Auswendiglernen von Präludium und Fuge c-moll BWV 847

  • Ersteller des Themas Beaufort
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Danke @Manuela , Lilypond werde ich mir einmal anschauen.
Jannis
 
Hallo Beaufort,

Deine Probleme mit dem Auswendiglernen kennt eigentlich jeder. Und die meisten quälen sich eigentlich ständig damit, was daran liegt, dass sie es sich nicht zur Regel machen alles was man einübt auch auswendig zu lernen. Es ist damit genauso wie mit dem Auswendiglernen von theoretischen Dingen, die in Schulen oder Hochschulen gelehrt werden. Auch hier ist es nur eine Frage der Routine, wieviel Mühe man darauf verwendet. D.h.,wenn Du erst einmal ein paar Wochen jeden Tag auswendig gelernt hast, wirdes danach wesentlich schneller von der Hand gehen und auch nicht mehr soviel Energie kosten. Anders ausgedrückt: Du musst einfach nur Dein in dieser Hinsicht etwas eingerostetes Gehirn wieder in Schwung bringen. Zugegebenermaßen ist das bei Bach aufgrund der Komplexität seiner Werke, vor allem bei Fugen, immer etwas schwieriger als bei anderen Komponisten, aber auch hieran gewöhnst Du Dich.

Ich habe zu früheren Zeiten die kompletten 6 Bachsuiten erarbeitet. Was bedeutet, dass ich alles auswendig spielen können musste. War am Anfang auch etwas schwieriger, aber dann ging es immer schneller. Künstlerisch hat mir das sehr viel gebracht. Ich konnte meinen ganzen Focus auf die künstlerische Gestaltung legen und war durch das Notenlesen nicht mehr abgelenkt.
Und das wird für Dich die aller wichtigste Erfahrung sein beim Auswendigspielen: Alles ausschalten, das Dich bei der Selbst- und Musikwahrnehmung stören oder ablenken könnte. Das ist der Grund warum man am besten mit geschlossenen Augen spielen sollte. Der bloße Einfall von visuellen Reizen durch das Auge lenkt das Gehirn bereits ab. Das ist natürlich beim Klavier weniger möglich als beim Cello, aber zT geht das auch.
Oder anders gesagt: Du musst die Musik so gut verinnerlicht haben, dass Du sie nur noch so abspulen kannst. Dann bist Du in der Lage quasi über Dir zu stehen und Dich selbst als MEDIUM DER MUSIK zu begreifen. Wenn Du das bei allem tust was Du spielst, und vor allem bei Bach, bist nur so in der Lage wirklich künstlerisch zu reifen.
Viel Spaß beim Lernen
 
Hallo Piacello,
erst einmal herzlichen Dank für den ausführlichen Beitrag. Alles was Du sagst ich sicherlich richtig. Obwohl ich festgestellt habe, dass ich das besagte Präludium tatsächlich hätte auswendig lernen können, habe ich es zunächst aufgegeben. Ich habe einfach zu viele Baustellen im technischen Bereich, z.B. locker und nicht verkrampft zu spielen, Oktaven, gebrochene Akkorde usw.
Außerdem darf ich mein Alter von 70 nicht vergessen. Mir bleiben ja "nur" noch ein paar Jahre, wo ich noch musikalisch wachsen kann. Ich finde da gehört das Auswendiglernen nicht zu den absoluten Prioritäten. Ich mache das, was physisch und mental möglich ist, bin hoch motiviert und diszipliniert, wahrscheinlich aufgrund der Liebe zur Musik. Einen burnout will und kann ich mir nicht leisten.

Ich arbeite jetzt seit rund 9 Monaten mit meinem Klavierlehrer. Für meinen Einsatz bin ich bereits reichlich belohnt worden und eine Grenze nach oben ist noch nicht sichtbar. Dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ich aus dem Gröbsten heraus bin, vielleicht in einem Jahr, bei guter Gesundheit und weiterhin mehrstündigem Aufwand pro Tag, versuche ich das noch einmal mit dem Auswendiglernen.
Ich stelle mir einmal vor, dass die zwei Seiten des Präludiums doch zu schaffen sein müssen, verglichen mit einer ganzen Sonate mit der ständigen Angst vor einem blackout.

