Flügel Blüthner Aliquot Bj. 1887 Reparaturdoku

Ich glaube auch, der Michael hat die Wirbel nur soweit rausgedreht, wie gerade eben ausreichte, dann die neuen Saiten eingefädelt und wieder reingedreht? Dann wären die Wirbel nie ganz aus dem Stimmstock heraus gewesen.
 
Ich glaube auch, der Michael hat die Wirbel nur soweit rausgedreht, wie gerade eben ausreichte, dann die neuen Saiten eingefädelt und wieder reingedreht? Dann wären die Wirbel nie ganz aus dem Stimmstock heraus gewesen.

Eben, Du mußt die umständlich einfädeln. Nimmst hingegen neue Wirbel bei einem freien Wirbelfeld, wickelst die Saite auf den Wirbel und schlägst ihn ein. Da brauchst dann für den Neubezug nicht mal n Tag und hast in ein paar Stunden des Instrument komplett bezogen.

Viele Grüße

Styx
 
hab mir mal das video angesehen....sehr schön....frage mich nur warum der filz an der dämpferprallleiste blau ist.......
 
hab mir mal das video angesehen....sehr schön....frage mich nur warum der filz an der dämpferprallleiste blau ist.......
Danke!
Meinst Du beim Blüthner? Ich habe daran nichts geändert...
Der hat auch blauen Unterfilz an den Hämmern.
Ich habe mich übrigens in gleicher Weise gewundert wie Du, dass Blüthner früher rote Rahmenfilze hatte. Dem Material zufolge ist das alles Original. Auch hat noch niemand seit 127 Jahren den Rahmen herausgenommen gehabt.

LG
Michael
 
DDR Blüthner hatten häufig roten Filz....ob des vielleicht politische Gründe hatte? Braunen Filz gab es ja in der DDR offiziell ned :lol::lol::lol:

Viele Grüße

Styx
 
Hallo,

@Styx: solange die Funktionalität der alten Wirbel gewährleistet ist, finde ich sie einfach schöner. Glänzende neue Wirbel hätten nicht ins Gesamtbild gepasst ;-)

@VitaminP: Ich weiß nicht genau, was die Dämpferprallleiste ist. Muss das Video nochmal gucken. Allerdings wurde vor 4 Jahre der Filz an der Stelle, wo die Hammerstiele aufliegen erneuert. In blau. Die Erneuerung war notwendig und die Farbwahl eine Hommage an die heute übliche Filzfarbe. ....weiß aber nicht, ob du dieses Teil überhaupt meinst.

LG, Sesam
 
@Sesam: So wird ein Schuh daraus....dann haben sie wohl die Prallleiste gleich mitgemacht :-)
 
@Sesam: So wird ein Schuh daraus....dann haben sie wohl die Prallleiste gleich mitgemacht :-)

Um die Dampferprallleiste neu zu befilzen muss man sie demontieren und um sie demontieren zu können muss man die ganze Dämpfung abnehmen. Da wäre es noch wahrscheinlicher, dass alle Filze vorher blau waren und das Instrument im Rahmen einer Neubesaitung rote Filze bekommen hat der Prallleistenfilz noch original ist.
 
Um die Dampferprallleiste neu zu befilzen muss man sie demontieren und um sie demontieren zu können muss man die ganze Dämpfung abnehmen. Da wäre es noch wahrscheinlicher, dass alle Filze vorher blau waren und das Instrument im Rahmen einer Neubesaitung rote Filze bekommen hat der Prallleistenfilz noch original ist.
Ich bin sicher, dass der rote Rahmenfilz original war und auch der Blaue von der Dämpferprallleiste. Die roten Unterfilze der Dämpfung sind ja auch original. Sesam sprach von der Hammerprallleiste in diesem Fall. Bei vollengl. Mechanik hieße sie Schwebeleiste. ;-)

LG
Michael
 

Hatten wir das nicht mal schon weit vorne im Thread? Ich dachte, der Stand war, dass Blüthner erst später mit der blauen Markenzeichen-Farbe anfing, und es durchaus also alte Instrumente gibt, bei denen "rot" korrekt ist... im Gegenteil wäre da eine "Renovierung" auf blau einfach falsch, denke ich.
 
Stimmt kalessin, auch wenn es schlussendlich klanglich keine Bedeutung hat, so ist man halt meiner Einschätzung gegenüber lieber skeptisch ;-)
Natürlich kann ich irren, wie jeder andere auch, aber wenn man so ein Ding vor sich hat und zerlegt, spricht es förmlich zu einem... Das ist, was mir unendlich Spaß macht an der Arbeit. Die Instrumente erzählen mir, wer an ihnen gearbeitet hat. Oft waren es mehrere verschiedene Leute zu unterschiedlichen Zeiten , mit handwerklich unterschiedlichen Fähigkeiten und den jeweils verfügbaren Materialien, welche sich ebenfalls unterscheiden. Man kann förmlich zum Archäologen werden...
Und wenn etwas original ist, dann erkennt man das sehr gut an verschiedensten Details.

