterschied in den Fähigkeiten der Hände: sie haben beide wichtige Aufgaben, oftmals sogar dieselben, oder anders gesagt: wenigstens am Klavier kann man Rechts- oder Linkshändigkeit überwinden oder besser gesagt hinter sich lassen.
 
am Klavier, so man es richtig zu spielen erlernt, gibt es keinen Unterschied in den Fähigkeiten der Hände: sie haben beide wichtige Aufgaben, oftmals sogar dieselben, oder anders gesagt: wenigstens am Klavier kann man Rechts- oder Linkshändigkeit überwinden oder besser gesagt hinter sich lassen.

Hallo rolf,

danke für die Auskunft!

Ich kann auch vieles von dir Gesagte nachvollziehen! Allerdings vermute ich, dass du kein Linkshänder bist! (will hier kein Minderheiten-Unterforum aufmachen!!!)

LG

Debbie digitalis
 
Hast Du eine konkrete Situation, wo Dir auffällt dass man als Linkshänder einen Nachteil hätte?
Ich würde vermuten, dass dies widerlegt wäre, wenn es eine gleich schwierige Stelle in der Literatur für Rechtshänder gäbe. Man könnte diese Stelle auch kreieren, indem man eine spiegelverkehrte Bewegung für die angeblich benachteitligte Hand bei Rechtshändern schaffen würde. Ist zwar fraglich, ob die musikalisch Sinn macht und gut klingt, aber wenn man sie 100x gehört hat, könnte es sein, dass sich das Gehör dran gewöhnt hat.
Wenn ich mir Bachs Klavierwerk ansehe, wo man mir sagte, dass dort beide Hände "gleichberechtigt" sind, und man z. B. die Goldberg-V. der höchsten Schwierigkeitsstufe zuordnen kann, dann würde ich ebenfalls als logische Schlussfolgerung ziehen, dass es keine Rolle spielt, ob man Links- oder Rechtshänder ist.

Zur Not könnte man sich ein Klavier bauen lassen, wo die Saiten umgekehrt angeordnet sind (Bass-Saiten rechts).
 
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Dennoch: Ich habe musiktheoretisch überhaupt keine Ahnung, habe meine Übungsstücke am Klavier daraufhin auch noch gar nicht untersucht: aber dennoch bin ich der Meinung, dass in der musikalischen Phrasierung (zumindest die Melodie) häufig zuerst mal ansteigt (nach rechts) und dann wieder abfällt (nach links). Für einen Linkshänder ist so etwas natürlich widersinnig. Spontan richtet sich der Linkshänder eben zuerst nach links (und später, wenn es sein muss, auch mal nach rechts!).

"Natürlich widersinnig?" Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bewegungsrichtungen für Melodien etwas damit zu tun haben sollen, wohin man sich außerhalb des Musizierens zuerst dreht. Bei der Straßenüberquerung gibt es auch Rechtshänder, die zuerst nach links schauen und sich dabei nicht benachteitligt fühlen. Empfindest Du das tatsächlich so und hast dann überlegt, warum das so ist, oder kann es sein, dass Dir diese Idee in den Kopf gekommen ist und Du erst danach den Eindruck gewonnen hast, dass da irgendwas widersinnig ist.
Ich kann Dir jedenfalls versichern, dass es Rechtshänder gibt, die sich bei Melodien, die sich zuerst abwärts bewegen nicht benachteiligt fühlen.
 
Hast Du eine konkrete Situation, wo Dir auffällt dass man als Linkshänder einen Nachteil hätte?
Ich würde vermuten, dass dies widerlegt wäre, wenn es eine gleich schwierige Stelle in der Literatur für Rechtshänder gäbe. Man könnte diese Stelle auch kreieren, indem man eine spiegelverkehrte Bewegung für die angeblich benachteitligte Hand bei Rechtshändern schaffen würde. Ist zwar fraglich, ob die musikalisch Sinn macht und gut klingt, aber wenn man sie 100x gehört hat, könnte es sein, dass sich das Gehör dran gewöhnt hat.
Wenn ich mir Bachs Klavierwerk ansehe, wo man mir sagte, dass dort beide Hände "gleichberechtigt" sind, und man z. B. die Goldberg-V. der höchsten Schwierigkeitsstufe zuordnen kann, dann würde ich ebenfalls als logische Schlussfolgerung ziehen, dass es keine Rolle spielt, ob man Links- oder Rechtshänder ist.