Also noch einmal Vielen Dank und liebe Grüße aus Portugal
 
Ich stelle mir einmal vor, dass die zwei Seiten des Präludiums doch zu schaffen sein müssen, verglichen mit einer ganzen Sonate mit der ständigen Angst vor einem blackout.
Natürlich ist das gerade bei diesem Praeludium sogar relativ einfach (!) zu schaffen: du brauchst hier zunächst nicht mehr, als die Akkordfolge (es bestaht aus in Bewegung gesetzten Akkorden im Hauptteil) und maximal 2-3 Muster der Ausschmückung der Akkordfolge. Danach folgt prinzipiell nichts aufregendes, sondern diatonische Spielfiguren im Sextabstand (die auch allesamt harmonisch einfach sind)
boa niote :-)
 
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Außerdem darf ich mein Alter von 70 nicht vergessen. Mir bleiben ja "nur" noch ein paar Jahre, wo ich noch musikalisch wachsen kann. Ich finde da gehört das Auswendiglernen nicht zu den absoluten Prioritäten. Ich mache das, was physisch und mental möglich ist, bin hoch motiviert und diszipliniert, wahrscheinlich aufgrund der Liebe zur Musik. Einen burnout will und kann ich mir nicht leisten.

Ich arbeite jetzt seit rund 9 Monaten mit meinem Klavierlehrer. Für meinen Einsatz bin ich bereits reichlich belohnt worden und eine Grenze nach oben ist noch nicht sichtbar. Dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ich aus dem Gröbsten heraus bin, vielleicht in einem Jahr, bei guter Gesundheit und weiterhin mehrstündigem Aufwand pro Tag, versuche ich das noch einmal mit dem Auswendiglernen.
Ich stelle mir einmal vor, dass die zwei Seiten des Präludiums doch zu schaffen sein müssen, verglichen mit einer ganzen Sonate mit der ständigen Angst vor einem blackout.

Also noch einmal Vielen Dank und liebe Grüße aus Portugal

Lieber Beaufort,
ich habe das Gefuehl, dasz Du Dich selbst blockierst. Bekanntlich ist das Gehirn eigentlich ein ganzes Leben lang plastisch und lernfaehig. Auszerdem weisz keiner, "wieviel Zeit einem bleibt". Es ist dem Lernen ueberhaupt nicht foerderlich, staendig zu denken, man habe "keine Zeit mehr". Kennst Du die Thesen bzw. Forschungen zur Paedagogik von Gerald Huether (http://www.gerald-huether.de)? Das ist jetzt einmal ausnahmsweise kein "sinnloses Hirnbla" (dezenter Hinweis an @rolf , der mit Recht anderes Hirnbla gebrandmarkt hat).
Eines ist aber klar: In Streszsituationen spult das Hirn eine Art Notprogramm ab, da ist Lernen nicht angesagt. Das Lernen funktioniert dann besonders gut, wenn sich das Hirn "selbst belohnt". Wenn eine Stelle nicht funktioniert, bzw. Du sie Dir nicht merken kannst, lohnt es sich durchaus zu fragen, warum man sie sich nicht merken kann. Die Antwort sollte dann sein: Das ist so genial und ueberraschend, was da kommt, das finde ich ganz toll, weil....denn ich haette "viel platter nur dies und jenes erwartet".
Auf einmal kann man sich dann die Stelle merken, weil, wie Huether es ausdrueckt, eine "Begeisterungsgieszkanne" im Hirn begonnen hat, welche die Neuronenverbindungen "duengt". Wenn man jetzt noch weiter analysiert und sich sagt, dasz das so genial ist, dasz man wissen will, ob so etwas Aehnliches in dem Stueck noch einmal vorkommt etc., dann lernt man auf einmal wie von selbst.
Das Privileg der Jugend ist nicht ein viel plastischeres Gehirn sondern die nicht saettigbare Neugier. Wenn man einem lernwilligen Klavierschueler, auch "begabter Schueler" genannt, sagt: "Heute lernen wir, wie wir Doppeloktaven ueben und spielen koennen", oder "heute lernen wir, wie Albertibaesse gespielt werden", werden seine Augen leuchten und er wird alles aufsaugen, was man sagt. Die begabte Klavierschuelerin macht das natuerlich genauso. D.h. die Schuelerin oder der Schueler vertraut dem Lehrer und zieht ueberhaupt nicht in Zweifel, dasz sie oder er es lernen wird. Mit zunehmender Erfahrung und damit zunehmendem Alter werden wir aengstlicher (durch Miszerfolge, berechtigte oder unberechtigte Kritik, auch Selbstkritik) und verlieren diese Lernbegeisterung.
Genau das erschwert aber das Lernen so ungemein.
Objektiv gesehen ist zwar das c-moll Praeludium nicht so schwierig, auswendig zu lernen. Aber probiere das Auswendiglernen doch erst einmal mit Stuecken, die fuer Dich technisch kein Problem darstellen, z.B. ein kurzes Kinderlied. Vielleicht eines, das Dir aus Kindertagen in Erinnerung ist und das eine einfache Harmonisierung hat. Aber das Stueck oder Kinderlied oder was auch immer musz Dir Spasz machen, sonst wird das nichts mit dem Auswendiglernen.
Kurz gesagt, fuer mehr Begeisterung an der Arbeit und weniger zwanghafte Zielorientierung am Klavier. Bitte, das natuerlich fuer Laien, fuer Profis moegen zumindest zeitweise andere Kriterien gelten, aber ein ungeliebtes Stueck wird auch er weder gern lernen noch mit Begeisterung spielen.
Konkret zu Deinen Problemen Stellung zu nehmen, ist natuerlich Kaffeesatzleserei. Beim Auswendigspielen gilt jedoch umsomehr, das ein einzelner Ton oder Akkord ueberhaupt keine Musik ist sondern erst die zeitliche Abfolge der Toene, Harmonien. Das heiszt aber auch, dasz wir nicht statisch Akkord 1, Akkord 2 etc. auswendig lernen sondern diese aufeinander beziehen durch eine Kadenzbildung zum Beispiel. Vielleicht liegt auch daran ein Teilproblem.
Jannis
 
