Große Komponisten in Anekdoten

  • Ersteller des Themas Yannick
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Und diese Liszt-Geschichte hatten wir auch noch nicht, glaube ich...

Grieg wollte Liszt seine neue Violinsonate zeigen. Der nahm die Noten und spielte Klavier- und Geigenpart gleichzeitig vom Blatt auf so vollendete Weise, dass Grieg (der ja sicher in seinem Leben einiges gesehen hatte), spaeter schrieb (das Zitat findet sich in Walkers Liszt-Biographie):

oh mein gott :D bei sowas bekomm ich immer gänsehaut azus erfurcht vor teuflischem genie! wie gern ich ihn mal kennengelernt hätte :(
 
Da sich das Thema gerade um Bach und Liszt dreht, hier noch eine kleine Anekdote:

Joseph Joachim versuchte jahrelang, Liszt von seiner Romantik wegzuführen und ihm Bachs Welt zu erschließen.
Eines Tages saßen beide in einem Bach-Konzert. Nach der dritten Fuge beugte sich Liszt zu Joachim und flüsterte: "Gerippe, mein Freund, nichts als Gerippe!"
"Allerdings", gab Joachim mit einem vernichtenden Blick zurück, "aber mir lieber als Fett!"
 
Da sich das Thema gerade um Bach und Liszt dreht, hier noch eine kleine Anekdote:

Joseph Joachim versuchte jahrelang, Liszt von seiner Romantik wegzuführen und ihm Bachs Welt zu erschließen.
Eines Tages saßen beide in einem Bach-Konzert. Nach der dritten Fuge beugte sich Liszt zu Joachim und flüsterte: "Gerippe, mein Freund, nichts als Gerippe!"
"Allerdings", gab Joachim mit einem vernichtenden Blick zurück, "aber mir lieber als Fett!"

:D:D ich verweise grinsend auf ein notenbeispiel rolfs xD in einem anderem thema, wenn ich darf :)

ich zähle 62 noten im ersten takt xD
 

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Bach mit Degen!!! Super, die kannte ich nicht - so stellt man sich den hehren Thomaskantor eigentlich nicht vor :D a la der Zorro von der Orgel...

Ich habe ueber Weihnachten das ziemlich unkonventionelle, aber ganz amuesante Buch "Bach und ich" von t'Haart gelesen, da ist dieser Episode im Leben ein ganzes Kapitel gewidmet. Sehr erheiternd ist dort die Gegenueberstellung, wie sehr die duerre Faktenlage in den verschiedenen "grossen" Bach-Biographien ausgeschmueckt wird :p

Auch die wenigen kleinen Alltaeglichkeiten, die ueber Bach ueberliefert sind (wir wissen ja ueber seine Person sehr wenig im Vergleich zu anderen Komponisten), finde ich ganz reizvoll. So zitiert Christoph Wolff in seiner Bach-Biographie, nachdem er den im Sommer um 5, im Winter um 6 Uhr morgens beginnenden, oft 15-16-stuendigen Arbeitstag des Herrn beschrieben hat, aus einem Brief eines Bach-Sohnes, der beschreibt, wie sehr sich die Mutter ueber den Singvogel gefreut hat, den ihr der Vater geschenkt hat. Das ist wenigstens ein kleiner Zipfel, der von der menschlichen Seite des grossen Meisters ahnen laesst.

In einem anderen Brief (ich glaube, von einem Bach-Schueler, damals noch handwerklich "Lehrling") genannt, der bei der Familie Bach wohnte, ist davon die Rede, dass das Haus Bach wie ein Taubenschlag sei, weil staendig so viele Leute ein- und ausgehen...
 
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Da sich das Thema gerade um Bach und Liszt dreht, hier noch eine kleine Anekdote:

Joseph Joachim versuchte jahrelang, Liszt von seiner Romantik wegzuführen und ihm Bachs Welt zu erschließen.
Eines Tages saßen beide in einem Bach-Konzert. Nach der dritten Fuge beugte sich Liszt zu Joachim und flüsterte: "Gerippe, mein Freund, nichts als Gerippe!"
"Allerdings", gab Joachim mit einem vernichtenden Blick zurück, "aber mir lieber als Fett!"

Dazu faellt mir die Anekdote des wohl groessten Bach-Bearbeiters ein, wie Busoni und Frau zu einer Gesellschaft eingeladen waren, und Busonis Frau vom Gastgeber als "Frau Bach-Busoni" vorgestellt wurde :) Die Details der Anekdote sind mir leider entfallen....
 