Zur Not könnte man sich ein Klavier bauen lassen, wo die Saiten umgekehrt angeordnet sind (Bass-Saiten rechts).
Vor etwa 10 Jahren habe ich auf der Frankfurter Musikmesse einen Linkshänderflügel gesehen und angespielt. Der Erfinder/Hersteller war davon überzeugt, dass man damit als Linkshänder sein volles Potenzial ausschöpfen könne, da man mit der dominanten Hand die Melodie- und in der rechten die Begleitfunktion hätte. Er hatte sogar extra Noten dafür angefertigt. Für mich war es einfach nur komisch. Er meinte man müsse eine gewisse Umgewöhnungszeit einplanen.
Bei der Geige geht es ja leichter ein Instrument auf links umzurüsten und es gibt immer mehr die Linkshänderinstrumente spielen. Ich selber glaube nicht daran. Ich halte es für eine Möglichkeit an Linkshändern Geld zu verdienen. Mehr nicht. Auch beim Klavier.
Ich bin selber Linkshänder und spiele Geige und Klavier richtig herum. Nachteile sind mir noch keine aufgefallen. Klar war meine rechte Hand anfangs nicht so geschickt wie die linke. Dafür muss ein Rechtshänder vielleicht am Anfang verstärkt auf seine linke achten.
Echte Nachteile sehe ich allerdings im Linkshänderinstrument. Was macht man wenn Klavier studieren möchte? Wie handhabt man es wenn man ein Konzert spielt? Man muss ja immer seinen eigenen Linkshänderflügel mitnehmen.
 
Ich halte das Thema "Benachteiligung von Linkshändern" häufig für etwas überbewertet. Sorry, wenn ich als Rechtshänder das so sage. Aber gerade das Thema Klavierspielen zeigt doch, dass man auch mit der von Natur aus schwächeren Hand allerhand komplexes anstellen kann. Ich als Rechtshänder käme mir jetzt nicht wirklich benachteiligt vorm wenn ich im Supermarkt linksrum gehen müsste. Ein beliebtes Thema sind ja Scheren. Ich denke, das ist ohnehin nur relevant bei schlechten labbeligen Scheren, die nur funktionieren, wenn man deutlichen seitlichen Druck ausübt. Ich als Rechtshänder habe beispielsweise überhaupt keine Probleme eine auch nur halbwegs brauchbare (rechtshänder-)Schere mal in die linke Hand zu nehmen. Wieso sollte also jemand, dessen motorische Fähigkeiten in der linken Hand jetzt besse ausgeprägt damit Schwierigkeiten haben?
Was das Klavierspielen angeht: Mag sein, dass die Orientierung der Klaviatur historisch daher kommt, dass man (als mehrheitlicher Rechtshänder) geneigt war, die Melodie vorwiegend rechts zu spielen (keine Ahnung). Falls die Linkshändigkeit irgendeinen Nachteil beim Klavierspielen haben sollte -so bin ich überzeugt- ist dieser vernachlässigbar klein gegenüber den Nachteilen, die einem aus mangelhafter Bagabung, Musikalität, Durachhaltevermögen und Fleiß erwachsen.
 
ich stelle diese vielleicht blöde Frage jetzt mal hier ein, da mir dieser Gedanke öfter mal durch den Kopf schwirrt! (...)
Hat es der Linkshänder am Klavier wirklich schwerer als der Rechtshänder???