Hallo Beaufort,

Schön, dass Du so persönlich auf meinen Beitrag eingegangen bist. Man weiß hier ja nie so recht mit wem man es zu tun hat.
Nur noch ein paar kurze Anmerkungen:
Du hast es ja wahrscheinlich schon bemerkt: Musizieren hält jung !
Alle die ich kenne und in etwa im Deinem Alter sind, haben eines gemeinsam: Sie wirken mindestens 10 Jahre jünger.
Begreife einfach das Erlernen Deiner Stücke als neue Herausforderung, mit dem Du Dir nur selber einen großen Gefallen tust. Es ist selbstverständlich, dass das nicht in Stress ausarten darf. Aber Du hast doch sicherlich schon einmal von positivem Stress gehört. Gerade wenn man, und so vermute ich das bei Dir, nicht mehr im Arbeitsleben steht, ist es sinnvoll sich neue Ziele zu suchen und an deren Erreichung zu arbeiten. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jemand wie Du das kann.

Aber es ist auch in anderer Hinsicht wichtig die Stücke zu beherrschen.
Du sprachst davon, an Deiner Lockerheit zu arbeiten. Auch von Angst vor einem Blackout und nicht mehr weiter zu wissen.
Beides hängt sehr eng miteinander zusammen. Denn beim lockeren Spiel ist es erforderlich, dass Du einen ganz wesentlichen Focus Deiner Aufmerksamkeit darauf legst. D.h., Du brauchst dann 80 % Deiner Konzentration dafür Deinen Körper zu kontrollieren und beim Spiel quasi nicht anzustrengen. Das funktioniert nur, wenn Du die Musik so verinnerlicht hast, dass Du keine Noten brauchst und wie schon erwähnt, die Musik nur noch so durch dich hindurch fließt. Diesen Fluß kann man nur schwer erreichen, wenn man auf Noten starrt. Zumindest wenn man zu den Lernenden gehört.