Ok noch ein letztes Beitrag...Godowsky :p

Godowsky geht mit Schuelern zu einem Konzert von Eugen d'Albert. Einer davon beschwert sich danach ueber die vielen falschen Noten. Godowsky: "Ich hoere mir lieber seine falschen Noten an als Deine richtigen"

Godowsky ueber seine Tochter (die anscheinend eine kleine Celebrity-Dame war): "My daughter is going to work again. I hope it won't cost me too much".

Godowsky war gut mit Albert Einstein befreundet. Einmal, als die beiden vierhaendig Klavier spielten, platzte Godowsky der Kragen, weil Einstein den Takt nicht halten konnte: Kannst Du nicht zaehlen?? 1-2-3-4, 1-2-3-4. Finde ich irgendwie lustig, den Schoepfer so grosser Theorien noch einmal auf diese Weise ans Elementare zu erinnern :)

Oje wir wollten hier ja eigentlich Komponisten-Anekdoten sammlen, und jetzt fallen mir lauter Pianisten-Geschichten ein. Aber die darf trotzdem nicht fehlen (NY Times), die wohl laengste Zugabe der Auffuehrungsgeschichte:

Mr. Serkin, recalling this in the magazine Clavier, said: "I was 17 years old. At tne end of the concert, because it had been a great success, Busch pushed me out, saying I should play an encore. 'What shall I play?' I asked. 'The Goldberg Variations,' he replied, as a joke. (Without repeats, the Bach work takes half an hour to perform.) And I took him seriously. When I finished there were only four people left: Adolf Busch, Arthur Schnabel, Alfred Einstein [ the musicologist ] and me."
 
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Einstein konnte keine Takt halten? Schön, dann befinde ich mich ja in guter Gesellschaft ;). Dazu noch mehr:

Gustav Mahler probte den "Tristan" in Wien. Der Tenor Eric Schmedes versuchte in der Todesszene heftig zu agieren.
"Was soll das alles?" rief Mahler, "lassen Sie die ganzen Gestikulationen und Gebärden weg und singen Sie einfach im Takt: eins - zwei - drei, eins -zwei - drei!"
"Aber ich muss doch irgendwie spielen, oder nicht?" wandte Schmedes ein.
"Nein! Das müssen Sie nicht! Eins - zwei - drei, eins - zwei - drei, eins - zwei - drei..."
 
Ich hab noch was:

Justyna Chopin, Frédérics Mutter, spielte selber Klavier. Jedoch immer nur populäre Tänze, Lieder oder leichte klassische Stücke. Mikolaj, Chopins Vater, begleitete sie oft mit der Geige oder Flöte.
Die Familie musizierte viel gemeinsam und hatten viel Freude an der Musik. Doch als der kleine Fryderyk die Flöte seines Vaters zwischen die Finger bekam,....... war sie gleich kaputt:D:D

Frederic Chopin wurde oft genötigt, auf einer Gesellschaft vorspielen zu müssen. Ein neureicher ehemaliger Schuhmacher forderte ihn einmal plump auf, eine Probe seiner Kunst zu geben. Dabei bemerkte er leutselig:

Sie brauchen ja gar nicht lange zu spielen, mein Lieber. So ein bißchen La-la-la genügt. Nur damit man sieht, wie's gemacht wird.

Chopin lud bald darauf den ehemaligen Schuhmacher zu einem noblen Diner ein. Nach dem Abendessen überreichte ihm Chopin einen Hammer, Nägel, Sohlenleder und einen alten Schuh und erklärte dazu:

Bitte, lieber Meister, wollen Sie uns nicht eine Probe Ihres Könnens geben? Sie brauchen ja nicht den ganzen Schuh zu besohlen. So ein bißchen Bum-bum-bum genügt. Nur damit man sieht, wie's gemacht wird!

Zu Ludwig van Beethoven kam ein Freund, der über seine Familie klagte. Beethoven tröstete ihn mit den folgenden Worten:

Es gibt Leute, mein lieber, die Schwereres erdulden müssen als du.

Und er nannte die drei Söhne eines gemeinsamen Bekannten von denen er sagte:

Siehst du, der Vater dieser drei Söhne könnte jammern und klagen, denn er hätte reichlich Grund dazu. Alle drei Söhne mißraten! Der eine spielt und der andere stiehlt ...

Auf den Einwand seines Freundes, dass der dritte doch Komponist sei, erwidertet Beethoven lakonisch:

Stimmt, der tut beides!

Uraufführung

Beethoven besuchte eines Abends die Uraufführung einer Oper des heute vergessenen Komponisten Ferdinand Paer, der damals sehr geschätzt wurde. Nachdem der Vorhang unter großem Beifall gefallen war, ging Beethoven zu Paer, drückte ihm die Hand und sagte:

Ihre Oper gefällt mir - daher werde ich sie in Musik setzen!