Hallo Debbie Digitalis,

Es gibt durchaus Literatur zur Frage der Linkshändigkeit im Instrumentalspiel, z.B.
Musizieren mit links : linkshändiges Instrumentalspiel in Theorie und Praxis / Walter Mengler. - Mainz [u.a.] : Schott, 2010. - 165 S. : Ill. ; 22 cm - (Studienbuch Musik)
ISBN 978-3-7957-8745-5
Eine Rezension zum Titel findet sich u.a. hier: Graphomotorik-Programme

Aktuelleren Datums ist diese Meldung aus Hannover
HMTM Hannover: Kein Nachteil für Linkshänder beim Spiel auf Rechtshänder-Instrumenten
- diese Erkenntnisse gehen in eine ganz andere Richtung.
Resumée: auch die Wissenschaftler sind sich (noch?) nicht einig über deine "blöde" Frage!

LG, Dilettantja
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo

Bin selbst Linkshänder und merke nicht dass ich in irgend einer Weise benachteiligt bin.
Vielleicht gewisse Anfangsschwierigkeiten.
Hatte das auch am Computer als ich mir eine ergonomische Maus gekauft habe, die es jedoch nur in der Ausführung für Rechtshänder gab.
Musste mich halt umgewöhnen. Mittlerweile ist es für mich schwierig die Maus mit der linken Maus zu nutzen (Und ich meine nicht schwierig im Sinne von ungewohnt, sondern dass ich Icons nicht treffe oder die Maus nicht mit Sicherheit führe).

Grundsätzlich behaupte ich also, dass es dem Gehirn grundsätzlich egal ist, mit welcher Hand du schreibst/hämmerst/schraubst, es ist lediglich eine Frage des Trainings.

Früher wurde Kindern die mit links geschrieben haben ja auch "beigebracht" (mit welchen Methoden auch immer...) mir rechts zu schreiben. Und meine Mutter schreibt jetzt auch nicht schlechter als andere Rechtshänder.

Und da ich sowieso alle Bewegungsabläufe am Klavier neu lernen muss, spielt es also auch keine Rolle mit welche Hand ich das tue.

Das Schwierige ist mMn eher das Umgewöhnen eines bereits gelernten Bewegungsablaufes auf die andere Hand. Dort müssen neben neuen Verknüpfungen evtl. auch noch alte eliminiert resp. überschrieben werden (Bin keine Neurologe, klingt also wahrscheinlich äusserst banal was ich hier schreibe, entspricht aber meinen Vorstellungen ;) )


Gruess

Redo
 
Hallo,
ich denke, am Klavier werden ja von beiden Händen gleiche Fertigkeiten verlangt. Gut, die Melodie liegt meist in der RH, dafür ist die Begleitung in der LH ja auch oft komplex. Mal abgesehen davon, dass die Rollen ja austauschbar sind.
Meine linkshändige Tochter hat auf jeden Fall weniger Probleme, eine Melodie mit rechts schön und flüssig zu spielen, als ich Rechtshänderin, um gebrochene Akkorde in der LH luftig zu spielen anstatt sie mit Schmackes hin zu "platschen"...
Gruss, flageolett
 

Hallo miteinander,

danke für eure vielen Antworten!!!

Natürlich gibt es sehr viele Gründe dafür, dass Linkshänder es grundsätzlich nicht einfacher haben sollten als Rechtshänder! Andererseits... muss ich morgen (aber nicht minder überzeugt) antworten!!

LG

Debbie digitalis
 
Das könnte interessant sein:
Geza Loso "verträumte Melodie" - YouTube

Es wird auf einem "Linkshänderflügel" gespielt. Wie man sieht, spielt die linke Hand nun die ehemals recht Hande usw.
Gefertigt wurde dieser Flügel übrigens bei Blüthner.

Gruß, Ouviexclassical.
 
Hallo Redo,

so ganz kann ich dir da nicht zustimmen. Es ist mit Sicherheit nicht egal, ob man ein Kind Linkshänder sein läßt oder nicht.

Ich bin selber Linkshänder und durfte als Grundschülerin nicht mit der linken Hand schreiben lernen. Das Ergebnis waren ständige Sehnenscheidenentzündungen
im rechten Unterarm. Das ließ dann erst nach, als ich später einfach mit links schrieb.
Heutzutage läßt man Kinder ja zum Glück schreiben wie sie wollen und das hat auch seine Gründe. Google es einfach mal.