Genauso ist es mit Deiner Angst vor einem Blackout.
Mangelnde Lockerheit beim Spiel ist nicht nur körperliche Verkrampftheit,sondern auch mentale. Nur wenn Du beim Spiel vollkommen gelassen bist, wirst Du die Musik durch Dich hindurch fließen lassen können. Das ist der Grund, warum viele Berufsmusiker darauf angewiesen sind mit Felsenkrais, Alexandertechnik, Meditation oder gar Yoga zu experimentieren. Man könnte auch sagen, Musizieren ist ein Form der Meditation. Wenn Du Dich beim Spiel vollkommen abschaltest und Deinen Körper nur noch das tun lässt, was er GELERNT hat, kannst Du gar keinen Fehler mehr machen. Es sei Denn Du hast zu wenig geübt. In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Freude bei Deinen neuen Herausforderungen.
 
Ich würde vorschlagen, erstmals das Stück öfters zu hören. Wenn du das Stück vom Anfang bis zum Ende mitsingen kannst, solltest du den 2 Schritt machen: und zwar mit möglichst viel Einzelheiten es zu verstehen versuchen.

Erst dann versuche das Stück von den Noten auf die Tasten zu übertragen und lerne so die Fingerbewegungen, denn du hast ja das Stück schonmal auswendig gelernt. :super:

Eine Musik, die du nicht mitsingen kannst, kannst du nicht auswendig spielen.
 
Lieber Beaufort,
ich habe das Gefuehl, dasz Du Dich selbst blockierst.
@jannis dieses Gefühl habe ich nicht - aber davon abgesehen möchte ich dir für deinen sehr schönen Beitrag danken!

Für das notenfreie inwendige spielen des c-Moll Praeludiums (ich mag irgendwie die Formulierung "auswendig lernen" nicht, sie trifft nicht das, was tatsächlich geschieht) ist es es primär notwendig, zu verstehen, wie das Praeludium konstruiert/gebaut ist. Es besteht nicht aus einer unübersehbaren Folge von 16tel-Noten! Es besteht aus melodisch verzierten Akkordbrechungen!! Letzteres ist für das memorieren relevant: man muss 1. begreifen, dass im Hauptteil jeder Takt einen Akkord doppelt spielt und dass 2. diese einfach erkennbaren Akkorde nach einem wiederkehrenden Muster melodisch "verziert" werden.

Der erste nötige Schritt ist, die viertaktig organisierten Akkordfolgen (Harmoniefolgen) zu ermitteln (zu begreifen) und als sinnvolle Harmoniefolge(n) ins Gedächtnis zu bringen. Das ist eigentlich sehr leicht, nicht anders, als wenn man den Choral in Chopins g-Moll Nocturne "lernt". Der zweite Schritt ist dann dafür da, sich Klarheit über die melodische Gestaltung innerhalb jedes gebrochenen Akkords zu verschaffen. Hier wird man schnell erkennen, dass es nur 2-3 Muster gibt, die sich wiederholen.

Am Exempel des 1. Takts:
(fett Akkord- bzw. Harmonietöne)
rechts: c-es-d-es-c-es-d-es
links: c-g-f-g-es-g-f-g
aha: also ein c-Moll Akkord
also ist der Akkord: c-es-g-c-es-c -- unschwer ist die inliegende Sextparallele erkennbar, welche die diatonischen (leitereigenen) Töne d und f reinbringt.

Nach diesem Muster kann man im Hauptteil alle Takte unschwer für das Gedächtnis akkordisch "simplifizieren" bzw. "reduzieren"

Dieses Praeludium ist ebenso einfach akkordisch/harmonisch zu memorieren, wie das 1. Praeludium WTK I oder das schöne "Lautenpraeludium"

Ganz allgemein gesagt: Musik "auswendig zu lernen" bedeutet primär, den Aufbau (die Struktur) zu erkennen und sich diesen einzuprägen (das sind nahezu immer sehr viel weniger Noten als die, die tatsächlich notiert sind!!)
 
Danke @rolf , genau das habe ich, vielleicht nicht so schoen wie Du, schon in einem anderen thread geschildert (https://www.clavio.de/threads/artikulation-bei-bach.21526/#post-467826). Er verweist halt sehr oft auf sein Alter, ja, vieles mag da nicht so einfach sein, aber auch als Juengerer weisz man nicht, wieviel Zeit bleibt. Wenn ich mit dem Gedanken uebte, uff, da waere ich tatsaechlich blockiert. Danke fuer die Darstellung des Inwendigspielens, genau so ist es.
Jannis
 
Auswendigspielen ….. bei mir ist es eine Mischung aus drei Methoden:

Durchspielmethode: Ich spiele das Stück möglichst von Anfang bis zum Ende durch und präge mir die Läufe und Muster ein sowie die Wiederholungen, Dynamik etc (vorausgesetzt, man ist guter Blattspieler).