LG
Michael
 
Ah ok, danke. ich dachte, alte Wirbel nimmt man auch ganz raus.
Dass etwas zu einem spricht, geht mir mit Dächern auch immer so, wenn man sie komplett erneuert. Man findet Vieles oft Interessantes von unterschiedlichen Handwerkern und kann sogar beim Abriß an ihrer Arbeit lernen.
 
Ah ok, danke. ich dachte, alte Wirbel nimmt man auch ganz raus.
Ja, normalerweise! Danach wird der Stimmstock vorgebohrt (geputzt) und mit dickeren Stimmnägel bezogen. Wenn, wie in diesem Fall 6,90mm Dicke drinn waren, sollten es mindestens 7,10er werden. Nachteil wäre bei dem ziemlich knappen Abständen wegen der 4 Saiten, dass einige der Saiten dann jeweils an die Nachbarwirbel ankommen und beim stimmen u.U. jeweils die vorige, schon gestimmte Saite nochmals korrigiert werden muss.

LG
Michael
 
Das mit dem zu einem Sprechen kenne ich auch aus der Restaurierung. Da denke ich manchmal, waren die noch zu retten bei so einem Murks.
Gibt es in Klavieren oder Flügeln auch handgeschriebene Signaturen oder Unterschriften mit Datumsangabe? So etwas fand ich mal an den Stukkaturen an der Decke in der großen Halle im Nymphenburger Schloss (da wurden die Fenster restauriert). Da fanden sich mehrere handgeschriebene Widmungen auch aus dem 19. Jh. Von unten siehts natürlich keiner. Sehr witzig auch mit Berufsangabe.
Und Michael vielen Dank für das tolle Video!
Gruß Ivory
 
Ja, @Ivory
Auch Signaturen sind manchmal zu finden, Widmungen und all das Zeugs.. Von Meinereiner wird in Zukunft niemand derartiges vorfinden. Hatte nie Bedürfnis danach, der Nachwelt eine Signatur zu hinterlassen. Was mir aber schon öfter passierte, dass ich ein Klavier, dass inzwischen den Besitzer gewechselt hat mit einem Blick auf die Hämmer und Regulation als "meine Arbeit" identifiziert habe. Ganz komisch, denn an Marke oder sonstigen optischen Merkmalen konnte ich mich nach 20 Jahren oder mehr nicht erinnern. Und weil ich es kaum glauben kann, frage ich auch immer nach, woher denn das Klavier stammt... Es stellt sich heraus, dass ich es gerichtet habe. Das zaubert mir dann gerne ein Lächeln ins Gesicht. :-)

LG
Michael
 
So, liebe Clavioten, jetzt kann ich euch über das Happyend der Aktion Saitenwechsel berichten.
Seit gestern steht der Flügel wieder bei mir und ja, was soll ich sagen, der ganze Aufwand hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Mein erster Eindruck vom Besuch bei Micha Ende August hat sich nun unter den Originalverhältnissen bestätigt. Saitenwechsel und Stegdruck erhöhen haben den Flügel um 90 Jahre verjüngt, ohne ihm den von mir so geliebten unmodernen Klang zu nehmen.
Der Flügel hat jetzt einen differenzierteren Dynamikumfang, was ich mir aber auch erst "erüben" muss. Der Klang ist mit einem Wort: fantastisch!
Was die Stimmhaltung betrifft, werde ich euch auf dem Laufenden halten. Er kam nach einer Nacht im LKW in tadellos gestimmtem Zustand an. Das ist ja schon mal kein ganz schlechtes Zeichen. Aber die nächsten Wochen bringen Klarheit. Was den Flügel betrifft bin ich diesbezüglich reichlich entspannt, allerdings kämpfe ich mit einem halbwegs stabilen Raumklima. Dieses komische Wetter, bringt auch starke Feuchtigkeitsschwankungen mit sich. Dampp Chaser ist angestöpselt und der hat's die letzten 4 Jahre schon ganz gut gemacht.
Die Organisation des Flügeltransports und das gesamte Drumherum hat mir keine grauen Haare beschert. Micha hat sich um alles gekümmert :-) Ich musste nur den Türöffner betätigen, als die lustigen Transporteure anrückten.
Es verlief alles wie im "Vorgespräch" vereinbart. Der Flügel hat außer den Saiten und ein paar Holzspänen vom "Tieferlegen" keine Originalsubstanz eingebüßt, obwohl das ein Haufen Mehrarbeit war. Dafür sieht er genauso aus wie vorher, die Saiten glänzen natürlich mehr, aber er klingt wirklich einzigartig für mich. In den nächsten Wochen bin ich jedenfalls aufgeräumt!

LG, Sesam
 

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