Die Nachwelt kennt das Werk als Fidelio.

Ergreifendes Konzert


Beethoven bemerkte einmal, dass in einem seiner Konzerte eine junge Dame zu Tränen gerührt war. Er näherte sich ihr und fragte nach dem Grund ihrer Tränen. Die junge Dame, die ihn nicht kannte, erwiderte:

I woan halt wegen der zwo Gulden, die i für dös zuwidere Zeug g'opfert hab!
(„Ich wein halt wegen der zwei Gulden, die ich für das widerliche Zeug geopfert habe.“)

Als Mozart sieben Jahre Alt war, sollte er vor einem Kurfürsten musizieren. Dieser wollte dem kleinen Mozart Mut machen und sagte ihm, dass er sich vor ihm nicht zu fürchten brauche. Der kleine Wolfgang anwortete gelassen:

Tu` ich eh nicht. Ich habe schon vor der Kaiserin gespielt!:D
 
im Konflikt mit dem Gesetz

Es gibt ja Komponisten, die posthum mit Mißtrauen betrachtet werden - gelegentlich sucht man dann auch mit besonderer Wonne aus der Biographie Momente heraus, die den Eindruck des Unsympathischen summarisch bestätigen sollen.

Richard Wagner zählt zu diesen: seine pekuniären Probleme und horrenden Schulden, die er sogar als hochbezahlter Kapellmeister (heute würde man das als Generalmusikdirektor bezeichnen) an der Dresdner Oper nicht in den Griff bekam, werden immer wieder gerne erwähnt.

Ein hingegen kaum bekannter, aber seinerzeit in der örtlichen Presse mit Beifall bedachter Charakterzug war seine Tierliebe:
Wagner wurde Zeuge, wie ein Kutscher ein Pferd prügelte um es anzutreiben - sofort griff er ein und machte ein großes Geschrei. Die Angelegenheit führte zu einem Menschenauflauf auf der Straße mitten in Bayreuth. Am Ende gab es einen Zeitungsartikel, der mit großem Lob Wagners Tieliebe als beispielhaft erwähnte.

Wagner und Liszt - und die Gesetze des Königreiches Sachsen
Bis 1848 war Wagner Kapellmeister der Dresdner Oper, im Jahr 1848 engagierte er sich für die bürgerliche Revolution (48er Revolution), es gab konspirative Treffen mit Mikhail Bakunin etc., bei den Dresdner Aufständen war Wagner voll engagiert. Die Staatsmacht aber hielt nicht viel von solchen Revolutionen und griff hart durch. Wagner war steckbrieflich gesucht und musste fliehen, der gute Job in Dresden war auch dahin. Wagners Flucht organisierte und finanzierte Liszt, besorgte ihm auch falsche [sic!] Papiere, sodass Wagner unerkannt das Königreich Sachsen verlassen konnte. Nebenbei: für den Rest seines Lebens war ihm eine Rückkehr nach Sachsen verwehrt - sogar den später weltberühmten Bayreuther hätte man sofort nach dem Überschreiten der sächsischen Staatsgrenze inhaftiert!! Alle Gesuche um Amnestie wurden abgelehnt, und selbst bei seinem letzten Aufenthalt in Venedig wurde Wagner von der "Geheimpolizei" bespitzelt und überwacht...

...nun kann man sich natürlich fragen, ob Liszt mit solchen Maßnahmen wie der Komposition einer h-Moll Sonate, der Uraufführung eines Lohengrin in Weimar, der Fluchtorganisation für den 48er-Revolluzzer (welcher dann später erstaunliches schuf, was his heute kontrovers betrachtet wird) der Nachwelt einen Gefallen getan hat... :D

Wagners Humor:
dank Liszts Hilfe also konnte Wagner ins Exil anstatt ins sächsische Gefängnis, und später half ihm ja ein beliebter bayerischer König aus der (mal wieder finanziellen) Klemme :) - kurzum, Wagner bekam wieder Oberwasser und konnte weitermachen, mit der Folge, dass es neues Opernhaus mit sehr guter Akkustik gab, in welchem seine Werke aufgeführt wurden. Im umfangreichsten dieser Werke, dem "Ring des Nibelungen" verlässt Held Siegfried seine Partnerin, die Ex-Walküre Brünnhilde, wofür es keinen zwingenden Grund gibt (in diesem Moment ist die Welt gerettet, also Gott Wotans Plan ist aufgegangen). Pustekuchen, Held Siegfried zieht an den Rhein, um sich mit den Gibichungen zu befassen. Auf die berechtigte Frage, warum denn überhaupt Siegfried losziehe, antwortete Wagner mit schalkigem Seitenblick auf seine eigene Rettung durch Ludwig II: "er muss sich halt ein paar Könige tributpflichtig machen" :D

Gruß, Rolf
 
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Klimperline's Anekdote in der Witzecke hat mich dazu gebracht mal die Forensuche zu benutzen. Ich finde, dass dieses Anekdoten-Thema zu schön ist um in der Versenkung zu bleiben.

