Harmonisieren einer Melodie für vierstimmigen Satz

Jetzt hat es mich gereizt, die vom TE gegebene Melodie ebenfalls vierstimmig auszusetzen. Der Anfang (mit der Dominanten) ist zufällig mit dem Satz von Rheinkultur identisch, die Lösung liegt einfach sehr auf der Hand.

Ich konzentrierte mich darauf, Wiederholungen zu vermeiden, die Harmonien plausibel/logisch und jede Stimme singbar zu gestalten. Gut wirkt es i.d.R. auch, wenn Tonleitern eingebaut werden (logische Struktur - Rheinkultur ließ eine chromatische aufsteigen). Davon machte ich hier weniger Gebrauch.

MIDI-Aufnahme mit Kirchenorgel: https://soundcloud.com/demo_samples/thema-vierstimmig01

Viele Grüße
Niko

P.S.: Natürlich wäre ich an Kommentaren, Verbesserungen etc. interessiert.
 

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Du weißt schon, dass der zweite und vierte Takt im Alt und Bass ziemlich parallel ausschaut - gell? :D :D :D
 
Na, hab' ich in meinem vorangegangenen Post etwa gesagt, ich hätte auf die Parallelen geachtet? :D
Daß mir das in dieser Richtung so aus dem Ruder lief, ist ja schon peinlich...

Danke für die aufmerksame Durchsicht! :)

Mal schau'n, ob ich noch etwas in dieser Richtung vernüftiges zustande bringe. Man sollte einfach öfter solche Übungen machen.

Viele Grüße
Niko
 
So, hier die neue Fassung, bei denen die Hörner vierstimmig erschallen.

Ich hoffe, es sind keine Satzfehler mehr zu entdecken.
Im Moment klingt es ganz gut, ich hoffe, morgen auch noch...

An den Grundpfeilern habe ich nichts bis wenig verändert:
Harmonisierung blieb, Bass leicht verändert

In meinem Satz wollte ich übrigens immer den vollen Klang, ohne Pause irgendeiner Stimme.

https://soundcloud.com/demo_samples/thema-vierstimmig-2

Viele Grüße
Niko
 

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Hmm ja, da wir gemeinsam festgestellt haben, dass das mit den Satzregeln nicht so eindeutig zu beantworten und stilabhängig ist, sage ich Dir nur, was mir auffällt. Ob das nun ein Fehler ist, hängt davon ab, in welchem Stilbereich wir uns bewegen.
- Der erste Akkord hat keine Quinte. Warum?
- Der 3. Akkord enthält einen doppelten Leitton. Auch das wird man vermutlich irgendwo finden, wenn es durch eine lineare Stimmführung legitimiert ist. Das ist hier aber nicht der Fall. Erstaunlicherweise löst sich keiner der beiden zum g auf.
- Die Stimmführung der Mittelstimmen ist recht sprunghaft.
- Die Stimmkreuzung zwischen Tenor und Alt ist etwas unmotiviert.
- Der H-Dur-Akkord verursacht zum vorangehenden einen Querstand. Nun gut, es ist die Zäsur dazwischen...
- Der nächste Akkord ist ohne Not unvollständig.
- Dann haben wir einen Quintsextakkord mit unschöner doppelter Septime
- Der nächste Akkord ist wieder unvollständig, man könnte in Verbindung mit der nachfolgenden S auch hier von einem doppelten Leitton sprechen
- Der a-moll Quartsextakkord im letzten Takt kommt eigentlich in keiner gängigen Harmonielehre vor. Besser S6 oder S56.

Schöne Grüße
Axel
 
Gibt es zum italienischen Partimentospiel eine Quelle? Da würd ich gerne meinen Horizont erweitern.

Sorry - bin ein wenig spät dran.

In diesem Buch (vielleicht mal in der Bibliothek schauen) müsste sich dazu was finden: Regole per bene accompagnare il partimento o sia il basso fondamentale sopra il Cembalo | Noten, weitere Kategorien

Ich habe gerade leider nur den Nachfolgerband zu Händel parat.
Dort steht u. a., mit entsprechenden Notenbeispielen von Händel:

"Bemerkenswert ist der freie Gebrauch der verminderten Quinte (T. 11) sowie der Septime (T. 7), die sich als Dominantseptime auf der fünften Stufe schon im 17. Jahrhundert beinahe als Semikonsonanz etabliert hat und die deshalb in solchen »konsonanten« Sätzen häufig anzutreffen ist."

Ein paar Seiten weiter:

"Die schon oben gemachte Beobachtung, dass sich die Dominantseptime emanzipiert und analog zur verminderten Quinte als auflösungsbedürftige aber nicht vorzubereitende Semikonsonanz etabliert und somit im Typus des Konsonanten Kontrapunkts integriert werden kann, wird hier erneut bestätigt."