Wo ich dir allerdings recht geben muß ist, daß es beim Klavierspielen wirklich völlig unerheblich ist, weil es neue Bewegungsabläufe sind, die man lernt und eigentlich
beide Hände gleichermaßen gefordert werden.

Und was ich noch loswerden wollte: mit Scheren, Messern, Schraubenziehern u.s.w. gibt es wirklich keine Schwierigkeiten, aber was richtig gemein ist, sind Dosenöffner....
 
Hallo Florentine,
dass eine Schere unproblematische ist, glaube ich dir nicht so ganz. Meine linkshändige Tochter schneidet mit einer Rechtshänderschere immer neben der vorgegebenen Schnittlinie. Das mag Übungssache sein. Aber sie sieht ja nicht, ob sie richtig schneidet. Also ist es zumindest schwerer. Außerdem liegen in Schulen, Kindergärten etc. nicht unbedingt die gepflegtesten Scheren herum, mit alten Scheren wird es umso schwieriger.
Auch Lineale machen es Grundschulkindern schwerer als nötig, weil sie gegen den Strich die Linie ziehen müssen, wenn sie genau abmessen müssen. Das halte ich aber für vertretbar, schließlich müssen wir alle ab und zu mit "widrigen" Lebensumständen zurechtkommen.:cool:
Klavierspielen klappt aber bisher problemlos, um noch ein wenig on-topic zu bleiben...
LG flageolett
 
Hi Leute,

mir ist aufgefallen, das ich (auch Linkshänderin, die mit rechts schreiben lernen mußte!) mit der linken Hand Dinge besser spielen kann, wo ich mit der rechten Hand länger brauche. Ich vertausche gerne auch die Richtung. Anstatt e f d e zuspielen gehe ich oft schon zum d statt zum f. Es sind Kleinigkeiten an den ich des öfteren mehrere Anläufe brauche bis es sitzt.

Grüße trombonella
 
Das könnte interessant sein:
Geza Loso "verträumte Melodie" - YouTube

Es wird auf einem "Linkshänderflügel" gespielt. Wie man sieht, spielt die linke Hand nun die ehemals rechte Hand usw.
Aus Sicht des Rechtshänders ist das Instrument spiegelverkehrt besaitet: Die hohen Töne befinden sich auf der Klaviatur links und die tiefen rechts. Es gibt natürlich nicht nur das genannte YouTube-Video, sondern auch eine komplette Webseite: Geza Loso - Erster Musikverlag für Linkshänder

Selbstredend muss für den rechtshändig orientierten Pianisten für das Spiel auf einem solchen Instrument das komplette Satzbild neu notiert werden, da den meisten Tasten andere Tonhöhen zugeordnet sind. Ganz subjektiv würde ich nun sagen: Die logistischen und organisatorischen Folgeprobleme sind nicht ganz unerheblich. Manchem Forumsteilnehmer ist der Name Jürgen Kussmaul ein Begriff, der auf einer spiegelverkehrt besaiteten Bratsche spielt. Bei einem Unfall wurde die linke Hand irreparabel geschädigt, was in der Regel das Ende der Instrumentalisten-Karriere bedeutet hätte. Kussmaul hingegen nutzte nun die linke Hand zur Bogenführung und die rechte Hand als Griffhand. Während eine Bratsche problemlos transportierbar ist, sind Konzertsäle, Hochschulen, Musikschulen und ähnliche Institutionen wohl in den seltensten Fällen mit Linkshänderflügeln und -klavieren ausgestattet. Es mag etliche Pianisten geben, die mit ihrem eigenen Konzertflügel durch die Lande reisen. Andere müssten dann gewissermaßen zweigleisig fahren und das Spielen auf Instrumenten beiden Typs gleichzeitig erlernen - übersteigt der Nutzen (besseres (?) Spielgefühl) wirklich den zu investierenden Mehraufwand (siehe oben)?

