"Gemütszustand" beim Spielen von Bach

@elli doch. Ich schaffe es sonst nicht, die Stimme links genauso zu spielen wie rechts, also den Kanon herauszuarbeiten. Für die Tempoarbeit spiele ich aber beide Stimmen zusammen.

Danke an alle, dass dieser Faden im Gegensatz zu vielen anderen so produktiv ist.
 
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Es fällt mir total schwer, das Gefühl für das Tempo für längere Abschnitte zu konservieren. Ich muss immer kurze Abschnitte mehrmals mit Metronom spielen, dabei mit dem Fuß mitstampfen, dann mehrmals ohne Metronom. Dann wieder kontrollieren. Dann geht es.
 
Ganz ehrlich, Synchronitaet saehe ich als Prioritaet: In kleinen Abschnitten taktweise ueben. Sich einpraegen, welche Toene zusammen erklingen muessen und das physisch zu erfuehlen versuchen. Mach das ohne Metronom und teilweise auch ohne Tempo. Sooo schlecht scheint mir Dein Rhythmusgefuehl nicht zu sein. Das Metronom koennte Dich auch von der Synchronitaet der Stimmen ablenken, weil Du mit dem Metronom synchron spielen willst.
Jannis
 
@Holger Dein Ziel sollte es sein, beide Stimmen gleichzeitig zu hören
 
Die Stimmen sind auch einigermaßen synchron, wenn ich sehr sehr langsam spiele. Aber ich möchte dann immer gleich wieder losgaloppieren. Ich muss aber wohl akzeptieren, das ich im Moment auf dem Niveau dieses sehr langsamen Tempos bin und muss mich von da aus wieder langsam steigern.

Man müsste täglich 10-15 Minuten Klavierunterrricht haben, dann würde man wahrscheinlich wesentlich schneller vorankommen, weil man zwischendurch nicht immer in die falsche Richtung läuft.
 
@elli doch. Ich schaffe es sonst nicht, die Stimme links genauso zu spielen wie rechts, also den Kanon herauszuarbeiten. Für die Tempoarbeit spiele ich aber beide Stimmen zusammen.
Tatsache ist, man lernt das Zusammenspielen nicht durch üben der einzelnen Hände - es geht ja schließlich nicht um virtuose Höchstschwierigkeiten.

Mit Metronom üben ist zu diesem Zeitpunkt Humbug! Du sollst doch die Stimmen miteinander verweben, dazu muss deine ganze Konzentration auf die Abstimmung der Stimmen untereinander - also ganz profan immer wieder vergegenwärtigen wenn ich rechts hier bin, muss links dort sein. Das Metronom würde nur ablenken, lieber mal eine Stelle rechts und links verlangsamen - Hauptsache sie sind zusammen.

Die Schnelligkeit kommt mit der Sicherheit. (Und dummerweise arbeitet unser Gehirn immer in Zusammenhängen, wenn du die Stimmen einzeln runterrattern könntest, so hat das nichts mit dem Gleichzeitigspielen zu tun.)
 
Hallo Holger

Für mich ist das schwierigste bei diesen Stücken das Hören beider Stimmen. Dort wo ich sie bewusst hören und verfolgen kann, kann ich sie auch beim Spielen bewusst kontrollieren. Dort wo das nicht der Fall ist, ist dann eine Stimme gestaltet und die andere läuft irgendwie automatisiert, aber eben unkontrolliert, mit. Und das hört man dann als Zuhörer auch.

Helfen tut da insbesondere eine Stimme zu spielen und die andere zu singen, zu summen oder zumindest gesanglich anzudeuten oder auch nur (insbesondere dort, wo es einen stimmlich überfordert, die Inventionen sind nicht für Singstimmen komponiert) den Rhythmus mitzusprechen (da Dam da Dam da Daaa - didldadldidldaldidldaaa). Das ist wahrscheinlich gewöhnungsbedürftig, in jedem Fall anstrengend, bringt aber viel.

Liebe Grüße
Gernot
 
Im Moment arbeite ich gar nicht an der Ausgestaltung der Stimmen, sondern an der Synchronität und am gleichmäßigen Tempo. Dabei spielen natürlich beide Hände zusammen. Leider ist das ja eine schnelle Invention und langsam gespielt "zerfällt" sie etwas, der Fluss geht verloren. Da ist es dann schwer, die Stimmen auszugestalten. Oder man muss in der Dynamik total übertreiben und dann später wieder zurücknehmen.
Vielleicht versuche ich das mit dem Da Damm da Damm da dö didel di mal. Das wird aber sicher schwer.
 
