Flügel Blüthner Aliquot Bj. 1887 Reparaturdoku

@Klavierbaumeister sprach von Tests nach dem besaiten... Ich wollte nur wissen, ob jetzt der Test mit alten Stimmnägel oder mit Neuen erfolgte.

Beides, wobei die Drehmomentmessungen der Tests natürlich immer ohne Besaitung in beiden Drehrichtungen ausgeführt werden.
Eine Vergleichsmessung bei aufgezogener und gestimmter Saite gegen den Uhrzeigersinn bestätigte nur, was mein Arm fühlte.

Einen alten Stimmnagel herauszudrehen und einen neuen exakt gleicher Größe einzuschlagen macht genauso wenig Sinn.
Nach meinen Erfahrungen muss ich einen eine Nummer dickeren Wirbel nehmen, um nach dem Neubesaiten auf den glleichen Wirbelsitz zu kommen wie vorher.
 
Na zum Glück bin ich nicht so zart besaitet :-) Sonst würde ich mich glatt verunsichern lassen. Aber darum geht es auch gar nicht.

Kein Mensch kann eine Aussage darüber machen, wie es dem Flügel in 5, 10, 50 Jahren geht. Wie er diese Neubesaitung wegsteckt.
Aussagen, die sich auf Tests berufen, sind ja schon mal nicht schlecht. Allerdings wurden diese Tests mit anderen Ausgangsmaterialien durchgeführt. Die Vergleichbarkeit bleibt ungewiss.
Andererseits stimmt Michael den Flügel seit 4 Jahren und kennt das Vieh. Er hat ne Menge Erfahrung aufm Buckl und will mir ganz bestimmt nix Böses. Warum, dann nicht auf die alten Nägel vertrauen?

So richtig plausibel machen konnte mir noch keiner, warum das Verfahren langfristig schlecht sein soll. Die Problematik bei unregelmäßigen Gewinden und neuen Umdrehungen leuchten mir ein. Aber daraus den schlechteren Halt ableiten, die Brücke kann ich noch nicht schlagen.
Also alles was über ein "vielleicht" hinausgeht dürfte schwierig werden zu belegen. Aber ich krame den Faden in 10 Jahren wieder hervor ;-)

LG, Sesam
 
Ich habe versucht, neu zu besaiten und die alten Wirbel drinnen zu lassen, mit dem Ergebnis war ich nicht zufrieden.

Mache mal einen Test:
- Die alte Saiten abzwicken und den Wirbelsitz gemessen.
- Den Wirbel die benötigten Umdrehungen herausgedreht und ohne Saite wieder eingeschlagen
- wieder gemessen
Natürlich habe ich alles vorher getestet - aber nicht so wie Du beschreibst, denn ich habe ja die Nägel wieder rein geschraubt und nicht geschlagen. Erst am Ende hab ich sie etwas tiefer gesetzt, da ich noch Platz hatte, zumal ich 3 Windungen und nicht 4 wie der Erstbezug genommen habe.
Wäre das im Test nicht gelungen, und hätte ich mit der vielen Arbeit nur ein suboptimales Ergebnis erreicht, hätte ich sofort neue Stimmnägel genommen. Der Satz lag daneben. Ich war also ursprünglich bereit neue Nägel zu nehmen...
Der alte Satz sitzt aber perfekt so wie er jetzt drinnen ist.

LG
Michael
 
Ha, ich werde mich selbst davon überzeugen. Nehm ich halt einen Schraubenschlüssel in die Hand und dreh mal ein paar von den Dingern raus und rein. Man muss die nur richtig festziehen, bis das Holz knackt, dann halten die schon!
 
Natürlich habe ich alles vorher getestet - aber nicht so wie Du beschreibst, denn ich habe ja die Nägel wieder rein geschraubt und nicht geschlagen.

Du hast Recht, ich habe das schlecht beschrieben, ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass diese Testreihe ohne Saitenzug stattfand, alle anderen Arbeiten aber genauso stattfinden, wie mit Saite.

Es müsste heißen:
"- Den Wirbel die benötigten Umdrehungen herausgedreht, wieder etwas hineindrehen und den Wirbel ohne Saite setzen"

Man kann aber wie geschildert auch vor dem Neubesaiten und nachher im Gestimmten Instrument den Drehmoment gegen den Uhrzeigersinn messen.

Aber das ist eigentlich egal.
Wenn Du sagst, dass der Wirbelsitz jetzt nach dem Neubesaiten mit den alten Wirbelm optimal ist, dann passt doch alles. Vermutlich war er dann vorher zu straff.
 
Da musst du deine Jahrzehnte Klavierbau-Erfahrung in einen Tag packen. Ich werde dir so viele Fragen stellen, dass Bücherregale für die Antworten nicht ausreichen! ;-)

Und wenn ich bei Euch in der Nähe wäre würde ich mich bereit erklären alles ins elektronische Bücherregal zu schreiben, denn diese Fragen und Antworten würden uns alle sicherlich auch interessieren. So lang wie das Lang Lang Thema würde es wohl nicht werden. ;)

Ich finde es hochinteressant und spannend hier zu lesen.
 
so gehts mir auch. Ich verstehe zwar zu 80% nur Bahnhof, aber manches kann ich trotzdem nachvollziehen.

Wir legen einfach unsere Prozente zusammen, bei mir sind es auch so um die 20, dann kriegen wir die 100 schon zusammen. Schwarmwissen! ;-)
Obwohl, das greift ja eher bei statistischen Fragen... Die könnte dann lauten: Bricht mein Flügel innnerhalb der nächsten 3 Jahre entzwei? :denken::lol:

LG, Sesam
 
In Sachen Fragen und Antworten in Bücherregalstärke kam mir gerade eine Idee: Michael hat doch so ein schönes Streichelhandy mit dem man Sprachmemos aufnehmen kann. Ihr könntet Eure Fragen und Antworten aufnehmen. Michael würde mir die Datei (oder mehrere falls Euch später noch etwas einfallen sollte) dann schicken und ich würde es hier ins Thema schreiben falls es gewünscht ist. Ich kann zwar nicht schnell Klavier spielen aber an der Tastatur bin ich ziemlich flott weil ich da keinen Daumenuntersatz machen muss ;).
 

Marlene, die Idee ist prinzipiell gut. Aber wahrscheinlich würde man die Fragen und Antworten nur mit Kontext verstehen. Und ich sehe hier schon eine Protestwelle losrollen, wenn Micha etwas unkonventionelle Antworten gibt, die aber eben auf diesen speziellen Sachverhalt zutreffen. Und das alles vollständig abzubilden, ist schriftlich schwer bis unmöglich. Stichwort "implizites Wissen"!
 
Stimmt. Wir bekommen ja auch jetzt schon viel vermittelt. :)
 
und ein paar Geheimnisse muss Michael ja auch unbedingt für sich behalten. Ich liebe nämlich diesen geheimnisumwitterten Charme, den ein Flügel und sein Innenleben besitzt. Da gehts mir wie bei einer tollen Frau: Die muss auch ein paar Geheimnisse behalten, das macht sie nur noch interessanter.

Viele Grüße
hennes
 
Hab' grad keinen zur Hand. Ist es zu sehen?
Bin auf'm Sprung in die Werkstatt...
 

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