Die Etüdenfrage

alibiphysiker

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Hallo allerseits,

wie in einem anderen Faden schon angekündigt, würde ich hier gerne einen Faden zum Sinn oder Unsinn verschiedener Etüdensammlungen eröffnen.

Mir fallen momentan folgende Etüdensammlungen ein:

Chopin op. 10 und op. 25
Debussy Etüden L136
Liszt Etudes de Execution transcendentale
Prokofiev op. 2
Rachmanninov "Etudes Tableaux" op. 33 und op. 39
Saint-Saens op. 52 und op. 11
Schumann Symphonische Etüden
Skrjabin op. 8 op. 42 op. 65

Sinn dieses Faden soll es sein, die Vor- und Nachteile verschiedener Etüdensammlung gegeneinander abzuwiegen. Darüberhinaus würde es mich interessieren, welches die "Spezialgebiete" bestimmter Etüdensammlungen sind.

Desweiteren würde ich gerne wissen, weshalb die Chopinetüden scheinbar den Gold-Standard des fortgeschrittenen Klavierunterrichts darstellen. Was können die Chopin-Etüden, was andere Etüden nicht können?

Außerdem habe ich das Gefühl, dass gerade die Etüden von Prokofiev und Rachmanninov bei einigen Klavierlehrern/Profis nicht sonderlich beliebt sind, woran liegt das? Kann man mit ihnen nichts lernen? Verfehlen sie den Sinn einer Etüde?

Ich werde in einem weiteren Post meine Erfahrungen mit einzelnen Etüden/Etüdensammlungen zum Zwecke der Diskussion von mir geben, allerdings nicht im Eröffnungspost. Dann wäre er doch arg überladen.

Liebe Grüße,

Daniel
 
Ich finde, man muss hier Äpfel und Birnen unterscheiden. Klassische etüden gibt es von Hanon, Czerni, Cramer/Bülow etc. die wirklich sehr stark technisch orientiert sind. Bei den o.g. Sammlungen wird zwar immer ein technisches Problem thematisiert. Gleichzeitig musst Du aber auch auf die Musikalität achten, Interpretation u.a. Oftmals heissen diese Etüden auch nicht umsonst "Konzertetüden". Der Zyklus von Schumann sind ja Thema, Variationen und Finale mit entsprechenden technischen "Übungen". Das bekommst Du aber als Hörer gar nicht so mit! Mir wurde das auch erst bewusst, als ich selber angefangen habe diese zu üben
 
Ich kann mich nur Pianojayjay anschließen. Ich finde, wer "Etuden" spielen will um seine "Technik zu verbessern", der kann ruhig Czerny, Hanon, etc. spielen. Chopin Etuden sollte man unter keinen Umständen als reine Technikübungen auffassen, sondern als tolle musikalische Stücke, die einen aber auch vor große technische Probleme stellen - das ist etwas anderes. Ich möchte doch zu einigen Etudensammlungen die ich kenne und mit denen ich Erfahrungen gemacht habe einige Kommentare abgeben :-)

Hanon: Sehr sehr umstritten, da absolut mechanisch. Ich habe mit Hanon Übungen gute Erfahrungen gemacht, allerdings sind sie sehr mit Vorsicht zu genießen. Mehr als einige Minuten (bei mir maximal 10-15 wenn ich 2h übe) würde ich dafür nicht investieren. Eine sehr hilfreiche Variante von Hanon ist: Man nimmt sich eine der ersten 31 Etuden und spielt sie in allen Tonarten durch, benutzt dabei aber immer die gleichen Fingersätze. So kommt man vom sturen Weiße-Tasten-Üben weg.

Czerny: Kann speziell die 160 8-taktike Etüden empfehlen. Sind ganz interessante kleine "Stückchen" und beschränken sich dadurch jeweils wirklich auf ein einziges Problem. Man kann sich da super kleine Ergänzungsetüden raussuchen, wenn man irgendwo technische Schwierigkeiten hat. Wer mehr Zeit in Czerny investieren will, kann z.B. die Schule der Geläufigkeit, Kunst der Fingerfertigkeit etc. verwenden.

Chopin: Allesamt tolle Stücke, die sich auch hervorragend zum Vorspielen in Konzerten eignen! Für Chopin Etüden sollte man sich Zeit nehmen und sie auffassen als tolle Stücke, so wie alle anderen Stücke die man übt. Man sollte nicht sagen: "Ich übe jetzt erst meine Tonleitern und Chopin Etude als Technikübung, und übe danach mein aktuelles Stück XYZ", sondern man sollte sagen: "Ich übe meine Tonleitern als Technikübungen, und übe dann meine aktuellen stücke Chopin Etude und XYZ". Ich hoffe es ist klar geworden, was ich damit sagen will... :-)

In diesem Sinne frohes Techniktraining :D
Dominik
 

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