Wenn ich mich nicht irre, lässt sich auch in Heinichens Generalbassschule ähnliches finden.
 
Hallo Axel,

herzlichen dank für das Aufzeigen der Schwächen des Satzes! :)
Immerhin freue ich mich, daß keine offenen oder verdeckten Parallelen mehr entdeckt wurden.

Ich möchte mich bewußt den Satzregeln unterwerfen, weil ich sie für wichtig und plausibel erachte. Außerdem tut es gut, den Geist mal in "spanische Reitstiefel" einzuschnüren:

...
Daß er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.
(Faust I)

Im Moment erlebe ich die Regeln allerdings wie ein paar undressierte Flöhe. Hat man einige unter Kontrolle, schaffen es irgendwelche immer wieder, davon zu hüpfen.
Daher auch viele der von Dir netterweise aufgezeigten Mängel.

Ich habe mich bemüht, in einer dritten Fassung dem Niveau Deines Kommentars gerecht zu werden.
Dabei musste ich einige der inzwischen hörgewohnten Noten streichen, um Platz zu schaffen zur Behebung grundsätzlicher Mängel.
Klingt insgesamt m.E. besser als vorher, allerdings ahne ich, daß es noch eleganter geht. Vielleicht stammt die Melodie von einem Meister und man kann dessen Fähigkeiten bestaunen?

Lisztomanie wird es wohl kaum noch schaffen, Parallelen zu entdecken, doch wäre ich natürlich weiter daran interessiert, vermeidbare Schwächen aufgezeigt zu bekommen.

https://soundcloud.com/demo_samples/thema-vierstimmig-3

Melodie_vierstimmig_3.jpg

Viele Grüße
Niko
 
Niko, Du wirst noch viel üben müssen. Die beiden Quartsextakkorde im 1. Takt (Auftakt nicht mitgezählt) sind ziemlich übel, auch der Sextakkord klingt nicht schlüssig. Den Septimensprung im Bass könntest Du vermeiden, indem das g vorher eine Oktave abwärts springt. C-Dur auf der 4 im vorletzten Takt und dann auf der 1 die hinzugefügte Sexte wirkt sehr kraftlos (und das in der Schlusskadenz). Dann geh doch im Bass lieber zum cis, dann haste 'ne Doppeldominante. Das waren nur die auffälligsten Fehler.
 
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Hallo,

interessanter Faden!
Hier ist meine Version des Themas in einem "vierstimmigen Satz":

clavio-satz.jpg


Das sollte natürlich noch mit etwas mehr Bewegung verziert werden...
Ok, ich hoffe, der Beitrag hat nicht vollständig das Thema verfehlt. ;)

Grüße, Gaston
 
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Doch, hat das Thema verfehlt.

Du glaubst, Dich hier produzieren zu können, indem Du hereinplatzt mit einem "Hier, guckt mal, ICH habe die Melodie mit GANZ hippen Akkorden harmonisiert! Ich bin der Geilste und voll der Bescheidwisser und Kreative!"

In Wirklichkeit bist Du nur ein Würmchen, das nicht gecheckt hat, worum es in diesem Thread geht.
 

Lieber Gaston,

dass du ein Würmchen bist, glaube ich nicht - ich vermute schon, dass du der Spezies "Mensch" angehörst. Aber in der Sache hat Hasi in diesem Fall zweifellos Recht. "Dillettantisch" ist eine sehr euphemistische Beschreibung für Dein Kunstwerk. Da ist nämlich auch mit "verzierenden Bewegungen" nichts mehr zu retten.

LG, Mick
 
Hallo Rheinkultur (und alle anderen Mitlesenden),

ich habe den Satz vor ein paar Tagen mal funktional analysiert. Hier das Ergebnis:
kadenz.png


Zwei Fehler sind noch in der Analyse drin. Der Subdominantsextakkord, der eigentlich ein Quintsextakkord ist und und die Zwischendominante zum Halbschluss.
Da weiß ich nicht, wie man das klassisch korrekt deutet, da mir die klassische Schreib-, und Denkweise noch nicht so geläufig ist. Wie würde man diesen A7/9 ohne Grundton in der klassischen Analyse bezeichnen?

Viele Grüße
Lukas
 
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D hoch V ist schon richtig, statt der Klammer könnte man hier auch DD für Doppeldominante schreiben.
(Mit dem unvollständigen ersten Akkord kann ich mich immer noch nicht recht befreunden.)

Grüße
Axel
 
Aber müsste bei einem Dv nicht das H ein B sein (Was es ja nicht sein kann, weil es vorgegeben ist)? Bzw. bei einer DD der fehlende Grundton und die None extra gekennzeichnet werden?