Kognitivmethode: Mir bekannte Läufe und Muster werden benannt und eingeprägt z.B. Rechte Hand; ist ein c-Lauf bis zu Note xy aufsteigend und dann ab xy Note absteigen, linke Hand; eine c-moll Harmonie, rechte Hand; danach folgen drei Triolen, ein Triller beginnend mit Note xy, etc. etc.

Mentalmethode: Ohne Klavier auf dem Sofa oder sogar im Bett …. spiele ich die Stücke gedanklich durch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass man Aufbau, Harmonien und sonstiges beim Auswendiglernen versucht zu erkennen und evtl. auch zu analysieren, ist, denke ich, selbstverständlich.

Denn jeder versucht beim Lernen Strukturen zu erkennen, um sie quasi als Eselsbrücken für sich zu nutzen. Man könnte das auch als musikalische Memotechnik bezeichnen.

Im Übrigen aber auch ein weiterer Grund ein Stück auswendig zu lernen. Denn erst das hierdruch noch tiefere Verständnis des Werks, gibt ein schönen Einblick in die Kompositionstechnik des Schaffenden, das man dann auch für eigene Kompositionsversuche für sich nutzen kann. Nur wenn eine größere Anzahl von Gedichten nicht nur gelesen, sondern auch auswendig gelernt wurde, kann sich dies auch in eigenen Gedichten bemerkbar machen. Zugleich wird dadurch langfristig der eigene Geschmack geprägt, was beim Erlernen großer Werke ja sicherlich auch nicht schaden kann.

Deshalb würde ich aus meinen Erfahrungen heraus auch jedem anraten einmal in seinem Leben einen größeren Werkezusammenhang zu erlernen, wie zB das komplette 1. Buch des Wohltemperierten Klaviers oder sämtliche Partiten (ca. 3- 4 Jahre). Es gibt keine bessere Möglichkeit Bach in seiner wahren Größe zu begreifen als diese und obendrein hieran künstlerisch zu reifen und zu erkennen, welche Voraussetzugen gegeben sein müssen für optimale künstlerische Gestaltung eines Werks.
 

Außerdem darf ich mein Alter von 70 nicht vergessen. Mir bleiben ja "nur" noch ein paar Jahre, wo ich noch musikalisch wachsen kann. Ich finde da gehört das Auswendiglernen nicht zu den absoluten Prioritäten. Ich mache das, was physisch und mental möglich ist, bin hoch motiviert und diszipliniert, wahrscheinlich aufgrund der Liebe zur Musik. Einen burnout will und kann ich mir nicht leisten.
Eben, dass meine ich auch. Schließlich sind es in der ausführenden Musikpraxis ausschließlich Solisten, die auswendig spielen, alle anderen haben ihre Noten . Ein anspruchsvolles Klavierduo mit Soloinstrument wird sogar oft von beiden mit Noten gespielt. Warum soll man sich dann quälen, wenn, was die Musik betrifft, doch das gleiche herauskommen kann.

Und den Anspruch, sein aktuelles Stück perfekt auswendig zu spielen wie ein Solo-Profi, und sich dafür den Spaß an der Musik zu verderben ist es nicht wert! Man sollte als Laie ein Stück so lernen, dass es einem selber gefällt - und ich glaube , dass ist schon ein großer Anspruch, an dem viele auch schon an sich selber zweifeln.

Und es zeugt von Entscheidungskraft, auch mal ein Stück wegzulegen, wenn nichts mehr geht, und dafür mit neue Elan ein neues aufzutun.

View: https://www.youtube.com/watch?v=eFFRAJP55f0
 
Es ist doch immer wieder erstaunlich wieviele Leute es gibt, die nicht wissen wie wichtig das Auswendigspielen ist. Und das gilt gerade für das Klavier.
Das zeigt nur, was für grottenschlechte Lehrer es doch gibt.
 

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