Beim Anhören der verfügbaren Audio- und Videodokumente habe ich nämlich keinesfalls den Eindruck, dass ein Linkshänder allein durch das Wechseln auf die entsprechend eingerichteten neuen Instrumente plötzlich zum Weltklassesolisten wird, was auf den konventionellen Instrumenten angeblich niemals möglich gewesen wäre. Einige der mir langjährig (seit den Studienzeiten) bekannten Pianistenkollegen waren und sind Linkshänder - und kommen auf den herkömmlichen Instrumenten bestens zurecht, konzertieren erfolgreich, sind an verschiedenen Hochschulen tätig etc.! Mehrfach wurde hier in diesem Faden die Einschätzung geäußert, Klavierspielen sei in feinmotorischer Hinsicht eine hochkomplizierte Tätigkeit und das Erlernen der diffizilen und komplexen Abläufe sei auf eine gleichwertige Leistungsfähigkeit beider Hände angelegt - diese Sichtweise teile ich ebenfalls. Eher habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die langjährige Beschäftigung mit anspruchsvollen feinmotorischen Aufgaben, die beidhändig zu bewältigen sind, günstig auf andere Tätigkeiten im Alltag auswirkt: Als Rechtshänder hat sich das Leistungsvermögen meiner "schwächeren" linken Hand soweit verbessert, dass ich inzwischen fast alle Handlungen mit beiden Händen erledigen kann. Dass es eines Tages allerorts Linkshänder- und Rechtshänderflügel geben wird, halte ich für ausgeschlossen, zumal der wirtschaftliche Mehraufwand beträchtlich ist.

In einem Beitrag kamen auch solistische Werke für linke Hand allein zur Sprache, namentlich Ravels D-Dur-Konzert. Ein interessanter Aspekt: In der Literatur dominiert die in den Diskant einer Satzstruktur gelegte Führungsstimme. Diese Konstellation kommt in anatomischer Hinsicht eher der linken als der rechten Hand entgegen, da die 1.-3. Finger naturgemäß leistungsfähiger sind als der schwächere 4. und 5. - auch wenn diese durchaus trainierbar sind, wird ein Triller mit 4-5 als stets unbequemer empfunden werden als mit 2-3; das können vermutlich alle bestätigen, die Beethovens op. 111 spielen...!

Vermutlich wird es wohl auf längere Sicht mehr Vierteltonflügel als Linkshänderflügel geben, meint

Rheinkultur
 
mir ist aufgefallen, das ich (auch Linkshänderin, die mit rechts schreiben lernen mußte!) mit der linken Hand Dinge besser spielen kann, wo ich mit der rechten Hand länger brauche.

Ja, das geht mir als Rechtshänderin mit der linken Hand natürlich ähnlich. Ich wage mal zu behaupten, dass ich noch mehr Probleme habe mit links als du mit rechts, weil Linkshänder in unserer Gesellschaft automatisch die rechte Hand mehr trainieren, zwangsweise wie bei dir in der Schule oder weil z.B. Ticketautomaten die Bedienknöpfe rechts haben oder der Griff der Heckklappe an meinem Auto auch rechts angebracht ist.
LG flageolett
 
Hallo Florentine,
dass eine Schere unproblematische ist, glaube ich dir nicht so ganz. Meine linkshändige Tochter schneidet mit einer Rechtshänderschere immer neben der vorgegebenen Schnittlinie. Das mag Übungssache sein. Aber sie sieht ja nicht, ob sie richtig schneidet. Also ist es zumindest schwerer. Außerdem liegen in Schulen, Kindergärten etc. nicht unbedingt die gepflegtesten Scheren herum, mit alten Scheren wird es umso schwieriger.

Möglicherweise hatte ich als Kind auch Probleme mit Scheren, allerdings kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Und als Erwachsener findet man sich mehr oder weniger mit vielen Widrigkeiten ab und macht das beste draus. Ich weiß nur noch, daß ich ständig Termine beim Orthopäden hatte, allerdings - auf das naheliegendste kam keiner.
Die Menschheit war damals wohl noch nicht bereit für Linkshänder... ;-)
 

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