Im Prinzip hat's @elli nochmal gesagt. Wenn irgendetwas nicht synchron gehen will, dann spiele bewuszt versetzt, zuerst links ein Zweiunddreiszigstel vor rechts (eine Figur natuerlich nur!), dann rechts ein Zweiunddreszigstel vor links. Es geht tatsaechlich darum, sich bewuszt zu machen, wenn welcher Ton kommt.
Jannis
 
Im Moment arbeite ich gar nicht an der Ausgestaltung der Stimmen, sondern an der Synchronität und am gleichmäßigen Tempo. Dabei spielen natürlich beide Hände zusammen. Leider ist das ja eine schnelle Invention und langsam gespielt "zerfällt" sie etwas, der Fluss geht verloren. Da ist es dann schwer, die Stimmen auszugestalten. Oder man muss in der Dynamik total übertreiben und dann später wieder zurücknehmen.
Vielleicht versuche ich das mit dem Da Damm da Damm da dö didel di mal. Das wird aber sicher schwer.
Für die Synchronität hilft es mir, zumindest gedanklich einen Akzent auf die schwere Zeit zu legen. Ich versuche also nicht, alle Töne zu synchronisieren, sondern jeweils auf bestimmten Zählzeiten mit beiden Händen gleichzeitig anzukommen. Die Töne zwischen diesen Synchronisationspunkten passen dann schon.

Um das zu unterstützen, kann man beim Üben rhytmisieren. Dabei verweilt man auf diesen Synchronisationspunkten und macht sich z. B. die nächsten 4 Achtelnoten beider Hände in Ruhe gedanklich klar. Ist man bereit, spielt man diese 4 Achtel im Zieltempo, wobei man die Töne nicht einzeln, sondern als eine Figur denkt, die auf den nächsten Synchronisationspunkt hinführt; die jeweils letzten Töne sind das Ziel, wo man ankommt. Dann verweilt man wieder, usw. usf.

Ist ungefähr klar, was ich meine?

Edit: Ach so, und das Mitsingen von Stimmen (statt sie zu spielen) finde ich auch eine gute Sache, was die Gestaltung der Stimmen angeht und das Klarmachen der Struktur im Kopf. Es ist sauschwer - ich versuche gerade bei einem Stück, die Geigenstimme jeweils mitzusingen und das bringt mich jedesmal total raus. Aber für die Synchronisierung hilft das vermutlich weniger - das halt ich für ein eher motorisches Problem.
 
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Holger, die Hinweise zum Üben sind wirklich gut, die die Kollegen hier geben. Beim Durchhören Deiner Aufnahme ist mir aufgefallen, 1.) das eine prima Leistung ist nach 2 Jahren Klavier für einen Erwachsenen Schüler, 2.) das es natürlich noch Kritikpunkte gibt, die hier schon angesprochen sind, und die ich nicht wiederholen möchte. Mir erscheint jedoch wichtig, dass Du, nachdem Du die technischen Dinge besser in den Griff bekommen hast, Dir um die Themen Gedanken machen solltest: einerseits im Hinblick auf deren innere Dynamik (Das Steigethema Takt 1 darf crescendiert werden auf den Zielton F hin, etc.) Dann solltest Du die vollendete kanonische Form beachten, und diese Dynamik dann auch dem Thema der linken Hand zukommen lassen, etc. Dann klingt das Ganze auch weniger nach "Handyklingelton", dann werden Themen, Motive, etc deutlicher. Arbeite ruhig mal eine Formanalyse dieses Werks durch, findet man sofort unter google.
 
@dilettant
Ich denke das mit den Akzenten ist ein guter Ansatz, den ich verfolgen werde. So hat es mir mein KL auch bei den Tonleitern gezeigt. Dabei musste ich die Akzente zu Anfang sogar sehr stark hervorheben, erst einen auf jede Oktave, später dann eine auf jeden vierten Ton. Als das soweit geklappt hat, musste ich die Akzente nur noch gedanklich setzen. Das ist zwar schwer, macht einem die Synchronisationspunkte aber sehr bewußt.
Den Ansatz mit den zeitversetzten Noten werde ich auch noch versuchen.
Wäre ja gelacht, wenn ich das nicht hinbekomme.
 

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