Als Gustav Mahler den Komponisten Goldmark zu einer Walküre-Aufführung einlud, erwiderte er auf dessen Bedenken, durch Wagners Musik beeinflußt zu werden:
 “Quatsch, Sie essen ja schließlich auch Rindfleisch und sind noch kein Ochse geworden!”
 
Klimperline's Anekdote in der Witzecke hat mich dazu gebracht mal die Forensuche zu benutzen. Ich finde, dass dieses Anekdoten-Thema zu schön ist um in der Versenkung zu bleiben.

Hallo Marlene / all,

Anekdoten können durchaus ungemütliche Inhalte haben. So wie diese beiden, schonmal andernorts erwähnten. Protagonist: Louis Moreau Gottschalk, der, wie wir wissen, sich oft in krisengeschüttelten Gebieten, wo es oft lebensgefährlich war, aufhielt!

Ich fasse zusammen, was in Uruguay und Argentinien los war, gemäß Starr: Bamboula!

Zitat von Starr: Bamboula:
Uruguay: Eiskalter Diktator namens Venancio Flores. Er lud Gottschalk zuweilen ein, zum Dinner. Zum Glück hatte er ihn nicht "aufm Kieker!" Dieser Flores hatte mehrere Söhne, einer davon, Fortunato, war ein Mordbube, Trinker und die "Geißel von Montevideo", der beispielsweise einem seiner eigenen Wache angehörenden Soldaten ( bzw. Milizionär ), als dieser nicht korrekt "stillstand" ihn kurzerhand mit dem Säbel tötete.

Marodierende Mordbanden durchzogen die Straßen, und jederzeit musste man gewärtig sein, ...ausgeraubt zu werden, überfallen zu werden, oder...für immer zu verschwinden...

Daher ging Gottschalk niemals unbewaffnet umher, er trug eine Pistole ( Revolver ) sowie einen als Spazierstock getarnten Degen ( er hatte früher Fechtunterricht und ich nehme also an, dass er auch mit dem Stick umgehen konnte )..

Eines nachts in Uruguay war er spät von einem Abendessen bei einem älteren Amerikaner, namens Horne, aufgebrochen, und passierte das dunkle Marktviertel, nach Mitternacht...( schleich...tapp...) ...er dachte: "Eignet sich gut für einen Überfall, hier..." - und schon bemerkte er, dass er verfolgt wurde! Gottschalk schaffte es aber, seinen Gegner zu überraschen, griff seinerseits diesen an, und setzte einen Würgegriff an, bis der Gegner um Gnade flehte!

Er erklärte, dass er nur ein Diener des guten Mr. Horne war, der ihn hinter Gottschalk hergeschickt hätte, um auf ihn achtzugeben, falls er überfallen worden wäre oder werden sollte!

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Weiteres, diesmal aus Argentinischen Provinzstädten:

Hier waren üble bürgerkriegsähnliche Zustände, und Todesschwadronen von Milizionären säten Tod und Brand!!

Der Banditenanführer Perez trieb es am schlimmsten.

Nach einem Konzert kehrte Gottschalk in sein Hotel zurück: Er stolperte über einige "Polizisten", die auf dem Boden lagen und schliefen, neben ihnen ihre geladenen Gewehre.

Sie - bzw. einige - wachten wohl auf: Gottschalk hatte Glück, dass ihm, als bekanntem Ausländer, ein solches "Vergehen", sie aufgeweckt zu haben, verziehen wurde...

Als sie wieder eingeschlafen waren, und dann jedoch ERNEUT aufgeweckt wurden, nur kurze Zeit später, diesmal allerdings durch ein paar einheimische Jugendliche, wurde sang und klanglos das Feuer eröffnet.

"One placed the musket on the ear of an offender and blew his head off."

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LG, Olli
 
der todkranke Chopin in seinem seiner Briefe aus seiner England-Tournee 1848:
"(...) man führte in einem der britischen Herrenhäuser auch eine Kammerzofe vor, die bemerkenswert zur Begleitung einer Guitarre zu pfeifen vermöge -- es bleibt einem auch nichts erspart..."
:-D:-D:-D
 

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