Viele Grüße
Lukas
 
D hoch V ist schon richtig, statt der Klammer könnte man hier auch DD für Doppeldominante schreiben.
(Mit dem unvollständigen ersten Akkord kann ich mich immer noch nicht recht befreunden.)
Typisch für den verkürzten Dominantseptnonakkord ist neben dem fehlenden Grundton die kleine und nicht die große None, das H ist aber nicht zum B erniedrigt. Es handelt sich also lediglich um die Doppeldominante ohne Grundton, die man grundsätzlich auch als die einfachste Form der Zwischendominante deuten könnte, die zur Dominante führt.

Die fehlende Quinte beim ersten Akkord könnte ergänzt werden, wenn im Alt a statt fis und im Bass fis statt d erscheint. Wenn es bei der Grundstellung mit d im Bass bleiben sollte, ergeben sich bei korrekter Auflösung Quintparallelen.

LG von Rheinkultur
 
Typisch für den verkürzten Dominantseptnonakkord ist neben dem fehlenden Grundton die kleine und nicht die große None, das H ist aber nicht zum B erniedrigt. Es handelt sich also lediglich um die Doppeldominante ohne Grundton, die man grundsätzlich auch als die einfachste Form der Zwischendominante deuten könnte, die zur Dominante führt.

Die fehlende Quinte beim ersten Akkord könnte ergänzt werden, wenn im Alt a statt fis und im Bass fis statt d erscheint. Wenn es bei der Grundstellung mit d im Bass bleiben sollte, ergeben sich bei korrekter Auflösung Quintparallelen.

LG von Rheinkultur

Den verkürzten Septnonenakkord könnte man - wegen der linearen Stimmführung und aufgrund der Tatsache, dass er auf einer schlechten Zeit auftritt - evt. auch als gar keinen eigenständigen Akkord betrachten, sondern Diskant und Bass einfach als Durchgangsnoten hören. Es bleibt dann eine Subdominante.

Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, lieber Rheinkultur: Mir gefällt der verkürzte D79-Akkord mit der Terz im Bass leider gar nicht und ich verwende ihn bei meinen eigenen Tonsatzübungen nie. Irgendwie klingt das Ding ganz scheußlich nach Mundharmonika. Eine Tonika als Grundakkord würde mir an dieser Stelle vollauf genügen. Aber das ist wohl mehr mein persönlicher Geschmack als Dein Fehler.

Der Anfang mit dem unvollständigen Akkord stört mich nicht. Mit einem Sextakkord würde ich auch nicht gerne beginnen. Wenn man den Auftaktakkord vollständig bringt, wird zwangsläufig die "Eins" des ersten Volltaktes unvollständig, da man das a im Tenor dann sinnvollerweise nur mit dem g des Basses zusammenfallen lassen kann. Und ein unvollständiger Auftakt ist viel besser als eine unvollständige "Eins" - vor allem, weil es die noch dazu erste "Eins" im Stück ist und die erste Tonika, die dem Hörer die Tonart des Satzes klarmacht.

LG, Mick
 
Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, lieber Rheinkultur: Mir gefällt der verkürzte D79-Akkord mit der Terz im Bass leider gar nicht und ich verwende ihn bei meinen eigenen Tonsatzübungen nie. Irgendwie klingt das Ding ganz scheußlich nach Mundharmonika. Eine Tonika als Grundakkord würde mir an dieser Stelle vollauf genügen. Aber das ist wohl mehr mein persönlicher Geschmack als Dein Fehler.
Die vorgegebene Melodie kann man in unterschiedlicher Weise harmonisieren, die Doppeldominante muss nicht sein:
Note gegen Note, Variante.jpg

Die Person, die die Prüfungsaufgaben korrigiert und bewertet, wird vorrangig Wert auf die Beherrschung der tonsetzerischen Grundlagen legen; geschmackliche Ermessensfragen sind eher nachrangig. Der "Mundharmonika"-Charakter beruht auf dem "quintenlastigen" Klang, wobei die Auflösung in die verdoppelte Terz stimmführungstechnisch erforderlich ist. Auf jeden Fall wird ein Prüfer bei der Klausurarbeit beide Varianten vermutlich akzeptieren, im Unterricht aber die Wahl einer abwechslungsreichen Harmonisierung anregen. Allerdings ist das Prüfen alternativer Verfahrensweisen nur im Studium möglich, in der Prüfung werden auf den Punkt stimmige Resultate erwartet.

LG von Rheinkultur
 
Wenn mick schon der gute alte D79er stört, dann fange ich jetzt auch mal an zu meckern: :D

Mich stört die Leittonverdopplung und allgemein die komplette Akkordstruktur der Dominante dahinter! :D

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie
 
Außerdem stört mich die harte Subdominante am Beginn des zweiten Taktes nach der Tonikaparallele davor. Viel schöner klingt hier die Subdominantparallele!
 

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